Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hochmoor

Der Begriff steht zum einen für einen biogeographischen Landschaftstyp mit ausgeprägtem Feuchtgebietscharakter und entsprechender Vegetation. Zum anderen bezeichnet der Begriff in der Bodenkunde einen Bodentyp.

Hochmoore, auch ombrotrophe Moore ((von griech. ómbros = Regen) oder Regenmoore genannt (in Oberbayern auch Filze), sind mineralsalzarme, saure und nasse Lebensräume mit einer an diese extremen Bedingungen angepassten Flora und Fauna. Hochmoore werden im Gegensatz zu Niedermooren ausschließlich aus Niederschlägen (Ombrotrophie) und durch aus der Luft eingetragene Mineralsalze versorgt und stellen damit einen speziellen hydrologischen, ökologischen und entwicklungsgeschichtlichen Moortyp dar.

Moortypen - weit verbreitete Landschaften
Moortypen - weit verbreitete Landschaften

Quelle: Heinrich Böll Stiftung (2023)

Die Torfbodenschichten haben keine Verbindung zu Grundwasservorkommen oder Oberflächengewässern, so dass kein Ionenaustausch mit dem Mineralboden stattfindet. Dennoch zeichnen sie sich durch einen fast stets vorhandenen, regenbedingten Wasserüberschuss aus. Man könnte sie mit vollgesogenen Schwämmen vergleichen (bis zu 90% Wasser), die erhaben in der Landschaft liegen. Daher rührt der Begriff Hochmoor, der sich strenggenommen nur auf die klassischen uhrglasförmig aufgewölbten Moore Nordwestdeutschlands bezieht. 

Hochmoore sind in der Regel nährstoffarm (oligotroph) und vergleichsweise bodensauer, mit pH-Werten zwischen 3 und 4,8. Die Pflanzengesellschaften der Hochmoore müssen entsprechend hoch spezialisiert sein. Torfmoose (Sphagnum) sind an dieses saure Milieu angepasst und können mehr als das 30-fache ihrer Trockenmasse an Wasser speichern, worüber sie Ihren geringen Nährstoffbedarf decken können. Sie sind maßgeblich an der Jahrhunderte bis Jahrtausende währenden Torfbildung beteiligt, wodurch Hochmoore jährlich bis zu 1 mm in die Höhe wachsen. Aber auch Heidekrautgewächse, Wollgräser, Seggen, Rasenbinsen und Sonnentaugewächse - letztere decken ihren Nährstoffbedarf über den Fang kleiner Insekten - können unter den extremen Standorteigenschaften der Hochmoore gedeihen. Gut ausgeprägte Hochmoore sind in der Regel - zumindest in ihrem Zentrum - frei von Bäumen oder starkwüchsigen Gehölzen.

Das Normhochmoor besitzt nach der Deutschen Bodensystematik (AG Boden 2005) folgendes Profil: hHw/(hHr/)(uHr/)(nHr/)(IIfF/).

Entstehung von Hochmooren

Nach der Bildung eines Niedermoors kann sich die Mooroberfläche unter günstigen Standortbedingungen durch weiteres Wachstum der Pflanzen und Abkoppelung vom Grundwasser über ein Übergangsmoor zum Hochmoor entwickeln. Der pH-Wert des Moorwassers – man könnte auch Bodenwasser sagen – ist nun sehr niedrig (+/- 3,5, oft < pH 3,5) sowie nährstoff- und sauerstoffarm. Der Torfkörper des Hoch- oder Regenmoores, das nur noch vom Niederschlag „ernährt“ wird, besitzt nun eine uhrglasförmige (konvexe) Oberfläche.

Bei weiterem Wachstum verschwindet der Bruchwald und schließlich bilden vor allem Torfmoose, die zahlreichen Sphagnum-Arten sowie Wollgräser (Eriophorum spec.), Moosbeere (Vaccinium oxycoccos), Binsen (Juncus spec.) und andere Hochmoorpflanzen den gewölbten Torfkörper des Hochmoores.

Nutzung

Hochmoore wurden in den vergangenen Jahrhunderten vielfach durch mehr oder minder planlosen Torfstich zur Gewinnung von Brenntorf oder durch extensive Moorbrandwirtschaft genutzt.

Gefährdung von Hochmooren

Lebende und noch wachsende Hochmoore gibt es heute kaum noch. Die letzten großen Hochmoorgebiete befinden sich in Westsibirien und Kanada.

Die größte Gefährdung der Regenmoore geht vom Torfabbau aus. Insbesondere der Abbau von Torf zur Herstellung von Gartenerde hat heute einen hohen Stellenwert eingenommen. Die Torfvorräte Mitteleuropas sind weitgehend aufgebraucht. Deshalb wird immer mehr Torf aus Westsibirien und Kanada importiert und gefährdet die dortigen meist noch großflächigen und weitgehend intakten Regenmoore.

Die Gefährdung von Regenmooren durch die Moorkultivierung, das heißt die Gewinnung von landwirtschaftlichen Flächen, hat heute nur noch eine geringe Bedeutung. Intensivgrünland und Acker auf Regenmoorstandorten erfordern aufgrund der physikalischen Eigenschaften des Torfes (Sackung und Schrumpfung) mehrmalige Bearbeitungen sowie intensive Düngungen und sind daher nicht rentabel.

Indirekte Einflüsse wie Mineralsalzeinträge durch Dünger aus der Landwirtschaft, Pestizide, sowie Nährstoff-, Mineralsalz- und schadstoffbelastetes Regenwasser aus häuslichen und industriellen Verbrennungsanlagen sind von größerer Bedeutung. Dadurch können noch intakte Regenmoore in ihrem hochmoortypischen Stoffhaushalt empfindlich gestört werden.

Renaturierung von Hochmooren

Die Wiedervernässung trockengelegter Hochmoore ist der erste, zentrale Schritt einer Renaturierung. Wichtig und von Bedeutung ist bei der Hochmoor-Renaturierung die Vernässung mit mineralsalzarmem Wasser, also Regenwasser. Dieses erreicht man, indem man zuerst alte Entwässerungsgräben mit Hilfe von Dämmen wieder verschließt. Weiterhin müssen Gehölze auf der Fläche beseitigt werden, denn sie nehmen den Mooren das Licht, tragen zur Verdunstung und damit zum Verlust großer Mengen an Wasser bei. Eine Wiedervernässung dauert in der Regel einige Jahre. Gleichzeitig führt der steigende Wasserspiegel zu einem Absterben der unerwünschten Vegetation. Über einige Jahrzehnte hinweg soll es dann zur Wiederherstellung naturnaher Bedingungen kommen. Hochmoorpflanzen sollen sich wieder ausbreiten. Langfristiges Ziel, das heißt in Jahrhunderten, ist schließlich die vollständige Regeneration. Die Hochmoor-Regeneration ist dann erreicht, wenn die vernässte Moorfläche wieder zu einem lebenden und torfbildenden also wachsenden Hochmoor geworden ist.

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