Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hühnerei

Das Hühnerei ist das Vogelei der Haushenne und dient biologisch der Erzeugung ihrer Nachkommenschaft. Als landwirtschaftliches Produkt wird es vom Menschen als Nahrungsmittel verwendet.

Lange Zeit gehörte die Hühnerherde zum typischen Bild eines Bauernhofes. Ein Hahn scharte zehn bis zwanzig Hühner um sich. Die Herde hatte ein Hühnerhaus mit Gelegen, Sitzstangen, eingestreuter Stallfläche und ein Freigelände zum Auslauf. Einen gewissen Anteil der Eier durften die Hennen als eigene Nachzucht ausbrüten, der Rest der Eier wurde gegessen. Ließ die Legeleistung eines Huhnes merklich nach, wurde es geschlachtet und als Suppenhuhn genutzt.

Der Stempel auf dem Ei
Der Stempel auf dem Ei

Quelle: DESTATIS 2021

Für den Verkauf werden Eier in vier Kategorien eingeteilt: Kleingruppenhaltung/Ausgestaltete Käfighaltung, Bodenhaltung und Freilandhaltung und ökologische Erzeugung. Drei dieser Kategorien werden auch in der Landwirtschaftszählung erfasst und im Folgenden näher beleuchtet. Kleingruppenhaltung – gekennzeichnet durch die „3“ auf dem Ei ist die Haltungsform, die nach dem deutschlandweiten Verbot der Käfighaltung 2009 entstand und ab Ende 2025 ebenfalls verboten ist. Eier aus Kleingruppenhaltung werden oft in der Lebensmittelindustrie verwendet. Die Bodenhaltung – die „2“ auf dem Ei – bedeutet einen offen gestalteten Stall mit erhöhten Sitzstangen, Bereichen zum Scharren und Legenestern. Freilandhaltung - die „1“ auf dem Ei - bedeutet für die Hühner einen Stall wie in der Bodenhaltung und zusätzlich eine Freilauffläche. Eine besondere Art der Freilandhaltung ist der mobile Stall. Die ökologische Legehennenhaltung mit dem Stempelaufdruck „0“ auf dem Ei, unterliegt weiteren Auflagen. Diese wird in der Landwirtschaftszählung 2020 der Freilandhaltung zugerechnet.

Haltungsformen in Deutschland

Die häufigste Haltungsform für Legehennen ist in Deutschland war 2022 die Bodenhaltung; rund 60 Prozent der Legehennen werden so gehalten. Zuletzt ist der Anteil jedoch leicht gesunken, während die Freiland- und die Ökohaltung zugenommen haben. Inzwischen wird fast jede siebte Legehenne nach Öko-Richtlinien gehalten. Die Haltung in Kleingruppen ist mittlerweile verboten, für bestehende Einrichtungen gilt eine Auslauffrist bis 2025. Aktuell werden noch fünf Prozent der Legehennen in Kleingruppen gehalten. 2015 war ihr Anteil noch mehr als doppelt so groß. In der Statistik werden Unternehmen mit mindestens 3.000 Hennenhaltungsplätzen erfasst.

Legehennenhaltung in Deutschland
Legehennenhaltung in Deutschland

Quelle: BLE

Zur Produktion von Eiern werden in der Massentierhaltung Hybridhühner eingesetzt. Diese Rassen sind durch die Hybridzucht (Kreuzung von zwei Inzuchtlinien) auf das Legen von Eiern optimiert und haben eine Legeleistung von mehr als 300 Eiern pro Jahr. Bei der Aufzucht der Legehennen werden auch Hähne ausgebrütet – deren Aufzucht ist allerdings in der industriellen Landwirtschaft nicht wirtschaftlich. Da die männlichen Küken in der Eierproduktion keine Verwendung finden, werden diese nach dem Schlupf aus dem Ei mit CO2 vergast oder geschreddert. Weltweit passiert dies mit ca. 2,5 Milliarden Hähnen (in Deutschland sind es ca. 40 Millionen) pro Jahr. Um diese umstrittene Praxis künftig zu vermeiden, forscht man an der Universität Leipzig z. B. an der "In Ovo-Geschlechtsbestimmung" . Es handelt sich hierbei um eine spektroskopische Geschlechtsbestimmung, die sich die unterschiedliche Größe der Geschlechtschromosomen von männlichen und weiblichen Hühnern zunutze macht. Bereits nach dreitägiger Bebrütung entwickeln sich kleine Blutgefäße, die sich für eine Geschlechtsdiagnose nutzen lassen.

