Bodenverdichtung
Bei der Bodenverdichtung, einer Verringerung des Gesamtvolumens des Bodens, ist das Bodengefüge (Bodenstruktur) und die Porung verändert. Sie besteht insbesondere in der Abnahme des Grobporenanteils und besitzt folgende nachteilige Wirkungen:
- Verschlechterung der Durchwurzelbarkeit
- geringere Wasser- und Nährstoffverfügbarkeit
- Sauerstoffmangel und Stickstoffverluste (Denitrifikation)
- geringere Infiltration und Perkolation (Regenverdaulichkeit)
- erhöhter Oberflächenabfluss, dadurch stärkere Bodenerosion
- erschwerte Bearbeitbarkeit
- verringerte biologische Aktivität
- Förderung der Verunkrautung
Die genannten Veränderungen bedingen auch andere, dem Pflanzenwachstum abträgliche chemische Prozesse. Beispielsweise führt die verdichtungsbedingte Zunahme der Reduktionsprozesse zu Mangan- und Eisentoxizität. Aufgrund dieser Qualitätsveränderungen wird neuerdings der Begriff "Bodenschadverdichtung" vorgeschlagen.
In der Landwirtschaft können je nach Ausprägungsgrad technogener Schadverdichtungen Ertragsausfälle von 5 - 40 % entstehen.
Auf natürliche Weise kann Bodenverdichtung auftreten nach Entkalkung bei Böden aus Lockergesteinen (Sackungsverdichtung), durch Humusverluste, durch die schlagende Wirkung großer Regentropfen (Verschlämmung) und durch Tonverlagerung (Einlagerungsverdichtung bei der Parabraunerde mit nachfolgender Bildung von Stauwasser und Pseudovergleyung oder beim Solonetz). Meist aber ist sie durch Schwermaschineneinsatz (Kontaktflächendruck, Radlast, Überrollhäufigkeit, Schlupf, Geschwindigkeit) in Land- und Forstwirtschaft bedingt und erfaßt sowohl den Unter- (Bildung der Pflugsohle) als auch den Oberboden und erfordert Maßnahmen der Bodenbearbeitung und Melioration. Abgesehen von den genannten Einflußgrößen können auch einseitige Fruchtfolgen, z.B. mit hohem Silomaisanteil, die Gefahr von Bodenverdichtungen erhöhen.
Bis vor wenigen Jahrzehnten konnte eine Zusammenpressung des Bodens im Verlauf landwirtschaftlicher Nutzung durch das Pflügen vor jedem Kulturbeginn weitgehend behoben werden. Heute wirkt sich die Last der Maschinen bis in Tiefen im Boden aus, die durch die normale Bearbeitung durch Pflug oder Kultivator nicht mehr erreicht werden.
Bodenverdichtungen lassen sich nicht immer vermeiden. Ökonomische Zwänge, wie beispielsweise Erntetermine und Maschinenauslastung, zwingen den Landwirt, auch bei ungünstigen Bodenverhältnissen (Feuchtigkeit) Feldarbeiten durchzuführen.
Maßnahmen zur Vermeidung und Behebung von Bodenverdichtungen:
- Einsatz schwerer Fahrzeuge auf wassergesättigten Böden vermeiden
- Verminderung des Bodendrucks durch Breit-, Zwillings- oder Niederdruckreifen, Gitterräder
- Einsetzen funktionsgerechter Spurlockerer
- weniger häufiges Befahren durch Zusammenfassen von Arbeitsgängen mit Gerätekombinationen
- nichtwendende Bodenbearbeitung
- spezielle Tieflockerungsgeräte nur nach sorgfältiger Prüfung anwenden - ihr Einsatz stellt einen schweren Eingriff in das gewachsene Bodengefüge dar
- schonende, nicht wendende Lockerung
- strukturschonende Anbauverfahren zur Erhaltung der Tragfähigkeit des Bodens, wie Mulchsaat und Direktsaat
- Aktivierung des Bodenlebens durch oberflächennahes Einbringen organischer Substanzen, wie Stallmist, Ernterückstände
- verstärkter Anbau von Zwischenfrüchten
- Anbau von tiefwurzelnden Pflanzenarten auch als Zwischenfrucht
- gute Humus- und Kalkversorgung
Lockerungsarbeiten durch den Landwirt können ähnlich wie der vorangegangene Verdichtungsvorgang die Bodenfauna in Mitleidenschaft ziehen. Nicht nur werden Regenwürmer und andere Tiere zerschnitten, es wird auch die gesamte ursprüngliche Schichtung der Bodenlebewesen durchmischt, d.h. die sauerstoffbedürftigen Organismen nahe der Oberfläche gelangen z.T. in größere Tiefe, anaerob lebende Mikroorganismen werden viel stärker dem Luftsauerstoff ausgesetzt.
Weitere Informationen:
- Verdichtung (UBA)