Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Gemüse

Sammelbegriff für essbare Pflanzenteile wild wachsender oder in Kultur genommener Pflanzen. Meist handelt es sich um Blätter, Knollen, Stängel oder Wurzeln von ein- oder zweijährigen krautigen Pflanzen, die roh, gekocht oder konserviert genossen werden. Im Gegensatz zu Pflanzen oder Pflanzenteilen, die vor allem wegen ihrer Reservestoffe (Kohlenhydrate, Eiweiß und Fette) genutzt werden und deshalb die Grundkost in der Ernährung des Menschen darstellen, wird Gemüse vor allem wegen seines Gehalts an Vitaminen, Mineralstoffen und sekundären Pflanzenstoffen als Beikost verzehrt. Gemüse ist geschmacksgebend und kalorienarm. Zudem hat Gemüse aufgrund seines hohen Gehalts an Ballaststoffen eine wichtige Funktion für die Verdauung.

Trockene Samen wie Erbsen oder Linsen und Getreidekörner zählen nicht zum Gemüse. Pflanzenteile, die als Gemüse und Gewürz genutzt werden, wie Paprika oder Zwiebeln, gelten nur dann als Gemüse, wenn sie eine erkennbare Hauptkomponente der Mahlzeit bilden.

Die Unterscheidung von Obst und Gemüse ist nicht eindeutig, sie ist kulturell bedingt. In Deutschland gibt es verschiedene Definitionen, die einander zum Teil widersprechen:

Gemüse werden in Gärtnereien und Kleingärten, aber auch von Bauern als Sonderkultur (Feldgemüse) angebaut. Um die Produktion besser steuern zu können, wird Gemüse häufig unter geschützten oder völlig umweltkontrollierten Bedingungen (insbesondere unter Feldfolien, Folientunneln, Folien- oder Glashäusern) oder sogar "bodenlos" als Hydrokultur angebaut. Zunehmend wird die menschliche Arbeitskraft auch durch digitale Systeme, einschließlich Roboter, ersetzt.

Weltweit am meisten angebaut werden Tomaten, Wassermelonen, Zwiebeln, Kohlgemüse und andere Brassica-Arten, Gurken, Auberginen, Karotten und Rüben, Chilis und grüner Paprika sowie andere Melonen.

Gemüse wird botanisch, aber auch beim Erzeuger und im Handel, in acht Produktgruppen unterteilt:

  • Fruchtgemüse: Dazu zählen Tomaten, Gurken, Paprika, Zucchini, Erbsen, Bohnen und Kürbis.
  • Blattgemüse und Blattsalate: Zu dieser Gruppe gehören Spinat, Mangold, Kopfsalat, Eisbergsalat, Feldsalat, Endiviensalat, Chicorée und Radicchio.
  • Kohlgemüse: Zu dieser Pflanzenfamilie, die botanisch zum Blattgemüse zählt, gehören unter anderem Wirsing, Weißkohl und Rotkohl sowie Spitzkohl.
  • Wurzel- und Knollengemüse: Dazu zählen Karotten und Möhren, Rettich,  Radieschen, Knollensellerie, Bleichsellerie, Rote Bete, Schwarzwurzeln, Meerrettich und Fenchel.
  • Zwiebelgemüse: Hierzu gehören Gewürz- und Gemüsezwiebeln, Porree oder Lauch und Knoblauch.
  • Wurzelsprossen: Ihr bekanntester Vertreter ist der Spargel.
  • Speisepilze: Zu diesen Lagerpflanzen gehören z. B. Steinpilz, Champignon, Austernpilz und Pfifferling.
  • Kartoffeln: Botanisch gehören sie zu den Knollengewächsen.

Quelle: REWE

Weltproduktion

Seit 1990 ist die weltweite Produktion von Gemüse und Melonen fast um das 2,8-fache gestiegen. Die FAO gab die Gesamtweltgemüseerzeugung für das Jahr 2020 mit 1.250 Mio. t an. Seit mehreren Jahren entfällt davon mit 78 % der erzeugten Menge der weitaus größte Teil auf Produktionsstandorte in Asien. Das wichtigste Produktionsland in Asien bzw. weltweit ist China, wo mit 656 Mio. t im Jahr 2020 mehr als die Hälfte (53 %) der Weltproduktion stattfand.

Mit gut 15 % der Weltgemüseerzeugung sind Tomaten die bedeutendste Gemüseart, gefolgt von Zwiebeln, Wassermelonen, Gurken, den Kohlarten, Auberginen und Karotten. Diese Produkte haben sich weltweit gut etablieren können und sind zwischenzeitlich auf nahezu allen Kontinenten zu Hause. Insgesamt verzeichnen die Fruchtgemüsearten weltweit erkennbare Zuwächse. Salate und spezielle Kohlarten wie Blumenkohl oder Brokkoli sind, gleichermaßen wie der Knoblauch, aus den Küchen der Welt nicht wegzudenken. Artischocken, Lauchzwiebeln, Bohnen sowie Spargel können dagegen eher zu den regionaltypisch verwendeten Gemüsearten gezählt werden. Mit Ausnahme von Speisezwiebeln und Knoblauch ist der überregionale Handel mit frischem Gemüse weltweit nur gering ausgeprägt. Allerdings besteht ein lebhafter Handel von Gemüse zwischen nahegelegenen, unterschiedlichen Klimazonen zur Ergänzung des regionalen Angebots.

Weltgemüseerzeugung nach Arten und Regionen 2020
Weltgemüseerzeugung nach Arten und Regionen 2020

Quelle: LEL 2022

Woher importieren wir unser Gemüse?

E in großer Teil des frischen Gemüses, das wir in Deutschland verbrauchen, wird aus dem Ausland importiert. Die mit Abstand wichtigsten Lieferländer sind Spanien und die Niederlande. Besonders auffällig ist das bei Gurken: Rund 84 Prozent der importierten Gurken kommen aus diesen beiden Ländern.

Mengenmäßig sind Tomaten das wichtigste Importgemüse. 2024 wurden rund 736.000 Tonnen nach Deutschland eingeführt – fast die Hälfte davon aus den Niederlanden. Tomaten sind das beliebteste Gemüse hierzulande, aber nur etwa 12 Prozent der Frischware stammen aus heimischem Anbau. Nimmt man auch verarbeitete Tomatenprodukte hinzu, sinkt der Anteil sogar bis auf knapp vier Prozent.

Anders sieht es beim Salat aus: Mehr als die Hälfte des hierzulande verbrauchten Salats wird von der heimischen Landwirtschaft angebaut.

Woher importieren wir unser Gemüse?

Quelle: BLE / Statistisches Bundesamt

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