Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Bodentyp

Zusammenfassung von Böden gleichen Entwicklungszustandes, bei denen unter einer bestimmten Konstellation der bodenbildenden Faktoren die bodenbildenden Prozesse übereinstimmende Merkmale und damit ähnliche Kombinationen von Bodenhorizonten erzeugt haben. Deutschland besitzt eine geschlossene und vielerorts mächtige Bodendecke. Diese Bodendecke ist ein Flickenteppich verschiedener Bodentypen.

Die Benennung der Bodentypen erfolgt in Deutschland nach einer auffälligen Farbe (z.B. Braunerde) oder nach der Zugehörigkeit zu einer Landschaft (z.B. Marsch oder Moor). Vielfach werden auch ausländische Namen wie Rendzina (poln.), Gley (russ.) oder Dy (schwed.) oder Kunstnamen (z.B. Pelosol) verwendet. International besteht ein Nebeneinander mehrerer Boden-Klassifikationssysteme.

Allerdings gibt es seit 1994 ein international akzeptiertes System zur Benennung von Böden und zur Erstellung von Legenden für Bodenkarten. Es ist das Klassifikationssystem der "International Union of Soil Sciences"-Arbeitsgruppe mit ihrer Reference Base for Soil Resources 2014 (WRB). Das System basiert allein auf (möglichst im Gelände identifizierbaren Bodenmerkmalen, beachtet also keine Klimaparameter. Die WRB soll nicht die nationalen Klassifikationen ersetzen, sondern als Schirm dienen, unter dem nationale Klassifikationssysteme eingegliedert werden können.

Dazu stellt die WRB eine internationale Sprache dar und ist damit weltweit anwendbar und ermöglicht es, Informationen über Böden und deren Eigenschaften über regionale und nationale Grenzen hinweg auszutauschen. Dies geht auch aus dem Namen hervor, denn WRB steht für World Reference Base oder zu deutsch: weltweite Referenzbasis.

Die WRB ist auch in Deutschland anerkannt, wenn auch primär die Deutsche Bodensystematik (Bodenkundliche Kartieranleitung 5) verwendet und an den Hochschulen gelehrt wird. In deutschsprachiger Fachliteratur werden zuweilen die WRB-Bezeichnungen parallel zu denen der Deutschen Bodensystematik angegeben. Eine eindeutige Übersetzbarkeit der deutschen Bodenbezeichnungen in jene der WRB gibt es nicht. 

Digital Soil Map of the World
Digital Soil Map of the World

Compiling a WRB 2015 global soil map, based on the Harmonised World Soil Database (in collaboration with Peter Schad, Technische Universität München)
Hier zur hochaufgelösten und skalierbaren PDF-Version
Quelle: FAO

Die Klassifikation ist in zwei Ebenen aufgeteilt:

Auf der ersten Ebene werden Referenzbodengruppen (reference soil groups – RSG) unterschieden, von denen es 32 gibt (vgl. folgende Tabelle).

Auf der zweiten Ebene stehen Qualifier, die die Referenzbodengruppe weiter differenzieren. Die WRB 2015 verfügt über insgesamt 185 verschiedene Qualifier. Dabei werden zwei Arten von Qualifiern unterschieden:

  1. Principal Qualifier, welche die typischen Ausprägungen einer RSG kennzeichnen. Sie sind hierarchisch in der Reihenfolge ihrer Bedeutung geordnet und stehen vor dem Namen der RSG.
  2. Supplementary Qualifier, die weitere Eigenschaften benennen. Sie sind nicht hierarchisch gegliedert und werden in alphabetischer Reihenfolge aufgelistet. Sie stehen hinter dem Namen der RSG in Klammern und mit Kommas voneinander getrennt.

Die Bezeichnungen der RSGs und der Qualifier werden groß geschrieben. Sie werden nicht in andere Sprachen übersetzt, um weltweit einheitliche Bodennamen zu gewährleisten. Die verwendeten Namen für die Bodentypen sind überwiegend Kunstnamen, die ihre Wurzeln im Latein, der griechischen Sprache, sowie unter den modernen Sprachen vor allem im Russischen haben.

Bodenreferenzgruppen der World Reference Base for Soil Resources (2014)
Referenzbodengruppen
"Bodentypen"
Kurzbeschreibung Vergleichbare Bodeneinheiten Verbreitung in Bezug auf Ökozonen*
Acrisole

Stark verwitterte saure Böden mit niedriger Basensättigung und geringer KAK, Tonverlagerung, geringe Basensättigung im Unterboden; Bildung unter feuchtwarmen Bedingungen

Fersiallite IFS, SFT, IFT
Alisole

Lessivierte Böden mit hohen HAC-Gehalten und entsprechend hoher KAKpot, jedoch mit hoher Al-Sättigung und dementsprechend niedrige Basensättigung im Unterboden

