Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hecken

Hecken als Elemente der Flur setzen sich aus verschiedenen Bäumen und Sträuchern und ergänzend aus ein- und mehrjährigen krautigen Pflanzen und Gräsern zusammen. Sie verlaufen mehr oder weniger durchgehend und linienförmig (gebüschreiche Gehözstreifen). In der Regel besitzen sie am Boden eine Breite zwischen 2 und 15 Metern.

In "Strauchhecken" bestimmen strauchförmig wachsende Holzgewächse die Silhouette der Hecke. Häufig sind darin Holunder, Hasel und Hainbuche aber auch Dornensträucher wie Weißdorn, Schlehen, Brombeere, Himbeere und Wildrosen. Voraussetzung des strauchförmigen Wuchses ist ein gelegentliches Auf-den-Stock-setzen oder Zurückschneiden, z.B. im 5-15jährigen, niederwaldartigen Umtrieb.

"Baumhecken" werden im Gegensatz zu Strauchhecken von mehr oder weniger dichten meist unregelmäßigen Baumreihen gebildet. In ihnen kommen vor allem Baumarten mit hoher Ausschlagfähigkeit vor wie Ahorn, Linde, Esche, Hainbuche, Eberesche, Espe, Birke u.a., die früher in einem mittelwaldartigen Umtrieb genutzt wurden: das Unterholz vor allem für die Brenn- und Flechtholzgewinnung, das Oberholz als Starkholz. Nach Aufgabe der Nutzung entwickelten sich viele von ihnen im Laufe der Zeit zu reinen Baumreihen.

Hecken lassen sich auch nach ihrer Größe einteilen:

Ferner unterscheidet man verschiedene Sonderformen, die nach ihrer Funktion oder Morphologie benannt sind, und die zum Teil typisch für bestimmte Regionen sind (z. B. Wallhecken, Flechthecken, Baumhage, Windschutzhecken, Schichtholzhecken, subspontane Hecken usw.).

Hecken können gezielt vom Menschen z.B. zur Feldabgrenzung angelegt, aber auch spontan durch Sukzession entstanden sein. Zunächst dienten Hecken dem Menschen zur Abgrenzung der eigenen Grundstücke („Hecke“ abgeleitet von althochdeutsch „Hag“ = Zaun) , zum Ausschluss des Weideviehs von den Äckern bzw. zum Einschluss des Weideviehs auf bestimmten Parzellen. Des weiteren lieferten Hecken Brenn- und Bauhholz, Beeren und Blätter. Insbesondere zur Versorgung mit Brennholz, aber auch um die Hecken dicht zu halten, wurden diese in regelmäßigen Abständen (8 – 15 Jahre) abschnittsweise „auf den Stock gesetzt“. Im 20. Jahrhundert wurden Hecken dann auch als Wind- und Erosionsschutz zur Ertragssteigerung zwischen Äckern gepflanzt. Sie werden mehr oder weniger regelmäßig durch Pflegemaßnahmen in einem bestimmten erwünschten Zustand erhalten oder auch zur Pflege der traditionellen Kulturlandschaft neu angelegt.

So verleihen Hecken heute noch manchen Landstrichen eine ganz eigene Prägung, wie z.B. die Knicks in Schleswig-Holstein, das Monschauer Heckenland, die Bocage-Landschaften Westfrankreichs oder auch (wie der Name schon sagt) das „Heckengäu“ in Baden-Württemberg.

In den wenigen Fluren, die unversehrt von der Bereinigung durch die moderne Agrarindustrie geblieben sind, bilden Hecken netzartig verbundene Grünzüge. Darin sind Äcker und Wiesen in buntem Wechsel eingebettet.

Hecken zählen zu den sogenannten Grenzbiotopen. Das sind Lebensräume, in denen die Arten verschiedener Biotoptypen aufeinandertreffen und sich zu besonders reichen Gemeinschaften verbinden. Im Fall der Hecken sind dies Arten von Wald und Wiese bzw. Acker.

Hecken haben nicht nur erhaltenswerte historische Kulturelemente, sondern insbesondere aus der naturschutzfachlichen Sicht sind sie von allergrößter Bedeutung. Dazu kommt ihre bodenkonservierende Funktion in winderosionsgefährdeten Gebieten.

Von der Wortbedeutung her hatten Hecken oder Hage ursprünglich wohl vor allem die Funktion, Saatfelder vor Weidevieh und Wild zu schützen oder Viehherden zusammenzuhalten: Das germanische Wort "hagh" bedeutet "einfassen". Die bis ins 19. Jh. übliche kollektive Weidenutzung der Allmenden setzte lebende Zäune (Hecken) geradezu zwingend voraus, denn sie mussten dauerhaft von den bestellten Äckern der Dorflur abgetrennt werden. Solche Zaunhecken wird man aktiv beschnitten, verflochten und wohl auch angepflanzt haben. Vermutlich ist nur noch ein sehr geringer Teil dieser einst weit verbreiteten Grenzhecken zwischen Gemeiner Weide, Triftwegen und Ackerflur erhalten geblieben. Der größte Teil ist bei den Gemeinheitsteilungen und Flurbereinigungen (Separationen) des 19. Jahrhunderts beseitigt worden.

(s. a. Bocage-Landschaft, Knick, Lesesteinhecke)

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