Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Zwischenfrüchte

Auch Zweitfrüchte; schnellwachsende Pflanzen, die, zwischen zwei Hauptfrüchten (Getreide, Kartoffeln, Rüben) angebaut, im gleichen Jahr kein marktfähiges Erzeugnis mehr liefern. Man unterscheidet zwischen Sommer- und Winterzwischenfrüchten.

Zwischenfrüchte dienen der Futtererzeugung und der Gründüngung (jeweils etwa zur Hälfte). Unter ökologischen Gesichtspunkten dienen sie dem Erosionsschutz. Insbesondere vor dem Anbau von Kulturen, die eine späte Bodenbedeckung erreichen wie Mais und Zuckerrübe, ist die vorherige Aussaat von abfrierenden Zwischenfrüchten angebracht. Zudem binden sie den durch die Vorfrucht nicht verbrauchten sowie den durch die Verrottungs- und Mineralisierungsprozesse im Boden freigesetzten Stickstoff und sie lockern einseitige Getreidefruchtfolgen auf und beugen dadurch Pflanzenkrankheiten vor. Durch ihren Wasserverbrauch vermindern sie auch die Sickerwassermenge.

Bei großen Mengen ausgebrachter Gülle auf den Betriebsflächen viehintensiver Betriebe dienen Zwischenfrüchte als Puffer. Sie legen den ausgebrachten oder durch Mineralisation freigesetzten Stickstoff organisch fest und stellen ihn langsam der Haupt- oder Folgefrucht zur Verfügung. Durch die Treibhausgasproblematik können Zwischenfrüchte auch als zusätzliche CO2-Senken angesehen werden.

Winterzwischenfrüchte werden im Spätsommer angebaut. Im Frühjahr werden die winterharten Pflanzen als Tierfutter geerntet, z. B. Futterroggen. Sommerzwischenfrüchte werden mit der Hauptfrucht als Untersaat oder als Stoppelsaat nach deren Ernte ausgebracht.  Sie werden im gleichen Jahr geerntet, beweidet oder als Gründüngung (Humusbildung) in den Boden eingearbeitet. Darüber hinaus können Sommerzwischenfrüchte auch auf der Fläche bleiben und im Winter abfrieren und als Mulchschicht die Fläche bedecken. Die anschließende Hauptfrucht wird dann im sogenannten Direktsaatverfahren ausgebracht.

Als Zwischenfrüchte kommen beispielsweise zum Einsatz: Phacelia, Senf, Alexandrinerklee, Weidelgras, Winterrübsen, Winterroggen.

In Deutschland hat sich die Winterbegrünung durch Zwischenfrüchte vor allem als Folge der Einführung des Greening der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) verdoppelt. Wurden nach Ergebnissen der Landwirtschaftszählung 2010 noch rund 768.000 Hektar Winterzwischenfrüchte angebaut, waren es nach den aktuellen Ergebnissen der Landwirtschaftszählung 2020 1,526 Millionen Hektar. Zusammen mit dem Sommerzwischenfruchtanbau umfasst der Zwischenfruchtanbau in Deutschland mittlerweile knapp 2,0 Millionen Hektar und damit 17 Prozent der Ackerfläche. Zehn Jahre zuvor waren es noch 1,2 Millionen Hektar (10 Prozent).

Zwischenfruchtanbau in der Landwirtschaft - Anbaufläche in 1.000 ha

Quelle: BLE nach Situationsbericht 2023

(s. a. Mulchen)

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