Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Vegetationsperiode

Zeitabschnitt, in dem die Pflanzen wachsen, blühen bzw. fruchten und photosynthetisch aktiv sind. Die Vegetationsperiode wird oft schematisch festgelegt, z.B. von April bis September (vom Blattaustrieb im Frühjahr bis zum Blattabfall im Herbst).

Eine global einheitliche Definition der Vegetationsperiode auf Basis meteorologischer Parameter ist aufgrund der verschiedenen Klimaräume und der unterschiedlichen Sensibilität von Kulturarten kaum möglich.

Die Wärme ist ein entscheidendes Klimaelement für alle Lebensvorgänge der Pflanzen. Sie setzt Grenzen für Anbaumöglichkeiten, die kaum überschritten werden können. Jahresdurchschnittstemperaturen sagen wenig aus, viel entscheidender ist der Temperaturgang während der Vegetationsperiode. Die Periode, in der die Tagesmitteltemperaturen den Wert von 5 °C übersteigen, wird allgemein für die Kulturen der gemäßigten Breiten als thermische Vegetationszeit angenommen.

Die Dauer der Vegetationsperiode ist aus agrargeographischer Sicht eine der wichtigsten Klimagrößen. Unterschreitet sie den Wert von 90 - 100 Tagen, so wird die Rentabilitätsgrenze des Ackerbaus erreicht, selbst wenn moderne vierzeilige Gerstensorten mit 60 - 65 Vegetationstagen auskommen.

Eine kurze Vegetationsperiode ist nachteilig, weil sie

Eine hinreichend lange Vegetationsperiode ermöglicht dagegen u.U. zwei Ernten im Jahr; sie ist Voraussetzung für den Zwischenfruchtanbau, wenn nach der Hauptfrucht noch mindestens 40 - 60 Tage Vegetationszeit zur Verfügung stehen. Die Dauer der Vegetationsperiode ist allerdings nur ein grobes Kriterium für die möglichen Nutzungsweisen. Maritime Klimate haben lange Vegetationsperioden, doch ist die Reifezeit wegen der niedrigeren Sommertemperaturen und der reduzierten Einstrahlung länger. So liegen beispielsweise zwischen Blüte und Schnittreife des Roggens im Oberrheintal 51 Tage, im Wiener Becken dagegen nur 40 Tage. Die kürzere Reifezeit im kontinentaleren Klima hat allerdings niedrigere Hektarerträge zu Folge.

Verschiebung der Vegetationsperiode

Die Temperatur steuert viele Prozesse der Pflanzen und beeinflusst den Verlauf der phänologischen Jahreszeiten. Mildere Winter und Frühjahre führen zu einem früheren Start der Vegetationsperiode. Phänologische Beobachtungen belegen diese Entwicklung (s. Grafik).

Hat der Winter in Deutschland im Mittel zwischen 1961 und 1990 noch 120 Tage gedauert, so hat sich dieser Zeitraum (Blattfall der Stieleiche bis Blüte der Hasel) bereits auf 101 Tage verkürzt (1991-2020). Frostempfindliche Phasen der Pflanzenentwicklung, wie beispielsweise die Obstblüte, treten früher im Jahr auf. Damit steigt das Risiko von Spätfrösten

Die höheren Temperaturen innerhalb der Vegetationsperiode führen dazu, dass die einzelnen Entwicklungsphasen der landwirtschaftlichen Kulturen schneller durchlaufen werden und die Erntereife früher erreicht wird.

Aus den Eintrittszeiten charakteristischer Vegetationsstadien kann das phänologische Jahr konstruiert und in einer sogenannten 'Phänologischen Uhr' darstellt werden. Jede phänologische Jahreszeit wird durch eine Leitphase eröffnet und endet mit dem Beginn der nächsten Jahreszeit. Jede Leitphase wird erst in der Uhr aufgenommen, wenn alle Meldungen zur Phase aus dem Gebiet eingegangen sind bzw. keine weiteren Meldungen mehr zu erwarten sind. In der "aktuellen Pflanzenentwicklung" wird diese Phase jedoch schon beobachtet und auch angezeigt.

Im äußeren Ring der hier dargestellten 'phänologischen Doppeluhr' ist der langjährige mittlere Verlauf der phänologischen Jahreszeiten dargestellt. Im Vergleich dazu ist der aktuelle Verlauf der phänologischen Jahreszeiten im inneren Ring abgebildet. Die Dauer einer phänologischen Jahreszeit (in Tagen) wird sowohl beim äußeren als auch beim inneren Ring direkt im Ring bzw. im jeweiligen Ringabschnitt angegeben.

Die phänologische Uhr wird einmal in der Woche jeweils am Dienstag aktualisiert.

Vergleich der aktuellen phänologischen Jahreszeiten mit dem langjährigen Mittel in Deutschland und den Bundesländern

Vergleich der aktuellen phänologischen Jahreszeiten mit dem langjährigen Mittel in Deutschland und den Bundesländern.

Quelle: DWD

Weitere Informationen:

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