Der Marktführer für Legehennen in Deutschland ist die Lohmann Tierzucht GmbH. In Deutschland werden pro Jahr über 18 Milliarden Eier verbraucht. Nahezu alle der im Handel verkauften Eier stammen aus spezialisierten Legehennenbetrieben, rund 80 Prozent aus heimischen.

Die hohe Legeleistung einer Henne in Deutschland von knapp 300 Eiern wird durch bestimmte Haltungsverfahren unterstützt. In der Natur würde ein Huhn im Herbst und Winter keine Eier legen. In den Legebetrieben werden deshalb längere Tage vorgetäuscht: Das Licht brennt zunächst elf und später 15 Stunden am Tag.

Die Biologie der Legehennen lässt sich aber nicht dauerhaft überlisten. Nach etwa einem Jahr legt die Henne eine Legepause von mehreren Wochen ein. Deshalb haben Legehennen in der Regel schon nach 12 bis 15 Monaten ausgedient und werden als Suppenhühner geschlachtet.

Insgesamt gab es in Deutschland im Jahr 2020 Haltungsplätze für 60,9 Mio. Legehennen, die sich auf die verschiedenen Haltungsformen aufteilen. Durch das Verbot der Käfighaltung im Jahr 2009 ist die Zahl dieser Haltungsplätze in den letzten zehn Jahren deutlich gesunken. Wurden 2010 noch rund 17 Prozent der Tiere in Käfigen gehalten, betrug der Anteil an ausgestalteter Käfighaltung bzw. an Haltung in Kleingruppen im Jahr 2020 lediglich 4,4 Prozent. Der Anteil der Bodenhaltung veränderte sich seit 2010 kaum und stellt mit rund 65 Prozent noch immer mehr als die Hälfte aller Haltungsplätze für Legehennen. Einen deutlichen Aufwind erlebte jedoch die Freilandhaltung. Von einem Anteil von 16,7 Prozent im Jahr 2010 stieg der Anteil auf 30,9 Prozent im Jahr 2020. Wie auch schon bei den Schweinen und Rindern ist Niedersachsen das Bundesland mit den meisten Haltungsplätzen für Legehennen (22,1 Mio.), gefolgt von Bayern (5,9 Mio.) und Nordrhein-Westfalen (5,5 Mio.).

In Deutschland gehaltene Legehennen legten 2020 durchschnittlich 293 Eier. Insgesamt legten sie 14,4 Milliarden Eier für den Konsum, von denen nach Abzug von Verlusten noch 14,2 Milliarden Eier verwendet werden konnten. Die Konsumeiererzeugung hat mit den seit 2010 wachsenden Legehennenbeständen ebenfalls stetig zugenommen.

Nach den Versorgungsbilanzen des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft verzehrt jede Person im Durchschnitt 239 Eier pro Jahr. Dazu zählen aber nicht nur Frühstückseier. Denn Eier befinden sich unter anderem in Kuchen, Nudeln und Fertiggerichten. In Deutschland gab es im letzten Jahr rund 61 Mio. Haltungsplätze für Legehennen.

Der Selbstversorgungsgrad betrug 2020 rund 71,8 Prozent. Er ist das Verhältnis von verwendbarer Konsumeiererzeugung zum Nahrungsverbrauch. 

Im Jahr 2016 wurden laut Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit 73,9 Millionen Tonnen Hühnerei (mit Schale) produziert. Dies entsprach etwa 1,4 Billionen Stück. Die größten Produzenten waren VR China (26.500.000 t), USA (6.037.552 t), Indien (4.561.000 t), Mexiko (2.720.194 t), Japan (2.562.243 t), Deutschland folgt auf Platz 14 (812.000 t), Österreich an 53. Stelle (113.100 t), die Schweiz an 80. Stelle (56.379 t).

Eierproduktion und -versorgung in Deutschland
Eierproduktion und -versorgung in Deutschland

Quelle: BZL

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