Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Milchtierhaltung

Zweig der Nutztierhaltung zum Zwecke der Milchgewinnung. Hinsichtlich der Marktorientierung ist zu unterscheiden zwischen Milchtierhaltung in

Milchtierhaltung bei Rindern

Spezialisierungen in der Milchtierhaltung und unterschiedliche sozio-ökonomische Rahmenbedingungen führten zu verschiedenen Betriebsgrößen und -organisationen:

Die Milchviehhaltung hat sich in den letzten Jahrzehnten stark verändert. Die wirtschaftliche Erzeugung von Milch gelingt nur mit einer hohen Milchleistung der Kühe und in einem geeigneten Stall mit moderner Melktechnik.

Eine Kuh gibt pro Tag rund 50 Liter Milch. Im Jahr sind dies 18.250 Liter Milch pro Kuh, was einem Gewicht von 7.650 kg entspricht. Im Altertum soll eine Kuh nicht einmal 10% der Milchleistung von heutigen Kühen ergeben haben. Im Jahr 1850 lag die durchschnittliche Milchleistung einer Milchkuh bei rund 1.000 kg pro Jahr. Die Produktionsmenge wurde somit von 500 – 600 kg auf 6.000 – 10.000 kg im Jahr pro Kuh gesteigert.

Auch das Gewicht der Kuh hat sich durch die Zucht- und Futtermaßnahmen gesteigert, von rund 250 kg im Jahr 1850 auf ein heutiges Durchschnittsgewicht von 600 - 700 kg.

Ursachen der extremen Steigerung der Milchleistung:

Haltungsmethoden

In einem Anbindestall hat jede Kuh ihren festen Platz, an dem sie schläft, frisst und wiederkäut. Dieses Haltungssystem widerspricht einer modernen Tierhaltung, so dass heute meist Laufställe gebaut werden. In der ökologischen Tierhaltung sind Anbindeställe seit Ende 2013 verboten. Ausnahmeregelungen gelten für Kleinbetriebe.

In Laufställen können sich die Kühe frei bewegen, im ökologischen Landbau ist eine Mindestfläche von 6 m² pro Tier vorgeschrieben. Die Stallfläche ist in die Funktionsbereiche Fressen, Liegen und Laufen aufgeteilt. Gemolken wird in einem Melkstand, den die Tiere entweder zu vorgegebenen Melkzeiten aufsuchen, oder fortlaufend mithilfe eines sogenannten Melkroboters. Gegenüber der mobilen Melktechnik im Anbindestall bieten beide Varianten große Vorteile.

Die Haltung auf der Weide ist ideal für Kühe, jedoch verfügt nicht jeder Hof über eine Weidefläche oder die Fläche ist zu weit entfernt. In den letzten Jahren hat in Deutschland die Stallhaltung ohne Weidegang stark zugenommen. Um den Tieren trotzdem frische Luft zu verschaffen, werden die Laufställe mit einem Auslauf kombiniert. Im ökologischen Landbau haben die Tiere Anspruch auf frische Luft oder Weidegang.

Kühe lieben es kühl: Die optimale Stalltemperatur liegt bei 7 °C. Selbst starke Fröste machen ihnen nichts aus. Schon ab 17 °C ist es Kühen zu warm und die Milchleistung sinkt. (BZfE)

Im Jahr 2020 gab es in Deutschland rund 11,5 Mio. Rinderhaltungsplätze. Etwas mehr als die Hälfte der Haltungsplätze für diese Nutztiere verteilt sich auf Bayern (25,3 Prozent), Niedersachsen (22,0 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (11,0 Prozent). Der Süden Deutschlands ist durch kleine Familienbetriebe geprägt. Diese bestehen meist seit vielen Jahrzehnten und sind Teil der gewachsenen Kulturlandschaft. Hier gibt es einen großen Anteil an Anbindeplätzen, einer Haltungsform die seit Längerem im gesellschaftlichen Fokus steht. Regionale Gegebenheiten erschweren häufig eine Umstellung auf platzintensive Laufställe. Neben der Anbindehaltung ist die Weidehaltung auf den Almen eine wichtige Form der Haltungsart. Oft werden beide Haltungsverfahren miteinander kombiniert. Deutschlandweit ging der Anteil der Anbindehaltung in den letzten zehn Jahren um 11,5 Prozent zurück.

Der größte Anteil an Haltungsplätzen mit Weidegang befand sich jedoch nicht in Bayern, sondern im Norden. Spitzenreiter war im Jahr 2019 Schleswig-Holstein mit 50,9 Prozent (Deutschland: 31,4 Prozent). In den ostdeutschen Bundesländern standen die Rinder hingegen durchschnittlich am seltensten auf der Weide. Dort wurden sie aber auch nur in wenigen Fällen angebunden. Die vorherrschende Haltungsform von Mecklenburg-Vorpommern bis Thüringen war der Laufstall mit rund 94 Prozent. Insgesamt stieg der Anteil an Laufstallhaltung in den letzten zehn Jahren deutschlandweit um 8,5 Prozent. Ein ähnliches Bild ergibt sich, wenn ausschließlich die Haltungsplätze für Milchvieh betrachtet werden.

