Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Schaf

Wiederkäuender, z.T. Hörner tragender Paarhufer, in der Landwirtschaft wegen Wolle, Fleisch und Milch gehalten. Das Hausschaf stammt vom Wildschaf ab und ist schon vor über 10.000 Jahren in Kurdistan gehalten worden. In Deutschland ist heute das Fleisch der Schafe mehr gefragt als deren Wolle. Milch hat für die Herstellung von Käse Bedeutung. Männliche Tiere werden Bock oder Widder, wenn sie kastriert sind Hammel oder Schöps, genannt. Für Mutterschafe gibt es auch den Ausdruck Zibbe oder Zippe. Die Jungtiere bezeichnet man als Lamm. Ausgewachsene Tiere wiegen zwischen 75 und 200 kg. Die Tragzeit beträgt etwa 150 Tage. Meist werden ein bis zwei Lämmer geboren. Schafe können bis zu 20 Jahre alt werden und sind sehr genügsam.

In Deutschland wird im Frühjahr (April bis Juni) die Schur der Schafe durchgeführt. Die geschorenen Tiere sind sehr empfindlich. Aus diesem Grunde werden Kälteeinbrüche im Juni auch „Schafskälte“ genannt. Für die Landschaftspflege spielen Schafe eine große Rolle, so die Heidschnucken in der Lüneburger Heide, weil sie das Aufwachsen von Bäumen verhindern. Auch die Grasnarbe auf den Deichen wird durch das Beweiden mit Schafen (Deichschafe, Deichlämmer) gestärkt (Festtreten des Bodens, Kurzhaltung des Bewuchses).

Schafhaltung in Deutschland

Auch, wenn sie zahlenmäßig weit hinter den Rindern und Schweinen liegen, sind die Schafe, insbesondere im Zusammenhang mit der Ausbreitung des Wolfs in Deutschland, in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus gerückt. Die Entwicklung der Schafhaltung in den vergangenen zehn Jahren zeigt im Gegensatz zu den anderen Nutztieren ein überraschend einheitliches Bild. Deutschlandweit wurden am 1. März 2020 insgesamt 1,8 Mio. Schafe in knapp 19 900 landwirtschaftlichen Betrieben gehalten. Seit 2010 sank damit sowohl die Anzahl der schafhaltenden Betriebe als auch die Anzahl der Schafe in einem ähnlichen Umfang (minus elf bzw. minus 13 Prozent).

Ohne Betrachtung der Stadtstaaten gab es dabei die höchsten Rückgänge der Bestände im Saarland (minus 39 Prozent) und Sachsen-Anhalt (minus 31 Prozent), während für Nordrhein-Westfalen sogar eine Zunahme verzeichnet wurde (plus 21 Prozent). Anders als bei den Rindern und Schweinen liegen die Hochburgen der Schafhaltung mit gut 312 600 Tieren (Bayern) und rund 241 000 Tieren (Baden-Württemberg) in Süddeutschland. Gleich danach folgt Norddeutschland; in Schleswig-Holstein (ca. 213 500 Schafe) und Niedersachsen (ca. 179 900 Schafe) nutzen und pflegen viele dieser Wiederkäuer die Deichflächen. Zusammen werden in diesen vier Bundesländern 52 Prozent aller Schafe Deutschlands gehalten.

In Deutschland werden hauptsächlich Mutterschafe und Schafe von unter einem Jahr gehalten (zusammen 97 Prozent aller Schafe). Von den Mutterschafen sind lediglich 1,4 Prozent Milchschafe.

Auch in Bezug auf die Bestandsdichte dominieren bei den Schafen die Bundesländer mit den höchsten absoluten Werten. Neben den Kreisen in Baden-Württemberg (Esslingen, Calw, Zollernalbkreis und Reutlingen), Schleswig-Holstein (Dithmarschen und Nordfriesland) und Bayern (Aschaffenburg) finden sich in den TOP 10 der Bestandsdichten auch ein Kreis in Hessen (Lahn-Dill-Kreis) und zwei Kreise in Thüringen (Sonneberg und Schmalkalden-Meiningen).

Entwicklung der schafhaltenden Betriebe und Schafbestände in Deutschland 2010 bis 2020
Entwicklung der schafhaltenden Betriebe und Schafbestände in Deutschland 2010 bis 2020

Quelle: Destatis 2021

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