Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Wald

Definitionen des Begriffes 'Wald' sind notwendigerweise vage und sind abhängig vom Bedeutungszusammenhang (alltagssprachlich, geographisch, biologisch, juristisch, ökonomisch, kulturell usw.). Präzise Definitionen decken jeweils nur einen Teil des Bedeutungszusammenhangs ab.

1. Aus biologischer Sicht ist 'Wald' jede Pflanzengesellschaft, in der "Bäume", d.h. Pflanzen mit verholzendem Stamm, vorherrschend sind, die eine Endgröße von mindestens 5 m erreichen können, sofern diese Bäume im Reifezustand Bestände bilden, deren Schlussgrad bewirkt, dass ein Baum den Nachbarbaum im Luft- und Bodenraum noch eindeutig ökologisch beeinflusst. Der angelegte Baumhöhenwert kann im polaren und oberen Waldgrenzbereich unterschritten werden. Botanisch betrachtet ist Wald eine von Bäumen geprägte Vegetation, deren Fläche so groß ist, dass sich ein Waldklima entwickeln kann. Das unterscheidet den Wald zum Beispiel von Baumalleen, Parkanlagen oder Baumschulen.

Der Wald ist ein reich gegliedertes Ökosystem, das sich in übereinanderliegenden Schichten (Stockwerken) aufbaut:
Bodenschicht oder Moosschicht – Krautschicht – Strauchschicht – Baumschicht.

Unter dem Kronendach, das einige zehn Meter über dem Boden liegen kann, bildet sich ein spezifisches Waldinnenklima, das sich im Vergleich zum Freilandklima durch gleichmäßigere Temperaturen (vor allem im Tagesgang), höhere relative Luftfeuchtigkeit, geringere Lichtintensität, veränderte spektrale Zusammensetzung des Lichts (höherer Grünanteil), geringere Windgeschwindigkeiten und geringere Niederschläge am Boden (Interzeption im Kronenraum) auszeichnet.

Weltweit treten Wälder als Waldgesellschaften in Gebieten mit einer (je nach Temperatur) bestimmten minimalen Niederschlagsmenge auf. Fällt weniger Niederschlag, geht der Wald in eine Trocken-Savanne oder Steppe über. Für Hochlagen und kalte Klimate ist die Dauer der Vegetationsperiode für den Erfolg der Vegetation entscheidend. Ab einer bestimmten Höhe bzw. geographischen Breite gibt es eine Waldgrenze, jenseits derer kein Wald mehr wachsen kann und nur vereinzelt (verkrüppelte) Bäume vorkommen. Ihr folgt die Baumgrenze.

Die intakten Waldlandschaften innerhalb der waldbedeckten Gebiete der Erde
Die intakten Waldlandschaften innerhalb der waldbedeckten Gebiete der Erde

Die intakten Waldlandschaften innerhalb der waldbedeckten Gebiete der Erde (Intact Forest Landscapes, IFL) sind vollkommen unzerschnittene, weitgehend unbewohnte, ökologisch intakte, naturgewachsene Waldlandschaften mit einer Mindestgröße von 50.000 ha und einer Mindestbreite von 10 km, die nicht forstwirtschaftlich genutzt werden und in den letzten 30–70 Jahren auch nicht anderweitig industriell genutzt wurden. Das IFL-Konzept wurde entwickelt vom World Resources Institute und weitergeführt u. a. von Global Forest Watch und Greenpeace. Es basiert vor allem auf der Auswertung von Satellitenbildern

Quelle: Peter Potapov

2. Definition der FAO: Wald umfasst natürliche und angepflanzte Wälder (plantations). Der Begriff wird verwendet für Landflächen mit einem Mindestanteil der Kronenfläche der Bäume von 10 %, auf einer Fläche von mindestens 0,5 ha. Wälder werden sowohl durch das Vorkommen von Bäumen wie durch das Fehlen anderer vorherrschender Landnutzungsformen definiert. Die Bäume müssen eine Mindesthöhe von 5 m erreichen können. Jungbestände, deren Bäume die notwendige Kronenfläche und Höhe bisher nicht erreicht haben, bei denen dies aber später zu erwarten ist, und nur vorübergehend unbestockte Flächen werden zum Wald gerechnet. Der Ausdruck umfasst Wälder, die für Produktion, Schutz, Naturschutz oder mehrere dieser Zwecke genutzt werden (zum Beispiel Nationalparks, Naturschutzgebiete und andere Schutzgebiete), und auch Waldbestände der Agrarlandschaften wie zum Beispiel Windschutzpflanzungen, mit einer Mindestbreite von 20 Metern, Kautschuk- und Korkeichen-Plantagen. Ausdrücklich landwirtschaftlichen Zwecken dienende Baumbestände, wie zum Beispiel Obstbaumpflanzungen, und Agrarforstsysteme sind ausgeschlossen.

