Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Dauerkultur

Im Agrarsektor ein Pflanzenbestand außerhalb der Fruchtfolge, der über mindestens fünf Jahre hinweg genutzt wird, und der wiederkehrende Erträge erbringt. Dauergrünland und Dauerweideland zählen gewöhnlich nicht dazu. Zu diesen nicht in die Fruchtfolge einbezogenen verholzenden Kulturen gehören in Deutschland Obst- und Rebanlagen, Hopfengärten, mehrjährige Beerenanlagen, Spargelfelder, Korbweiden- und Pappelanlagen, Baumschulen und Weihnachtsbaumkulturen außerhalb des Waldes. Für den Mittelmeerbereich sind u.a. zu nennen die Flächen für Mandelbäume, Zitruskulturen, Nussbäume, Haselsträucher und Ölbäume. In tropischen Gebieten gehören dazu Kaffeepflanzungen, Teekulturen, Kautschukplantagen, Kakaobäume, Zimtbaumkulturen, Pflanzungen mit Gewürznelkenbäumen, Muskatnussbäumen, Cashewenussbäumen, Ölpalmen und Kokosnussbäumen, tropische Fruchtbäume (u. a. Bananen) usw.

Dauerkulturen dienen vor allem der menschlichen Ernährung und erzielen im Allgemeinen eine höhere Wertschöpfung pro Hektar als einjährige Kulturen. Darüber hinaus sind sie für die Gestaltung des ländlichen Raums (durch Baumobstanlagen, Rebflächen und Olivenhaine) von wesentlicher Bedeutung und tragen zu einem ausgewogenen Verhältnis zwischen Landwirtschaft und Umwelt bei.

Dauerkulturen unterscheiden sich betriebswirtschaftlich gesehen von einjährigen Kulturen dadurch, daß zu ihrer Erstellung hohe Ausgaben (Arbeit, Kapital) nötig sind, und daß das investierte Kapital für längere Zeit festgelegt ist. Der Wert des Kapitals wächst zwar bis zur vollen Ertragsfähigkeit der Anlagen, was aber erst nach mehreren Jahren erreicht ist. Dauerkulturen stellen fast immer besondere Standortansprüche. Ihre Erzeugnisse sind meist hochwertig, jedoch schwanken Erträge und Preise oft stärker als bei einjährigen Kulturpflanzen.

Die Produkte der Dauerkulturen eignen sich gewöhnlich nicht für die Grundversorgung der Familien (als Ausnahme gilt Öl aus der Ölpalme). Für die Eigenversorgung tragen Dauerkulturen i.d.R. – wenn überhaupt – nur zusätzlich bei (z.B. bei Obst, Ölbaum, Tee oder Kaffee). Die meisten Produkte erfordern eine Verarbeitung, um das konsumreife Endprodukt zu erzeugen.

Eine Zwischenstellung zwischen Dauerkulturen und einjährigen Kulturpflanzen nehmen mehrjährige Pflanzen ein, wie beispielsweise Zuckerrohr oder Sisalagaven. Eine Zwischenstellung kann auch dem mehrjährigen Anbau von selbstverträglichem Mais und Reis zugesprochen werden.

Typische Dauerkultursysteme sind Plantagen, bei denen es sich im ursprünglichen Sinn um großflächige landwirtschaftliche Betriebe in den Tropen und Subtropen handelt, in denen pflanzliche Produkte meist für den Weltmarkt angebaut werden.

Merkmale von Dauerkulturen im Unterschied zu Ackerkulturen:

Die Definition des Begriffes Dauerkultur und die Einbeziehung einzelner Kulturen kann in einzelnen Statistiksystemen variieren. Beispielsweise definiert die EU-Agrarpolitik: "Kulturen, die nicht in die Fruchtfolge einbezogen sind, die für die Dauer von mindestens fünf Jahren auf den Flächen verbleiben und wiederkehrende Erträge liefern. Baumschulen, Niederwald mit Kurzumtrieb und Weihnachtsbaumkulturen gehören unabhängig von der Dauer des Verbleibs auf der Fläche zu den Dauerkulturen.
Nicht zu den Dauerkulturen (und damit Bestandteil des Ackerlandes bzw. der beihilfefähigen Flächen) zählen die Anbauflächen folgender mehrjähriger Kulturen: Artischocken, Spargel, Rhabarber, Himbeeren, Brombeeren, Maulbeeren, Loganbeeren, Johannisbeeren, Stachelbeeren, Preiselbeeren, Heidelbeeren und andere Früchte der Gattung Vaccinium sowie Baumschulen solcher mehrjähriger Kulturen."

Eine umfassendere Definition hat das bundeseigene Julius-Kühn-Institut, das Wald, Obstgehölze, Reben, aber auch Dauergrünland, Spargel und Hopfen zu den Dauerkulturen rechnet.

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