Die Vanille ist ein Gewürz, das aus den fermentierten Kapselfrüchten („Schoten“) verschiedener Arten der Orchideen-Gattung Vanilla gewonnen wird. Sie ist die einzige Nutzpflanze unter den Orchideen (Orchidaceae). Vanille in Stangenform wird auch als Königin der Gewürze bezeichnet. Der Aromastoff Vanillin ist der Hauptbestandteil des Aromas der Vanilleschote. Darüber hinaus enthält die Vanilleschote noch eine Vielzahl weiterer Aromastoffe.
Die ursprünglich in Mexiko beheimatete Kletterpflanze kommt an Waldrändern vor. Sie gehört zu den Wurzelkletterern und kann bis zu 10 m an einer Stütze emporklettern. Die gelblichen Blüten sind nur einige Stunden geöffnet und fallen nach der Bestäubung ab. Innerhalb von vier Wochen wächst eine Frucht heran, die nach 5-7 Monaten herangereift ist.
Die Gattung Vanilla umfasst etwa 120 Arten, von denen 15 aromatische Kapseln liefern, die gemeinhin als Vanilleschoten bezeichnet werden. Allerdings werden nur drei Arten kommerziell angebaut. Die wichtigste Art für die Erzeugung von Vanilleschoten ist die Gewürzvanille (Vanilla planifolia), von welcher ungefähr 95 Prozent der weltweiten Produktion stammen.
Arten und Verbreitung
Die Gewürzvanille stammt ursprünglich aus Mexiko und Mittelamerika, wird heute aber überwiegend auf Madagaskar, Réunion (früher Île Bourbon genannt, daher der Name Bourbonvanille) und anderen Inseln des Indischen Ozeans angebaut.
Gewürzvanille wird im Handel unter den Bezeichnungen Bourbon-Vanille und mexikanische Vanille angeboten. Neben der Gewürzvanille sind nur noch die Tahiti-Vanille (Vanilla tahitensis) und die Guadeloupe-Vanille (Vanilla pompona) von kommerzieller Bedeutung. Die Tahiti-Vanille wird im südpazifischen Raum angebaut. Sie ist eine nahe Verwandte der Gewürzvanille, unterscheidet sich von ihr jedoch im Aroma. Die Tahiti-Vanille enthält weniger Vanillin, jedoch höhere Gehalte an anderen aromatischen Substanzen, die den Schoten ein blumiges Aroma verleihen; sie wird vor allem in der gehobenen Gastronomie verwendet. Die Guadeloupe-Vanille stammt aus Mittel- und Südamerika und wird heute kommerziell auf den Westindischen Inseln angebaut. Sie besitzt ähnliche aromatische Eigenschaften wie die Tahiti-Vanille und wird vorrangig in der Parfümherstellung verwendet.
Anbau, Verarbeitung, Verkauf
Vanillepflanzen werden in Plantagen angebaut. Die bis zu 30 cm langen Vanille-Schoten werden kurz vor der Reife, wenn sie gelbgrün sind, geerntet. Die frischen Früchte haben noch nicht das typische Aroma und den Geschmack des fertigen Produkts. Zur Gewinnung der Vanille als hocharomatisches Gewürz müssen die Früchte erst der sogenannten Schwarzbräunung unterzogen werden.
Zunächst werden die Kapselfrüchte heißwasser- oder wasserdampfbehandelt (bei ca. 65 Grad Celsius). Anschließend folgt eine Fermentation in luftdichten Behältern, bis eine Auskristallisierung feiner Glukosenadeln zu beobachten ist. Dieser Vorgang kann bis zu vier Wochen beanspruchen. Durch die Trocknungs- und Fermentierungsprozesse wandeln sich Vorstufen des Vanillins in Vanillin, den Hauptaromastoff der Vanille, um. Gleichzeitig schrumpfen die Fruchtkapseln zu den bekannten, schwarz-braun glänzenden Vanillestangen, dem eigentlichen Gewürz. So behandelte Früchte enthalten neben ca. 3,5% Vanillin 35 weitere aromatische Substanzen, die den typischen Vanillegeschmack ergeben. Für den Transport werden die Vanillestangen gebündelt, in Pergamentpapier eingeschlagen und in Zinnbehälter gelegt.
Der langwierige Bearbeitungsprozess ist neben der künstlichen Bestäubung der Grund für den hohen Preis der Gewürzvanille. Als Vanilleschoten kommen nur die Schoten in den Handel, die ohne jegliche Mängel sind. Gespaltene oder abgebrochene Schoten werden industriell entweder zu Vanillezucker oder nach dem Mazerieren in Alkohol zu Flüssigextrakten verarbeitet.
Der Weltmarktpreis für Vanille ist starken Schwankungen unterworfen. Aufgrund schlechter Ernten und Spekulationen am Markt lagen 2016 die Einkaufspreise für Vanille aus Madagaskar bei über 400 Euro pro kg (193 $/lb.)
Mit zwei Dritteln der Welternte ist Madagaskar der größte Vanilleproduzent. Da die natürlichen Bestäuber in diesem Anbaugebiet nicht vorkommen, müssen die Pflanzen per Hand bestäubt werden - deshalb sind echte "Vanilleschoten" so teuer!
Allerdings findet heute künstlich hergestelltes Vanillearoma vielseitigen Einsatz.
Veränderliche Kosten (Gegensatz: Fixkosten) sind Kosten, die direkt z.B. durch die Tier- und Pflanzenproduktion entstehen. Dazu zählen beispielsweise Saatgut, Tierfutter, Düngemittel und Energie. In Betriebsrechnungen müssen Fixkosten und variable Kosten unterschieden werden. Variable Kosten richten sich u.a. nach Marktlage, Betriebsführung und Terminen.
Nach der Theorie des russischen Pflanzenzüchters und Genetikers Nikolai-Iwanowitsch Vavilov die Entstehungszentren unserer Kulturpflanzen. Die Wildformen unserer Kulturpflanzen stammen aus geographisch eng umgrenzten Gebieten, die fast immer identisch mit den alten Kulturzentren der Menschheit sind. Allerdings dürfen die Vavilov-Zentren nicht generell mit den Domestikationsgebieten gleichgesetzt werden, sie sind vor allem Zentren der Diversität. So ist für die Gerste der Fruchtbare Halbmond als Domestikationsgebiet anzusehen, obwohl in Äthiopien eine viel größere Variabilität besteht.
Ursprungsgebiete der heutigen Kulturpflanzen nach Vavilov, ergänzt nach anderen Autoren
Ursprungsgebiet
Kulturpflanzenart
1. Chinesisches Zentrum
Hafer, Gerste, Hirse, Soja, Bohnenarten, Bambus, Zuckerrohr, verschiedene Kohlarten, Orange, Zitrone, Pfirsich, Aprikose, Birne, Pflaume, Kische, Tee, Mohn
Für Pflanzenzüchter sind die Vavilov-Zentren auch heute noch eine ganz wichtige Quelle für Pflanzen mit nutzbaren Eigenschaften. Die zur Zeit schnell fortschreitende Flächenreduzierung dieser Biotope durch verstärkten Anbau von Zuchtsorten droht jedoch diese Pflanzenquelle in naher Zukunft auszulöschen.
Der Ausdruck 'vega' bezeichnet im morphologischen Sinne das Hochflutbett eines Fließgewässers, und danach werden auch die flussnahen, ebenen Bewässerungsflächen mit Feldern, Gartenbau und Obstbau benannt. Der aus dem Arabischen stammende Begriff wird in Spanien verwendet, aber auch für Feuchtgebiete im Bereich der andinen Atacama (Chile).
Granada und Valencia
In der muslimisch-maurischen Zeit Spaniens (ab 711 n. Chr.) war Granada eine Hochburg der Wasser- und Bewässerungskultur in Andalusien. Die Vega de Granada ist eingebettet in die Hochebene von Granada, welche von den Gebirgsketten der betischen Kordillere umschlossen ist. Hauptzweck der Wasserzuleitung war in historischer Zeit die Stadtversorgung, die Flurbewässerung der Vega-Böden war eher ein Komplementärziel. Infolge der Siedlungs- und Gewerbeentwicklung sind die meisten Vega-Flächen heute überbaut und der größte Teil der alten Wasserkanäle verrohrt, gleichzeitig ist die Landwirtschaft auf die typisch moderne Bewirtschaftung umgestellt.
Das Wassergericht von Valencia, das "Tribunal de las Aguas de la Vega de Valencia" gilt als eine der ältesten Rechtsinstitutionen in Europa. Seit fast 1.000 Jahren schlichtet das Wassergericht Konflikte der Bewässerungsgemeinschaften in der Vega von Valencia. Trotz des inzwischen entstandenen touristischen Interesses an den öffentlichen Verhandlungen vor der Kathedrale, bleiben die Urteilssprüche von gleicher Verbindlichkeit wie im Mittelalter.
In den Auen von Bächen und Flüssen findet sich der sandiglehmige bis lehmige Bodentyp Vega (von span. = fruchtbare Erde), auch Braunauenboden oder Brauner Auenboden genannt. Er unterliegt zeitweiligen Überflutungen, besitzt eine ockerbraune bis rotbraune Färbung sowie die Horizontfolge Ah/Bv/Go.
Vegen sind fruchtbare Böden im Überflutungsbereich von Flüssen. Typische Merkmale sind dunkle, humusreiche Oberböden mit graubraunem feinkörnigem Unterboden, der deutlich geschichtet und oft ebenfalls humushaltig ist. Darunter können sich Kiesschichten älterer Flussablagerungen oder Oberböden früherer Auenböden befinden. Vegen werden nur sporadisch überflutet und sind im oberen Bereich kaum von Grundwasser geprägt. Sie zeigen daher weder Rostflecken noch graubraune Verfärbungen.
Vega
Vega oder Braunauenboden aus Auenlehm. Unter dem Ah-Horizont folgt der M- und schließlich der rostfleckige Go-Horizont.
Vegen (Braune Auenböden) gibt es weltweit entlang großer Flusssysteme. Auch an kleinen und mittleren Flüssen kommen sie vor, insbesondere in hügeligen Regionen mit Bodenverlagerung durch Wassererosion. Erosionsanfällige Lösslandschaften sind die Hauptlieferanten des Bodenmaterials heutiger Vegen. Durch die Rodung des Waldes und nachfolgende ackerbauliche Nutzung, örtlich bereits seit der Jungsteinzeit, wurden große Bodenmengen verlagert. Wechselnde Ablagerungsbedingungen und unterschiedliche Grundwasserstände ließen in den Auen ein kleinräumiges Muster verschiedener Böden entstehen. Mit zunehmendem Grundwassereinfluss kommen neben Vegen auch Gleye und Niedermoore vor. Ohne episodische Überflutungen oder Grundwassereinfluss entwickeln sich Braunerden und Parabraunerden. Man unterscheidet zwei Typen von Vegen: Allochthone Vega – die charakteristische Braunfärbung geht auf bereits vorverwittertes braunes Bodenmaterial, verlagert z. B. durch Erosion, im Auensediment zurück. Autochthone Vega – die typische braune Färbung entsteht erst nach der Ablagerung des Auensediments.
Vega - Vorkommen in Deutschland
Braune Auenböden kommen weltweit entlang von Flüssen vor. Durch Rodung des Waldes und nachfolgende Ackernutzung wurden und werden große Mengen an Bodenmaterial nach Regenfällen abgetragen, von Bächen und Flüssen tranportiert und bei Überflutung der ebenen Auenbereiche als Schlamm abgesetzt.
Je nach Herkunftsgebiet des Bodenmaterials der Vegen variieren auch ihre Eigenschaften. Unter einem lockeren, krümeligem Oberboden mit reichhaltigem aktivem Bodenleben folgt meist ein gut durchwurzelter Unterboden. In der Regel verfügen Vegen über ein hohes chemisches Bindungsvermögen, was dafür sorgt, dass zum einen Nährstoffe für die Pflanzen gut nutzbar sind, zum anderen aber auch Schadstoffe an der Auswaschung ins Grundwasser gehindert werden. Neben dieser „Filterwirkung“ können Vegen auch viel Wasser speichern und sind daher wichtig beim Hochwasserschutz.
Wegen dieser positiven Eigenschaften sind Vegen sehr fruchtbare landwirtschaftlich genutzte Standorte. Allerdings besteht die Gefahr der Überschwemmung bei Hochwasser. In den Tälern muss man mit Spätfrösten rechnen. Im Winterhalbjahr ist der Boden sehr feucht, was eine zeitige Erwärmung und Bearbeitung im Frühjahr behindert. Daher ist Grünland letztendlich die vorwiegende Nutzungsart. An geschützten Standorten finden sich allerdings intensive Landwirtschaft und Sonderkulturen. Zugleich bergen diese Nutzungsarten auch die Gefahr, dass eingetragene und nicht speicherfähige Stoffe wie z. B. das Nitrat in den Untergrund versickern und schnell das hoch stehende Grundwasser erreichen. Besonders gefährdet sind die Böden aber durch Abgrabung, Verunreinigung und Überbauung infolge der Siedlungs- und Verkehrsausweitung.
Die Ablagerungsgeschichten von Auenböden berichten ähnlich wie historische Archive über die Landschaft und ihre Nutzung. Der Einfluss des Industriezeitalters und des historischen Bergbaus lassen sich in Auenböden örtlich an erhöhten Werten von Schwermetallen oder organischen Schadstoffen ablesen.
Vegetationsbrände oder Wildfeuer (engl. wildfire) sind eine spezielle Art von Bränden (Schadfeuern). Ein Wildfeuer ist ein unkontrolliertes Feuer, das in der wilden Vegetation brennt, oft in ländlichen Gebieten. Der Begriff ist verschiedentlich differenzierbar. So kann man Vegetationsbrand als Oberbegriff verstehen für Flurbrände und Waldbrände.
Wildfeuer bzw. Vegetationsbrände können in Wäldern, Grasland, Savannen und anderen Ökosystemen entstehen, und das schon seit Hunderten von Millionen Jahren. Sie sind nicht auf einen bestimmten Kontinent oder eine bestimmte Umgebung beschränkt.
Wildfeuer können in der Vegetation sowohl im als auch über dem Boden entstehen. Bodenbrände entzünden sich in der Regel in Böden mit viel organischem Material, das die Flammen nähren kann, z. B. Pflanzenwurzeln oder Torf (z.B. Indonesien). Bodenbrände können lange schwelen - sogar eine ganze Saison - bis die Bedingungen für ein Oberflächen- oder Kronenfeuer gegeben sind. Oberflächenbrände hingegen brennen in toter oder trockener Vegetation, die knapp über dem Boden liegt oder wächst. Ausgedörrtes Gras oder heruntergefallenes Laub begünstigen oft Flächenbrände. Kronenbrände brennen in den Blättern und Baumkronen von Bäumen und Sträuchern.
Ursachen
Einige Regionen, wie die Nadelmischwälder der Sierra Nevada in Kalifornien, können von verschiedenen Arten von Vegetationsbränden betroffen sein. Waldbrände in der Sierra Nevada umfassen oft sowohl Kronen- als auch bodennahe Feuer.
Vegetationsbrände können durch ein natürliches Ereignis - z. B. einen Blitzschlag - oder durch von Menschen verursachte Funken entstehen. Oft sind es jedoch die Wetterbedingungen, die bestimmen, wie stark sich ein Waldbrand ausbreitet. Wind, hohe Temperaturen und geringe Niederschläge können dazu führen, dass Bäume, Sträucher, herabgefallenes Laub und Äste austrocknen und zu einem Feuer führen. Auch die Topographie spielt eine große Rolle: Flammen breiten sich bergauf schneller aus, als sie bergab brennen.
Vegetationsfeuer, die in der Nähe von Gemeinden brennen, können gefährlich und sogar tödlich werden, wenn sie außer Kontrolle geraten. Das Camp Fire 2018 in Butte County, Kalifornien, zerstörte zum Beispiel fast die gesamte Stadt Paradise; insgesamt starben 86 Menschen.
Ökologische Bedeutung
Dennoch sind Vegetationsbrände für das weitere Überleben einiger Pflanzenarten unerlässlich. So müssen beispielsweise einige Baumzapfen erhitzt werden, bevor sie sich öffnen und ihre Samen freisetzen. Chaparral-Pflanzen, zu denen Manzanita-Strauch oder -Baum, Chamise-Busch (Adenostoma fasciculatum) und die kleinwüchsige Califonia Scrub Oak (Quercus berberidifolia) gehören, benötigen Feuer, bevor ihre Samen keimen können. Die Blätter dieser Pflanzen enthalten ein brennbares Harz, das das Feuer nährt und die Vermehrung der Pflanzen fördert. Pflanzen wie diese sind auf Waldbrände angewiesen, um einen regelmäßigen Lebenszyklus durchlaufen zu können. Einige Pflanzen benötigen alle paar Jahre ein Feuer, während andere nur ein paar Mal im Jahrhundert ein Feuer brauchen, um ihre Art zu erhalten.
Waldbrände tragen auch zur Gesunderhaltung der Ökosysteme bei. Sie können Insekten und Krankheiten abtöten, die den Bäumen schaden. Durch die Beseitigung von Gestrüpp und Unterholz machen Brände Platz für neue Gräser, Kräuter und Sträucher, die Nahrung und Lebensraum für Tiere und Vögel bieten. Bei geringer Intensität können Flammen den Waldboden von Schutt und Gestrüpp befreien, den Boden mit Nährstoffen anreichern und Platz schaffen, damit das Sonnenlicht bis zum Boden vordringen kann. Dieses Sonnenlicht kann kleinere Pflanzen ernähren und größeren Bäumen Raum zum Wachsen und Gedeihen geben.
Während viele Pflanzen und Tiere Waldbrände brauchen und von ihnen profitieren, hat der Klimawandel einige Ökosysteme anfälliger für Brände gemacht, insbesondere im Südwesten der Vereinigten Staaten. Die wärmeren Temperaturen haben die Trockenheit verstärkt und die Wälder ausgetrocknet. Die historische Praxis, alle Brände zu löschen, hat außerdem zu einer unnatürlichen Anhäufung von Gestrüpp und Holzresten geführt, die größere und intensivere Brände begünstigen können.
Globales Feuermonitoring
Der Copernicus Atmosphere Monitoring Service (CAMS) nutzt nahezu in Echtzeit Beobachtungen der Lage und Intensität aktiver Waldbrände, um die Schadstoffemissionen zu schätzen. Dadurch können aktive Brände überwacht und ihre geschätzten Emissionen in den CAMS-Vorhersagen verwendet werden, um den Transport des entstehenden Rauchs in der Atmosphäre vorherzusagen. Die Vorhersagen werden in Luftqualitäts-Apps verwendet, um den Menschen zu helfen, ihre Belastung durch Luftverschmutzung zu begrenzen, und von politischen Entscheidungsträgern und lokalen Behörden, um die Auswirkungen von Bränden zu steuern.
