Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Hufe

In Süddeutschland auch Hube; Bezeichnung für sowohl eine bäuerliche Besitzeinheit mit Hofstätte und dem zugehörigen Anteil an Flur und Allmende, die sich von regional verschiedenen historischen Ackermaßen ableitet, als auch für die von einem Mitglied der bäuerlichen Gemeinde bewirtschafteten Fläche.

Die Ackermaße waren Grundlage für die planmäßige Anlage von ländlichen Siedlungen (Plansiedlung) und bäuerlichen Betriebsflächen vor allem in Kolonisationsgebieten. Gleichzeitig waren die Hufen wesentlicher Teil einer Abgaben- und Rechtsordnung, indem damit der entsprechende Anteil an der Allmende und der Grad der Teilnahme der Bewohner an der Gemeindeverwaltung festgelegt war.

Als Flächenmaß ist die Hufe regional sehr unterschiedlich groß, entsprechend der örtlichen Bodenschätzung (Bonitierung), also der Ertragsleistung der Böden. Insofern ist sie auch ein Maß für die Wirtschaftsleistung eines landwirtschaftlichen Betriebes, die Hufe entsprach etwa der Grundgröße, die nötig ist, einer Bauersfamilie ein Auskommen zu gewährleisten. Damit sind die unterschiedlichen lokalen wie zeitlichen Definitionen der Hufe auch eine wichtige historisch-agrarsoziologische Kenngröße.

Die Hufen bildeten an Wegen, Flüssen, Kanälen und Deichen aufgereihte Besitzparzellen, die sich oft an die Hofstellen direkt anschlossen. Typenbeispiele sind das Waldhufendorf, Marschhufendorf, Moorhufendorf, Hagenhufendorf im Kontext der Küsten-, Binnen- und Ostkolonisation (u.a. Nordseeküste, Frankenwald, Odenwald, Nordschwarzwald, Sudeten, Erzgebirge, Bayerischer Wald, Mühl- und Waldviertel). Hufenfluren finden sich auch in neuweltlichen Kolonisationsgebieten, z. B. in Quebec, Südchile, Louisiana.
Die Größe mitteleuropäischer Hufen betrug häufig zwischen 7,5 und 15 ha, die fränkische Hufe besaß 24 ha (z.B. als Maßgröße der Ackernahrung in Rodungsgebieten wie dem Erzgebirge), die flämische Hufe 16 ha (z.B. in Schlesien bei der Anlage von Waldhufensiedlungen) und die Königs- oder Holländerhufe 48 ha (z.B. in der Wesermarsch).

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