Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Vergüterung

Vorgang der Bildung adliger Güter. Diese erfolgte seit dem Anstieg der Preise für landwirtschaftliche Produkte im 16. Jh. Bei der Vergüterung wurden die Notlagen der ländlichen Bevölkerung im Dreißigjährigen Krieg ausgenutzt (Unfähigkeit, Abgaben zu leisten oder Spanndienste zu erbringen). In verschiedenen Gebieten erfuhr sie erst im 19. Jahrhundert ihren Höhepunkt. Den Inhabern von Herrengütern standen in der frühen Neuzeit im wesentlichen drei Möglichkeiten zur Erweiterung ihrer Ländereien offen: Zunächst konnten nichtbewirtschaftete und keine Zinsen liefernde, d.h. wüste bäuerliche Hufen eingezogen werden, auf Allmenden und Flurwüstungen ließen sich neue Ländereien roden, schließlich konnten Bauern zur Herausgabe ihrer Hufen gezwungen werden. Erst als in der zweiten Hälfte des 16. Jh. der Landbedarf durch die Inwertsetzung von Flurwüstungen und Außenfeldern nicht mehr gedeckt werden konnte, begann die Gutsbildung die vorhandenen bäuerlichen Strukturen zu beeinträchtigen. Durch das sogenannte Bauernlegen wurde das Herrenland arrondiert und vergrößert.

Die Veränderung der Flurstruktur ebenso wie die der Siedlungsmerkmale vollzog sich phasenhaft über längere Zeiträume hinweg. Letztere umfasste beispielsweise den Ausbau eines Adelshofes zum Gut, das Ausdünnen von Dörfern, das Entstehen von kleinen Katenhäusern landlos gewordener Bauern in meist schematisch gestalteten Siedlungen oder das Wüstfallen des bäuerlichen Ortsbereiches.

Vor allem auf fruchtbaren Grundmoränenböden des östlichen Schleswig-Holsteins, Mecklenburgs, Pommerns, in der Dresdener Ackerebene und in der Niederlausitz entstanden sogenannte Gutslandschaften nach Ablösung der Dorfsiedlung mit Besitzgemenge durch Einzelsiedlung mit Einödlage in Großblöcken.

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