Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Kleinbauer

Landwirt mit einer geringen Ausstattung an Produktionsfaktoren, insbesondere mit geringem Landbesitz, teilweise als Folge von Realteilung und die verstärkte Landnahme von Agrarkonzernen. Sein Einkommen liegt wegen der minimalen Produktion von Nahrung und anderen Produkten in der Nähe des Existenzminimums. Ein Kleinbauer ist häufig auf Zupacht und hoffremde Arbeit angewiesen.

Der Begriff ist oft nicht genau definiert und variiert mit der Bezugsregion. Die Begriffe family farmers, smallholders oder peasants werden teilweise synonym verwendet, Kleinbetriebe können aber auch als Untergruppe der Familienbetriebe aufgefasst werden. Auch ihre Abgrenzung bzw. Definition ist schwierig. In der Regel wird als Kriterium die bearbeitete Fläche herangezogen, wobei dies nur bedingt aussagekräftig ist, da die Bedeutung von Betriebsgrößen vom jeweiligen agro-ökologischen Kontext (Bodenqualität, Niederschlag u. w.) sowie dem Produktionsprogramm abhängig ist.

Nach Angaben der FAO bewirtschaften 72 % der Agrarbetriebe weltweit weniger als 1 ha Land und damit nur 8 % des Agrarlandes, Betriebe mit 1 bis 2 ha (12 % aller) nur 4 %. Zusammengenommen bearbeiten Kleinbauern, die 84 % aller Betriebe ausmachen, also nur 12 % des Landes. In Kleinbetrieben ist die Ressource Arbeitskraft meist ausreichend oder sogar überschüssig, die übrigen Ressourcen Land Vieh und Kapital sind hingegen knapp.

Bei geringen externen Inputs versuchen Kleinbauern in vielen Fällen, die Produktivität des Landes durch eine sehr arbeitsintensive Nutzung (z.B. Bewässerung, Terrassierung) zu steigern, ohne sie zu gefährden.

Kleinbauern haben außerdem i. d. R. starke Probleme mit dem Zugang zu Krediten sowie Infrastruktur- und Vermarktungsprobleme. Ferner fehlen Kleinbauern Skaleneffekte, sie haben folglich Schwierigkeiten, an den agrarischen Wertschöpfungsketten teilzuhaben, da sie nur geringe Mengen auf dem Markt anbieten können und so eine schlechte Verhandlungsposition gegenüber Aufkäufern/Auftraggebern haben. Bei vielen kleinbäuerlichen Betrieben sind Produktion und Konsumption von Nahrung sehr eng miteinander verbunden (Subsistenzwirtschaft).

Weltweit sehen sich ca. 500 Mio Kleinbauern mit landwirtschaftlichen Flächen von jeweils unter 2 ha einer großen Konzentration von Marktmacht und Fähigkeit zu politischer Einflussnahme gegenüber, die von internationalen Konzernen des Agribusiness repräsentiert wird. Im Gegensatz zum Wachstumstrend global aktiver Großunternehmen nimmt die Durchschnittsgröße landwirtschaftlicher Betriebe in vielen Ländern des Globalen Südens seit Jahrzehnten ab.

Nach Angaben der UN (2004) lebten etwa 1,5 Milliarden Menschen weltweit in kleinbäuerlichen Haushalten (WDR 2008). Ein Teil der Kleinbauern verkauft Überschüsse auf Märkten. Ein Großteil der Kleinbauern betreibt aufgrund unzureichender Produktionsfaktoren (insbes. Boden, Landtechnik, Saatgut, Agrarchemikalien), sowie anderer Nachteile lediglich Subsistenzwirtschaft.

Kleinbäuerliche Landwirtschaft ist wegen der meist niedrigen Produktivität eng verknüpft mit Armut. So sind 50 % aller weltweit hungernden Menschen Kleinbauern. Aus Mangel an Alternativen ist sie in vielen Entwicklungsländern für einen Großteil der Bevölkerung die wichtigste Erwerbsquelle, insbesondere in Subsahara-Afrika und in Teilen Asiens.

Family Farmers: Feeding the world, caring for the earth
Family Farmers: Feeding the world, caring for the earth

Quelle: FAO

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksKlein(eigentums)landwirtHausIndexKleinerzeugerPfeil nach rechts