Alfisole IFS, SFT,FMB (IFT)
Andosole

Schwarze, humusreiche Böden aus vulkanischen Auswurfprodukten (v.a. Aschen); weltweit

Andisole azonal
Anthrosole

Durch menschliche Aktivitäten, insbesondere ackerbauliche Nutzung (z.B. Düngung, Bewässerung, Pflügen) tiefgreifend umgestalltete und lange Zeit genutzte Böden; weltweit

Terrestrische anthropogene Böden azonal
Arenosole

Meist junge, schwach entwickelte, stark sandige Böden (z.B. auf Düne, an Meeresstränden; seltener auf extrem verwitterten, quarzreichen Gesteinen nach fortgeschrittener Tonauswaschung; wenig Humus

Sandreiche Regosole (azonal) TST, IFT,TMB, SFT
Calcisole

Böden mit deutlichen sekundären Kalkanreicherungen; überwiegend in ariden und semi-ariden Tropen/Subtropen

Desert soils TST, TMB (WFS)
Cambisole

Meist ziemlich junge Böden mit schwacher Unterbodenentwicklung, die sich u.a. an einer leichten bräunlichen Verfärbung zwischen dem dunkleren humosen Oberboden und dem helleren (kalkarmen, silikatischen) Ausgangsgestein zeigt

Braunerden FMB, WFS, TST (PSZ, BZ, TMB, IFS, SFT)
Chernozeme

Steppenböden mit mächtigen, sehr dunklen und basenreichen A-Horizonten aus Mull; weiter unten sekundäres Carbonat

(Steppen-)Schwarzerden, Tschernoseme TMB, FMB
Cryosole

Frostüberprägte Böden: Ständig gefrorener Unterboden mit kryogenen Prozessen im Oberboden; eingeschränkter Wurzelraum durch flachgründig anstehenden Permafrost

Permafrostböden, Frostböden PST, BZ
Durisole

Humusarme Böden mit sekundärem, ausgehärtetem SiO2 in Form von plattig-laminaren Krusten oder Knollen; vornehmlich auf alten Landoberflächen in ariden und semi-ariden Gebiete

Durids, Hard pan soils TST (FMB, TMB)
Ferralsole

Rote bis gelbe, tiefgründige, intensiv verwitterte, ferralitische Böden auf alten Landoberflächen in den feuchten Tropen und Subtropen; austauschschwache Tonminerale (Kaolinit, Sesquioxide); nährstoffarm; Auswaschung von Kieselsäure (Desilifizierung, Ferralisation); niedrige KAK; keine Tonverlagerung: Gegensatz zu Acrisolen

Tropische Roterden, Tropische Gelberden, Ferralitische Böden, Ferralite, Lateritische Böden, Oxisols, Latosols

IFT, IFS, SFT
Fluvisole

Junge, verhältnismäßig gering entwickelte Böden auf alluvialen Ablagerungen (Schwemmland) in den Überflutungsbereichen von Flüssen, Verlandungszonen von Seen und marinen Gezeitenbereichen; weltweit

Auenböden, alluviale Böden, Marschen, Schwemmlandböden

azonal
Gleysole

Grundwasserbeeinflusste Böden; Reduktionshorizont aufgrund von O2-Mangel (ausgelöst durch aufsteigendes Grundwasser); Segregation von Eisen

Gleye, Gley-Böden PSZ, BZ, FMB, IFS, SFT, IFT
Gypsisole

Böden mit einer sekundären Gipsanreicherung; in den trockensten Regionen der Erde

Wüstenböden, Yermosols TST, (TMB, WFS)
Histosole

Oberböden mit mächtigen Horizonten aus organischem Material, vornehmlich aus Moostorfen; große Areale in subarktischen und borealen Regionen

Torfböden, Sumpfböden, Moorböden BZ, PSZ, FMB, IFT
Kastenozeme

Steppenböden mit kastanienfarbenem, humusreichem und basenreichem Mull A-Horizont; weiter unten sekundäres Carbonat; im Übergangsbereich von Chernozemen zu trockeneren Klimaten

Braune Steppenböden, Kastanienfarbene Böden TMB, TST, (WFS)
Leptosole

Schwach entwickelte, flachgründige Böden über festem Gestein oder extrem steinigem Lockermaterial: eingeschränkter Wurzelraum; weltweit; ersetzt die vormalige Einheit Lithosole

Syroseme, Rohböden, Lithosols azonal
Lixisole

Lessivierte Böden mit niedriger KAK, aber hoher Basensättigung im Unterboden; ersteres trennt sie von den Luvisolen, letzteres von den Acrisolen

Fersialite SFT, (IFS, TST, IFT, WFS)
Luvisole

Lessivierte Böden mit hoher KAK und Basensättigung im Unterboden

Parabraunerden, Lessivés, Alfisols FMB, TMB, WFS, IFS, (BZ, SFT)
Nitisole

Tiefgründige, gut drainierte, oft eisenreiche, rote tropische Böden mit Tonen geringer Aktivität (Kaolinite), aber aufgrund der stabilen Polyedergefüge weit produktiver als andere rote Tropenböden

