Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Ziege

Ziegen sind Hörner tragende Wiederkäuer und kommen mit geringwertigem Futter aus. Sie werden hauptsächlich zur Fleisch- und Milchproduktion gehalten. Die Haut wird zu Ziegenleder gegerbt. Die Hörner der Männchen (Böcke) sind meist länger als die der Weibchen (Geißen). Die Trächtigkeit dauert 22 Wochen.

Ziegen gehören zu den ältesten Nutztieren der Menschheit. Nach der Domestikation im Fruchtbaren Halbmond vor ca. 10.000 Jahren (frühes Neolithikum) verbreiteten sich Hausziegen, die bereits differenzierte Genpools trugen, nach Europa, Afrika und Asien. Die Verbreitung dieser verschiedenen Ausgangspopulationen bestimmt auch heute noch den genetischen Hintergrund vieler Hausziegenbestände.

Ziegenmilch war wahrscheinlich auch die erste ‚Tier‘-Milch, die der Mensch zu sich nahm. Die Domestikation der Wildziege geschah mehrfach. Auch die Menschen, die diese Ziegen vor etwa 11.500 bis 9.000 Jahren domestizierten, unterschieden sich genetisch voneinander.

Der weltweite Ziegenbestand wächst kontinuierlich weiter und beträgt mittlerweile über eine Milliarde Tiere. Obwohl die meisten Einnahmen aus der weltweiten Ziegenproduktion aus dem Verkauf von Fleisch stammen, sind gleichzeitig auch die Produktion und der Konsum von Ziegenmilch global angestiegen. Der größte Teil der weltweiten Milchziegenproduktion und -konsums findet in Asien statt. Die Milchleistung kann bis 1.000 kg im Jahr erreichen.

Auch der europäische Ziegensektor ist auf die Milchproduktion spezialisiert, hauptsächlich für die Käseherstellung und deren Erzeugung auf traditioneller Art. Der wohl bestorganisierte Ziegenmilchmarkt in Europa ist aktuell in Frankreich zu finden. Ziegen in der Hobbyhaltung bzw. im Neben- und Haupterwerb erfreuen sich auch in Deutschland immer größerer Beliebtheit. Der Wunsch vieler Verbraucher nach tiergerechter Nutztierhaltung und ausgewogener Ernährung lässt den Bedarf an Bio-Ziegenmilch auf dem deutschen Markt kontinuierlich steigen.

Leider bremst die kontinuierliche Zunahme der Wolfspopulationen in Deutschland das Interesse an der Ziegenhaltung aktuell wieder aus, da die zusätzlichen Arbeitsbelastungen und Kosten für notwendige Herdenschutzmaßnahmen oft nicht mehr durch die Ziegenhalter geleistet werden können.

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