Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Spargel

Pflanzengattung innerhalb der Familie der Spargelgewächse (Asparagaceae). Spargel ist in Eurasien und Afrika weit verbreitet. Es gibt einige Arten und Kulturformen, die als Zierpflanzen verwendet werden. Die wirtschaftlich wichtigste Art der Gattung ist der Gemüsespargel (Asparagus officinalis). Officinalis heißt übersetzt „heilkräftig“ und verweist auf die Nutzung als Heilpflanze. Bereits Hippokrates empfahl Spargel gegen Zahnweh und bei Insektenstichen. Erst die Römer nahmen ihn in Kultur.

Verbreitung

Die Gattung Asparagus besitzt ein weites Verbreitungsgebiet in Eurasien und Afrika. Spargelpflanzen gedeihen von gemäßigten bis tropischen Gebieten. Das Zentrum der Artenvielfalt liegt an der Südspitze Afrikas im Florenreich der Capensis. In China kommen etwa 31 Arten, davon 15 nur dort vor, etwa 15 Arten davon kommen in Europa vor.

Beschreibung

Asparagus-Arten wachsen als ausdauernde, krautige Pflanzen oder Halbsträucher. Das Speicherorgan des Spargels liegt unter der Erde und bildet bis zu 3 Meter lange Wurzeln. Die aufrechten oder oft kletternden Stängel sind verzweigt; in den Achseln der Stängel und Verzweigungen werden laubblattähnliche, grüne Sprossachsen gebildet. Die Stangen werden umso kräftiger, je mehr Kohlenhydrate die grünen oberirdischen Pflanzenteile im Sommer mithilfe der Photosynthese produzieren und einlagern können. Denn die Sprosse treiben bereits vor der Ausbildung von neuem Spargelgrün aus.
Von Natur aus blüht Spargel ab Mitte Mai sechs Wochen lang. Im Spargelanbau verzögert sich die Blüte bis die Ernte am 24. Juni abgeschlossen ist. Setzt die Pflanze Beeren zu ihrer Vermehrung an, so reifen diese bis August/September rot aus und enthalten dann jeweils ein bis zwei Samen.
Der Spargel enthält 93 bis 94 Prozent Wasser, 1,95 Prozent Stickstoffsubstanzen, 0,14 Prozent Fett, 0,37 Prozent Zucker und 2,03 Prozent sonstige verdauliche Kohlenhydrate. Neben 92 Prozent Wasser und viel Ballaststoffen enthalten die Spargelstangen Vitamin C, die Blutbildung fördernde Folsäure, Mineralstoffe und Asparaginsäure. Eine Portion Spargel (500 Gramm) deckt rund 80 Prozent des Tagesbedarfs an Vitamin C und E. Vor allem der Eiweißbaustein Asparaginsäure verleiht dem Spargel entwässernde und die Nieren anregende Wirkung.
Außer dem Gemüsespargel als nahezu weltweit anzutreffende Nutzpflanze, wird im Mittelmeerraum seit Jahrhunderten eine weitere, dort wildwachsende Spargelart zu Speisezwecken genutzt: der Asparagus acutifolius. Seine Triebe werden ebenfalls im Frühjahr geerntet.

Grünspargel und Bleichspargel gehören zur selben Pflanzenart Asparagus officinalis. Da Bleichspargel aber unter Sonnenabschluss in Erddämmen angebaut wird, bleibt er weiß. Der Grünspargel wächst oberirdisch und bildet mit dem Austrieb Blattgrün aus.
Spargel wird nicht gentechnisch verändert. Gründe hierfür sind zum Beispiel die hohen Kosten und die Ablehnung der Verbraucher. Außerdem ist es gar nicht erforderlich: Die Züchtungsziele lassen sich durch geschickte Kreuzung erreichen.
Für den professionellen Spargelanbau werden inzwischen bevorzugt männliche Sorten verwendet. Sorten aus dem Profianbau werden zunehmend auch im Freizeitgartenbau genutzt.

Nutzung und Eigenschaften

Die frisch austreibenden Stängel des Gemüsespargels (Asparagus officinalis L.) sind ein geschätztes Gemüse. Einige Arten und Kulturformen werden in Gärten, auf Balkonen und in Räumen als Zierpflanzen verwendet.
Der Vitamin C-Gehalt von grünem Spargel ist höher als von weißem; dasselbe gilt für den Folsäuregehalt. Der geringe Fettgehalt und die gute Sättigungseigenschaft machen Spargel zu einem gesunden Gemüse. Die Ballaststoffe fördern eine gesunde Darmfunktion und der Eiweißbaustein Asparagin regt die Nierentätigkeit an. Zudem besitzt er ein kräftigeres Aroma, man braucht ihn kaum zu schälen und er wird schneller gar als die weiße Variante.

