Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Phänologie

Teilgebiet der Klimatologie, das sich mit den Entwicklungsphasen der wildwachsenden Pflanzen, der Kulturpflanzen (z.B. Blattentfaltung, Blühverlauf, Fruchtreife, Laubverfärbung), aber auch von Tieren (Paarungszeiten, Entwicklungszyklen von Insekten, Termine von Winterschlaf und Vogelzug) in Abhängigkeit von Witterung und Klima befasst.

Phänologische Beobachtungen werden in Deutschland von ca. 2.500 Beobachtern durchgeführt. Der phänologische Meldebogen enthält folgende Gruppen von Beobachtungsobjekten:

Die gewonnenen Daten (d.h. Feststellung des Datums, zu dem die verschiedenen phänologischen Phasen an einem bestimmten Ort eintreten) lassen sich in phänologischen Karten darstellen, aus denen sich beispielsweise regionale Wärmestufen ableiten lassen. Die Linien gleichen Phasenbeginns (Isophanen) markieren die vom Klima begünstigten oder benachteiligten Gebiete.

Die Kenntnis der Entwicklungsphasen von Pflanzen wird auch benutzt zur Definition phänologischer Jahreszeiten ("phänologischer Kalender" mit Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Herbst und Winter). Dieser phänologische Kalender hat für die Praxis von Land- und Forstwirtschaft (Anbauplanung, Auswahl für den jeweiligen Standort geeigneter Sorten, Zeitpunkt der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Dünger) erhebliche Bedeutung.

Die Eintrittstermine der phänologischen Phasen sind vom Breiten- und Längengrad sowie von der Lage über NN abhängig; im Durchschnitt verzögern sich frühe Phasen (wie der Beginn der Haselblüte) um drei bis vier Tage pro 100 km zunehmender geographischer Breite und um ca. vier Tage pro 100 m zunehmender Höhe über NN.

Zunehmende Bedeutung gewinnt die Phänologie in jüngerer Zeit bei der Dokumentation und Analyse des Klimawandels.

Der Temperaturanstieg führt tendenziell zu einer Verfrühung der Pflanzenentwicklung. Es kommt zu einer Verschiebung der phänologischen Jahreszeiten. Die Vegetationszeit beginnt früher. Der frühere Austrieb ist allerdings mit starken Schwankungen von Jahr zu Jahr verbunden. Durch den früheren Vegetationsbeginn wächst zugleich die Gefahr von Schadereignissen durch Spätfröste. Insbesondere Obst, Wein und andere Sonderkulturen sind betroffen.

Phänologische Uhr - Deutschland
Phänologische Uhr - Deutschland

Quelle: DWD nach DBV Situationsbericht 2023

Mit dem Temperaturanstieg verbunden ist aber auch eine frühere Ernte im Herbst infolge beschleunigter Wachstumsentwicklung. Die Frostgefahr im Winter nimmt ab, die Anzahl der Frosttage und die Frosthärte gehen zurück. Pflanzen kommen auch mit einer geringeren Frosthärte zurecht. Warme Winter können aber auch teilweise zu fehlenden Vernalisationsanreizen führen. Die Vernalisation bezeichnet den Blühimpuls bei Pflanzen nach einer längeren Kälteperiode. Diese ist art- und sortenspezifisch. Der Kältereiz muss über einen längeren Zeitraum zwischen 0 und 10 °C liegen.

(s. a. Agrarmeteorologie)

Weitere Informationen:

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