3. Definition der UNESCO: Geschlossener Wald (engl. forest) umfasst Bestände von Bäumen mit einer Wuchshöhe größer 5 m (in subpolaren Gebieten: 3 m, in den Tropen: 8–10 m), deren Kronendach geschlossen ist. Bestände mit Wuchshöhe größer 5 m mit offenem Kronendach werden als Offenwald (engl. woodland) definiert, sofern ihre Deckung 40 % überschreitet (d. h., der Abstand zwischen zwei Baumkronen höchstens dem Durchmesser der Krone entspricht).

4. Definition der UNFCCC: Wald ist eine mit Bäumen bestandene Landfläche von mindestens 0,05–1 ha Fläche mit einem Deckungsgrad der Baumkronen (oder entsprechendem Bestockungsmaß) von mehr als 10–30 %, mit Bäumen, die eine minimale Wuchshöhe von 2–5 m in situ erreichen können. Ein Wald kann entweder geschlossen sein, wenn Bäume der verschiedenen Stockwerke und der Unterwuchs einen hohen Prozentsatz des Bodens überdecken, oder auch offen. Natürliche Jungbestände und alle Pflanzungen (engl. plantations), welche eine Kronendeckung von 10–30 % oder Höhe von 2–5 m erst später erreichen können, werden unter Wald gerechnet, wie auch dazugehörige Flächen, welche temporär durch menschliche Einflüsse wie Kahlschlag oder aus natürlichen Gründen unbestockt sind, wenn ihre Rückentwicklung zum Wald zu erwarten ist.

5. Definition nach dem deutschen Bundeswaldgesetz (BWaldG § 2): Wald ist jede mit Forstpflanzen bestockte Grundfläche. Förster bezeichnen diese Fläche traditionell als "Holzboden". Als Wald gelten hier auch kahlgeschlagene oder verlichtete Grundflächen, Waldwege, Waldeinteilungs- und Sicherungsstreifen, Waldblößen und Lichtungen, Waldwiesen, Wildäsungsplätze, Holzlagerplätze sowie weitere mit dem Wald verbundene und ihm dienende Flächen. Diese Flächen werden als „Nichtholzboden“ bezeichnet. Im Sinne einer klaren und einheitlichen Abgrenzung gilt ergänzend, dass eine Fläche erst als Wald erfasst wird, wenn sie mindestens 0,1 Hektar groß und 10 m breit ist.

Die Waldverteilung in Deutschland
Die Waldverteilung in Deutschland

Deutschland: 35.720.780 Landesfläche, davon 11.419.124 Waldfläche = 32 %
Alle Flächenangaben in Hektar

Quelle: BMEL

Im Zusammenhang mit der Konversion von Regenwaldflächen und ihrer Quantifizierung weist Faust (2017) auf die nach wie vor bestehende Schwierigkeit bei der Walddefinition in den betroffenen Räumen hin. Die Frage, ob Agroforstsysteme, Kautschuk- und Ölpalmplantagen als Wald kategorisiert werden können, ist nicht trivial und politisch umstritten. Zudem ist es methodentechnisch schwierig, Monokulturen mit Ölpalmen, Kautschuk- und Eucalyptusbäumen fernerkundlich von Wald zu unterscheiden.

Waldfunktionen in Mitteleuropa

Der Wald spielte für die Menschen schon immer eine wichtige Rolle. Er ist tief in unserem Kulturraum verwurzelt. Die Worte Baum und Wald sind in vielen Redensarten, Sprichwörtern, Orts- und Familiennamen enthalten. In Dichtung, Märchen, Literatur und Malerei sind die Bäume und Wälder nicht wegzudenken. Neben der seit Jahrhunderten erfolgten Nutzung des Waldes stellen der Wald und die Forstbetriebe der Gesellschaft eine Reihe weiterer Produkte und Leistungen – überwiegend unentgeltlich - zur Verfügung.

Zu den Leistungen des Waldes gehören u. a. folgende Punkte:

Freizeitaktivitäten im Wald
Freizeitaktivitäten im Wald

Im Durchschnitt dauert ein Waldbesuch knapp zwei Stunden. Im gewogenen Mittel kommt jeder Deutsche jährlich auf rund 28 Waldbesuche zur Erholung. In den Wald gehen 68 % mindestens einmal im Monat und 29 % mindestens dreimal im Monat.

Quelle: BMEL / FNR

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