Verbundsystem
Das systemartige Zusammenwirken der an einem Produktionsprozess beteiligten Elemente. Organisationsstruktur und räumliche Realisierung sind die wichtigen Aspekte der Betrachtung eines Verbundsystems. In der Landwirtschaft sind Verbundsysteme im Gefolge der Industrialisierung der agrarischen Produktion entstanden. Sie treten sowohl im Pflanzenbau als auch in der Nutztierhaltung auf.
Verbundsysteme bestehen in der Zuckerproduktion, dem Brauereiwesen und in der tropischen Plantagenwirtschaft seit längerem, sie haben aber erst nach dem 2. WK ihr Reifestadium erreicht. Standortfaktoren für Verbundsysteme sind zum einen traditionelle Steuerungsfaktoren wie die Verfügbarkeit von Rohstoffen, die günstige Lage zu den wichtigsten Märkten und das Vorhandensein billiger Arbeitskräfte, zum anderen mikro- und makroökonomische Gesichtspunkte.
Steuerungsfaktoren auf der Mikroebene
- Abstimmung einzelner Produktionsschritte zur optimalen Auslastung der einzelnen Betriebe.
- Kurze Transportentfernungen zwischen den Betriebsstätten bewirken Kostenreduktion.
- Rasche Rückmeldungen über ökonomischen Erfolg oder Mißerfolg ermöglichen Anpassung des Gesamtsystems.
- Agglomerationsvorteilen stehen Agglomerationsnachteile gegenüber (gehäuft auftretende Krankheiten, Überversorgung der Märkte, Probleme bei der umweltverträglichen Verwendung der tierischen Exkremente).
- Aus den Agglomerationsnachteilen entstehende Folgekosten können die aus einer Vergrößerung der Tierbestände oder der Anbauflächen erwachsenden Kostenvorteile aufzehren (begrenzende Faktoren für die regionale Konzentration).
Steuerungsfaktoren auf der Makroebene
- Sektorale Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel führt zur Nachfrage immer größerer Partien eines bestimmten Produktes mit definierten Qualitätsmerkmalen.
- Solche Nachfrage ist für kleinere Erzeuger hinsichtlich Qualitätsstandard und Menge nur durch veränderte Organisationsstrukturen erfüllbar.
- Erst horizontale Integration kombiniert mit einer vertraglichen Bindung der Betriebe an die nachgelagerte Industrie oder den Handel leistet dies.
Beim Ausbleiben solcher Vertragslandwirtschaft können an ihre Stelle rasch vertikal integrierte agrarindustrielle Unternehmen treten, unter Einbeziehung der Primärproduktion (Beispiele vor allem in der Eierproduktion, der Rindermast, weniger in der Pflanzenproduktion).