Begrifflichkeiten
Begriffe aus dem Themenfeld 'Vegetationsbrände' sind nicht wirklich präzise voneinander abgrenzbar. Die Begriffe können zur Beschreibung bestimmter Arten von Vegetationsbränden verwendet werden; ihre Verwendung variiert je nach den Merkmalen des Feuers und der Region, in der es auftritt.
CAMS verwendet beispielsweise den Begriff „wildfire“ als Oberbegriff für aktive Vegetationsbrände, die per Satellit erkannt werden können. Je nach Art der vorhandenen Vegetation können die Brände auch als Buschfeuer, Wüstenbrand, Waldbrand, Grasbrand, Hügelbrand, Torfbrand, Veldbrand (Südafrika) oder Vegetationsbrand bezeichnet werden. In einigen Teilen der Welt kann dies auch offene Brände in der Landwirtschaft einschließen.
Wildfire, also called forest, bush or vegetation fire, can be described as any uncontrolled and non-prescribed combustion or burning of plants in a natural setting such as a forest, grassland, brush land or tundra, which consumes the natural fuels and spreads based on environmental conditions (e.g., wind, topography). Wildfire can be incited by human actions, such as land clearing, extreme drought or in rare cases by lightning (IRDR).
There are three conditions that need to be present in order for a wildfire to burn: fuel, oxygen, and a heat source. Fuel is any flammable material surrounding a fire, including trees, grasses, brush, even homes. The greater an area's fuel load, the more intense the fire. Air supplies the oxygen a fire needs to burn. Heat sources help spark the wildfire and bring fuel to temperatures hot enough to ignite. Lightning, burning campfires or cigarettes, hot winds, and even the sun can all provide sufficient heat to spark a wildfire (National Geographic).
Zeitabschnitt, in dem die Pflanzen wachsen, blühen bzw. fruchten und photosynthetisch aktiv sind. Die Vegetationsperiode wird oft schematisch festgelegt, z.B. von April bis September (vom Blattaustrieb im Frühjahr bis zum Blattabfall im Herbst).
Eine global einheitliche Definition der Vegetationsperiode auf Basis meteorologischer Parameter ist aufgrund der verschiedenen Klimaräume und der unterschiedlichen Sensibilität von Kulturarten kaum möglich.
Die Wärme ist ein entscheidendes Klimaelement für alle Lebensvorgänge der Pflanzen. Sie setzt Grenzen für Anbaumöglichkeiten, die kaum überschritten werden können. Jahresdurchschnittstemperaturen sagen wenig aus, viel entscheidender ist der Temperaturgang während der Vegetationsperiode. Die Periode, in der die Tagesmitteltemperaturen den Wert von 5 °C übersteigen, wird allgemein für die Kulturen der gemäßigten Breiten als thermische Vegetationszeit angenommen.
Die Dauer der Vegetationsperiode ist aus agrargeographischer Sicht eine der wichtigsten Klimagrößen. Unterschreitet sie den Wert von 90 - 100 Tagen, so wird die Rentabilitätsgrenze des Ackerbaus erreicht, selbst wenn moderne vierzeilige Gerstensorten mit 60 - 65 Vegetationstagen auskommen.
Eine kurze Vegetationsperiode ist nachteilig, weil sie
den Anbau auf wenige kurzlebige Pflanzen (Gerste, Kartoffel) beschränkt
die Zeiten für Feldbestellung und Ernte einengt
während der langen Arbeitsruhe Kapital bindet und so die Kapitaleffizienz verringert.
Eine hinreichend lange Vegetationsperiode ermöglicht dagegen u.U. zwei Ernten im Jahr; sie ist Voraussetzung für den Zwischenfruchtanbau, wenn nach der Hauptfrucht noch mindestens 40 - 60 Tage Vegetationszeit zur Verfügung stehen. Die Dauer der Vegetationsperiode ist allerdings nur ein grobes Kriterium für die möglichen Nutzungsweisen. Maritime Klimate haben lange Vegetationsperioden, doch ist die Reifezeit wegen der niedrigeren Sommertemperaturen und der reduzierten Einstrahlung länger. So liegen beispielsweise zwischen Blüte und Schnittreife des Roggens im Oberrheintal 51 Tage, im Wiener Becken dagegen nur 40 Tage. Die kürzere Reifezeit im kontinentaleren Klima hat allerdings niedrigere Hektarerträge zu Folge.
Verschiebung der Vegetationsperiode
Die Temperatur steuert viele Prozesse der Pflanzen und beeinflusst den Verlauf der phänologischen Jahreszeiten. Mildere Winter und Frühjahre führen zu einem früheren Start der Vegetationsperiode. Phänologische Beobachtungen belegen diese Entwicklung (s. Grafik).
Hat der Winter in Deutschland im Mittel zwischen 1961 und 1990 noch 120 Tage gedauert, so hat sich dieser Zeitraum (Blattfall der Stieleiche bis Blüte der Hasel) bereits auf 101 Tage verkürzt (1991-2020). Frostempfindliche Phasen der Pflanzenentwicklung, wie beispielsweise die Obstblüte, treten früher im Jahr auf. Damit steigt das Risiko von Spätfrösten.
Die höheren Temperaturen innerhalb der Vegetationsperiode führen dazu, dass die einzelnen Entwicklungsphasen der landwirtschaftlichen Kulturen schneller durchlaufen werden und die Erntereife früher erreicht wird.
Aus den Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien kann das phänologische Jahr konstruiert und in einer sogenannten 'Phänologischen Uhr' darstellt werden. Jede phänologische Jahreszeit wird durch eine Leitphase eröffnet und endet mit dem Beginn der nächsten Jahreszeit. Jede Leitphase wird erst in der Uhr aufgenommen, wenn alle Meldungen zur Phase aus dem Gebiet eingegangen sind bzw. keine weiteren Meldungen mehr zu erwarten sind. In der "aktuellen Pflanzenentwicklung" wird diese Phase jedoch schon beobachtet und auch angezeigt.
Im äußeren Ring der hier dargestellten 'phänologischen Doppeluhr' ist der langjährige mittlere Verlauf der phänologischen Jahreszeiten dargestellt. Im Vergleich dazu ist der aktuelle Verlauf der phänologischen Jahreszeiten im inneren Ring abgebildet. Die Dauer einer phänologischen Jahreszeit (in Tagen) wird sowohl beim äußeren als auch beim inneren Ring direkt im Ring bzw. im jeweiligen Ringabschnitt angegeben.
Die phänologische Uhr wird einmal in der Woche jeweils am Dienstag aktualisiert.
Vergleich der aktuellen phänologischen Jahreszeiten mit dem langjährigen Mittel in Deutschland und den Bundesländern.
Im Unterschied zur Vegetationsperiode bei höheren Pflanzen jener Zeitraum, in welchem Sprosse, Blätter und Wurzeln gebildet werden. Die vegetative Phase ist artspezifisch und kann je nach Art wenige Wochen bis mehrere Jahre dauern. Auf sie folgt eine reproduktive Phase, in welcher sich die Blüten- und Fruchtbildung abspielt.
Als 'Veld' (Afrikaans) bezeichnet man in Südafrika hauptsächlich die plateauartigen offenen Regionen im Innern des Landes, auf der küstenabgewandten Seite der Großen Randstufe (Great Escarpment). In Namibia und Botswana ist der Begriff als Wortbestandteil für naturräumliche Areale des Kalaharibeckens verbreitet, die sich durch jeweils charakteristische Bodentypen unterscheiden. Je nach geomorphologischen Merkmalen, örtlichen klimatischen Bedingungen, Vegetation und Höhenlage werden somit im südlichen Afrika mehrere Regionen als Veld bezeichnet. Ein Buschfeuer wird dementsprechend als Veldbrand oder Veldfeuer bezeichnet.
Das Klima im Veld ist sehr variabel, aber im Allgemeinen sind die Winter von Mai bis September mild und die Sommer von November bis März heiß oder sehr heiß, mit mäßigen oder beträchtlichen Schwankungen der Tagestemperaturen und reichlich Sonnenschein. Niederschläge treten meist in den Sommermonaten in Form von energiereichen Gewittern auf.
Der Begriff lässt sich in etwa mit dem australischen Outback, der patagonischen Pampa Argentiniens oder dem neuseeländischen High Country vergleichen. In Namibia wird Veld synonym für die Flur, das heißt Busch- und Savannenland verwendet.
Für die meisten südafrikanischen Landwirte ist das „Veld“ heute das von ihnen bewirtschaftete Land, von dem ein Großteil schon lange nicht mehr „natürlich“ ist.
Je nach den örtlichen Gegebenheiten wie Höhenlage, Bewirtschaftung und Klima lassen sich verschiedene Arten von Veld unterscheiden. So gibt es ein High Veld, ein Middle Veld, ein Low Veld, ein Bush Veld, ein Thorn Veld und ein Grass Veld. Die Grenzen zwischen diesen verschiedenen Arten des Velds sind häufig unscharf, und die Einheimischen bezeichnen sie meist alle mit dem allgemeinen Begriff Veld. Der Einfachheit halber werden die Hauptregionen - Highveld, Middleveld und Lowveld - anhand der Höhenlage unterschieden.
Im Allgemeinen wird bei der fernerkundlichen Veränderungsdetektion Bezug genommen auf episodische und abrupte temporale Änderungen. Diese können beispielsweise ausgelöst sein durch Naturereignisse oder massive menschliche Eingriffe in die Struktur und Eigenschaft der Erdoberfläche, wie Kahlschläge, Brandrodung, Urbanisierung, allg. Landnutzungsänderungen etc.
Wiederkehrende Veränderungen der Erdoberfläche wie zum Beispiel die phänologische Entwicklung von Pflanzenbeständen oder periodische Änderungen der Meeresoberflächentemperatur werden dagegen der fernerkundlichen Zeitreihenanalyse zugeordnet.
Als Bildbeispiel für abrupte temporale Änderungen dient eine Hochwasssersituation in Niederbayern, bei der anhaltende Regenfälle zwischen dem 29. 5. und dem 6. 6. 2013 zu starken Überschwemmungen in weiten Teilen Deutschlands führten. Diese Niederschläge trafen auf Böden, die bereits von überdurchschnittlich hohen Frühjahrsniederschlägen mit Wasser gesättigt waren.
Deggendorf / Straubing Hochwassersituation am 5. Juni 2013 - Betroffene Fläche
Der Hauptgrund für die Starkniederschläge war eine ausgeprägte und ortsfeste Schleife des Jetstreams über Europa. Sie zwang zwei Tiefdrucksysteme, Nordeuropa zu umgehen und nach Mitteleuropa auszuweichen. Dadurch strömte feuchtigkeitsbeladene Luft aus dem Mittelmeerraum nach Mitteleuropa, wo sie auf kalte Luft aus dem Norden traf und zum Aufsteigen gezwungen wurde. Im Landkreis Deggendorf breiteten sich die Wassermassen nach einem Dammbruch nahe der Ortschaft Winzer verstärkt aus.
Die in der Karte des Zentrums für satellitengestützte Kriseninformation dargestellten Wasserflächen wurden aus einer DMCii-Szene abgeleitet, die am 5. 6. 2013 um 11:19 aufgenommen wurde. RapidEye-Daten mit einer Auflösung von 20 m diesen als Hintergrundbild. In den Zoomboxen wird ein vergrößerter Ausschnitt im Luftbildvergleich dargestellt, Auflösung ca. 20 cm.
Die Verbraunung beschreibt einen Vorgang der Bodenentwicklung, bei dem eisenhaltige Minerale wie Olivin oder Biotit im Boden mit Sauerstoff reagieren. Die daraus entstehenden Oxide und Hydroxide geben dem Boden eine sehr charakteristische rötlich-braune Färbung.
Das systemartige Zusammenwirken der an einem Produktionsprozess beteiligten Elemente. Organisationsstruktur und räumliche Realisierung sind die wichtigen Aspekte der Betrachtung eines Verbundsystems. In der Landwirtschaft sind Verbundsysteme im Gefolge der Industrialisierung der agrarischen Produktion entstanden. Sie treten sowohl im Pflanzenbau als auch in der Nutztierhaltung auf.
Verbundsysteme bestehen in der Zuckerproduktion, dem Brauereiwesen und in der tropischen Plantagenwirtschaft seit längerem, sie haben aber erst nach dem 2. WK ihr Reifestadium erreicht. Standortfaktoren für Verbundsysteme sind zum einen traditionelle Steuerungsfaktoren wie die Verfügbarkeit von Rohstoffen, die günstige Lage zu den wichtigsten Märkten und das Vorhandensein billiger Arbeitskräfte, zum anderen mikro- und makroökonomische Gesichtspunkte.
Steuerungsfaktoren auf der Mikroebene
Abstimmung einzelner Produktionsschritte zur optimalen Auslastung der einzelnen Betriebe.
Kurze Transportentfernungen zwischen den Betriebsstätten bewirken Kostenreduktion.
Rasche Rückmeldungen über ökonomischen Erfolg oder Mißerfolg ermöglichen Anpassung des Gesamtsystems.
Agglomerationsvorteilen stehen Agglomerationsnachteile gegenüber (gehäuft auftretende Krankheiten, Überversorgung der Märkte, Probleme bei der umweltverträglichen Verwendung der tierischen Exkremente).
Aus den Agglomerationsnachteilen entstehende Folgekosten können die aus einer Vergrößerung der Tierbestände oder der Anbauflächen erwachsenden Kostenvorteile aufzehren (begrenzende Faktoren für die regionale Konzentration).
Steuerungsfaktoren auf der Makroebene
Sektorale Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel führt zur Nachfrage immer größerer Partien eines bestimmten Produktes mit definierten Qualitätsmerkmalen.
Solche Nachfrage ist für kleinere Erzeuger hinsichtlich Qualitätsstandard und Menge nur durch veränderte Organisationsstrukturen erfüllbar.
Erst horizontale Integration kombiniert mit einer vertraglichen Bindung der Betriebe an die nachgelagerte Industrie oder den Handel leistet dies.
Beim Ausbleiben solcher Vertragslandwirtschaft können an ihre Stelle rasch vertikal integrierte agrarindustrielle Unternehmen treten, unter Einbeziehung der Primärproduktion (Beispiele vor allem in der Eierproduktion, der Rindermast, weniger in der Pflanzenproduktion).
Der Begriff Verdunstung bezeichnet den sich unterhalb des Siedepunktes vollziehende Übergang des Wassers vom flüssigen in den gasförmigen Aggregatzustand - zum Wasserdampf. Die zum Verdunsten benötigte Wärmeenergie wird dabei der Flüssigkeit und der Umgebung entzogen, was zu Abkühlung führt (Verdunstungskälte).
Die Verdunstung hat eine große Bedeutung für den Wärmehaushalt der Erde, weil die im Wasserdampf latent enthaltene Wärme beim Übergang von Wasserdampf in Wasser (Kondensationsvorgänge wie Wolken- und Niederschlagsbildung) wieder frei und der Atmosphäre zugeführt wird. Sie stellt somit eine wichtige Größe im Wasserkreislauf der Erde dar.
Modellbasierte Berechnung
Da eine Messung der aktuellen Verdunstung (Evapotranspiration), als Summe von (unproduktiver) Bodenverdunstung (Evaporation) und produktiver Pflanzenverdunstung (Transpiration), sehr aufwändig ist und nur an wenigen Standorten mit wägbaren Lysimeteranlagen betrieben wird, hat sich flächendeckend eine modellbasierte Berechnung durchgesetzt. Hierbei gibt es mehrere Ansätze zur Bestimmung der sogenannten potenziellen Verdunstung (potenziellen Evapotranspiration) auf der Basis rein meteorologischer Inputgrößen (i.d.R. Strahlung, Lufttemperatur und ggf. Wind). Zur Überführung dieses potenziellen Wertes in einen realen (oder auch "aktuell" genannten kulturpflanzenartspezifischen) Verdunstungswert berücksichtigt man die aktuelle phänologische Entwicklung der Kulturpflanze über Indizierungen beispielsweise des Blattflächenindex oder der Durchwurzelungstiefe. Damit kann man aktuelle Evapotranspirationswerte ermitteln, die in der Vegetationsperiode als gering bezeichnet werden, wenn sie 2 mm als Tagessumme nicht erreichen. Werden aktuelle Verdunstungswerte zwischen 2 und 4 mm am Tag bestimmt, liegen mittlere Verdunstungsverhältnisse vor und bei >4 mm hohe aktuelle Verdunstungswerte.
1. Die Umwandlung von bereits in verkaufsfähiger Form gewonnener Agrarprodukte in Produkte von größerer Haltbarkeit (z.B. Getreide in Branntwein, Obst zu Süßmost) oder höherer Wertigkeit (z.B. Kartoffeln in Schweinefleisch).
2. Die Gewinnung von tierischen Erzeugnissen aus pflanzlichen Produkten (z.B. Fleisch, Fett, Milch, Eier, Wolle), obwohl sie sich z.T. auf sonst unverwertbare Stoffe wie Weidegras usw. stützt.
Die folgende Tabelle belegt, wie in der Bundesrepublik (alt) die Nachfrage nach höherwertigen und veredelten Produkten zu Lasten der Grundnahrungsmittel gestiegen ist:
Pro-Kopf-Verbrauch an höherwertigen und veredelten Agrarprodukten in der Bundesrepublik Deutschland
Quelle: Sick 1993
"Höherwertig" und "veredelt" bedeutet nicht, dass entsprechende Produkte für den Organismus des Konsumenten ein gesünderes Nahrungsmittel darstellen. Wesentliche Varianten der Veredelung werden aus Gründen der Gesundheitsvorsorge, der Ökologie, der Energieeffizienz und der gefährdeten globalen Nahrungsmittelversorgung zunehmend kritisch gesehen:
Der Umweg über eine verlängerte Nahrungskette führt zu Energieverlusten (ineffiziente Nährstoff- und Energieverwertung)
Der Flächenbedarf bei vorwiegend auf tierischen Produkten basierender Ernährung ist wesentlich höher als bei direktem Verzehr pflanzlicher Produkte.
Die Tierproduktion wird gesteigert mit Hilfe von Futtermittelimporten aus der Dritten Welt (rd. 50 % der Futtermittelimporte der Bundesrepublik-alt stammen aus der Dritten Welt)
Weiterverarbeitung zerstört Vitamine und Spurenelemente
Mehr Lebensmittelindustrie bedeutet mehr Standardisierung im Obst- und Gemüseanbau
Künstliche Geschmackskompositionen verfälschen die Geschmacksnerven
Auf die Erfordernisse der industriellen Verarbeitung wird vorrangig Rücksicht genommen
Wie erwähnt, kommt nur ein geringer Teil des Energie- und Proteingehalts von Futtermitteln bei der Umwandlung in tierische Erzeugnisse der menschlichen Ernährung zugute. 100 kg pflanzliches Eiweiß werden durch eine Milchkuh nur in 20 - 40 kg (je nach Viehrasse), durch ein Mastschwein in 4 - 13 kg tierisches Eiweiß umgesetzt.
