Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

bodenunabhängige Viehhaltung

Konzept, bei dem "industrielle" Tiermäster in den sechziger Jahren in Europa damit begannen, die Viehhaltung in den Ställen von den umliegenden Äckern zu trennen. An die Stelle der relativ naturnahen Kreislaufwirtschaft des alten Bauernhofes, bei der die Äcker und das Grünland das Futter und das Vieh den Dung (Ausscheidungsprodukte der Tiere - Kot, Harn) lieferten, traten die Massentierhaltung einerseits und der hochspezialisierte Getreidebetrieb andererseits. Dazwischen entwickelte sich als Teil eines komplexen Agribusiness eine mächtige, importorientierte Futtermittelindustrie. Die Spezialisierung der landwirtschaftlichen Betriebe in der Bundesrepublik (alt) war u.a. eine Folge räumlicher und betriebsgrößenbedingter Standortvorteile. Die räumliche Konzentration z.B. der Tierhaltung, insbesondere in der Nähe von Importhäfen, bzw. Binnenschiffahrtswegen, ist auf die Nichteinbeziehung von Importfuttermitteln (Getreidesubstitute und Eiweißfutter) in das System der Abschöpfungen der Marktordnungen zurückzuführen. Gleichzeitig hat die Arbeitsteilung zwischen den Betrieben mit dem Ziel der Ausnutzung größenbedingter Kostenvorteile beträchtlich zugenommen, was die Ausbreitung von einseitigen Fruchtfolgen begünstigt hat.

Betriebswirtschaftlich bestehen durch die Spezialisierung und Konzentration Risiken durch Krankheiten, Preisverfall, Fäkalienbeseitigung, Zwang zu Aussiedlung wegen Immissionen u.w.

Nur bis zu einer Bestandsdichte von 1,5 GVE/ha (1 Großvieheinheit entspricht einem Tierbesatz von 500 kg Lebendgewicht) ist die Tierernährung auf betriebseigener Futtergrundlage ohne zusätzlichen Zukauf/Import von Futtermitteln möglich. Gleichzeitig ist sichergestellt, dass die Wirtschaftsdünger sinnvoll verwertet werden können, ohne dass die Gülleausbringung zu einer Abfallbeseitigung verkommt.

Ökologische Folgen der bodenunabhängigen Viehhaltung:

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