Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Spezialisierung

1. Die Reduktion der Produktionsvielfalt in einem Agrarbetrieb bzw. in einer Agrarregion.

2. Die Funktionsausgliederung von Produktions- und Verwaltungsbereichen an Dritte zur Vereinfachung der Betriebsorganisation und zur Kostensenkung. Dazu gehören der Lohnunternehmereinsatz, die Ausgliederung von Verwaltungsaufgaben (Buchführung), die Beteiligung an Erzeugergemeinschaften (Ein- und Verkauf) und die Verkürzung der übernommenen Produktionsabschnitte und Aufteilung der Erzeugung auf mehrere Betriebe (im Gartenbau z.B. Jungpflanzen - Halbfertigpflanzen - Rohware - Treiberei). Häufig erfolgen 1. und 2. gemeinsam.

3. Die innerbetriebliche Spezialisierung der einzelnen Arbeitskräfte auf bestimmte Aufgaben oder Kulturen (nur in Großbetrieben konsequent durchführbar).

Gründe für eine Spezialisierung von Unternehmen:

  1. Standortvorteile für bestimmte Produktionsverfahren, die eine bessere Konkurrenzfähigkeit für das jeweilige Verfahren garantieren, z.B.
    - gute Ackerbaustandorte (Zuckerrüben, Weizen)
    - Klimaverhältnisse (Weinbau, Tabak etc.)
    - Bezugs- und Absatzmärkte - Verarbeiter (Gemüse etc.)
    - Lieferanten für Vorleistungen (Schweinemast)
    - örtliche Personalqualifikation - Neigungen, Fähigkeiten
  2. Kostendegressionseffekte, z.B.
    - stark sinkende Investitionskosten bei größeren Einheiten führen zu geringerer Festkostenbelastung und   konkurrieren mit steigenden Umweltauflagen
    - im Ein- und Verkauf helfen große Liefermengen die Dispositions- und Transportkosten senken
    - wesentliche Vereinfachung von Management und Verwaltung bei sinkenden Kosten
    - möglicher Einsatz leistungsfähiger Technik zur Senkung der Arbeitskosten
    - hohe Auslastung von Spezialmaschinen und moderner Technik
  3. Verbesserung der Marktsituation
    - größere Angebotsmengen einheitlicher Qualität
    - mehr Anbieter für Vorleistungen
    - geringere Lagerhaltungskosten bezogen auf den Umsatz
  4. Fachliche Spezialisierung und Qualifikation der Betriebsleitung
    - der Weiterbildungsaufwand für die Betriebsleitung sinkt stark und ist im nötigen Umfang realisierbar
    - besserer Überblick und Kontrolle durch mehr Nähe des Unternehmers zum Produktionsverfahren
    - die Bewältigung der Informationsflut und die Umsetzung neuer Informationen ist eher möglich
    - Entscheidungen werden sachgerechter und zeitnäher getroffen
  5. Geringerer Organisations- und Verwaltungsaufwand
    - einfachere Betriebsführung durch geringeren Dispositions- und Abstimmungsaufwand
    - weniger Reibungsverluste durch Abstimmung und Interessenausgleich zwischen unterschiedlichen Bereichen
    - Überblick des Betriebsleiters ohne großen Hilfsmitteleinsatz
    - keine konkurrierenden Ziele zwischen mehreren Betriebszweigen im Unternehmen

Mögliche Nachteile einer hohen Spezialisierung

(s. a. Agrarökosystem, Agrarstruktur, Landwirtschaft, Spezialisierungsgrad)

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