Rund 40 % der Weltgetreideproduktion (bzw. rd. 17 % der Getreideproduktion der Entwicklungsländer), 30 % aller Fischfänge (als Fischmehl und -öl), 60 - 70 % der Ölsaaten und ca. ein Drittel der Milchprodukte werden in viehwirtschaftlicher Veredelung eingesetzt, deren Erzeugnisse vor allem in Industrieländern verzehrt werden. Die Bevölkerung der Industrieländer (rd. 25 % der Erdbevölkerung) konsumiert über viehwirtschaftliche Produkte etwa so viel Getreide wie der Rest der Menschheit.
Flächenbedarf zur Ernährung von 100 Erwachsenen/Jahr durch verschiedene Agrarprodukte* (in ha)
* Angaben resultieren aus der Gegenüberstellung des Kalorien- und Proteinertrags verschiedener Produktionszweige und des Kalorien- und Proteinbedarfs je Person und Jahr. Trotz des fiktiven Charakters der Berechnung läßt sie deutlich den Einfluss verschiedener Ernährungsweisen auf den landwirtschaftlichen Flächenbedarf erkennen.
Auch Veredelung, Veredeln, Pflanzenveredelung; eine traditionelle Form des Klonens, wobei wird eine sogenannte Unterlage mit einem Edelreis oder Edelauge verbunden wird. Der Pflanzentrieb wächst dann mit der Unterlage zusammen. Es ist eine althergebrachte, traditionelle Form der künstlichen vegetativen Vermehrung von verholzenden Pflanzen, typischerweise Rosen- und Obstsorten. Im Prinzip handelt es sich um eine Transplantation eines Pflanzenteiles auf eine andere Pflanze.
Nur zweikeimblättrige Pflanzen und Nacktsamer können veredelt werden; einkeimblättrige Pflanzen besitzen nicht das für den Verwachsungsprozess benötigte vaskuläre Kambium. Da beim Veredeln ein genetisches Individuum vervielfältigt wird, handelt es sich dabei um eine traditionelle Form des Klonens.
Zusammenlegung von landwirtschaftlich genutzten Grundstücken und die Aussiedlung von Hofstellen in die arrondierten Besitzflächen (Einödfluren) und damit eine Auflockerung der oft beengten Ortslagen. In Deutschland fanden solche Maßnahmen zur systematischen Neuordnung von Siedlung und Flur im Raum Oberschwaben/Allgäu vom 16. bis zum 19. Jahrhundert statt. Die Vereinödung geschah hier weitgehend unabhängig von landesherrlicher Lenkung. Ausgangspunkt war das Gebiet der Abtei Kempten. Gründe waren die ausgeprägte Gemengelage und Kleinparzellierung sowie die oft abgeschiedene Lage der Allmendweiden. Mit Hilfe eines Landvermessers wurden Fluren und Allmendweiden neu unterteilt, wobei eine Arrondierung oft mit Aussiedlung verbunden war. Zwischen Hegau, Lech und Bodensee lösten Blockfluren die Gewanneinteilungen ab, zu den Dörfern trat die Einzelsiedlung. Die Ersparnis an Zug- und Arbeitskräften war enorm. Sie führte auf indirektem Wege zu einer Verbesserung der Ernährungsleistung dieser Betriebe, die den Nichtlandwirten zugute kam.
Der Vorgang der Vereinödung endete dort, wo infolge von Sonderkulturen und dem Auftreten von großen Dörfern die Vereinödung zu schwierig wurde.
Ähnliche Maßnahmen der Dorfauflockerung und z.T. auch Dorfauflösung zugunsten arrondierter Einzelhöfe in die Flur fanden in England und Irland seit dem 15. Jahrhundert als enclosure (Einhegung), in Skandinavien seit dem 18. Jahrhundert als enskifte, storskifte,laga skifte (Schweden), Jordskifte (Norwegen) und als udskifte in Dänemark statt. Ebenso entsprechen die norddeutschen Verkoppelungen dem Prozeß der Vereinödung.
Schweizerischer Begriff zur Beschreibung des Verwilderungsprozesses alpiner Kulturlandschaften, insbesondere der Verbuschung von Bergwiesen und -weiden als Folge der Nutzungsaufgabe von Grenzertragsflächen.
Bei aktiv betriebener Berglandwirtschaft wird das Grünland gemäht oder von Vieh abgeweidet. Gebüsch und andere für das Vieh ungeeignete Pflanzen werden im Frühsommer entfernt. Steine und Stöcke werden auf den Rain geworfen. Unterbleibt diese Pflege und Nutzung weil die Zahl der Bergbauern und damit die Bewirtschaftung der Almen zurückgeht, kommt es zu dem Prozess der Vergandung, letztlich mit einer Zunahme der Waldflächen.
Im ersten Schritt der Vergandung wachsen dornige Sträucher, die die Wiesen vor Tieren schützen sollen, später kommen größere Sträucher hinzu, so zum Beispiel der Schwarzdorn, die wiederum den sich langsam entwickelnden Bäumen Schutz bieten. Wird der Prozess der Vergandung in den Alpen nicht unterbrochen, entwickelt sich so innerhalb von 40 bis 50 Jahren ein nahezu undurchdringlicher Bergurwald. Gleichzeitig verliert die betroffene Landschaft an Artenvielfalt, die sich in den vergangenen 7.000 Jahren durch die vielfältige Bewirtschaftung der Almen ausgebildet hatte. Verschwinden nun diese verschiedenen Lebensräume, an die sich die Tiere und Pflanzen inzwischen so gut angepasst haben, sterben diese Arten auch aus. Zudem wird die Landschaft monotoner und verliert an Attraktivität, auch für Feriengäste, die gerne freie Ausblicke geniessen.
Während die Grenzertragsflächen bis Mitte des 20. Jahrhunderts flächendeckend bewirtschaftet wurden, ist dies heute nicht mehr überall der Fall. Der Aufgabe der meist extensiv oder wenig intensiv genutzten Wiesen sowie der Sömmerungsweiden steht gleichzeitig eine Intensivierung der Flächen in den – gewöhnlich tiefer gelegenen - Gunstlagen gegenüber.
Die Gründe für die landwirtschaftliche Flächenaufgabe und die damit verbundene Wiederbewaldung in den Berggebieten liegen vor allem im Strukturwandel der Landwirtschaft. Mit dem Rückgang der Betriebe und der landwirtschaftlichen Arbeitskräfte konzentriert sich die Flächennutzung zunehmend auf die maschinell nutzbaren Flächen. Die aufgegebenen Flächen liegen dagegen meist in unwegsamem Gelände und können nur mit einem hohen Arbeitsaufwand bewirtschaftet werden. Viele Arbeiten müssen in Hang- und Steillagen nach wie vor von Hand ausgeführt werden, da es aufgrund der Topographie oder einer unzureichenden Erschließung nur bedingt möglich ist, die Flächen maschinell zu bewirtschaften. Im Sömmerungsgebiet führt vor allem der rückläufige Bestand an gealpten Tieren zur Aufgabe von Weiden.
Der Prozess der Vergandung wird von unterschiedlichen Gesellschaftsgruppen teilweise konträr diskutiert:
Touristen, und damit die Tourismusbranche bevorzugen offene, gepflegte Landschaften, z. T. mit Vieh bestanden.
Manche Ökologen befürchten einen Verlust der Artenvielfalt.
Eine „Rückkehr zur Natur“ befürworten manche Journalisten, Publizisten und auch Wirtschaftswissenschaftler. Ihre Argumente zugunsten eines Urwald-Zuwachses betreffen Einsparungen von Subventionen für die Berglandwirtschaft und die Chancen für den Tourismus durch Angebote für Abenteuer-Touristen in heroisch-wilden Urwäldern.
Es wird auch hinterfragt, ob nur Landwirte multifunktionale, also auch landschaftspflegerische Leistungen erbringen können oder nicht auch andere Anbieter.
Vorgang der Ausdehnung des Getreidebaus im Hochmittelalter und in der frühen Neuzeit. Die agrare Tragfähigkeit wurde dadurch vergrößert. Im Erscheinungsbild der Flur brachte die Vergetreidung eine Ausweitung der Langstreifen durch zusätzliche Streifensysteme oder Blöcke mit sich. Regional gibt es auch heute Vergetreidung, z.B. durch Markterfordernisse.
Prozess der Bodenentwicklung, der vor allem im Unterboden von Grundwasserböden (Gleye, Marschböden, Solonchake) auftritt. In diesem ständig mit Wasser gesättigten Bereich entsteht permanenter Sauerstoffmangel. Dabei werden Eisen- und Mangan-Ionen mit dem Grundwasser zugeführt oder durch Reduktion vorhandener Eisen- und Manganoxide im Boden gebildet. In Folge der chemischen Reduktion des rostfarbenen Eisens und des Mangans bildet sich eine grünlich-blau-graue Schicht mit stellenweiser Bleichung.
Zunahme des Grünlandes zuungunsten des Ackerlandes. Die Vergrünlandung hat in Mitteleuropa vor allem in der zweiten Hälfte des 19. Jh. zugenommen. Durch die Verwendung von chemischen Düngemitteln auf den besseren Böden und die damit verbundenen Ertragssteigerungen konnten in der Landwirtschaft zunehmend geringwertige Ackerflächen in Grünland umgewandelt werden. Die Vergrünlandung stellte auch vielfach eine Extensivierung der landwirtschaftlichen Nutzung dar, die durch den Industrialisierungsprozess bedingt war. Anpassungen an die Arbeitskräftesituation und den EG-Markt sind weitere Ursachen für diesen Vorgang, beispielsweise im Alpenvorland.
Vorgang der Bildung adliger Güter. Diese erfolgte seit dem Anstieg der Preise für landwirtschaftliche Produkte im 16. Jh. Bei der Vergüterung wurden die Notlagen der ländlichen Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg ausgenutzt (Unfähigkeit, Abgaben zu leisten oder Spanndienste zu erbringen). In verschiedenen Gebieten erfuhr sie erst im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Den Inhabern von Herrengütern standen in der frühen Neuzeit im wesentlichen drei Möglichkeiten zur Erweiterung ihrer Ländereien offen: Zunächst konnten nichtbewirtschaftete und keine Zinsen liefernde, d.h. wüste bäuerliche Hufen eingezogen werden, auf Allmenden und Flurwüstungen ließen sich neue Ländereien roden, schließlich konnten Bauern zur Herausgabe ihrer Hufen gezwungen werden. Erst als in der zweiten Hälfte des 16. Jh. der Landbedarf durch die Inwertsetzung von Flurwüstungen und Außenfeldern nicht mehr gedeckt werden konnte, begann die Gutsbildung die vorhandenen bäuerlichen Strukturen zu beeinträchtigen. Durch das sogenannte Bauernlegen wurde das Herrenland arrondiert und vergrößert.
Die Veränderung der Flurstruktur ebenso wie die der Siedlungsmerkmale vollzog sich phasenhaft über längere Zeiträume hinweg. Letztere umfasste beispielsweise den Ausbau eines Adelshofes zum Gut, das Ausdünnen von Dörfern, das Entstehen von kleinen Katenhäusern landlos gewordener Bauern in meist schematisch gestalteten Siedlungen oder das Wüstfallen des bäuerlichen Ortsbereiches.
Vor allem auf fruchtbaren Grundmoränenböden des östlichen Schleswig-Holsteins, Mecklenburgs, Pommerns, in der Dresdener Ackerebene und in der Niederlausitz entstanden sogenannte Gutslandschaften nach Ablösung der Dorfsiedlung mit Besitzgemenge durch Einzelsiedlung mit Einödlage in Großblöcken.
Bezeichnung für den anthropogenen Prozess der Ausbreitung einer Heidelandschaft durch die Vernichtung des ursprünglichen Waldes infolge Verbiss bei der Beweidung mit Schafen und Ziegen. Verheidung wird unterstützt durch Feuer und durch Verarmung des Bodens infolge regelmäßigen Entfernens des Heidekrauts samt Rohhumusschicht als 'Plaggen', die als Brennstoff und Streu (Dünger) genutzt wurden.
Auch bei der Entwässerung von Hochmooren breitet sich das Heidegewächs Calluna vulgaris aus.
Im eigentlichen geomorphologischen Sinne die (Korrosions-)Prozesse, die zur Entwicklung des Landschaftstyps Karst mit den charakteristischen Karstformen führen. Ursächlich sind natürliche chemische Auflösungs- und Zersetzungsprozesse an Gesteinen (z.B. Kalk, Dolomit, Gips, Steinsalz) durch Wasser. Diese chemischen Prozesse werden meist von mechanischen Vorgängen und Versturz begleitet. Das kann zu einer vollkommenen Umgestaltung des oberirdischen Reliefs und zur entscheidenden Veränderung der Hydrologie in diesem Gebit führen, wobei der größte Teil des Wasserabflusses unterirdisch erfolgt.
In verallgemeinernder Form das Freilegen des Gesteins durch Vegetationsentfernung und Bodenerosion, wie dies gerade in mediterranen Karstgebieten zu erkennen ist.
Zusammenlegung der Parzellen eines Besitzes oder einer Gemarkung zu größeren Einheiten. Umfassende Verkoppelungen in verschiedenen Teilen Europas führten in der Neuzeit zum Prozess der Vereinödung. Die Flurbereinigung ist die moderne Form der Verkoppelung.
Zu den ersten Verkoppelungen bäuerlichen Landes ist es im nördlichen Niedersachsen und in Schleswig-Holstein im 16. Jh. gekommen. Eine Koppel bestand i.d.R. aus blockförmigem Privatland, das von einer dauerhaften Grabenziehung oder Umzäunung begrenzt wurde. Ihre Errichtung bedeutete ein Ausscheiden aus Flurzwang und gemeinsamem Weideauftrieb und damit eine Hinwendung zur Individualwirtschaft. Im strengen Sinne ist der Begriff Verkoppelung jener Umformung des Flurgefüges vorbehalten, bei der anschließend die Koppelwirtschaft eingeführt wurde. Dazu kam es häufig, aber nicht durchgängig in Schleswig-Holstein, dem Herzogtum Lauenburg und in Mecklenburg. Den norddeutschen Verkoppelungen entsprach weitgehend die Vereinödung in Süddeutschland.
Prozess der Bodenentwicklung, der fast immer in Verbindung mit dem Prozess der Verbraunung auftritt. Ergebnis der Verlehmung sind Tonminerale, die aus der Zerkleinerung der silikatischen Minerale Feldspat und Glimmer entstehen. Die Tonminerale haben die Korngröße von Ton, so dass ein ursprünglich sandiger Boden durch die Zerkleinerung lehmiger und fruchtbarer wird.
Mit Vermarktung wird der gesamte Wirtschaftsbereich zwischen Erzeugern und Verbrauchern von Gütern bezeichnet. Sie ist somit eine dem Produzenten (hier dem Landwirt) nachgelagerter Bereich. Die Vermarktung hat die grundsätzliche Aufgabe, Divergenzen zwischen Produktion und Verwendung auszugleichen, d.h. die Produkte in der richtigen Menge (quantitativer Ausgleich), zur richtigen Zeit (zeitlicher Ausgleich), am richtigen Ort (räumlicher Ausgleich) und in der gewünschten Beschaffenheit (qualitativer Ausgleich) bereitzustellen.
In der Ernährungswirtschaft ist die Vermarktung die letzte Stufe der Lebensmittelkette (agrifood chain), bevor die Nahrungsprodukte den Konsumenten über Groß- und Einzelhandel erreichen.
Wichtige Vermarktungswege für Agrarprodukte sind Direktvermarktung und indirekte oder mehrstufige Vermarktung über Erzeugergemeinschaften, Privathandelsfirmen und Genossenschaften. Es ist häufige Praxis, dass Landwirte gleichzeitig den direkten und den indirekten Absatzweg wahrnehmen.
Die einzelnen Funktionen der Absatzwirtschaft können nach technischen und ökonomischen Aufgaben unterschieden werden:
Funktionen der Absatzwirtschaft
Die Vermarktung von Gütern der Agrar- und Ernährungswirtschaft unterliegt aus technischen und ökonomischen Gründen erheblichen Veränderungen. Zur Verringerung oder Vermeidung von Reibungsverlusten bei diesem Strukturwandel nimmt der Staat in vielfältiger Weise Einfluss.
Von lat. vernalis = Frühlings-; syn. Jarowisation, von russ. jarowoi = Sommer-; Bezeichnung für die Blühinduktion (Anregung) bei Pflanzen nach einer längeren Kälteperiode im Winter. Diese ist art- und sortenspezifisch. Zahlreiche ein- und zweijährige Pflanzenarten in Regionen mit ausgeprägten Unterschieden zwischen Winter- und Sommerbedingungen schossen und blühen erst, nachdem sie eine andauernde Periode mit niedrigen Temperaturen durchlebt haben. Das verhindert den Beginn der generativen Phase in der für die Pflanze ungünstigen Zeit vor Wintereinbruch.
Der Kältereiz muss über einen längeren Zeitraum zwischen 0 und 10°C (Angaben schwankend) liegen. Außerdem kann diese Kälteperiode je nach Art in unterschiedlichen Abschnitten des Lebenszykluses der Pflanze wahrgenommen werden.
Beispiele für Pflanzen mit Vernalisation sind winterannuelle Pflanzen (Winterannuelle, Getreidearten) oder biannuelle Rosettenpflanzen (z.B. Schwarzes Bilsenkraut, Hyoscyamus niger).
Getreidearten werden nach ihrem Bedarf an Vernalisation daher in Wintergetreide und Sommergetreide unterschieden. Wintergetreidesorten werden im Herbst ausgesät, überdauern den Winter, die Kälteperiode, auf dem Feld und blühen im darauffolgenden Frühjahr. Die wassergesättigten Samen der Wintergetreidesorten und anderen einjährigen Pflanzen können bereits vernalisiert werden. Zweijährige Pflanzen (z.B. Schwarzes Bilsenkraut) bilden im ersten Jahr häufig nur Blattrosetten und blühen erst in dem darauffolgenden Sommer. Zur Vernalisation kommt es bei diesen Pflanzen erst im Rosettenstadium, daran schließt sich gleich die Phase des Streckungswachstus an. Das heißt, die Sprossachse bildet sich und die Blüten reifen heran, diesen Prozess nennt man auch ‚schießen‘.
Ein Beispiel für eine unerwünschte Vernalisation sind die Schosser bei der Zuckerrübe, die dann entstehen, wenn nach der Saat im Frühjahr das Saatgut im Boden Spätfröste erlebt.
In der Bodenkunde die Bezeichnung für die Verlagerung von Bodenteilchen an der (vorwiegend der unbedeckten) Bodenoberfläche durch Regentropfen und die dort entstehende, wenige Millimeter mächtige Schicht, deren Struktur, Rauigkeit und Dichte sich von der des anstehenden Bodens unterscheidet.