Standortbedingungen und Anbau

Spargel ist eine kapital- und arbeitsintensive Dauerkultur, die bis zu zehn Jahre bewirtschaftet wird, besondere Fachkenntnisse voraussetzt und spezifische Anforderungen an die Standortbedingungen stellt. Der Anbau ist an leichte, steinfreie Böden gebunden, die sich relativ leicht erwärmen und ein gutes Aufwachsen der Spargeltriebe in den eigens angehäuften Spargeldämmen erlauben. Die Anlage einer Spargelkultur setzt eine gute Vorbereitung des Bodens voraus. Dies dauert je nach Zustand des Bodens ein bis drei Jahre. Die Vorbereitung erfolgt durch Gründüngung und bei längerer Dauer auch mit Stallmist und Gülle. Der Boden sollte insgesamt eher leicht, also sandig sein. Dadurch erwärmt er sich besser, lässt den Wurzeln ausreichend Luft, und die Spargelstangen verformen sich nicht so schnell. Grünspargel gedeiht auch auf lehmigeren Böden. Mildes Klima ist dem Spargel förderlich, Spätfrostlagen und hoher Grundwasserstand sollten vermieden werden.

Immer weiter verbesserte Anbautechniken erleichtern die Kontrolle der Wachstumsbedingungen, die jedoch trotz allem unter erheblichen Witterungseinflüssen stehen, wie sich an den typischen Schwankungen der Saisonzeiten, Erntespitzen und Preise erkennen lässt. Diese besonderen Anforderungen an natürliche Standortbedingungen und Fachkenntnisse haben zur Ausprägung räumlicher Schwerpunkte des Anbaus geführt (vgl. Karte unten).

Die Pflanzung der Spargeljungpflanzen erfolgt mit Spezialmaschinen. Je nach Wuchsstärke der Sorte pflanzt man circa 3-4 Stück pro Meter. Der Reihenabstand beträgt beim Bleichspargel rund 180 cm, beim Grünspargel circa 150 cm. Im Sommer wird der Spargel gewässert, von Unkraut befreit und gedüngt, im Winter wird das Spargellaub abgeschnitten und entfernt. Das Wachstum des Spargels wird durch gezielte Düngergaben unterstützt. Im April des zweiten Standjahres wird die Bleichspargelanlage mit Spezialmaschinen aufgedämmt, beim Grünspargel entfällt diese Arbeit. Zwischen Mitte und Ende Mai ist eine erste, kurze Ernte möglich. Die weitere Pflege der Anlage erfolgt wie im ersten Jahr.
Ab dem dritten Standjahr der Anlage, werden die Dämme nach dem Errichten mit schwarz-weißer Folie abgedeckt, je nach Klima und Region in Kombination mit einem Tunnel. Mithilfe der Folie kann die Temperatur des Bodens und damit das Wachstum des Spargels gesteuert werden: Unter der schwarzen Seite der Folie erwärmt sich der Boden schneller und regt so einen früheren Austrieb des Spargels an. Dieser frühe Spargel kann zu besseren Erzeugerpreisen vermarktet werden. Die weiße Seite bewirkt, dass die Bodentemperatur unter der Umgebungstemperatur bleibt und verzögert somit das Wachstum. Auf diese Weise kann der Spargelanbauer Erntespitzen abbauen und für eine kontinuierliche Ernte sorgen. Die Spargelernte endet jährlich am 24. Juni, dem Johannistag, um den Spargelpflanzen bis zum Herbst ausreichend Ruhe für Wachstum und Anlage neuer Spargeltriebe zu geben.
Die genannten Arbeitsgänge wiederholen sich alljährlich, bis eine Anlage nach rund zehn Jahren im Ertrag deutlich nachlässt. Dann gilt sie als abgetragen und wird aufgelöst. Dabei werden die Spargelwurzeln mit einem speziellen Wurzelroder weitestgehend aus dem Boden entfernt. In den folgenden 10 bis 15 Jahren ist Spargelanbau an gleicher Stelle nicht möglich. Lange Zeit wurde über diese „Wiederanbaukrankheit“ gerätselt. Heute weiß man, dass sich im Ackerboden von Anbaujahr zu Anbaujahr immer mehr Pilzsporen ansammeln, die die Spargelwurzeln angreifen. Eine wirksame Bekämpfung gibt es bisher nicht.
Zu den negativen Begleiterscheinungen des Spargelanbaus gehört die zunehmende Landschaftsverschandelung mit Folien aller Art. Da sind zum einen die durchscheinenden Antitau- oder Thermofolien. Mit ihnen kann der Erntebeginn beschleunigt werden - und jeder Tag, den der Spargel früher auf den Markt kommt, ist bares Geld wert. Die schwarzen Folien wiederum sollen verhindern, dass die Spitzen durchbrechender Stängel Sonnenlicht abbekommen und sich so sofort violett verfärben. Anders als etwa in Frankreich gilt die Violettfärbung bei uns als Qualitätsmangel. Je Hektar werden im Schnitt sieben laufende Kilometer Folie verwendet.

