Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Rindermast

Mast von männlichen, weiblichen und kastrierten Rindern. In der Praxis werden meist nur Jungtiere - meist bis zum Alter von 18 bis 24 Monaten - gemästet da vor allem zartes Fleisch mit geringem Fettanteil nachgefragt wird.

Verschiedene Haltungsformen

Fast die Hälfte des in Deutschland erzeugten Rindfleischs stammt von Jungbullen. Dabei handelt es sich um männliche Tiere im Alter von ein bis zwei Jahren, die explizit zur Fleischerzeugung gehalten werden. Fleisch von Zuchtbullen spielt dagegen so gut wie keine Rolle mehr. Denn aufgrund der heute vorherrschenden künstlichen Besamung in der Milchviehhaltung und der geringen Bedeutung der Mutterkuhhaltung (nur 14 % der Gesamtkuhzahl) ist ihre Zahl nur noch verschwindend gering.

Weitere 32 Prozent des Rindfleischs in Deutschland stammt von (Alt-)Kühen aus Milchvieh- und Mutterkuhherden. Fleisch von Färsen, Jungrindern (8 bis 12 Monate), Kälbern (< 8 Monate) und Ochsen macht hierzulande zusammen rund 22 Prozent aus.

In der Bullenmast unterscheidet man vor allem zwischen drei Mastverfahren: Intensiv-, Wirtschafts- und Weidemast.

Die Intensivmast ist in spezialisierten Bullenmastbetrieben am weitesten verbreitet. Dabei wird das hohe Wachstumspotenzial der Bullen durch eine sehr nährstoffreiche Fütterung mit energiereicher Maissilage als Grundfutter und Kraftfutterergänzung von Anfang an voll ausgeschöpft. Die Wirtschaftsmast strebt dagegen hohe Tageszunahmen erst zu einem späteren Mastabschnitt an. Dann lässt sich der Nährstoffbedarf der Tiere wegen des größeren Futteraufnahmevermögens besser über wirtschaftseigenes, hochverdauliches Grundfutter decken und es muss weniger teures Kraftfutter gefüttert werden.

Die Ausgestaltung des jeweiligen Mastverfahrens richtet sich in erster Linie nach der eingesetzten Rasse. So müssen für fleischbetonte Rinderrassen mit hohem Wachstumspotenzial wie Fleckvieh, Gelbvieh oder Charolais andere Strategien gefahren werden als für weniger wachstumsintensive milchbetonte Rassen wie zum Beispiel Deutsche Holsteins. Auch das Alter der Tiere spielt eine wichtige Rolle für das Mastverfahren.

Die Haltungsbedingungen sind in den intensiven Verfahren der Rindermast weitestgehend standardisiert. Meist werden die Tiere in Gruppenbuchten mit sechs bis acht Tieren auf Vollspaltenboden gehalten. Es gibt aber auch Haltungen mit Tretmist, in denen eine mit Stroh eingestreute Liegefläche mit einer planbefestigten Fressfläche kombiniert wird. Jungtiere werden unabhängig vom Stallsystem in der Mast bis zum Absetzen von der Milch auf Stroh oder auf weichen Liegeflächen gehalten.

Bei der Weidemast werden die Tiere saisonal oder ganzjährig auf der Weide gehalten. Zukauffutter wird nur in den Wintermonaten und in der Endmastphase verwendet. Die Weidemast hat in Deutschland allerdings nur wenig Bedeutung.

Ökologische Rindermast

Laut der Agrarmarkt Informations-GmbH (AMI) nimmt die Erzeugung von Bio-Rindfleisch seit Jahren stetig zu. 66.600 Tonnen (Schlachtgewicht) Bio-Rindfleisch wurden 2021 erzeugt. Das sind 6,2 Prozent der gesamten Rindfleischproduktion in Deutschland. Ein großer Teil des Fleischs stammt von Altkühen aus der Milchviehhaltung. Aber auch die ökologische Mutterkuhhaltung trägt ihren Teil dazu bei. Knapp 30 Prozent aller in Deutschland gehaltenen Mutterkühe leben inzwischen auf Bio-Betrieben (2020). Das liegt daran, dass diese Form der Haltung den ökologischen Haltungsanforderungen mit viel Auslauf am nächsten kommt. Allerdings wird noch ein Großteil der aus der Bio-Mutterkuhhaltung stammenden Absetzer und Jungbullen in konventionellen Betrieben gemästet.

Anders als in der konventionellen Rindermast spielt im Ökolandbau stärker auch die Ochsen- und Färsenmast eine Rolle. Denn Ochsen und Färsen können im Gegensatz zu Bullen problemloser auf der Weide gehalten werden. Damit kann das für alle Öko-Wiederkäuer geltende Sommerweidegebot besser umgesetzt werden. (BLE)

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