Durch Tropfenschlag (Hagel, Starkregen, Dauerregen, Beregnung) werden die Bodenaggregate mehr oder weniger stark mechanisch zerkleinert und Feinanteile bzw. Einzelkörner herausgelöst. Die gelösten Teilchen sedimentieren im stehenden oder leicht fließenden Wasser (Oberflächenabfluss) oft in geschichteter Form.
Folgen der Verschlämmung sind an der Bodenoberfläche:
Einebnung; dies führt zu beschleunigtem Oberflächenabfluss und Bodenerosion
Verschluss von Bodenporen; dies führt zur Verminderung der Wasseraufnahme (Infiltration) sowie zur Reduktion des Gasaustausches zwischen Boden und Atmosphäre
Krustenbildung nach der Abtrocknung; dies behindert den Durchbruch keimender Pflanzen durch die Bodenoberfläche
Das Ausmaß der Verschlämmung hängt vor allem ab von der Stabilität der Bodenaggregate an der Bodenoberfläche. Die Stabilität der Bodenaggregate wiederum unterliegt einem von der Kornverteilung des Bodens, der vorausgehenden Bodenbearbeitung, dem Zeitraum nach der Bearbeitung und der Bodenfeuchte abhängigen Wandel.
Besonders empfindlich gegenüber Verschlämmung sind frisch und intensiv bearbeitete (Saatbeetbereitung), relativ trockene, Grobschluff- und Feinsandreiche Ackerböden, die in Hanglage daher auch stark erosionsgefährdet sind. Risiko und Intensität der Verschlämmung sind auch abhängig von der Planschwirkung der Regentropfen, mithin von der Häufigkeit von Starkregenereignissen, Intensität und Dauer eines Regens, der Größe und Fallhöhe der Regentropfen (aus Wolken mehrere 100 m bis 1000 m, von Baumkronen 5 m bis 100 m, von Getreide < 1 m). Wirksamster Schutz vor Verschlämmung ist daher eine Pflanzen- oder Mulchdecke nebst mechanischer Lockerung des Bodens unterhalb der Mulchdecke durch konservierende Bodenbearbeitung.
Für die Landwirtschaft – besonders im Feldbau, aber auch im Wein- und Obstbau – ist Verschlämmung des Bodens sowohl ein Störfaktor in der Bewirtschaftung (Erschwernis des maschinellen Zugangs), wie auch im Wachstum des Pflanzguts (schlechte Wasserversorgung, Schädigung der Bodenfauna), und zählt als Elementarschaden. Daher ist er im Allgemeinen durch einschlägige landwirtschaftliche Versicherungen gedeckt. Auf Grünland und anderem bedecktem Boden tritt das Phänomen kaum auf.
Versorgungsbilanzen dienen der Darstellung von Aufkommen und Verwendung der landwirtschaftlichen Produktion. Neben Daten zu Erzeugung und Verbrauch fließen auch Handelsdaten aus Einfuhr und Ausfuhr mit ein. Ein wesentlicher Aspekt ist die Bereitstellung von Informationen über den der Landwirtschaft nachgeordneten Nahrungsmittel- und Industriesektor. Sie enthalten auch den Selbstversorgungsgrad oder den Pro-Kopf-Verbrauch.
Zur Berechnung der Versorgungsbilanzen werden die Ergebnisse der amtlichen Agrarstatistik, der Ernteberichterstattung, der Außenhandelsstatistik (sowohl Handel innerhalb der Europäischen Union als auch mit Drittstaaten), der Meldungen über Marktordnungswaren sowie der Bevölkerungsstatistik und weitere Datenquellen herangezogen. Versorgungsbilanzen für pflanzliche Produkte basieren auf dem Wirtschaftsjahr; für tierische Produkte wird das Kalenderjahr genutzt.
Schon seit über 10.000 Jahren liefert die LandwirtschaftNahrungsmittel für die Bevölkerung und ihre Nutztiere. Doch wie viele Menschen ernährt eine Landwirtin beziehungsweise ein Landwirt?
Wie viele Menschen ernährt eine Landwirtin oder ein Landwirt?
In den letzten Jahrzehnten war die Effizienzsteigerung der Landwirtschaft enorm. So ernährt ein Landwirt heutzutage mehr als doppelt so viele Menschen wie noch im Jahr 1990. Verglichen mit dem Beginn unserer Statistik im Jahr 1960 hat sich die Zahl sogar mehr als verachtfacht.
In Deutschland kann ein Landwirt oder eine Landwirtin heute 147 Menschen ernähren. Das sind sechs Personen mehr als im Vorjahr und 23 mehr als vor zwölf Jahren. Die Zahl nimmt allerdings nicht kontinuierlich zu, vielmehr unterliegt sie über die Jahre betrachtet Schwankungen in beide Richtungen. So ernährte ein Landwirt im Jahr 2017 beispielsweise 140 Personen, 2018 hingegen 128 Menschen. Die Schwankungen lassen sich durch Einflussfaktoren wie unter anderem die Witterung begründen. Dennoch ist der Wert gegenüber vergangenen Jahrzehnten enorm gestiegen. Allein seit 1980 hat er sich mehr als verdreifacht.
In dieser Summe sind nur die in Deutschland produzierten Nahrungs- und Futtermittel berücksichtigt. Rechnet man auch das Futter hinzu, das deutsche Landwirtinnen und Landwirte aus dem Ausland importieren, um damit ihre Tiere zu füttern, steigt die Zahl der Menschen, die sie mit ihren Erzeugnissen rechnerisch ernähren können, sogar auf 155.
Ermittelt wird diese Zahl, indem die Nahrungsmittelproduktion durch die in der Landwirtschaft vollzeitig beschäftigten Arbeitskräfte und der Verbrauch durch die Zahl der in Deutschland lebenden Menschen geteilt wird. Setzt man die so ermittelten Werte für Nahrungsmittelproduktion und Verbrauch pro Kopf in Relation, erhält man die Zahl der Menschen, die ein Landwirt oder eine Landwirtin ernähren kann.
1. Die planmäßige Zusammenarbeit zwischen zwei oder mehr nachgeordneten Wirtschaftseinheiten, die an der Lieferung landwirtschaftlicher Betriebsmittel, an Erzeugung, Be- und Verarbeitung sowie an Sammlung, Transport, Lagerung und Verteilung von agrarischen Urprodukten oder ihren Verarbeitungserzeugnissen mitwirken (strategische Allianz zwischen Landwirtschaft sowie vor- und vor allem nachgelagerten Marktpartnern). Auf diese Weise können neue Märkte mit homogenen Endprodukten erschlossen werden. Die Marktpartner (Inputproduzenten, Landwirtschaft, Handel, Industrie) konzentrieren sich jeweils auf ihre Kernkompetenzen. Mehr als bisher ist die Landwirtschaft somit als Glied einer Wertschöpfungskette zu begreifen, auf die der Begriff Agribusiness zu beziehen ist. Als Klammer zwischen Landwirtschaft und Ernährungsindustrie kann künftig ein Qualitätsmanagement auf der Grundlage der EU-Normenfamilie ISO 9000ff dienen.
Die sogenannte Rückwärtsintegration bedeutet die Art der Zusammenarbeit mit der vorgelagerten Stufe, also dem Betriebsmittel- und Zulieferbereich. Die Vorwärtsintegration bezeichnet die Zusammenarbeit mit dem nachfolgenden Bereich also mit den Abnehmern der Ware, der Weiterverarbeitung oder dem Handel. Die Abfolge aller Fertigungsstufen ist die Wertschöpfungskette.
Beispiel für vertikale Integration sind Verträge zwischen Milcherzeugern und Molkereien, zwischen Gemüsebauern und Konservenfabriken, zwischen Braugersteerzeugern und Mälzereien bzw. Brauereien, zwischen Zuckerrübenerzeugern und Zuckerfabriken oder zwischen Hähnchenmästern und Geflügelschlachtereien. Mehrgliedriger ist eine Allianz beispielsweise aus Zuchtunternehmen, Futtermittelproduzent, Fleischverarbeiter und Einzelhandelskette.
Solche Verträge sind eine Form, wie Landwirte in die Wertschöpfungskette eingegliedert werden. Standards und Vertragslandwirtschaft sind die wichtigsten Instrumente zum 'Orchestrieren der Wertschöpfungsketten'.
Weltweit nimmt der Trend zu, dass ganze Nahrungsketten im Wettbewerb gegeneinander antreten. Als besonders erfolgreiche Beispiele für gut funktionierende Partnerschaften und optimale Produktions- und Handelsstrukturen gelten die holländische Milchwirtschaft, die dänische Fleischwirtschaft sowie der US-Lebensmitteleinzelhandel.
Die Zusammenarbeit ist angesichts des gewandelten Absatzes von Agrarprodukten und geänderter Ansprüche an Agrarprodukte (90 % der landwirtschaftlichen Erzeugnisse werden heute in Deutschland be- oder verarbeitet) wesentlich bedeutsamer als früher, als die Direktvermarktung noch im Vordergrund stand. Diese Integration wird vielfach in feste Verträge gekleidet (Vertragslandwirtschaft). Das Preisrisiko solcher Zulieferverträge kann über die Nutzung einer Warenterminbörse abgesichert werden.
Die vertikale Integration führt für die beteiligten landwirtschaftlichen Erzeuger und Vermarkter zu einer Verbesserung ihrer Marktstellung durch
Sicherheit beim Rohstoffabsatz
Kosteneinsparungen
Qualitätsvorsprung
Vertrauen der Abnehmer als Folge von durch Zertifizierung gewährleistete Produktsicherheit.
Für die Realisierung von vertikalen Integrationen wird verschiedentlich ein in den USA bereits praktiziertes Werkzeug propagiert, das Supply Chain Management System. Hierbei handelt es sich um ein unternehmensübergreifendes Logistik-Konzept. Sein Ziel ist die zeitliche und mengenmäßige Optimierung des Warenflusses vom Hersteller über den Händler bis zum Verbraucher, wobei alle per EDV miteinander vernetzt sind.
Historisch traten vertikal integrierte agrarindustrielle Unternehmen zuerst in der Hähnchenmast in den USA auf. Gesteuert wurde der Industrialisierungsprozess durch die kontinuierlich steigende Nachfrage nach Geflügelfleisch, niedrige Lohnkosten im Südosten der USA, günstige Frachttarife für Futtermittel aus dem Mittelwesten und die vorteilhafte klimatische Ausstattung der Staaten am südlichen Atlantik und am Golf von Mexiko.
Auch die frühere UdSSR und andere sozialistische Staaten hatten eine agrarindustrielle Integration entwickelt, welche die Agrarproduktion mit der vor- und nachgelagerten Industrieproduktion koordinierte. Das Ziel dieser vertikalen Integration bestand nicht nur darin, den Leerlauf zu verringern und die Transportkosten zu senken, sondern auch, industrielle Arbeitsplätze im Agrarraum zu schaffen und damit die Disparitäten zwischen Stadt und Land abzubauen.
2. Die Einbeziehung von Funktionen einer oder mehrerer nachgelagerter Wirtschaftsstufen in die Tätigkeit eines Einzelunternehmens. Insofern kann vertikale Integration neben organisatorischer auch rechtliche Zusammenfassung von Betrieben bedeuten. Diese Zusammenfassung kann durch den eigenständigen Aufbau der zusätzlichen Aktivitäten oder durch Übernahme eines bisher selbständigen Unternehmens erfolgen. Für landwirtschaftliche Unternehmen handelt es sich dabei vor allem um den Handel mit Agrarprodukten oder die Be- und Verarbeitung. Sie erreichen so eine Teilhabe an der Wertschöpfung dieser Stufen.
Erfolgt eine Integration von Seiten der Landwirtschaft (Erzeugergemeinschaft übernimmt einen Schlachthof und produziert Markenware, Bspl.: Erzeugergemeinschaft Osnabrück) wird dies als vertikale Integration von unten bezeichnet. Übernimmt ein Betrieb aus dem nachgelagerten Bereich die agrare Produktionsstufe (Geflügelschlachterei integriert Zucht, Fütterung, Mast und Vermarktung, Bspl.: Wiesenhof-Hähnchen) so liegt eine vertikale Integration von oben vor.
Vertikale Integration um den Agrarbereich schafft häufig Unternehmen, die nicht mehr eindeutig dem primären oder sekundären Produktionssektor zugeordnet werden können, sondern Mischformen darstellen.
Die Synchronisierung verschiedener Stufen der Produktions- und Vermarktungsprozesse im Hinblick auf Menge, Qualität eines Produktes sowie den Ort und den zeitlichen Ablauf der Produktion. Dabei können im Zusammenspiel der "unsichtbaren Hand des Marktes " mit der bewussten Steuerung der hierarchisch tätigen Akteure unterschiedliche Intensitätsstufen der Koordinierung unterschieden werden:
Bei der offenen Produktion binden sich die Akteure nicht, bevor das (Teil-)Produkt fertiggestellt ist. Preisbildung findet auf dem open oder spot market nach Angebot und Nachfrage statt. Es erfolgt also keine Koordination.
Bei den hybriden Formen der Koordinierung schließen Akteure unterschiedliche Übereinkünfte zur Lieferung von Produkten in der Zukunft. Dies sind - mit wachsender Stringenz - Spezifizierungen per Vertrag, strategische Allianzen und formell Kooperationen in Form von Joint Ventures. Insbesondere die Vertragslandwirtschaft hat eine Ausweitung erfahren.
Die höchste Stufe ist die vertikale Integration. Ein Unternehmen bzw. Unternehmenskonglomerat kombiniert dabei zwei oder mehr Produktionsstufen; es ist vollständig integriert, wenn es an allen Ebenen der Wertschöpfungskette beteiligt ist. Ein Beipiel für eine vollständige vertikale Integration ist die Geflügelindustrie in den USA. Alle Produktionsstufen, von den Futtermühlen über die Aufzucht und Brutanlagen, den Transport, die Schlachtereien und die Verarbeitung sind unternehmensintern. Die Aufzucht erfolgt zwar durch (nominell) unabhängige Landwirte, die aber vertragsgebunden sind. 95 % aller zum direkten Verzehr aufgezogenen Hähnchen werden in den USA durch diese integrierten Unternehmen und ihre contract farmers produziert, ergänzt durch einige unternehmenseigene Farmen. (NCC)
Je nachdem, wo der Schwerpunkt eines Unternehmens ursprünglich lag, kann man von einer rückwärts oder vorwärts gerichteten Form der Koordinierung oder Integration sprechen.
Vertikale Integration in der US-amerikanischen Geflügelindustrie
Alle Produktionsstufen, von den Futtermühlen über die Tierzucht und Brutanlagen, den Transport, die Schlachtereien und die Verarbeitung, sind unternehmensintern. Die Aufzucht erfolgt zwar durch (nominell) unabhängige Landwirte, die aber vertragsgebunden sind.
Etwa 30 staatlich überwachte Unternehmen arbeiten in den USA nach diesem System. Ca. 25.000 Familienbetriebe haben mit ihnen Produktionsverträge. Ungefähr 95 % aller in den USA produzierten Masthähnchen werden in diesen Farmen erzeugt, die restlichen 5 % auf unternehmenseigenen Farmen.
Vertikale Landwirtschaft oder engl. vertical farming ist ein Begriff der Zukunftstechnologie, die eine tragfähige Landwirtschaft und Massenproduktion pflanzlicher und tierischer Erzeugnisse im Ballungsgebiet der Städte in mehrstöckigen Gebäuden (sogenannten Farmscrapers) ermöglichen soll. Sie ist damit eine Sonderform der urbanen Landwirtschaft. Basierend auf Kreislaufwirtschaft und Hydrokulturen unter Gewächshausbedingungen sollen in Gebäudekomplexen auf mehreren übereinander gelagerten Ebenen ganzjährig Früchte, Gemüse, essbare Speisepilze und Algen erzeugt werden. Durch die Nähe zum Verbraucher spart man Transportzeit und -kosten ein.
Mit dem Konzept verbindet man den U.S.-amerikanischen Wissenschaftler Dr. Dickson Despommier, der mit seinem 2010 erschienene Buch „The Vertical Farm: feeding the world in the 21st Century“ seine Vision einer breiteren Öffentlichkeit präsentierte. Die Idee ist dabei nicht neu. Allerdingt haben Herausforderungen wie der Klimawandel, eine wachsende Weltbevölkerung und knapper werdende Ressourcen diese nun weiter vorangetrieben. Denn durch die Verlagerung der Produktion vom Boden in die Höhe und der damit verbundenen Nutzung von mehreren übereinander gelagerten Ebenen, kann mehr angebaut werden, als auf der vergleichbaren Grundfläche auf dem Boden. Zudem können Nutzpflanzen das ganze Jahr hindurch angebaut werden, da für sie optimale Bedingungen künstlich geschaffen werden können.
Hierfür benötigt man allerdings modernste Technik. Nutzungskreisläufen müssen optimiert und aufeinander abgestimmt werden, um die Produktion ressourceneffizienter zu gestalten (Controlled Environment Agriculture (CEA) technology). Derzeit gibt es weltweit daher erst eine Hand voll Pilotprojekte.
Angedacht sind die Vertical Farms vorrangig zur Erzeugung von Gemüse in urbanen Räumen. Es existieren aber auch architektonische Entwürfe, die neben der Aquakultur zusätzlich die Geflügel‐ und Schweinehaltung in das Betriebssystem integrieren. Der Betrieb einer Vertical Farm wird unter Ausnutzung möglicher regenerativer Energieformen favorisiert. Dies beinhaltet auch die potenzielle Verwertung von organischen Abfallprodukten zu Biogas. Darüber hinaus kann das verwendete Wasser, u.a. aus der Evapotranspiration, aufgefangen und wieder genutzt werden und verbleibt somit im Kreislauf. Zudem wird ein verringerter Einsatz von Kunstdünger und Pestiziden bis hin zu völligem Verzicht prognostiziert. Durch die Nutzung von erneuerbaren Energien wird die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern reduziert. Die Befürworter des Anbausystems machen zudem auf die geringeren Auswirkungen der landwirtschaftlichen Produktion auf den Naturhaushalt aufmerksam, der durch eine großflächige Verbreitung von „vertikalen Bauernhöfen“ geschont würde. Dies betrifft u.a. die Problematik bezüglich Bodenerosion, Artenrückgang, Umwandlung natürlicher Flächen in Ackerland sowie die Belastung des Wasserhaushalts durch Beregnungsfeldbau oder Schadstoffeintrag aus der Landwirtschaft.