Bedeutende Spargelanbaugebiete in Deutschland

Bedeutende Spargelanbaugebiete in Deutschland

Ein Blick auf die aktuelle Verbreitung der Spargelanbaugebiete in Deutschland zeigt die Gebundenheit an Standorte mit leichten Böden in den Altmoränenlandschaften des Norddeutschen Tieflands, am Niederrhein und im Oberrheingraben. Viele von Natur aus eher nährstoffarme und weniger ertragreiche Standorte für die Landwirtschaft konnten dank des Spargelanbaus aufgewertet werden.

In Mittelgebirgsregionen ist Spargelanbau kaum vorzufinden und auf kleine Gunststandorte in Beckenlagen beschränkt. Eine kleinräumige Verbreitung des Anbaus ist darüber hinaus in Bayern zu finden, wo Spargel als regionale Spezialität geschätzt und mit geschützten geographischen Angaben der EU gekennzeichnet wird. Spargel aus bestimmten Herkunftsgebieten hat einen hohen Bekanntheitsgrad erlangt, wie z.B. der Nienburger Spargel (Landkreis Nienburg in Niedersachsen) oder der Füchtorfer Spargel in der Münsterländer Bucht (Nordrhein-Westfalen).

Quelle: Nationalatlas aktuell (IfL)

Ernte

Überall dort, wo Spargelköpfe durch den Boden brechen, legen die Erntehelfer die Spargelstange frei und stechen sie mit einem speziellen Spargelstecher auf eine Länge von circa 22 Zentimetern ab. Der Spargel wird in Körben gesammelt, das Erdloch geschlossen und der Damm mit einer Kelle wieder geglättet. Die Körbe werden in Kisten entleert, die dann zum Waschen der Stangen, zur Sortierung nach Größe und Qualität sowie zur Vermarktung auf den Spargelhof gefahren werden. Bei warmem "Spargelwetter" muss am Nachmittag mitunter ein weiterer Erntegang erfolgen.
Weiße Spargelstangen – auch Bleichspargel genannt – werden geerntet, sobald sie den Boden durchstoßen, Grünspargel entwickelt seine charakteristisch gefärbten Spargelstangen dagegen oberirdisch.
Aufgrund der Ernteverfrühungsmaßnahmen beginnt die Spargelernte in Deutschland witterungsabhängig etwa im April. Pro Hektar werden drei bis vier Erntehelfer benötigt. Die Erntekosten machen rund 40 % der Erzeugerkosten aus.
Am Johannistag, dem 24. Juni, endet die Spargelernte. Danach wachsen die Pflanzen bis zum Ende der Vegetationsperiode ungehindert und betreiben Photosynthese. Die hierbei gewonnene Energie benötigt die Pflanze zum Wachstum und zur Anlage kräftiger Stangen für den Austrieb im Folgejahr.

Pflanzenschutz bei Spargel

Im Erwerbsanbau kontrollieren die Erzeuger ihre Anlagen regelmäßig, um einen Befall mit Schaderregern oder tierischen Schädlingen frühzeitig zu erkennen und entsprechend eingreifen zu können. An Spargel können zum Beispiel die Grauschimmelfäule Botrytis oder Rost auftreten, beides verursacht durch Pilze. Auch ein Befall mit Schadinsekten kann zu Ertragseinbußen führen. Hierzu gehören die Spargelfliege, das Spargelhähnchen und der Spargelkäfer. Ferner schadet Unkraut, das in Konkurrenz zum Spargel wächst, den Erträgen. Das kann durch mechanische Maßnahmen wie Hacken erfolgen. Auch das Abflämmen oder der Einsatz von Herbiziden ist möglich.
Bio-Spargelanbauer verzichten auf den Einsatz von Herbiziden und befreien ihre Felder von unerwünschtem Bewuchs durch mechanische Bodenbearbeitung wie Hacken und Grubbern. Tierische Schädlinge werden durch vorbeugende Maßnahmen oder mit natürlichen Pflanzenschutzmitteln reguliert. Gegen Pilzerkrankungen helfen, wenn nicht anders möglich, Kupferpräparate. Um einem Pilzbefall beim Spargellaub vorzubeugen, erweitern Bio-Landwirte den Reihenabstand in den Beständen. Sie verzichten damit zugunsten vorbeugender Pflanzengesundheit auf einen Teil ihres Flächenertrags, haben dadurch aber auch geringere Pflanzenschutzmittelkosten.

