Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Braunerde

Die Braunerde ist ein häufig vorkommender Bodentyp des gemäßigt humiden Klimas mit der Horizontabfolge Ah/Bv/C (Anreicherung von Humus < 30 Masse-% / Eisenoxidation, Mineralneubildung / wenig oder gar nicht verwitterter loser oder fester mineralischer Untergrund). Braunerden entwickeln sich überwiegend aus silikatischem, kalkfreiem oder kalkarmem Ausgangsgestein.

Die Ausgangssubstrate für die Entwicklung von Braunerden sind sehr vielfältig. So entwickelten sich Braunerden in periglaziären Solifluktionsschuttdecken der Mittel- und Hochgebirge und Flugsanden ebenso wie in glazialen oder fluvioglazialen Sedimenten (Moränen, Eisrandsedimente, Schotterflächen z. B. des Alpenvorlandes).

Braunerde

Braunerde

Braunerde im Hintertaunus bei Taunusstein aus periglaziären Lagen (Solifluktionsschuttdecken, Hauptlage LH über Basislage LB) über (tertiär)verwitterten Tonschiefern (Saprolith, Faulfels).
Profil: Ah/Bv/II lCv/IIICv. Ah- und Bv-Horizont sind in der Hauptlage entwickelt. Darunter folgt die Basislage mit Hakenschlagen im Übergang zu den anstehenden, stark verwitterten Schiefern.

Quelle: A. Stahr

Braunerden entstehen aus Ah/C-Böden, wie Rankern, Regosolen, Rendzinen und Pararendzinen, durch eine fortschreitende Bodenentwicklung. Je nach Ausgangsgestein unterscheiden sich Braunerden stark in ihren Eigenschaften. Braunerden aus Lockergesteinen wie z. B. Geschiebelehm weisen meist eine mittlere Basensättigung und eine mittlere bis hohe nutzbare Feldkapazität (Wasserspeichervermögen) auf und werden oft ackerbaulich genutzt. Braunerden auf silikatischem Festgestein an den Hängen der Mittelgebirge sind meist flachgründig bei hohem Skelettanteil, geringer Nährstoffversorgung und nutzbarer Feldkapazität. Sie werden meist forstwirtschaftlich genutzt.

Typprägende Prozesse sind die Verbraunung und Verlehmung auch im Unterbodenhorizont (B). Dabei verwittern eisenhaltige Minerale und den Boden braun färbende Eisenoxide werden angereichert, oft verbunden mit der Neubildung von Tonmineralen (Verlehmung). Die braune Farbe von Böden der gemäßigten Klimate wird durch das Eisen-Oxidhydroxid Goethit FeO(OH) verursacht, benannt nach Johann Wolfgang von Goethe.

Die Erhöhung des Tongehaltes bei der Entwicklung einer Braunerde hat zwei Gründe: Bei der chemischen Verwitterung von Gesteinen entstehen aus den Verwitterungsrückständen neue Minerale, die durch mehrere Blättchen oder Schichten aufgebauten, Nährstoffe austauschenden Tonminerale. Zudem enthalten kalkhaltige Gesteine wie zum Beispiel Mergel (= Gemisch aus Kalk und Ton) von Natur aus hohe Anteile an Ton. Werden die Verwitterungsrückstände dieser Gesteine durch weitere Verwitterung entkalkt, bleibt der tonige Anteil zurück und reichert den Boden nun relativ mit Material der Korngröße Ton an. So entstehen Braunerden mit einem typischen Ah/Bv/C-Profil. Dabei bezeichnet Bv den verbraunten und verlehmten Horizont (v von verwittert oder verbraunt) und C das Ausgangsgestein der Bodenbildung.

Verbreitung

Basenreiche Braunerden sind in Mitteleuropa selten. Anders dagegen basenarme Braunerden, die man z. B. in Mittelgebirgslagen aus Granit-, Grauwacke-, Tonschiefer- oder Sandstein-Fließerden findet, wobei sie mit Rankern aus anstehendem Festgestein und stärker podsolierten Böden vergesellschaftet sind. Ferner haben sie sich in Norddeutschland aus pleistozänen und holozänen Sanden entwickelt, wiederum vergesellschaftet mit Podsolen. In vielen Regionen Mitteleuropas ist die Braunerde der am häufigsten vertretene terrestrische Boden. 

Nutzung

Die Eigenschaften und damit auch die landwirtschaftliche Nutzung hängen stark vom Ausgangsmaterial der Bodenbildung ab. Das trifft besonders auf die Porenverteilung sowie den Wasser- und Lufthaushalt zu. Grundsätzlich kann gesagt werden, dass Braunerden sich leicht bearbeiten lassen und einen pH-Wert im mäßig bis stark sauren Bereich haben. Als landwirtschaftliche Nutzung sind Ackerbau und Weidewirtschaft möglich. Der ackerbauliche Wert schwankt in einem weiten Bereich. Die meisten basenreichen Braunerden werden wegen ihrer Flachgründigkeit oder ihres hohen Steingehalts forstlich genutzt. Auch die weniger fruchtbaren basenarmen Braunerden diene, vor allem in NW-Deutschland, häufig als Waldstandort, doch lassen sie sich bei ausreichender Düngung und Zufuhr von Wasser heute vielfach auch sehr gut ackerbaulich nutzen.

Als natürliche Vegetation würde sich unter dem vorherrschenden Klima auf Braunerde ein Mischwald aus Rotbuche mit Eiche oder Fichte einstellen.

Weitere Informationen:

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