Um gebäudeintegrierte Anbaukonzepte umzusetzen, bedarf es einer Vielzahl von Akteuren wie Agrarwissenschaftler, Stadtplaner, Architekten, Politik, Verwaltung, Unternehmer, Banken etc. sowie der Akzeptanz der Bevölkerung. Die Erzeugung kann beispielsweise auf Dächern in Gewächshäusern oder „Flachbeeten“ stattfinden – sogenannten Sky Gardens – innerhalb von Häusern in Form von technisch automatisierten, mehrstöckigen vertikalen Farmen oder an Außenwänden mithilfe von an Netzen oder Gittern rankenden „Obst‐ und Gemüsegärten“. Pflanzenbewuchs auf einem Dach oder an einer Fassade hat zudem den positiven Nebeneffekt, dass diese sich im Sommer weniger aufheizen, die Luftqualität verbessert und Energiekosten für die Klimatisierung eingespart werden können. (ZALF 2013)
Visionäre Vertikalfarm
Die Abbildung zeigt schematisch, wie eine vertikale Farm aussehen kann uns wie einzelne Produktionseinheiten symbiotisch ineinandergreifen. Durch die vertikale Anordnung kann die Anbaufläche theoretisch beliebig vervielfacht werden.
Die weltweit größte vertikale Farm steht derzeit (2020) in den USA im Bundesstaat New Jersey. Dort kultiviert das Unternehmen AeroFarms in einer ehemaligen Stahlfabrik Gemüse in zwölf Etagen übereinander. Geerntet wird hier ganzjährig. Möglich ist das durch eine 24-stündige Beleuchtung mit LED-Lampen und eine Klimasteuerung, die stets für die optimale Temperatur und Luftfeuchte im Raum sorgt. Die Pflanzen wachsen nicht in Erde, sondern auf wiederverwendbaren Netzen aus recyceltem Kunststoff und werden über ein computergesteuertes Kreislaufsystem mit Wasser und Nährstoffen versorgt.
Dank dieser hocheffizienten Technik und dem Anbau in mehreren Etagen können in dieser vertikalen Farm auf 6.500 Quadratmetern über 900 Tonnen Gemüse pro Jahr produziert werden. Bezogen auf den Quadratmeter Grundfläche ist der Ertrag damit rund 390 Mal höher als im herkömmlichen Feldanbau. Oder anders ausgedrückt: AeroFarm benötigt gerade einmal ein Prozent der Fläche, die derzeit nötig ist, um die gleiche Menge an Gemüse auf Feldern in der Ebene zu produzieren.
AeroFarms baut in Abu Dhabi, der Hauptstadt der VAE ein 8.200 m² großes F&E-Zentrum mit der weltweit größte Indoor Vertical Farming-Anlage. Die Farm wird sich der hochmodernen Forschung und Entwicklung sowie der Kommerzialisierung relevanter lokaler Nutzpflanzen widmen und dabei das Fachwissen von AeroFarms und die firmeneigene vertikale Indoor-Landwirtschaft nutzen, die bis zu 95% weniger Wasser und keine Pestizide im Vergleich zur traditionellen Feldanbauweise verbraucht.
Mehr als 60 hochqualifizierte Ingenieure, Gärtner und Wissenschaftler sollen dort arbeiten und die folgenden Kompetenzzentren umfassen:
Labor für fortgeschrittene organoleptische Forschung und präzise Phänotypisierung
Fortgeschrittenes Saatgut-Zuchtzentrum
Phytochemisches Analyselabor
Labor für maschinelles Sehen und maschinelles Lernen
In Großbritannien steht mit 17 Etagen und 5.000 Quadratmetern eine ähnlich große Anlage wie in New Jersey. Sie ist die derzeit größte vertikale Farm in Europa.
Es geht auch kleiner
Größe ist nicht alles. In Basel zum Beispiel hat das Startup Growcer gemeinsam mit der Supermarktkette Migros die schweizweit erste Vertikale Farm entwickelt. Dort hat man auf einer Fläche von 400 Quadratmetern eine Anbaufläche von 1.500 Quadratmetern geschaffen. Schnittsalate und Kräuter wachsen dort in der Senkrechten in drei Meter hohen "Türmen" und werden nach der Ernte binnen einer Stunde in nahegelegene Migros-Filialen geliefert.
Das Berliner Start-up Infarm hat Gewächsschränke für Restaurants und Supermärkte entwickelt. In vielen Edeka-Läden wachsen Salate und Kräuter schon direkt in der Filiale. Das Hamburger Start-up FarmersCut züchtet Gemüse in der eigenen Fabrik und liefert es mit der Wurzel aus. So bleibt es mehrere Tage frisch. In der Nähe der schottischen Kleinstadt Dundee beschäftigt sich die Firma IGS mit der Frage, wie sich Pflanzen mit verschiedenen LED-Farben verändern lassen. Eine Portion Grün zur richtigen Zeit lasse die Pflanze größer werden, eine kleine Dosis Infrarot verbessere den Nährstoffgehalt, sagt Geschäftsführer David Farquhar. Die finnische Evergreenfarm beansprucht für sich, den produktivsten Gemüsegarten zu haben – mit rotierenden Säulen, in denen Erdbeerpflanzen künstlich bestäubt und automatisch geerntet werden können. (ZeitOnline)
Auch für den Hausgebrauch gibt es mittlerweile schon kleine High-Tech-Gemüsegärten zu kaufen. In sogenannten Plantcubes gedeihen Blattgemüse unter idealen Bedingungen, abgeschnitten von der Außenwelt, stets versorgt mit der perfekten Dosis Wasser und LED-Licht.
Bioprodukte aus vertikaler Landwirtschaft?
Wenngleich die vertikale Erzeugung von Lebensmitteln in vielerlei Hinsicht durchaus besonders klima- und umweltfreundlich sein kann, gibt es kein Bio-Gemüse oder Bio-Obst aus vertikalen Farmen. Der Grundsatz des ökologischen Landbaus besteht nämlich in einer bodenbezogenen Produktion. Das heißt, die Pflanzen müssen in Erde wachsen. Auf künstlichem Substrat kultivierte Lebensmittel, die nur über eine wässrige Lösung mit Nährstoffen versorgt werden, dürfen nicht als "bio" oder "öko" verkauft werden. Dies wird sich auch mit der neuen EU-Öko-Verordnung, die 2022 in Kraft treten soll, nicht ändern.
Verbraucherinnen und Verbraucher teils noch skeptisch
Ein Problem für die Etablierung von vertikalen Farmen in großem Maßstab dürfte auch die teils noch fehlende Akzeptanz bei Verbraucherinnen und Verbrauchern sein. Mit so viel High-Tech produziertes Gemüse lehnen viele Kundinnen und Kunden als unnatürlich ab. Auch die Tatsache, dass bei erdelosen Kulturverfahren, wie sie in der vertikalen Landwirtschaft zum Einsatz kommen, die für die menschliche Darmgesundheit so wichtigen Mikroorganismen aus der Erde fehlen und daher künstlich zugesetzt werden müssen, stößt vielfach auf Vorbehalte.
Bezeichnung für die Eigenschaften von Fruchtarten, auf den ein- oder mehrmaligen Nacheinanderbau bzw. in bestimmten Folgen nicht negativ bzw. ohne wesentliche Ertragseinbußen zu reagieren. Fruchtarten, die in diesem Sinne nach sich selbst angebaut werden können, sind selbstverträglich. Fruchtarten, bei deren Aufeinanderfolge oder Selbstfolge ungünstige Wirkungen auf den Ertrag, die Qualität oder den Boden auftreten, sind miteinander oder mit sich selbst unverträglich. In der überwiegenden Mehrheit sind die ackerbaulich genutzten Fruchtarten mit sich selbst unverträglich. Deshalb müssen artspezifische Anbaupausen eingeräumt werden.
Form der Nutztierhaltung auf Vertragsbasis. Sie tritt auf bei allen Zweigen der tierischen Veredelungswirtschaft, z.B. der Geflügel- und Schweinehaltung oder der Kälbermast. Die wichtigsten Vertragspartner für den Landwirt oder den gewerblichen Tiereigentümer sind Futtermittelfabriken, Schlachtereien und, bei stark arbeitsteiliger Produktion wie in der Geflügelhaltung, vor- oder nachgeschaltete Wirtschaftseinheiten des Produktionsablaufes, z.B. Brütereien und Aufzuchtbetriebe. Zweck der Kontrakte ist die Risikoverteilung, insbesondere des Produktionsrisikos und des Marktrisikos.
Die im Zusammenhang mit der vertikalen Integration zu sehende, vertraglich abgesicherte enge Zusammenarbeit zwischen Landwirt und Abnehmer (z.B. Zucker-, Konserven- und Tiefkühlkostfabrik, Schlachterei, in letzter Zeit verstärkt Supermarktketten). Dabei muss der Landwirt die vereinbarte Menge eines Produktes in der festgelegten Qualität zum bestimmten Termin liefern und der Vertragspartner die Ware (oft zu einem vorher vereinbarten Preis) abnehmen. Es ergänzen sich im Idealfall so Absatzsicherheit und die Garantie über Menge, Qualität und Frische.
Die Systeme der Lebensmittelhersteller zur Qualitätssicherung, die neben der Kontrolle der eigenen Produktionsverfahren auch die Kontrolle der angebauten Rohstoffe umfassen, schreiben den landwirtschaftlichen Erzeugern von der Standort- und Sortenwahl über die Bodenbearbeitung, Saat, Düngung, Pflanzenschutz bis zur Ernte im Detail vor, welche Standards einzuhalten sind.
Als Vertragspartner gewinnen die Erzeugergemeinschaften mehr und mehr an Bedeutung, zu denen sich die Landwirte zusammenschließen, um ihre Position gegenüber den Abnehmern zu verbessern. Zwischen den Landwirten und ihren Erzeugergemeinschaften bestehen ebenfalls feste vertragliche Bindungen.
Die enge Abstimmung zwischen Erzeuger und Verarbeiter kann einen Vorsprung bei Kosten, Flexibilität, Hygiene und Vermarktung bedeuten und damit Vorteile bei den Preisen bieten.
Kritisch kann die Vertragslandwirtschaft beispielsweise im Bereich der Lohnmästerei gesehen werden, wo fremdes Vieh in den Produktionsanlagen (Ställen) ehemals selbständiger Bauern gemästet wird. Die Landwirte mußten sich aufgrund von Kapitalmangel in die Lohnabhängigkeit von Futtermittelhändlern, Schlachthöfen oder Kaufleuten begeben. Diese liefern dem Bauern die Jungtiere und nehmen ihm das schlachtreife Tier wieder ab. Einerseits sind die "Bauern" bei geringerem Verdienst vom Vermarktungsrisiko befreit, andererseits verlagern die Großmäster Verantwortung und Kosten auf fremde Ställe. Bietet der Markt keine Gewinnchancen, so liefern die Großmast-Unternehmer den lohnabhängigen Landwirten keine Jungtiere mehr.
Vertragliche Bindungen können auch auf horizontaler Ebene, also innerhalb der Landwirtschaft bestehen.
Wesentliche Bedingungen für eine Kooperationsbereitschaft auf Seiten der Landwirtschaft:
Hohes natürliches Erzeugungsrisiko.
Starke Preisschwankungen auf dem Markt, die das Erlösrisiko erhöhen.
Geringe Transport- und Lagerfähigkeit der Produkte, so dass sie schnell einen Abnehmer finden müssen.
Geringe Eignung zur Standardisierung der Produkte und daraus resultierend eine geringe Markttransparenz.
Geringe Anzahl von Absatzalternativen. Diese kann auf mangelnde innerbetriebliche Verwertungsmöglichkeiten, eine geringe Konsumreife, eine starke Konzentration auf der Abnehmerseite oder auf eine große Marktentfernung zurückzuführen sein.
Das Fehlen von Marktordnungen mit Interventionssystem. Zu vertraglichen Beziehungen kommt es bei Marktordnungsprodukten nur, wenn die Bemühungen um besondere Qualität vom potentiellen Marktpartner (preislich) honoriert werden.
Wesentliche Bedingungen für eine Kooperationsbereitschaft auf Seiten der Abnehmer:
Je stärker ein Verarbeitungsbetrieb spezialisiert ist und je höher seine Kapital- und Arbeitsintensität sowie seine Fixkostenbelastung sind, um so stärker ist er auf eine kontinuierliche Auslastung der Produktionskapazitäten angewiesen.
Hohe Preisschwankungen auf den Beschaffungsmärkten für Rohware. Diese führen zur Planungsunsicherheit, die durch vertragliche Bindungen abgebaut werden kann.
Eine große Anzahl von Absatzalternativen der Landwirte und eine geringe Zahl an Beschaffungsalternativen der Verarbeiter erhöhen die Bereitschaft letzterer, vertragliche Bindungen zu knüpfen.
In Deutschland ist die Vertragslandwirtschaft noch vergleichsweise schwach ausgeprägt. Beispielsweise werden nur 15 % aller Schlachtschweine über die vertragliche Bindung an die Schlachtbetriebe geliefert, in Dänemark hingegen 95 %.
Bezeichnung für Bewirtschaftungsverträge, Biotopsicherungsverträge, Entschädigungsverträge und ähnlich bezeichnete Abkommen zwischen einzelnen Landwirten und Naturschutzbehörden der einzelnen Bundesländer zur Realisierung von Naturschutzprogrammen.
Die Nachfrager auf dem Markt für Agrarprodukte lassen sich in 5 Gruppen einteilen, wobei die Anteile der fünf Gruppen am Agrarmarkt von Land zu Land, je nach wirtschaftlichem Entwicklungsstand und Gesellschaftssystem variieren:
Direktkonsumenten - Der direkte Güterfluss vom Produzenten zum Konsumenten spielt auf den Lokalmärkten der Entwicklungsländer noch eine große Rolle, während er in den Industrieländern auf Ausnahmeformen wie den städtischen Wochenmärkten oder auf Teilmärkte - z.B. für Wein, Kartoffeln zur Einkellerung, Hühnereier, Spargel oder den wachsenden Markt für Produkte aus dem ökologischen Landbau - beschränkt ist. In den Zentralverwaltungswirtschaften bildete der direkte Güterfluss zwischen Erzeuger und Konsument - etwa auf den Kolchosmärkten der früheren UdSSR - einen der wenigen Sektoren mit freiem Spiel der Marktelemente.
Agrarhandel
Absatzgenossenschaften der Erzeuger - Das seit dem 19. Jh. von Deutschland ausgehende Genossenschaftswesen (F.W. Raiffeisen 1818-1888) ist heute in allen Gesellschaftssystemen weit verbreitet.
Handwerkliche und industrielle Be- und Verarbeiter - In den Industrieländern dominiert unter den Nachfragern diese Gruppe. Hier hat sich im Gefolge der Arbeitsteilung zwischen Produzenten und Konsumenten ein komplexes Verarbeitungs- und Distributorensystem eingeschaltet. Es bewirkte, dass sich die Aufbereitung der Agrarprodukte für den menschlichen Verzehr aus den Haushalten in das Nahrungsmittelhandwerk oder die Nahrungsmittelindustrie verlagerte. Diese Entwicklung begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit der Errichtung von Zuckerfabriken und Molkereien; sie scheint gegenwärtig mit dem Vordringen von Fabriken für komplexe Fertiggerichte ein Endstadium zu erreichen. In Deutschland wurden bereits in der ersten Hälfte der 70er Jahre etwa 85 % aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse in den Betrieben des produzierenden Ernährungsgewerbes be- oder verarbeitet. Die starke Marktposition großer Betriebseinheiten in den Distributionssystemen der Industriestaaten (be- und verarbeitende Gewerbebetriebe, Kaufhäuser und große Handelsketten) führt zwangsläufig zu einer Standardisierung der Sorten und Produkte, da diese Vertriebsformen große Partien von gleichbleibender Qualität in kontinuierlicher Lieferung benötigen. Von den mehr als 100 Apfelsorten, die im 19. Jahrhundert in Deutschland kultiviert wurden, sind heute nur etwa ein Dutzend mit wirtschaftlicher Bedeutung übriggeblieben.
Abbau der abgestorbenen organischen Ausgangsstoffe der Bodenbildung durch Organismen der Bodenflora und -fauna bis zu ionaren und molekularen Endprodukten (Mineralisation).
Verwitterung bezeichnet in den Geowissenschaften die natürliche Zersetzung von Gestein als Folge von dessen exponierter Lage an oder nahe der Erdoberfläche. Dabei spielen mehrere Prozesse zusammen, die eine physikalische Zerstörung und/oder die chemische Veränderung des Gesteins – abiotisch oder biotisch verursacht – herbeiführen.
Gestein verwittert durch die Einwirkung von klimatischen Witterungseinflüssen wie Frost, Hitze und Niederschlägen in immer kleinere Bruchstücke. Der zunehmende Pflanzenbewuchs trägt ebenfalls zur weiteren Verwitterung bei. Wurzeln dringen zum Beispiel in die Gesteinsrisse ein und brechen dabei das Gestein auseinander. Aber auch die Ausscheidungen von Lösungen aus den Wurzeln greifen das Gestein an.
Je nach Art der Verwitterung bleiben die gesteinsbildenden Minerale erhalten (physikalische Verwitterung) oder werden aufgelöst oder umgewandelt (chemische Verwitterung).
Von entscheidendem Einfluss ist das Klima. In ariden und nivalen Gebieten herrscht die physikalische (mechanische) Verwitterung vor, in humiden Gebieten dominiert hingegen die chemische Verwitterung. Die Verwitterung ist eng mit Prozessen der Bodenbildung verknüpft. Verwitterungsraten sind von verschiedenen Faktoren abhängig. Eine Rolle spielen dabei die physikalischen und chemischen Eigenschaften des zu verwitternden Gesteins, Zeitdauer und Art der exogenen Einflüsse, Klima, Entwicklung der Böden und Art der Vegetation
Durch derartige Gesteinsaufbereitung schafft Verwitterung die Voraussetzungen für Abtragung (Erosion) durch verschiedene Transportmechanismen (Eis, Wasser, Wind, Schwerkraft) und Bildung neuer Sedimente.
Bei den Verwitterungsprozessen wird üblicherweise grob unterschieden in:
Verwitterungsart
Prozesse
Physikalische Verwitterung
Zumeist die mechanische Schwächung oder Zerstörung des Gesteinsverbandes infolge einer Volumenzunahme von einzelnen Komponenten desselben, die verschiedene Ursachen haben kann. Das Gestein zerfällt durch Temperatur- und Druckschwankungen in immer kleiner werdende Bruchstücke. Auch Sand, der durch den Wind verweht wird, trägt zur physikalischen Verwitterung bei (Schmirgeleffekt).
Chemische Verwitterung
Zersetzung einzelner oder aller Komponenten des Gesteinsverbandes. Durch die Einwirkung von Wasser kommt es zur Bildung von Säuren. Diese greifen die Oberfläche des Gesteins an und lösen die Mineralien, welche die Gesteinskörner zusammenhalten.
Biogene Verwitterung
Gesteinsschwächende Auswirkungen der Aktivität von Lebewesen. Hierbei spielen insbesondere organische Säuren eine Rolle: Dazu zählen zum Beispiel Wurzelausscheidungen, Säuren, die sich bei Verwesungsprozessen bilden und Huminsäuren (Humus).
Eine scharfe Trennung zwischen diesen drei Verwitterungsformen, die jeweils weiter untergliedert werden können, ist nicht immer möglich. So ist die biogene Verwitterung durch Pflanzen teils physikalischer (Turgordruck), teils chemischer Natur (Ätzwirkung).
