Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Vereinödung

Zusammenlegung von landwirtschaftlich genutzten Grundstücken und die Aussiedlung von Hofstellen in die arrondierten Besitzflächen (Einödfluren) und damit eine Auflockerung der oft beengten Ortslagen. In Deutschland fanden solche Maßnahmen zur systematischen Neuordnung von Siedlung und Flur im Raum Oberschwaben/Allgäu vom 16. bis zum 19. Jahrhundert statt. Die Vereinödung geschah hier weitgehend unabhängig von landesherrlicher Lenkung. Ausgangspunkt war das Gebiet der Abtei Kempten. Gründe waren die ausgeprägte Gemengelage und Kleinparzellierung sowie die oft abgeschiedene Lage der Allmendweiden. Mit Hilfe eines Landvermessers wurden Fluren und Allmendweiden neu unterteilt, wobei eine Arrondierung oft mit Aussiedlung verbunden war. Zwischen Hegau, Lech und Bodensee lösten Blockfluren die Gewanneinteilungen ab, zu den Dörfern trat die Einzelsiedlung. Die Ersparnis an Zug- und Arbeitskräften war enorm. Sie führte auf indirektem Wege zu einer Verbesserung der Ernährungsleistung dieser Betriebe, die den Nichtlandwirten zugute kam.

Der Vorgang der Vereinödung endete dort, wo infolge von Sonderkulturen und dem Auftreten von großen Dörfern die Vereinödung zu schwierig wurde.

Ähnliche Maßnahmen der Dorfauflockerung und z.T. auch Dorfauflösung zugunsten arrondierter Einzelhöfe in die Flur fanden in England und Irland seit dem 15. Jahrhundert als enclosure (Einhegung), in Skandinavien seit dem 18. Jahrhundert als enskifte, storskifte, laga skifte (Schweden), Jordskifte (Norwegen) und als udskifte in Dänemark statt. Ebenso entsprechen die norddeutschen Verkoppelungen dem Prozeß der Vereinödung.

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