Anteile von Haltungsverfahren und Weidegang bei Milchkühen in den Bundesländern im Jahr 2020 in Prozent (ohne Stadtstaaten)

Anteile von Haltungsverfahren und Weidegang bei Milchkühen in den Bundesländern im Jahr 2020 in Prozent (ohne Stadtstaaten)

Etwas mehr als die Hälfte der Haltungsplätze für diese Nutztiere verteilt sich auf Bayern (25,3 Prozent), Niedersachsen (22,0 Prozent) und Nordrhein-Westfalen (11,0 Prozent). Der Süden Deutschlands ist durch kleine Familienbetriebe geprägt. Diese bestehen meist seit vielen Jahrzehnten und sind Teil der gewachsenen Kulturlandschaft. Hier gibt es einen großen Anteil an Anbindeplätzen, einer Haltungsform die seit Längerem im gesellschaftlichen Fokus steht.

Deutschlandweit ging der Anteil der Anbindehaltung in den letzten zehn Jahren um 11,5 Prozent zurück.

Quelle: Destatis 2021

In Deutschland hatte ein Betrieb im Jahr 2020 Haltungsplätze für durchschnittlich 115 Rinder. Ein deutlicher Unterschied der Betriebsgröße lässt sich zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern feststellen. In den ostdeutschen Bundesländern hatte ein Betrieb 2020 durchschnittlich 263 Tiere, wohingegen im Westen rund 103 Rinder auf einem Hof gehalten wurden. /Auf den flächenstarken Betrieben in Niedersachsen und Schleswig-Holstein gab es mit durchschnittlich 170 bzw. 192 Tieren die größten Betriebe im Westen Deutschlands.

Durchschnittlich Anzahl von Rinderhaltungsplätzen pro Betrieb in Deutschland 2020 (ohne Stadtstaaten)

Durchschnittliche Anzahl von Rinderhaltungsplätzen pro Betrieb in Deutschland 2020 (ohne Stadtstaaten)

In Deutschland hatte ein Betrieb im Jahr 2020 Haltungsplätze für durchschnittlich 115 Rinder. Ein deutlicher Unterschied der Betriebsgröße lässt sich zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern feststellen.

Quelle: Destatis 2021

Wirtschaftliche Aspekte

Im Jahr 2019 lieferten rund 59.900 deutsche kuhhaltende Betriebe insgesamt 31,7 Millionen Tonnen Milch an die Molkereien. 2018 waren es noch rund 63.000 Milchkuhhalter. Mit rund 1,2 Millionen Tonnen lag der Anteil ökologisch erzeugter Milch an der Milchlieferung erstmalig bei 3,7 Prozent.

Neben der Zahl der Betriebe verringerte sich auch die Anzahl der Milchkühe um 2,2 Prozent auf vier Millionen Tiere. Der Durchschnittsbestand hingegen stieg von 65 auf 67 Milchkühe pro Halter. Der Milchertrag pro Tier nahm 2019 ebenfalls erneut von 8.068 kg (2018) auf 8.250 kg zu.

Im Jahr 2019 verbrauchten die Deutschen insgesamt 4,1 Millionen Tonnen Konsummilch (-3,4 Prozent im Vergleich zu 2018). Somit setzte sich der rückläufige Trend auch beim Pro-Kopf-Verbrauch weiter fort: Dieser lag mit 49,5 kg erstmals unter 50 kg. Aufgrund des geringeren Konsums wuchs der Selbstversorgungsgrad um knapp ein Prozent auf 111,7.

Groß sind die regionalen Unterschiede. Die größten Herden befinden sich in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern mit einer Durchschnittsgröße von 226 bzw. 224 Tieren. Relativ klein sind die durchschnittlichen Milchviehbestände in Bayern (37 Kühe), Baden-Württemberg (43 Kühe) oder Hessen (47 Kühe).

Durchschnittliche Treibhausgasemission der Milchkuhhaltung bezogen auf einen Liter Milch

Bei der Produktion von einem Liter Milch zum Beispiel werden durch die Entstehung von Methan in Deutschland ca. 1,1 kg CO2-Äquivalente freigesetzt. Das liegt deutlich unter dem weltweiten Durchschnitt von 2,4 kg und ist weit entfernt von den Emissionswerten Afrikas und Asiens mit 7,5 beziehungsweise 3,5 kg CO2-Äquivalent je Liter Milch.

Quelle: IFEU 2014 und FAO 2010 nach DBV Situationsbericht 2018/19

(s. a. Milch, Milchquote)

Weitere Informationen:

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