Außerdem setzt die Wirksamkeit einer Verwitterungsform häufig andere vorher angreifende Verwitterungsformen voraus: Chemische Verwitterung ist effektiver in einem durch physikalische Prozesse (die allerdings auch endogen sein können) bereits stark zerrütteten Gesteinskörper. An von Gletschereis glatt polierten Gesteinsoberflächen zeigen sich hingegen auch nach Jahrtausenden oft keine nennenswerten Anzeichen chemischer Verwitterung.
Bezeichnung für domestizierte Nutztiere, die zur Erzielung wirtschaftlicher Leistungen bzw. Produkte gehalten werden. Oft sind mit dem Begriff Rinder gemeint, was sich auch an der Bezeichnung einiger Rinderrassen zeigt (z. B. Fleckvieh, Braunvieh, Gelbvieh). Auch andere Arten von Nutztieren werden zum Vieh gerechnet.
Einteilung nach Größe Unter Großvieh versteht man in Mitteleuropa in der Regel Rinder, Pferde und Schweine. Zum Kleinvieh zählen Schafe, Ziegen, Geflügel (auch Federvieh) und Kaninchen. Manchmal werden Schwein, Schaf und Ziege als Mittelvieh zusammengefasst.
Einteilung nach Nutzungsart Entsprechend der vorrangigen Nutzung wird Vieh unterteilt in Fleischvieh bzw. Schlachtvieh (für die Fleischerzeugung), Milchvieh (Rinder für die Milchproduktion) und Zugvieh bzw. Arbeitsvieh (zum Beispiel Pferde, Ochsen). Höhenvieh ist eine Sammelbezeichnung für Gebirgsrassen von Rindern.
Es gibt viele weitere Arten von Nutztieren, die nicht zum Vieh zählen. Beispielsweise werden Gebrauchshunde, Honigbienen oder Labormäuse den Nutztieren zugeordnet, sie gehören aber nicht zum Vieh.
Im Bundesdurchschnitt ist der Viehbesatz seit Jahren relativ konstant und liegt bei rd. 0,8 Großvieheinheiten (GV) je Hektar (ha) landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF). Bezieht man die Viehbestände nur auf die Flächen der Betriebe mit Tierhaltung, so beträgt der Besatz 1,05 GV/ha LF. Jedoch bestehen infolge der Strukturentwicklung der Landwirtschaft erhebliche regionale Unterschiede. Regional tiefer gegliederte Daten liegen allerdings nur für Jahre vor, in denen eine Agrarstrukturerhebung durchgeführt wird.
Bei der Agrarstrukturerhebung 2013 wurden die höchsten Besatzdichten in folgenden Bundesländern festgestellt: Nordrhein-Westfalen mit 1,25 GV/ha LF, Niedersachsen mit 1,22 GV/ha LF, Schleswig-Holstein mit 1,04 GV/ha LF und Bayern mit 0,92 GV/ha LF. Auf Landkreisebene muss für eine entsprechende Auswertung auf die Ergebnisse der Landwirtschaftszählung 2010 zurückgegriffen werden. In diesem Jahr wurde in 31 Landkreisen und kreisfreien Städten ein Besatz von 1,5 GV/ha LF überschritten. Die höchsten Werte wiesen folgende Kreise auf: Vechta (2,96), Cloppenburg (2,64), Borken (2,52), Grafschaft Bentheim (2,18) und Coesfeld (1,97). (DIP)
Der Viehbestandsdichteindex gibt die Anzahl der Nutztiere pro Hektar (ha) an. Er gibt Aufschluss über die (anhand von Standardkoeffizienten aus der Zahl der Tiere errechneten) Großvieheinheiten (GVE) pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche (LF).
Der Viehbestandsdichteindex ist ein Indikator für die Umweltbelastung durch die Viehhaltung. Die Viehhaltung trägt durch den anfallenden Dung zur Klimaveränderung (Treibhausgas-Emissionen) bei, und aus dem Dung stammende Nährstoffe gelangen in Wasser und Luft. Eine höhere Viehbestandsdichte hat zur Folge, dass pro Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche mehr Dung anfällt, wodurch die Gefahr des Nährstoffeintrags in die Umwelt zunimmt. Welche Umweltfolgen die Viehhaltung letztlich hat, hängt nicht nur von der Größe des Viehbestands ab, sondern auch von den angewandten Produktionsverfahren. Ein höherer Viehbestandsdichteindex ist somit nicht zwangsläufig mit negativen Folgen für die Umwelt verbunden.
Der Viehbestand eines Betriebes wird nicht nur nach Vieharten (gegebenenfalls Alters-, Gewichts- und Nutzungsklassen getrennt) in Stück, sondern vielfach nach Vieheinheiten (VE) bzw. Großvieheinheiten (GV) beziffert (Bewertungsgesetz von 2000 in der Fassung von 2012). Die Berechnung der VE erfolgt nach dem Futterbedarf. Der Maßstab der Vieheinheit führt zur Definition landwirtschaftlicher und gewerblicher Tierhaltung, er spielt besonders bei der Bemessung der Steuerlast eine Rolle.
Demnach entsprechen nach VE (Vieheinheiten):
Kühe, Färsen und Mastrinder = 1,0 VE;
Pferde (3 Jahre und älter) = 1,1 VE;
Mastkälber = 0,2 VE;
Schafe (älter als ein Jahr) = 0,1 VE;
Zuchtschweine = 0,33 VE;
Mastschweine = 0,16 VE;
Läufer = 0,06 VE;
Legehennen = 0,02 VE;
Jungmasthühner = 0,0017 VE.
Die Vieheinheit ist nicht mit der Großvieheinheit (GV) identisch. Die Berechnung der VE erfolgt nach dem Futterbedarf. Bei den GV wird hingegen das Lebendgewicht der Tiere zu Grunde gelegt.
Viehfutter ist ein Oberbegriff für alle Formen von Nahrung, die speziell für Nutztier wie Rinder, Schweine, Schafe und Geflügel bestimmt sind. Es umfasst eine Vielzahl von Futtermitteln, die aus unterschiedlichen Bestandteilen zusammengesetzt sind, um den spezifischen Ernährungsbedürfnissen der Tiere gerecht zu werden.
Arten von Viehfutter
Mischfutter: Besteht aus mindestens zwei Zutaten und ist auf die Nährstoffbedürfnisse verschiedener Tierarten abgestimmt. Typische Bestandteile sind Getreide, Ölsaaten, Mineralstoffe und Vitamine.
Grundfutter: Umfasst natürliche Nahrungsquellen wie Gras, Heu und Silage. Es liefert essentielle Nährstoffe und wird oft mit Kraftfutter ergänzt, um die Leistungsfähigkeit der Tiere zu steigern.
Kraftfutter: Hochkonzentrierte Futtermittel, die hauptsächlich zur Steigerung des Wachstums oder der Milchproduktion eingesetzt werden. Dazu gehören proteinreiche Futtermittel wie Soja und Raps.
Zusammensetzung und Nährstoffbedarf
Die Zusammensetzung des Viehfutters ist entscheidend für die Gesundheit und Leistung der Tiere. Es muss auf die spezifischen Bedürfnisse abgestimmt sein, die je nach Tierart und Alter variieren können. Wichtige Nährstoffe sind:
Eiweiße: Für Wachstum und Milchproduktion.
Kohlenhydrate: Hauptenergiequelle.
Fette: Unterstützen die Energieversorgung und die Aufnahme fettlöslicher Vitamine.
Mineralstoffe und Vitamine: Essenziell für verschiedene Körperfunktionen.
Herkunft des Viehfutters
In Deutschland stammt ein Großteil des Viehfutters aus heimischer Produktion. Über 90 % der Futtermittel werden auf deutschen Feldern angebaut, wobei Silomais, Gras und Getreide die wichtigsten Komponenten sind. Die Qualität des Futters unterliegt strengen gesetzlichen Vorgaben, um die Sicherheit und Gesundheit der Tiere zu gewährleisten.
Insgesamt spielt Viehfutter eine zentrale Rolle in der Landwirtschaft, da es nicht nur das Wohlbefinden der Tiere sichert, sondern auch entscheidend für die Effizienz der landwirtschaftlichen Produktion ist.
Betriebszweig, innerhalb landwirtschaftlicher oder gewerblicher Betriebe zur Produktion tierischer Nahrungsmittel, von Rohstoffen oder zur Bereitstellung von Arbeitsleistung. Dabei wird der Viehbestand durch eigene Nachzucht oder durch Zukauf ergänzt, die Viehzucht steht aber nicht im Vordergrund. Viehhaltung ist gewöhnlich synonym zu (Nutz)Tierhaltung, oft auch zu Viehwirtschaft.
Viehhaltung macht gut 1,4 % des globalen BSP aus und beschäftigt etwa 20 % der Weltbevölkerung. Sie erwirtschaftet mehr als 40 % des Wertes der globalen Agrarwirtschaft und ist ein wichtiger Bestandteil des Lebensunterhalts und der Ernährungssicherung von mehr als 1 Mrd. Menschen. Das tägliche Überleben von fast zwei Dritteln der sehr armen ländlichen Bevölkerung hängt zumindest teilweise von Vieh ab. (FAO nach Schmied 2018)
Nutzungen und Funktionen von Viehhaltung
Erzeugung tierischer Nahrung zum direkten Verbrauch
Verkauf von Tieren oder tierischer Produkte
Vieh als Vermögensanlage (Kreditsicherheit, Krisenzeiten)
Verwertung von Farmabfällen (auch hygienische Funktion)
Beitrag zum Zurückdrängen von Insekten und Unkräutern
Nutzung von Dung zur Bodenverbesserung
Vieh als Zugtiere (Feldbestellung, Warentransport)
Beitrag zur Landschaftspflege
Nutzung der tierischen Gülle als Energiequelle
Viehhaltung als integraler Bestandteil vieler Kulturen
In der Verbreitung der wichtigsten Nutztierarten gibt es große geographische Unterschiede, die vor allem klimatische Gegebenheiten und kulturell-religiöse Präferenzen widerspiegeln.
Die sehr verschiedenen Formen der Viehhaltung lassen sich auf drei Grundtypen reduzieren (Steinfeld et al. 2006):
Weidesysteme (grazing systems): Sie nutzen nach Schätzungen ca. 26 % der eisfreien Landoberfläche. Bei ihnen stammen mehr als 90 % der Trockenmasse von natürlichen oder bewirtschafteten Weiden, von Grünfutter und nur relativ wenig von gekauftem Futter. Eine meist mobile, extensive Haltung vor allem von Rindern, Schafen, Ziegen oder Kamelen erfolgt in Trockengebieten. Intensive Weidesysteme finden sich in den temperierten Zonen und in einigen Teilen der humiden Tropen. Im Gegensatz zur oft kollektiv betriebenen extensiven Weidewirtschaft dominiert bei der intensiven die individuelle Form mit klaren Eigentumsrechten.
Gemischte Systeme (mixed systems): Dabei ist die Produktion von Pflanzen und Tieren (Ackerbau und Viehhaltung) innerhalb eines Betriebes integriert. In diesen Betrieben müssen mehr als 10 % der Trockenmasse, die Tieren verfüttert wird, von Erntenebenprodukten oder Getreideresten stammen, alternativ muss der Produktionswert aus nicht-tierischen Farmaktivitäten mehr als 10 % ausmachen. Global gesehen sind diese Betriebe, zu denen u. a. die meisten Kleinbauern in den Entwicklungsländern gehören, für 54 % der Fleisch- und 90 % der Milchproduktion verantwortlich.
Industrielle Viehhaltungssysteme (industrial systems): Bei diesen Systemen ist die Tierproduktion räumlich von der Produktion des Futters und der Entsorgung der tierischen Abfälle getrennt. Sie erfolgt unabhängig von den lokalen/regionalen Ressourcen und wird durch die Fütterung von Getreide, Kleie, Ölsaaten und Hülsenfrüchten, Ölkuchen, Wurzeln, Knollen und Fischmehl sowie durch auf diese Fütterung ausgerichtete Züchtungen ermöglicht. Die Produktion wird zwar oft als "landlos" bezeichnet, was sich aber nur auf die Tatsache bezieht, dass die Tiere (v. a. Schweine und Geflügel) sehr dicht in Stallungen gehalten werden und damit fast völlig aus der Landschaft verschwunden sind, und weil die Tiere physisch von dem Land getrennt sind, das sie ernährt. In Wirklichkeit ist der Landbedarf der industriellen Viehsysteme groß, sie benötigen global gesehen etwa ein Drittel des Ackerlandes zur Produktion von Futter. Die extremste Form der intensiven Viehhaltung erfolgt in sogenannten Feedlots, das sind Endmastbetriebe, in denen Rinder, Schweine, Pferde, Schafe oder Geflügel auf das Schlachten vorbereitet werden.
Viehhaltung in den landwirtschaftlichen Betrieben 20131)
In Deutschland ist die Landwirtschaft alleine nach Geld bemessen nur noch wenig bedeutend. Gemeinsam mit Fischerei und Forstwirtschaft macht sie weniger als ein Prozent der gesamten Wirtschaftsleistung aus. Die Tierhaltung ist ihr wichtigster Produktionszweig. Von den über 50 Mrd. Euro, die die deutschen Landwirte erwirtschaften, entfallen etwa 11 Mrd. Euro auf die Milcherzeugung, 7,5 Mrd. Euro auf Schweinefleisch, 4 Mrd. Euro auf Rind- und Kalbfleisch und etwa 2,3 Mrd. Euro auf Geflügelfleisch.
Der Fleischverbrauch hat in den vergangenen zehn Jahren relativ konstant bei etwas mehr als 7 Millionen Tonnen gelegen. Dagegen hat sich die Fleischproduktion – gemessen an der Schlachtmenge – um fast 23 Prozent auf rund 9 Millionen Tonnen im Jahr 2016 erhöht.
Schweinefleisch ist in Deutschland nach wie vor die wichtigste Fleischart. Von 1996 bis 2016 ist der Pro-Kopf-Verbrauch allerdings von 55 auf 51 Kilogramm gesunken. Demgegenüber ist die Schlachtmenge in den letzten 20 Jahren von rund 3,6 Millionen auf rund 5,6 Millionen Tonnen stetig angestiegen. Seit 2005 ist Deutschland daher Nettoexporteur und mittlerweile der weltweit größte Exporteur von Schweinefleisch.
Eine besonders rasante Entwicklung von Produktion und Verbrauch ist beim Geflügelfleisch zu beobachten. Im Vergleich zum Schweinefleisch haben sich sowohl Produktion als auch Verbrauch nach oben entwickelt. Die Schlachtmenge bei Geflügel ist von etwas über eine halbe Million Tonnen im Jahr 1996 auf mehr als 1,5 Millionen Tonnen im Jahr 2016 gestiegen und hat damit in ihrer Bedeutung die Rindfleischproduktion überholt. 2016 haben die Deutschen 1,7 Millionen Tonnen Geflügelfleisch verbraucht, dies entspricht einem Pro-Kopf-Verbrauch von rund 21 kg je Einwohner.
Die Schlachtmenge von Rindfleisch ist von rund anderthalb Millionen Tonnen im Jahr 1996 auf gut eine Million Tonnen im Jahr 2016 zurückgegangen. Der Rindfleischverbrauch reduzierte sich – im Wesentlichen bedingt durch die Verbraucherverunsicherung im Zusammenhang mit BSE und der Maul- und Klauenseuche – zunächst auf unter eine Million Tonnen im Jahr 2006 und verzeichnete seitdem einen Wiederanstieg auf 1,2 Millionen Tonnen. 2016 wurden in Deutschland rund 14 kg Rind- und Kalbfleisch pro Kopf verbraucht.
Die Produktion und der Verbrauch von Schaf- und Ziegenfleisch haben in Deutschland im Vergleich zu den anderen Fleischarten eine deutlich geringere Bedeutung. Einer Schlachtmenge von 33.000 Tonnen steht (nach offizieller Statistik) ein Verbrauch von 75.000 Tonnen an Schaf- und Ziegenfleisch gegenüber.
Ein deutlicher Zuwachs der Erzeugung seit den letzten zehn Jahren ging mit einem drastischen Strukturwandel einher. Mithilfe neuer Produktionsmethoden wie Melkrobotern, automatisierter Fütterung oder Ställen mit Spaltenböden, die das Ausmisten unnötig machen, können mehr Tiere mit weniger Arbeitskräften versorgt werden. Gleichzeitig steigt die Fleischmenge pro Tier durch Züchtung und intensivere Fütterung. Nur so sehen viele Familienbetriebe, die immer noch den größten Teil der deutschen Landwirte stellen, eine Möglichkeit, ihre Produktion fortzuführen. Die neuen Methoden erfordern in der Regel beträchtliche Investitionen in Maschinen und Gebäude. Dies führt einerseits dazu, dass Betriebe, die sich das nicht leisten können, ausscheiden. Andererseits fördert es die Spezialisierung in der Landwirtschaft, da große Investitionen meist nicht in mehreren Betriebszweigen gleichzeitig möglich sind. Bauernhöfe, auf denen mehrere Tierarten gehalten werden, werden damit immer mehr zur Ausnahme.
Während die Erzeugung von Geflügelfleisch in Deutschland seit 1994 um mehr als drei Viertel gestiegen ist, ging nach Angaben des Statistischen Bundesamtes die Zahl der Betriebe, die Masthühner halten, um 95 Prozent von knapp 70.000 auf 4.500 zurück. Bei der Schweinefleischerzeugung ergibt sich ein ähnliches Bild: Nahm die Produktion in den letzten zwanzig Jahren um fast die Hälfte zu, sank die Zahl der Betriebe um fast 90 Prozent auf etwa 27.000. 1994 gab es noch mehr Schweinehalter als Milchviehbetriebe in Deutschland. Heute sind es fast dreimal mehr Milchbetriebe als Schweineerzeuger, obwohl auch fast zwei Drittel die Milcherzeugung aufgegeben haben. Die Milcherzeugung nahm wegen der bis April 2015 geltenden Quotenregelung nur um etwa 15 Prozent zu.
Während die Erzeugung von Fleisch und Milch in den letzten zehn Jahren deutlich zugenommen hat, blieb der Verbrauch relativ konstant oder wuchs deutlich langsamer als zuvor. 1994 importierte Deutschland noch mehr Schweine- und Geflügelfleisch als es exportierte. Durch den Produktionsanstieg ist mittlerweile ein Exportüberschuss bei allen Fleischarten entstanden. Die Importe legten ebenfalls zu, allerdings langsamer als die Exporte.