Krasnozems, Sols fersialitiques, Ferrisols, Roterden

SFT, IFS, IFT
Phaeozeme

Degradierte Steppenböden mit dunklem, humusreichem (Mull) A-Horizont, über entkalktem Unterboden; durchgängig hohe Basensättigung

Braunerde-Tschernoseme, Parabraunerde-Tschernoseme

TMB, FMB, IFS (BZ, IFT)
Planosole

Stauwasserböden mit grob texturierten Oberböden, die scharf an einen tonreicheren Unterboden angrenzen, dadurch ausgelöster Wasserstau mit Redoxprozessen

Pseudogleye und Stagnogleye mit ausgeprägtem Texturwechsel

FMB, BZ, TMB, SFT (WFS, IFS, TST)
Plinthosole

Besonders eisenreiche, ferallitische, humusarme Böden; konkretions- oder netzartige Anreicherung von Eisenoxiden; nach wiederholter Austrocknung und Durchfeuchtung irreversible Verhärtungen ('Laterite') möglich

Grundwasserlateritböden, Stauwasserlateritböden IFT, SFT, IFS
Podzole

Böden mit gebleichtem E-Horizont über dunklem B-Horizont mit eingewaschenen organischen Substanzen, Eisenoxiden und Aluminiumverbindungen

Bleicherden, Spodosole BZ, FMB (IFS, SFT, IFT)
Regosole

Rohböden (sehr schwache Profildifferenzierung) aus tonig-schluffigen Lockersubstraten (außer in fluvialen, marinen oder lakustrinen Überflutungs-/Sedimentationsbereichen: dann Fluvisole; falls Textur sandig: Arenosole; falls Feinerdegehalte <20 Vol.%: Leptosole; falls stark quellfähige Tone: Böden entwickeln sich rasch weiter zu Vertisolen)

Lockersyroseme azonal
Retisole

Lessivierte Böden mit hellem, tonarmem Bleichhorizont, der zungenförmig tief in den dunkleren, Toneinwaschungshorizont (Illuvialhorizont: B-Horizont) mit hohem Anteil an austauschbarem Natrium übergreift

Fahlerden BZ, FMB
Solonchake

Böden mit sehr hohen Gehalten an leicht wasserlöslichen Salzen (durch Evaporation, bei ungenügendem Abfluss); vorwiegend in den ariden und semi-ariden Klimazonen

Salzböden, Weißalkaliböden, halomorphe Böden TMB, TST (PSZ, WFS)
Solonetze

Böden mit hohem Gehalt an austauschbarem Natrium; Tonanreicherung im Unterboden

Alkaliböden, Schwarzalkaliböden TMB, TST (BZ, FMB, WFS)
Stagnosole

Stauwasser-Böden mit jahreszeitlicher Durchnässung und grobporenarmem Unterbodenhorizont, dadurch ausgelöster Wasserstau mit Redoxprozessen; kein abrupter Bodenartenwechsel im Profil

Pseudogleye, Stagnic Luvisole BZ, FMB (PSZ, IFS, IFT)
Technosole

Böden aus Materialien, die von Menschen hersgestellt oder an die Erdoberfläche gebracht wurden; z.B. Böden aus Mülldeponien; Abraumhalden oder Klärschlamm

Stast- oder Bergbauböden azonal
Umbrisole

Relativ junge saure Böden (ohne klare Profildifferenzierung) mit dunklem, humusreichen Oberboden

Humusbrauerden, Umbric Luvisole FMB, BZ, IFT (IFS, SFT)
Vertisole

Meist schwärzlich-dunkle, tonreiche Böden mit hohen Anteilen an stark quellfähigen Tonen und entsprechend ausgeprägten Quellungs-/Schrumpfungserscheinungen wodurch bei wechselfeuchtem Klima eine Durchmischung des Bodens ausgelöst wird (Peloturbation); in wechselfeuchten Tropenklimaten

Pelosole, Tirs, Black cotton soils, Regur SFT (FMB, TMB, WFS, TST)

* Einteilung der Bodenreferenzgruppen zu den Ökozonen nach Zech, W. et al. (2014): Böden der Welt. Der Fettdruck einer Ökozone in der rechten Spalte bedeutet ein dominantes Auftreten des genannten Bodentyps, in Klammern gesetzte Ökozonen bedeuten ein untergeordnetes Auftreten des Bodentyps.

Bedeutung der Abkürzungen:

PSZ =

BZ =

FMB =

Polare/subpolare Zone

Boreale Zone

Feuchte Mittelbreiten

TMB =

WFS =

IFS =

Trockene Mittelbreiten

Winterfeuchte Subtropen

Immerfeuchte Subtropen

TST =

SFT =

IFT =

Tropisch/subtropische Trockengebiete

Sommerfeuchte Tropen

Immerfeuchte Tropen

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