Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Rind

Nutztier, das zur Produktion von Milch und/oder Fleisch gehalten wird. Früher wurden Rinder auch als Last- und Zugtiere verwendet. Das europäische Rind stammt vom Auerochsen (Ur) ab. Alle hierzulande gehaltenen Rinderrassen gehören zur Spezies Europäisches Hausrind (Bos taurus)

Rinder sind wiederkäuende Paarhufer. Beide Geschlechter haben Hörner. Rinder werden heute in Deutschland i.d.R. aus Zuchtgründen künstlich besamt. Die Tragzeit dauert 9 Monate und 9 Tage. Neben den reinen Fleischrindern (z.B. Charolais und Angus) werden auch Nachkommen der Milchkuhrassen geschlachtet, die nicht zu Milchkühen großgezogen werden. Das sind zum einen die männlichen Tiere, aber auch die weiblichen Tiere, die nicht zur Milcherzeugung genutzt werden sollen. Diese Rinder werden entweder nach einer dreimonatigen Mastzeit als Kälber oder nach 1 ½ Jahren als Masttiere geschlachtet. Als „Nebenprodukt“ wird die Rinderhaut gegerbt und dann als Leder verwertet. Auch Kühe werden geschlachtet, wenn nach einigen Jahren die Milchproduktion nachlässt.

Der Selbstversorgungsgrad für Rind- und Kalbfleisch lag 2017 in Deutschland bei 97 %, für Milch bei 112 %.

Der Oberbegriff Rind wird für weibliche und für männliche Tiere verwendet, aber je nach Alter, Geschlecht und Nutzungsform gibt es für Rinder verschiedene Bezeichnungen. Einige sind in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, andere werden meist unter Fachleuten verwendet und tauchen nur hin und wieder mal in den Medien auf, wenn es um das Thema Landwirtschaft geht.

Begriffe rund ums Rind
Kuh

"Kuh" wird ein weibliches Rind genannt, wenn sie das erste Mal ein Kalb bekommen hat. Kühe, die vorwiegend zur Milcherzeugung gehalten werden, nennt man "Milchkühe". Solche, die ausschließlich ihre Kälber aufziehen werden als "Mutterkühe" bezeichnet. Daraus leitet sich auch der Begriff "Mutterkuhhaltung" ab, bei der die Kühe zusammen mit Ihren Kälbern – meist in Freilandhaltung – zur Fleischerzeugung gehalten werden.

Zieht eine Kuh neben ihrem eigenen Kalb auch fremde Kälber mit auf, nennt man sie "Ammenkuh".

Färse

Als "Färse" bezeichnet man ein geschlechtsreifes weibliches Rind – so lange, bis es das erste Kalb zur Welt bringt. Im Süddeutschen ist der Begriff "Kalbin" geläufiger. In der Regel werden Färsen ab einem Alter von 18 Monaten das erste Mal besamt (seltener von einem Bullen gedeckt) und kalben dann mit etwa 27 Monaten.

Kalb und Jungrind

Die noch nicht geschlechtsreifen Jungtiere des Hausrinds bezeichnet man bis zu einem Alter von sieben Monaten als "Kalb". Männliche Kälber nennt man "Bullenkalb", die weiblichen "Kuhkalb". Gehen die Kälber in die Mast, werden sie auch als "Mastkälber" bezeichnet.

Zwischen dem achten und zwölften Monat kommen Rinder in die Geschlechtsreife. In dieser Phase nennt man sie "Jungrinder". Bis sie zur Zucht verwendet werden, vergehen aber noch einige Monate.

Fresser

Rinder, die zwischen ungefähr 5 Monaten und einem Jahr alt sind, nennt man auch "Fresser". Sie heißen Fresser, weil sie komplett von der Milch entwöhnt sind und ohne Probleme Raufutter fressen können. In dieser Zeit wachsen die Tiere schnell und fressen auch sehr viel.

Bulle oder Stier

Das geschlechtsreife männliche Hausrind wird als "Bulle" oder "Stier" bezeichnet. Bullen, die zur Zucht verwendet werden, nennt man "Zuchtbullen", solche die gemästet werden "Mastbullen". "Jungbullen" sind männliche Rinder im Alter von ein bis zwei Jahren.

Ochse

Ein "Ochse" ist ein kastriertes männliches Hausrind. Im Gegensatz zum unkastrierten Bullen lässt sich ein Ochse gut abrichten und ist damit zahmer. Das war früher von Bedeutung, als man die männlichen Tiere noch als Zug- und Arbeitstiere verwendete.

Aber auch heute noch werden Bullen kastriert, weil sich mit ihnen hochwertigeres, gut marmoriertes Fleisch erzeugen lässt. Ochsen wachsen sehr viel langsamer als ihre unkastrierten Artgenossen. Sie sind aber besser für die Weidemast geeignet.
Quelle: BLE 2024

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