Die Exporte in Länder außerhalb der EU finden überwiegend in Form von standardisierten Produkten wie Milchpulver, Schweinehälften und gefrorenen Hühnerteilen (Keulen oder Flügel) statt. Damit diese Waren wettbewerbsfähig sind, müssen die Erzeugerpreise auf dem Niveau des Weltmarktes liegen. Um dies zu erreichen, setzen die meisten Betriebe auf Größenwachstum, um durch Rationalisierung die Kosten zu senken. Dies ist ein weiterer Treiber des Strukturwandels und lässt den Betrieben kaum Spielraum, um in Tier- und Umweltschutz zu investieren.
1. Art und Produktionsrichtung der Nutzviehhaltung. Arnold (1997) fasst die Viehhaltungssysteme zu vier Gruppen zusammen und ordnet sie nach zunehmender Intensität der Bewirtschaftung:
Nomadismus
extensive stationäre Weidewirtschaft
intensive Grünlandwirtschaft
Viehwirtschaft in flächenarmen Betrieben
2. Die Bildung einer Kette aus bestimmten Haltungsformen von Nutztieren nach verschiedenen Lebensabschnitten. Es werden unterschieden:
offene Viehhaltungssysteme, bei der die in einem Betrieb gehaltenen Nutztiere aus fremden Vermehrungsbetrieben bzw. Aufzuchtbetrieben entstammen
geschlossene Viehhaltungssysteme, bei denen die gehaltenen Nutztiere betriebsintern vermehrt und gezüchtet wurden. Diese Systeme erfordern hohe Investitionskosten, verringern jedoch die Gefahr der Krankheitsübertragung.
1. Bodenphysikalische und -ökologische sowie pflanzenökologische Wirkeffekte der Tritte von Vieh. Neben der direkten mechanischen Schädigung der Pflanzen wird der Boden verdichtet, was seinerseits wieder Auswirkungen auf die Durchwurzelbarkeit hat. Darüber hinaus hat Verdichtung komplexe Auswirkungen auf u. a. Wärme-, Wasser- und Lufthaushalt des Bodens sowie ökologische Faktoren wie Samenverbreitung. Viehtritt führt besonders bei feuchten Bodenverhältnissen auch zu Schädigungen der Grasnarbe. Dabei kann es bis zum Totalausfall der Vegetation kommen. Bestimmte Stellen, wie schattige, windfreie Stellen, Unterstehplätze sowie Lieblingsfressstellen und Tränkeplätze können so zertreten werden, dass eine Nutzung der Areale langfristig ausscheidet. Es besteht ein enger Zusammenhang von Besatzdichte und Anteil von Narbenschäden nach Weidegang im Winter, ein weiterer Faktor ist die Weidedauer.
Die bodenverdichtende Wirkung der Tritte durch Kühe reicht je nach Bodenbeschaffenheit und Durchfeuchtung bis zu einer Tiefe von 10-15 cm. Durch den Tritt wird die Narbendichte gefördert. Außerdem werden auch Samen in den Boden eingetreten und können so leichter keimen.
2. Im Alpenraum auch als Viehgangeln, Kuahwegl, Kuahgangl bezeichnete Kleinstform an steilgeneigten Hängen, die als hangparallele, treppenförmige schmale Grasstufen auftreten. Sie entstehen dadurch, dass das almerfahrene Vieh beim Weiden langsam hangparallel vorwärtsgeht und dabei mit dem Kopf bergwärts frisst. Ab etwa 30 Prozent Hangneigung tritt dieses Verhalten auf. Einmal geprägte Spuren werden in der Folge bevorzugt. Sie wirken in gewissem Umfang geländestabilisierend.
Wahrscheinlich ist die Tatsache, dass Rinder steile Weiden hangparallel beweiden in ihrer Herkunft und Anatomie begründet. Rinder sind ursprünglich Steppentiere und bevorzugen daher überschaubare Ebenen. Im Gebirge bereitet ihr empfindlicher Wiederkäuermagen Probleme. Stehen die Kühe nicht parallel zum Hang, drücken die hangaufwärtigen Mägen auf die hangabwärtigen. Die Futterverwertung wird dadurch empfindlich gestört. Tatsächlich magern Kühe ohne „Bergerfahrung“ auf der Alm oft ab. Sie müssen erst von erfahrenen Tieren lernen, sich parallel zum Hang zu bewegen, um so die Mägen in Balance zu halten.
Die Trittfläche der Viehgangeln ist meist erdig, der Außenrand und der Stufenabfall aber grasbedeckt. Einerseits können Viehtritte die Hangstabilität erhöhen, da sie als Mikroterrassen aufgrund des erhöhten Muldenrückhalts zumindest in der Frühphase eines Regenereignisses abflussverzögernd wirken, und weil sie Schneekriechen verhindern. Andererseits können sie Auslöser von Bodenerosion oder Rasenwälzen sein. Auch stellen sie oft Schurfansatzpunkte für sich bewegende Schneemassen dar (Grundlawinen, Schneerutschungen, Gleitschnee), was zur Bodenerosion führt.
Insbesondere bei stärkerer Ausprägung der mit dem Viehtritt verbundenen Bodenverdichtung besteht die Gefahr des Aufreißens der Grasnarbe, was zu einer erheblichen Steigerung der Erosion, insbesondere in Form von Blaiken führt.
Viehtritte treten dort besonders häufig auf, wo die Hänge infolge Quell-, Hang- oder Grundwasseraustritt feucht sind. Die Ausprägung und damit die erosive Wirksamkeit von Viehtritten kann ferner durch die Nutzung von für die Hangneigung zu schweren Rinderrassen verstärkt werden.
Bei Nässe ist die Erosionsgefahr deutlich erhöht, weshalb die Hirten das Vieh bei einsetzenden Regenwetter von den steilen Hängen in flachere Almbereiche treiben. Heute ist das Vieh jedoch zumeist unbeaufsichtigt auf den Almflächen. Die hirtenlose Sömmerung der Rinder gilt somit als eine wesentliche Ursache der Zunahme der Erosion in den Alpen.
Komplexe Nutzung von in der Regel domestizierten Tieren. Die Viehwirtschaft ist in vielen Teilen der Erde aufgrund nachteiliger klimatischer Bedingungen die einzig mögliche Form der Bodennutzung (z.B. Weidewirtschaft im Sahel oder in Tundren).
Die Viehwirtschaft kann nach folgenden Kriterien gegliedert werden:
dem Nutzungsziel: Viehzucht, Arbeitstierhaltung (Zug- und Tragkraft), Kampf- und Sporttierhaltung, Milchtierhaltung, Fleischtierhaltung, Wolltierhaltung, Nutztierhaltung zur Gewinnung von Fellen, Federn, Haaren und Häuten oder von Eiern, Tierhaltung mit außer- und semiökonomischen Zielen (Kult, Religion, Sozialprestige, soziale Kontakte, Daseinssicherung, Freizeitgestaltung),
der Größe des Nutztierbestandes, wie Einzeltierhaltung, Herdenhaltung, Massentierhaltung
Zusätzlich bieten die Organisationsformen eine Klassifizierungsmöglichkeit. Sie orientieren sich vornehmlich am Grad der Seßhaftigkeit bzw. der (Weide-)Flächenkonstanz:
Stationäre Viehwirtschaft mit regelhafter Viehrotation auf abgezäunten Weiden mit freiem Weidegang innerhalb der Betriebsfläche
Semistationäre Viehwirtschaft Almwirtschaft
Mobile Viehwirtschaft Nomadismus Transhumanz
Die Viehwirtschaft konzentriert sich auf wenige Tierarten, von denen nur fünf (Rind, Schaf, Ziege, Huhn) eine weltweite Bedeutung haben. An Standorten mit extremen Klimaverhältnissen können hochspezialisierte Tierarten (z.B. Kamel, Büffel, Lama, Yak) eine wesentliche Rolle spielen. Produktivitätsunterschiede erklären, weshalb von der tierischen Nahrungsproduktion der Erde über vier Fünftel auf die gemäßigten Zonen und etwa 50 % auf die Industrieländer entfallen, obwohl die Entwicklungsländer über bedeutende Tierpopulationen verfügen. In nahezu allen Industrieländern sind die Verkaufserlöse aus den tierischen Produkten für die Landwirtschaft weit wichtiger als die pflanzlichen Produkte. Die Bewirtschaftung von Wildtieren (game ranching) ist global noch unbedeutend.
Vierseithof, dessen Gebäude mit durchlaufender Firstlinie lückenlos miteinander zusammenschließen. Verbreitungsgebiete sind Dänemark, der Nordwesten Schleswigs sowie Oberösterreich.
Hoftyp aus vier Häusern mit getrennten Firstlinien, der unabhängig voneinander in verschiedenen Bereichen Mitteleuropas entstand. Zu den Verbreitungsgebieten gehören die Lößbörden westlich von Köln und das benachbarte niederländische Limburg, der Dungau, das Isar-Inn-Hügelland, sich in Österreich fortsetzend, die Altmark, ein Streifen südöstlich Braunschweigs sowie das lößbedeckte Vorland des Erzgebirges. Gemeinsam ist diesen Gebieten großbäuerliche Wohlhabenheit und ertragreicher Ackerbau.
Bezeichnung für eine Einheit innerhalb einer speziellen Form der Grundherrschaft im Mittelalter, die klassische oder zweigeteilte Grundherrschaft genannt wird.
Kern einer Villikation war ein Herrenhof (Fronhof, lat. curtis) mit einem selbst bewirtschafteten Landbesitz (Salland, lat. terra salica). Um diesen Fronhof gruppierten sich kleinere Bauernstellen (Hufen, lat. mansi), die vom Grundherren ausgegeben und von den Bauern selbst bewirtschaftet wurden. Von dieser Unterteilung in Fronhof und abhängige Hufen leitet sich die Bezeichnung zweigeteilte Grundherrschaft ab. Größere Grundherrschaften bestanden aus einer Vielzahl solcher Wirtschaftseinheiten.
Die Grundherrschaft kontrollierte nicht nur die Landvergabe, sondern auch den Betrieb von Gemeinschaftseinrichtungen wie Mühlen und Backhäusern, die eine hohen Investitionsbedarf erforderten, aber gleichzeitig Gewinne abwarfen.
System der Grundherrschaft zur Karolingerzeit. Die Villikation (lat. vilicus = Verwalter eines Landgutes, Meier) eines Feudalherrn (Adel, Stift, Kloster, Domkapitel) wurde verwaltet von Fronhöfen (Salhof, Herrenhof) mit jeweils einem Meier, der mit Dienstleistungen der Hintersassen das Herrenland (Salland, terra salica) bewirtschaftete. Zentrum jeder Villikation war die villa (oder palatium), d.h. der Wohnsitz und die Haushaltung des Feudalherrn mit zentralisierten Produktionsbereichen, in erster Linie der Landwirtschaft. Bei größeren Villikationen bestand eine hierarchische Gliederung mit dem Oberhof des Feudalherrn und einer Vielzahl von Haupt- sowie Nebenhöfen der Meier. Die Landwirtschaft auf den Herrenhöfen war arbeitsteilig organisiert. Daran waren nicht allein Bauern beteiligt. Die Viehwirtschaft der Fronhöfe wurde von ständigen Arbeitskräften betrieben, die auf dem Hof oder in unmittelbarer Nähe ansässig und mit etwas Land ausgestattet waren. Einige unter ihnen verrichteten stark differenzierte Handwerksarbeit. In manchen Villikationen - vor allem in flämischen und nordfranzösischen Gebieten - wurden in größeren Werkstätten Tuche gewoben. Das ist ein grundlegender Unterschied zwischen den Villikationen und den Gütern der Neuzeit.
Das Land der Herrenhöfe (Salland) wurde von Bauern in Fronarbeit bestellt. Die Fronbelastungen betrugen vielfach drei Tage in der Woche.
Die fehlende Freizügigkeit der Hintersassen führte zur Fixierung der Siedlungsstandorte, auch Kapellen- und Kirchenbauten trugen vermutlich dazu bei. Die großen Fronhöfe lassen sich heute noch in zahlreichen Dörfern des deutschen Altsiedellandes gut erkennen, da sie sich durch ihre Größe und bauliche Gestaltung, z.B. als große Vierseithöfe, von den Kleinbauernstellen abheben.
Vom 12. bis 13. Jahrhundert vollzog sich die Auflösung der Villikationen, auch wenn vereinzelt Villikationen noch im 14. Jahrhundert bestanden. Die Auflösung ist als organisatorische Anpassung an veränderte Verhältnisse, insbesondere an die zunehmenden Änderungen der ländlichen Machtpositionen und an die Entwicklung der Märkte im Zusammenhang mit der Entwicklung der städtischen Wirtschaft zu sehen. Leitungs- und Organisationsbefugnisse, die zuvor von der Grundherrschaft ausgeübt wurden, gingen auf das Dorf über. Eine neue Rechtsform, die Dorfgemeinde, begann sich auszubilden.
Unterschiedlich definierte Bezeichnung für einen weinkulturellen Treffpunkt, der durch (Wein-) Verkostung, (Wein-) Verkauf und (Wein-) Beratung geprägt ist und zum Kennenlernen der verschiedenen Weine und der Regionen dient. Dabei kann eine Vinothek zusätzlich zum Wein touristische Informationen und Leistungen anbieten. Neben der Weinverkostung und dem Weinausschank ist auch der Verzehr von kleinen Speisen möglich.
Eine Typologisierung von Vinotheken unterscheidet nach Dreyer/Ratz/Schirrmeister (2017) drei Typen von Vinotheken (vgl. Abbildung).
Bei der „klassischen Winzervinothek“ ist der Winzer oder Weingutsbesitzer selbst Betreiber der Vinothek - Ausnahme ist, es besteht eine Beteiligung von Seiten des Winzers an einer Genossenschaft. In diesem Fall tritt die Genossenschaft als Betreiber auf. Die Vinothek befindet sich dabei - bis auf wenige Ausnahmen - auf dem Betriebsgelände des Erzeugers bzw. der Erzeugergemeinschaft und es werden vorrangig Weine aus der eigenen Erzeugung vermarktet.
Bei „Orts- bzw. Gebietsvinotheken“ werden diese nicht von einem einzelnen Winzer betrieben. Das Angebot erstreckt sich auf verschiedene Weine der Region, die gleichberechtigt nebeneinander präsentiert werden und häufig mit weiteren lokalen Produkten gekoppelt sind, die in der Region erzeugt werden. Dabei werden primär Touristen als Besucher angesprochen, die sich in der jeweiligen Region aufhalten. Die Autoren konstatieren allerdings, dass die jeweilige Ausrichtung und Ausprägung dieses Typs von Vinotheken durchaus divergierend sein kann und neben dem Hauptzweck des Weinverkaufs und -ausschanks auch touristische Informationsmaterialien und Beratung angeboten wird.
Der dritte Typ der Vinotheken ist die „urbane Vinothek“, die vornehmlich in innerstädtischen Standorten anzutreffen ist und einen privatwirtschaftlichen Charakter hat. Dabei besteht das Sortiment aus Weinen von unterschiedlichen Regionen, der Weinausschank erfolgt in einer integrierten Weinbar. Die Autoren selbst geben jedoch zu bedenken, dass hier in vielen Fällen von einer „Weinhandlung mit Ausschank“ gesprochen werden kann.
Als virtueller Zaun wird eine Technologie bezeichnet, die darauf basiert, Tiere mit GNSS-Transpondern auszustatten, um ihren Standort zu bestimmen, und die mit Hilfe von akustischen Warnsignalen, Elektroschocks oder anderen Aufforderungen die Tiere innerhalb der geographisch festgelegten Grenzen hält. Dadurch werden physische Zäune möglicherweise überflüssig, und das GNSS hilft den Landwirten, Tiere auf großen, offenen Weideflächen zu lokalisieren.
Virtuelles Land umfasst jene Flächen, die für die Herstellung einer Einheit eines bestimmten Agrarprodukts beansprucht werden, was auch als „Land-Fußabdruck“ der Ware bezeichnet wird. Der internationale Warenhandel bedingt somit auch den Handel mit virtuellem Land. Um das in einem Produkt indirekt enthaltene Land zu erfassen, muss die gesamte Lieferkette und jeder Produktionsschritt analysiert werden. Der Land-Fußabdruck einer Nation umfasst alle Landflächen, die für die Herstellung der dort verbrauchten Güter und Dienstleistungen eingesetzt wurden.
In den letzten 15 Jahren ist der weltweite Verbrauch von virtuellem Land aufgrund größerer Handelsvolumina deutlich angestiegen – verstärkt durch den Abbau von Handelsbarrieren für Güter und Dienstleistungen. Zwischen 1997 und 2007 haben die Landflächen, die in der gehandelten Biomasse zur Nahrungs- und Futtermittelerzeugung enthalten sind, weltweit um 81 Prozent zugenommen – von 382 auf 692 Millionen Hektar. Insgesamt sind die europäischen Landimporte und -exporte (ausgenommen Russland) von 95 auf 165 Millionen Hektar gestiegen – das ist ein Zuwachs von 74 Prozent. Im Jahr 2007 wurde fast ein Viertel des weltweiten Land-Fußabdrucks von Biomasse den Exportgütern zugeschrieben, drei Viertel entfielen auf den lokalen Verbrauch.
Die größten Netto-Importeure von Agrarland sind Japan, Deutschland und Großbritannien, die größten Netto-Exporteure China, Brasilien und Argentinien. Wenn man den Fluss von virtuellem Land spezifischen Handelsströmen zuordnet, wird deutlich, dass der Handel in Verbindung mit Weideflächen (247 Millionen Hektar), Ölsamen (122 Millionen Hektar) und Weizen (115 Millionen Hektar) den größten Anteil ausmacht. In Europa macht der externe Land-Fußabdruck zehn Prozent der Agrarflächen aus, der interne hingegen 90 Prozent. Die Abbildung unten zeigt die Netto-Importeure und -Exporteure von virtuellem Land rund um die Erde (Farbe der Länder) und Europas Haupthandelspartner von Land (Pfeile). (Global 2000 / SERI)
Netto-Importeure und -Exporteure rund um die Erde sowie Europas Exporte und Importe 2007
Europa importiert große Netto-Mengen an virtuellem Land aus China (33 Mio. ha), Brasilien (19 Mio ha) und Argentinien (12 Mio ha). Es zeigt sich, dass die Nettoimporte aus China hauptsächlich aus Weideflächen (80 %) bestehen, in Brasilien aus Weideflächen (37 %) und Ölsamen (30 %), ebenso in Argentinien, wo 47 % auf Weideflächen und 40 % auf Ölsamen entfallen. Daneben importiert Europa auch große Mengen an nicht-agrarischem Land, insbesondere durch forstwirtschaftliche Produkte. Eine frühere Studie für das Jahr 2003 geht davon aus, dass sich der Land-Fußabdruck der EU-27-Staaten mehr als verdoppeln würde, wenn man diese Produkte mit einrechnet.
