Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Kreislaufwirtschaft

In der Kreislaufwirtschaft werden die Stoffströme durch alle am Produktzyklus Beteiligten weitgehend so geführt, daß eine möglichst häufige und möglichst emissionsarme und ressourcenschonende Nutzung von Stoffen auf hohem Wertschöpfungsniveau stattfindet. Der Begriff ist insofern mißverständlich, als es aufgrund von thermodynamischen Gesetzmäßigkeiten und des Unterschiedes zwischen idealen und realen Prozessen "Kreisläufe" nur unter Energiezufuhr und Ein- und Ausschleußung von Stoffen geben kann, Kreisläufe also nicht geschlossen sind. Werden Produkte aus einer landwirtschaftlichen Betriebseinheit vermarktet, so ist damit die Kreislaufführung der Stoffe bereits teilweise unterbrochen.

Die polare Gegenüberstellung von Kreislaufwirtschaft und linearer Wirtschaftsform stellt die beiden Endpunkte der Beurteilung für das Ausmaß an Stoffkreislaufführung in einem landwirtschaftlichen Betrieb dar. In der landwirtschaftlichen Praxis sind hauptsächlich Übergangsformen zwischen diesen beiden Extremen vorzufinden. Beispiel für maximale Annäherung an die lineare Wirtschaftsform sind Betriebe mit bodenunabhängiger Viehhaltung, wo alle Bewirtschaftungsmittel zugekauft und alle Produkte verkauft werden, die tierischen Ausscheidungen hingegen als Abfall resultieren. Ein Beispiel für die maximale Annäherung an die Kreislaufwirtschaft ist ein gemischt wirtschaftender Selbstversorgerbetrieb, in dem keine Bewirtschaftungsmittel zugekauft und keine Produkte verkauft werden.

In der modernen Landwirtschaft wird das Prinzip einer Kreislaufwirtschaft am ausdrücklichsten vom ökologischen Landbau verfolgt.

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