Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Karst

Bezeichnung für den unter- und oberirdischen Formenschatz sowie für (hydrologische) Phänomene in Landschaften mit chemisch angreifbaren ('löslichen') Gesteinen, vor allem von Kalken.

Hier überwiegt - infolge starker Versickerung der Niederschlags- und weitgehender Versinkung vorhandener Oberflächenwässer - die unterirdische Entwässerung bei weitem gegenüber der oberirdischen. Auf diese Weise resultiert die typische Karsthydrographie: oberirdisch oft ein Netz von Trockentälern, unterirdisch eines aus Spalten- und Höhlenwässern. Dieses Karstwasser tritt angünstigen Stellen als meist stark schüttende Karstquelle zutage.

Die durch das Wasser hervorgerufenen Korrosionserscheinungen kennzeichnen das morphologische Bild der Karsttopographie mit Formen wie Dolinen, geologische Orgeln, Schlotten, Karren, Poljen, Uvalas usw.

Es kann zwischen dem durch eine Verwitterungsdecke überzogenen, in Mitteleuropa oft auftretenden bedeckten Karst und dem vor allem im Hochgebirge erscheinenden nackten Karst unterschieden werden.

Eine Sonderform der Tropen und der sommerfeuchten, tropennahen Gebiete ist der Turm- oder Kegelkarst.

Nutzung von Karstlandschaften

Durch Wasserarmut und das (im außertropischen Bereich) Fehlen von tiefgründigen großflächigen Ackerböden gehören viele Karstgebiete zur Subökumene. Traditionell ist im mediterranen Karst eine extensive Bewirtschaftung kleiner fruchtbarer Dolinenböden und gegebenenfalls in intensiver Form in Poljen möglich, was durch den Maisanbau erst neuzeitlich zu agrarökonomischer Veränderung geführt hat. Fernweidewirtschaft und Nomadismus waren bis dahin an die spezielle Naturraumausstattung auch die jahrhundertelang angepassteste Form der Naturraumnutzung im mediterranen Holokarst.

Tropische Karstregionen bieten demgegenüber oft ertragreiche und großflächigere Ackerflächen für den Reisanbau und kennen keine Beweidung von Karsthochflächen. Da insbesondere die Karstlandschaften des klassischen dinarischen Karstes durch die ökologischen Grundvoraussetzungen wie häufige winterliche Orkanstürme teilweise völlig vegetationslos sind, wird hier auch vom „Nackten Karst“ (Karst ohne Humusdecke und vegetationslos) gesprochen. Die Wald- und Vegetationslosigkeit des Dinarischen Karstes erfolgt aber nicht primär durch die Verkarstung, sondern ist insbesondere durch die Bora-Winde indiziert.

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