Anmerkung: Die Breite der Pfeile spiegelt das Volumen der Handelsströme von virtuellem Land wider. Quelle: Global 2000 / SERI 2013
Die Wassermenge, die nach einer umfassenden Bilanz als insgesamt tatsächlich für die Herstellung eines Produkts anfiel. Der Begriff wurde um 1995 von dem englischen Geographen John Anthony Allan (*1937) geprägt. Nach dieser Bilanzierung werden in Deutschland pro Einwohner und Tag rund 4.000 - 5.000 Liter Wasser genutzt, bei der Herstellung eines Mikrochips beispielsweise 32 Liter, bei der Herstellung eines Kilogramms Rindfleisch 15.000 Liter. Zwar beträgt der tägliche Haushaltswasserbedarf in Deutschland weniger als 130 l pro Person, so wird beim virtuellen Wasser dieser auf den ersten Blick verdeckte Wasserverbrauch mitberücksichtigt, um den tatsächlichen Verbrauch anzugeben.
Bei der Erzeugung von Rindfleisch ist nicht nur die Verwendung von Trinkwasser für die Tiere zu berücksichtigen, sondern auch der natürliche Niederschlag und die Bewässerung für Felder und Wiesen, welche das Futter für die Tiere liefern.
Der Handel mit Agrarprodukten ist indirekt auch ein Handel mit virtuellem Wasser. Der Wasserbedarf landwirtschaftlicher Produkte variiert von Region zu Region teilweise sehr stark. Um ein Kilo Getreide in Marokko anzubauen, müssen etwa 2.700 Liter Wasser aufgewendet werden. Die gleiche Getreidemenge kann in Deutschland mit nur 520 Litern Wasser hergestellt werden. Es zeigt sich, dass nicht die Menge des verbrauchten Wassers, sondern dessen Herkunft entscheidend ist. In Indien oder im Mittleren Osten lässt sich durch den Import von Agrarprodukten Wasserknappheit verringern. In Ländern Südeuropas hingegen verstärkt der Export bei einer Reihe von Produkten den Mangel an dieser Ressource.
Umgangssprachliche Bezeichnung für eine Viruserkrankung der Vögel, hervorgerufen durch Influenzaviren, die in sog. niedrigpathogene und hochpathogene Influenzaviren unterteilt werden. In jüngerer Zeit wird die Bezeichnung "Vogelgrippe" auch für jene Unterform der Erkrankung verwendet, die durch den Virus-Subtyp Influenza A/H5N1 verursacht wird. Die Vogelgrippe ist eine meldepflichtige Tierseuche. In den vergangenen Jahren wurde auch eine Übertragung der Viren auf Säugetiere und Menschen beobachtet. Die Erkrankung ist damit eine Zoonose.
Die Vogelschutzrichtlinie der Europäischen Union dient der Erhaltung der wildlebenden, im europäischen Gebiet ihrer Mitgliedsstaaten heimischen Vogelarten und der Regelung des Schutzes, der Bewirtschaftung und der Regulierung dieser Vögel, ihrer Eier und Lebensräume. Die ursprüngliche Richtlinie 79/409/EWG des Rates vom 2. April 1979 wurde durch die aktuell gültige Richtlinie 2009/147/EG vom 30. November 2009 aufgehoben und trat zum 15. Februar 2010 in Kraft.
Mit dieser Richtlinie haben sich die Mitgliedstaaten der EU (damals EWG) zur Einschränkung und Kontrolle der Jagd ebenso wie zur Verwaltung von Vogelschutz-Gebieten als eine wesentliche Maßnahme zur Erhaltung, Wiederherstellung bzw. Neuschaffung der Lebensräume seltener oder bedrohter europäischer Vogelarten verpflichtet. Sie dient gemeinsam mit der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie im Wesentlichen der Umsetzung der Berner Konvention. Die Vogelschutzgebiete gemeinsamen Interesses werden allgemein Europäisches Vogelschutzgebiet genannt (auch Besonderes Schutzgebiet, BSG, engl. Special Protection Area,SPA), die Schutzgebiete nach den beiden Richtlinien bilden das Netzwerk Natura 2000.
Europäische Vogelschutzgebiete in Deutschland (mit AWZ)
Die Schutzgebiete für die Arten des Anhangs I der Vogelschutzrichtlinie sollen aufgrund ihrer zahlen- und flächenmäßigen Eignung ausgewählt werden. Für die regelmäßigen Zugvogelarten besteht die Verpflichtung, hinsichtlich ihrer Vermehrungs-, Mauser- und Überwinterungsgebiete sowie der Rastplätze in ihren Wanderungsgebieten entsprechende Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
Die Vogelschutzgebiete werden als Besondere Schutzgebiete (BSG) bzw. Special Protection Areas (SPA) bezeichnet. Sie werden nach EU-weit einheitlichen Standards von den Bundesländern ausgewählt und unter Schutz gestellt.
Der Schutz der Besonderen Schutzgebiete ist in Art. 3 der Vogelschutzrichtlinie geregelt. Demnach sind die Mitgliedstaaten aufgefordert, die nötigen Erhaltungs- oder Wiederherstellungsmaßnahmen zu treffen, die Lebensräume der Vogelarten sowohl innerhalb als auch außerhalb der Schutzgebiete zu pflegen und zu gestalten, zerstörte Lebensstätten wiederherzustellen oder Lebensstätten neu zu schaffen.
Abk. VEG; landwirtschaftlicher Großbetrieb in der ehemaligen DDR nach dem Vorbild der sowjetischen Sowchosen. Das Volkseigene Gut stellte die zweite wichtige Betriebsform neben der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) dar. Ihr Anteil an der bewirtschafteten LN betrug Ende der achtziger Jahre nur etwa 7 Prozent, ihre faktische Bedeutung für die Versorgung der LPG war aber sehr viel höher, da die VEG vornehmlich spezialisiert tätig waren auf den Gebieten der Viehzucht sowie der Saat- und Pflanzguterzeugung.
Die VEG hielten gut 12 Prozent des Viehbestandes der DDR, erzeugten 20 Prozent des Saat- und Pflanzgutes und 18 Prozent des Zucht- und Nutzviehs.
1983 im Rahmen des Transformationsprozesses abgelöste wirtschaftliche, soziale und administrative Gemeinschaft im ländlichen Raum der Volksrepublik China mit einem sehr hohen Vergesellschaftungsgrad. Volkskommunen entstanden 1958 durch den Zusammenschluss kleinerer Produktionsgenossenschaften, welche nach der Revolution (1949) entsprechend sowjetischem Vorbild geschaffen wurden. Die Volkskommunen versuchten alle wichtigen Wirtschafts- und Lebensbereiche kollektiv zu steuern. So sollten sie die Umsetzung der staatlichen Planungsvorgaben im Agrarbereich erleichtern, da sie gleichzeitig Wirtschaftsverwaltungs- und Regierungsaufgaben wahrnahmen. Zudem sicherte das staatliche Handelsmonopol für Agrarprodukte den Transfer agrarischer Überschüsse für den Aufbau des städtischen Industriesektors. Gleichzeitig sollte mit dieser Struktur das Problem der Unterbeschäftigung auf dem Lande (Masseneinsätze beim Bau von Bewässerungssystemen oder bei der Urbarmachung von Agrarland) gelöst werden. Eine Wohnsitzkontrolle verhinderte die Abwanderung überschüssiger Arbeitskräfte auf die städtischen Arbeitsmärkte.
Die Landwirtschaft sollte sich in ihrer Entwicklung nicht an "unkalkulierbaren" wirtschaftlichen Marktgesichtspunkten orientieren, sondern durch bewusst "politische" Zielsetzungen den Sozialismus direkt ansteuern - und dies in möglichst kurzer Zeit. Dabei gingen Mao Zedong und andere Vertreter des (heute so genannten) "linken" Kurses davon aus, dass die Bauern diesen Sozialisierungskurs als Befreiungsweg begreifen und ihn in "schöpferischem Enthusiasmus" sowie unter Verzicht auf materielle Anreize beschreiten würden. Die Reaktion war allerdings Passivität und Beschränkung auf das Nötigste.
Die Einkommen der Bauern stagnierten auch aufgrund der staatlichen Preispolitik mit relativ niedrigen Preisen für Agrarprodukte gegenüber den vergleichsweise hohen Preisen für industrielle Produkte. Während der Kulturrevolution wurden zudem die in geringem Umfange mögliche privatwirtschaftliche Nebengewerbeproduktion sowie die Bauernmärkte verboten.
Die Nachteile der Zentralisierung und Bürokratisierung in den zunächst 10.000 - 60.000 Einwohner umfassenden Kommunen zwangen zur Revision des Konzepts und zur Schaffung kleinerer, relativ selbständig arbeitender "Produktionsgruppen" innerhalb der Kollektive. 1979 wurde das "Eigenverantwortungssystem" eingeführt und damit die weitgehende Reprivatisierung in der Landwirtschaft eingeleitet. Gestützt wurde die neue Strategie durch staatliche Hilfen, z.B. die Reduzierung der Landwirtschaftssteuer, die gleichzeitige Erhöhung der Aufkaufpreise für landwirtschaftliche Produkte, Vergabe von Investitionshilfen an die Landwirtschaft und das Verbot, bäuerliche Haushalte oder Kollektive ohne Entgelt zur Erledigung staatlicher Aufgaben abzukommandieren.
Mittlerweile existieren Volkskommunen de facto nicht mehr. Mit dem Beginn der Reform- und Öffnungspolitik unter Deng Xiaoping nach 1978 setzte auch das Ende der Volkskommunen ein.. An ihre Stelle traten:
Kleinbäuerliche Familienbetriebe als weitgehend eigenverantwortliche Produktions- und Entscheidungseinheiten, die aber in ein System von leistungsorientierten Verträgen eingebunden sind; der Boden ist weiterhin im Besitz des Staates, die Bauern sind Pächter auf Staatsland;
Ländliche Produktionsgenossenschaften unterschiedlichen Typs, z.B. hinsichtlich der Produktionsausrichtung;
Gemeinden und Kleinstädte als unterste staatliche Verwaltungseinheiten (ab 1983);
Dörfer anstelle der Untereinheit Produktionsbrigaden (ab 1985).
Dem Vollerwerbslandwirt eng verwandter Begriff für ein Mitglied der ländlichen Mittelschicht, bei dem allerdings das "Bäuerliche" als Lebensform stärker betont ist.
Auch Mehrnährstoffdüngemittel; unterschiedliche Nährstoff-Kombinationen vor allem aus den mineralischen Komponenten Stickstoff (N), Phosphorsäure (P2O5) und Kali (K2O).
Landmaschine, die alle bei der Ernte anfallenden Arbeitsschritte ausführt, wie z.B. Mähdrescher, Kartoffel- und Rübenvollernter oder Baumwollpflückmaschine.
Veralteter Begriff der Agrarstatistik zur Kennzeichnung des Erwerbscharakters einzelner Betriebe. Danach war ein Vollerwerbsbetrieb ein landwirtschaftlicher Betrieb, der hauptberuflich bewirtschaftet wird, in dem die Familie aufgrund der betrieblichen und persönlichen Verhältnisse voll tätig ist und ihren Lebensunterhalt in der Regel ausschließlich aus dem landwirtschaftlichen Betrieb bezieht.
Die Strategie „Vom Hof auf den Tisch“, eine der wichtigsten Maßnahmen im Rahmen des europäischen Grünen Deals, wurde im Mai 2020 von der EU-Kommission vorgelegt. Sie soll dazu beitragen, bis 2050 Klimaneutralität zu erreichen, und ist darauf ausgerichtet, das derzeitige EU-Lebensmittelsystem nachhaltig zu gestalten.
Mit der Strategie werden – unter Hervorhebung von Ernährungs- und Lebensmittelsicherheit als Prioritäten – vor allem folgende Ziele verfolgt:
Gewährleistung der Versorgung mit ausreichenden, erschwinglichen und nahrhaften Lebensmitteln im Rahmen der Belastbarkeitsgrenzen des Planeten
Halbierung des Einsatzes von Pestiziden und Düngemitteln und des Umsatzes antimikrobieller Mittel
Erhöhung der für ökologische/biologische Landwirtschaft genutzten Fläche
Förderung eines nachhaltigeren Lebensmittelkonsumverhaltens und einer gesünderen Ernährung
Verringerung von Lebensmittelverlusten und -verschwendung
Bekämpfung von Lebensmittelbetrug entlang der Versorgungskette
Feldfrucht, die im Vorjahr auf der gleichen Fläche angebaut wurde (Fruchtfolge). Die Vorfrucht hat häufig Auswirkungen auf den aktuellen Anbau, z.B. wenn eine Humusverbesserung durch die Vorfrucht erfolgt ist oder Krankheitsbefall durch eine geeignete Vorfrucht gemindert wird.
Regional auch Anwand, Anwendling, Vorende oder Angewende; im Ackerbau die Bezeichnung für den randlichen Bereich eines Feldes, auf dem bei der Bearbeitung, beispielsweise mit dem Traktor beim Pflügen, gewendet wird. Bei der üblichen streifenförmigen Bearbeitung weist ein Feld also an zwei gegenüberliegenden Seiten je ein Vorgewende auf. Bearbeitet werden Vorgewendeflächen quer zur sonstigen Bearbeitungsrichtung und parallel zum Ackerrand und je nach Vorgang vor (Ernte, Maislegen) oder nach dem Bearbeiten der Hauptparzelle.
Bei Dauerkulturen, wie etwa den modernen eingezäunten Obstanlagen, bleibt entsprechend jeweils ein Stück an den beiden kurzen Seiten ohne Bepflanzung, um mit den Maschinen wenden zu können. Saumbiotope sollten nicht im Vorgewende des Ackers angelegt werden. Hecken bei umzäunten Dauerkulturen können jedoch am Zaun des Vorgewendes angepflanzt werden.
Durch wiederholtes Wenden mit schweren Maschinen erfolgt mit der Zeit im Vorgewende eine Bodenverdichtung, die den Ernteertrag merklich reduziert und angepasste Bearbeitungsformen nötig macht (z. B. häufigere, tiefere Auflockerung). Daher ist es zumeist im Interesse der Landwirte, diese randlichen Streifen möglichst klein zu halten und ggf. nicht auf dem Feld selbst, sondern auf angrenzenden, eventuell befestigten Flächen zu wenden. Vorgewende werden aber auch an die Arbeitsbreite der Geräte angepasst, mit denen nachfolgende Arbeiten erledigt werden, z. B. an die Breite der Feldspritze.
Vorgewende werden auch oft als Ort für die Zwischenlagerung von Erntegut (Zuckerrüben) oder auch von Düngemitteln (Mist, Kalke) verwendet.
In den Vorleistungen sind der ertragssteigernde Aufwand (die Ausgaben für zugekaufte sowie innerbetrieblich erzeugte und verbrauchte Futtermittel, für Handelsdünger, Pflanzenschutzmittel, Saat- und Pflanzgut), die Aufwendungen für die Unterhaltung der Wirtschaftsgebäude und des Inventars, die Ausgaben für Energie, für Tierarzt und Medikamente sowie für andere Güter und Dienstleistungen zusammengefasst. Analog zum Produktionswert werden hier auch der innerbetriebliche Verbrauch an Futtermitteln und die in Anspruch genommenen landwirtschaftlichen Dienstleistungen berücksichtigt.
Die Vorleistungen für die Landwirtschaft enthalten neben den Käufen von anderen Wirtschaftsbereichen auch die Käufe von landwirtschaftlichen Einheiten. Sie enthalten nicht die Löhne für fremde Arbeitskräfte, Beiträge für Sozial- und Unfallversicherung, Schuldzinsen und Käufe von Investitionsgütern.
Der Anteil der Vorleistungen an der Enderzeugung ist in der EU auf Grund der Intensivierung und Technisierung der Landwirtschaft kontinuierlich angestiegen. EU-weit wurden 2014 und 2015 rund 60 % des Wertes der Enderzeugung für Vorleistungen ausgegeben, wobei zwischen den einzelnen Mitgliedstaaten erhebliche Unterschiede bestehen. Am geringsten ist der Vorleistungsanteil mit unter 50 % in den Mittelmeeranrainern Italien, Griechenland und Spanien, wo zumeist mehrjährige Sonderkulturen (Oliven) eine bedeutende Rolle spielen und nur wenig für Maschinen und Dienstleistungen ausgegeben wird. Dagegen liegen die Anteile in baltischen und skandinavischen Ländern bei über 75 % der Einnahmen.
Vorleistungen der Landwirtschaft in Deutschland in jeweiligen Preisen (ohne MwSt.)
Im EU-Vergleich mussten die deutschen Landwirte im Jahr 2021 mit 67 % Vorleistungsanteil deutlich mehr als der Durchschnitt ausgeben, wobei dies hauptsächlich auf den tierischen Bereich zurückzuführen ist. Dabei standen Futtermittel mit einem Anteil von 40 % an erster Stelle. 2021 sind die Ausgaben für Vorleistungen sprunghaft gestiegen, insbesondere Düngemittel, Energie sowie Saat- und Pflanzgut stechen dabei heraus. Gegenüber 2010 haben sich Saat- und Pflanzgut, Instandhaltung von Gebäuden, Dienstleistungen, Düngemittel und Energie erheblich verteuert.
Wirtschaftshof, der zugunsten einer rationelleren Bewirtschaftung der Anbauflächen (verkürzte Wege) vom Haupthof eines landwirtschaftlichen Gutes räumlich getrennt liegt. Vorwerke wurden z.B. durch die ostelbischen Großgrundbesitzer angelegt oder aus aufgekauften Gütern umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden aus vielen Vorwerken selbständige Betriebe.
Landwirtschaftliche Güter lagen auch häufig außerhalb von Befestigungsanlagen oder Burgen und wurden daher häufig als „Vorwerk“ (frühere Schreibweise häufig: „Vorwerck“) bezeichnet. In Ortsnamen und Flurbezeichnungen kann das Wort noch in dieser Bedeutung vorhanden sein.
Später wurde die Bezeichnung für Außenstellen von Gutshöfen mit Gutsbetrieb oder auch einzelne Meierhöfe verwendet. Auf größeren Gütern mit umfangreichen Landflächen gab es oft neben dem Hauptbetrieb kleinere und entfernt liegende Zweigbetriebe. Diese wurden ab etwa Ende des 18. Jahrhunderts hin ebenfalls häufig als „Vorwerk“ bezeichnet. In diesem Sinne taucht Vorwerk als Name oder Namensbestandteil einer Vielzahl von Ansiedlungen vor allem in den nördlichen und östlichen Teilen Deutschlands auf.
Der Begriff hat sich im Laufe der Geschichte mehrfach in seiner Bedeutung geändert.
Die bäuerliche Wirtschaftsfläche aus einer vergangenen Kulturlandschaft. Die Vorzeitflur kann als totale oder partielle Wüstung in der gegenwärtigen Landschaft erscheinen. Mögliche Merkmale sind: gehäufte oder gereihte Lesesteine, durch früheres Pflügen oder Hacken verursachte kleinförmige Reliefstrukturen, Spuren von Stufenrainen, Furchen und Beeten, die bei Luftaufnahmen durch streifenförmige Verfärbungen des Bodens oder der Vegetation auffallen.