Wirtschaftliche Bedeutung

Spargel ist die Gemüseart mit der größten Anbaufläche in Deutschland. 2013 wurde auf rund 24.100 ha Spargel angebaut, davon standen 19.600 ha im Ertrag. Das entspricht einem Anteil von über 20 % der bundesdeutschen Anbaufläche von Gemüse im Freiland. Die wichtigsten Anbaugebiete sind Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Brandenburg. 2014 wurde in Deutschland mit 114.500 t Spargel eine Rekordmenge geerntet; der Flächenertrag betrug 5,6 t/ha.
Im Jahr 2016 wurden in Deutschland ca. 1.820 spargelanbauende Betriebe gezählt - davon besonders viele in den Bundesländern Bayern, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg. Hinsichtlich der Erntemenge von Spargel lag Niedersachsen auf dem ersten Rang - hier wurden im vergangenen Jahr mehr als 30.000 Tonnen des beliebten Gemüses geerntet.
Frischer Spargel ist von April bis Juni das begehrteste Saisongemüse. Der durchschnittliche Pro-Kopf-Verbrauch pendelt seit Jahren um 1,5 kg (Quelle: Statista, 2016).
Das mit Abstand bedeutendste Einfuhrland für Spargel ist Griechenland mit 42 % der Spargelimporte. Weitere wichtige Einfuhrländer sind Spanien, Niederlande und Peru (Quelle: Statistisches Bundesamt, BMEL, 2014).
Der Anbau von Spargel im ökologischen Gemüsebau hat in den letzten Jahren in Deutschland stark zugenommen. Im Jahr 2013 standen in Deutschland auf rund 1.200 ha Öko-Spargel im Freiland im Ertrag – das entspricht 6,1 % der gesamten im Ertrag befindlichen Spargelfläche in Deutschland. Zum Vergleich: 2009 waren es noch circa 800 ha. Nordrhein-Westfalen ist das Bundesland mit der größten Öko-Spargelfläche mit 638 ha (Quelle: Statistisches Bundesamt, 2014).
In Deutschland wird fast ausschließlich so genannter Bleichspargel produziert und konsumiert. Unsere Nachbarländer haben andere Vorlieben, da ist grüner Spargel Favorit.
Im Jahr 2016 wurden weltweit rund 8,7 Millionen Tonnen Spargel geerntet. Während Deutschland mit 103.107 t der größte Erzeuger in Europa und viertgrößter der Welt ist, ist die Volksrepublik China (7.000.000 t) der mit Abstand größte Produzent der Welt, gefolgt von Peru (383.144 t) und Mexiko (126.421 t). Auf den weiteren Plätzen (5 bis 15) folgen Thailand, Spanien, USA, Japan, Italien, Iran, Frankreich, die Niederlande, Chile, Australien und Argentinien.

Woher kommt der in Deutschland angebotene Spargel?

Woher kommt der in Deutschland angebotene Spargel?
(Angaben für 2022 in 1.000 t)

In Deutschland wurde 2022 weniger Spargel gegessen als im Vorjahr. Der Inlandsverbrauch an frischem Spargel ging um gut 10 Prozent auf 99.000 Tonnen zurück.

Nicht nur außerhalb der deutschen Spargelsaison, die von Mitte April bis zum 24. Juni geht, kommt auch ausländischer Spargel auf den Tisch. Die wichtigsten Lieferländer sind Spanien und Griechenland. Fast 60 Prozent der deutschen Importe von frischem Spargel stammen aus diesen beiden Ländern.

Der weitaus größte Teil des Spargels kommt jedoch aus deutscher Ernte. 2022 wurde hierzulande auf gut 25.000 Hektar Spargel angebaut. Damit ist Spargel die Gemüseart mit der größten Anbaufläche in Deutschland.

Quelle: BLE

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