Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Wüstung

Bezeichnung für eine aufgegebene Siedlung (Ortswüstung), Wirtschaftsfläche (Flurwüstung) oder Industrieanlage (Industriewüstung). Man unterscheidet nach totalen und partiellen Wüstungen. Ursachen für Wüstungen können Bevölkerungsverluste (durch Kriege, Fehden, Seuchen, Landflucht, Verstädterung oder natürlich bedingt, z.B. infolge von Klimaanomalien mit verstärkter Bodenerosion) sein oder auch rein wirtschaftliche Gründe (nachlassende Ertragsfähigkeit des Bodens, Agrarkrise mit sinkenden Preise/steigenden Löhnen, Erschöpfung von Lagerstätten usw.). Auch können Veränderungen der gesellschaftlichen Kräfteverhältnisse, also erhöhte Abgaben und Frondienste sowie die Einführung der Leibeigenschaft dazu beigetragen haben, dass Bauernfamilien verstärkt abwanderten.

Die mitteleuropäischen Entsiedlungen im späten Mittelalter hatten ihre Ursache vornehmlich im Rückgang der Bevölkerungszahlen, hervorgerufen seit 1309/17 durch Hungersnöte und vor allem durch die 1347/51 erstmals stärker auftretenden Pestepidemien. Ausgedehnte Wüstungsfluren, die man nicht der Bewaldung überlassen wollte, verblieben in nur noch extensiver Nutzung. Vor allem in natürlich benachteiligten Gebieten wurde früheres Ackerland den Allmenden angegliedert und als genossenschaftliches Weideland gebraucht. In SW-Deutschland sind herrschaftliche und bäuerliche Schäfereien auf Wüstungsland gegründet worden, die Wanderschäferei der Schwäbischen Alb erhielt wahrscheinlich erst durch die spätmittelalterliche Entsiedlung die notwendigen Weideareale.

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