Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Weltmarkt

Bezeichnung für einen gedachten, räumlich nicht zu bestimmenden Markt, auf dem Waren und Leistungen weltweit von Unternehmen oder ganzen Volkswirtschaften gehandelt werden. Die Produktion der Güter erfolgt dabei in einem anderen Land als ihr Verbrauch. Die Preise für Güter am Weltmarkt, z. B. Rohstoffe, werden als Weltmarktpreise bezeichnet. Diese Weltmarktpreise können durch Transportkosten, Subventionen, Zölle und nichttarifäre Handelshemmnisse stark von den nationalen und lokalen Preisen abweichen. Angebot und Nachfrage dieser international gehandelten Güter (Außenhandelsgüter) ergeben sich im Normalfall aus dem Überschussangebot (Exportgüterangebot) und dem Nachfrageüberhang (Importgüternachfrage) der - Binnenmärkte der Ausfuhr- bzw. Einfuhrländer beim herrschenden Weltmarktpreis.

Der freie Waren- und Dienstleistungsverkehr unter vergleichbaren Rahmenbedingungen sowie die zunehmende Liberalisierung des Welthandels ist eine treibende Kraft des wirtschaftlichen Wachstums. Seit Ende des Zweiten Weltkrieges wurden zahlreiche internationale Verhandlungen geführt, um das Welthandelssystem weiterzuentwickeln. Dies mündete in die Gründung der Welthandelsorganisation (WTO).

Weltagrarmarkt

Obwohl der Agrarsektor 38,5 % der Landfläche weltweit einnimmt, liegt der Anteil am Bruttoinlandsprodukt (BIP) (in 2015 ca. 78 Billionen US$, je nach Quelle) bei lediglich 4%.

Länder, die einen hohen Anteil landwirtschaftlich genutzter Fläche an ihrer Landfläche haben, liegen vorwiegend in Südamerika (z.B. Uruguay 82,6 %), Afrika (z.B. Südafrika 79,8 %) und Asien (z.B. Kasachstan 80,4 %). Dagegen werden in Deutschland nur ca. 48 % der Landfläche landwirtschaftlich genutzt (1961: 56 %). Gleichzeitig unterscheidet sich auch der Anteil am Bruttoinlandsprodukt je nach Land sehr stark. In Sierra Leone (61,4 %), dem Tschad (50,1 %) und der Zentralafrikanischen Republik (42,9 %) erwirtschaften die landwirtschaftlichen Betriebe in etwa die Hälfte des gesamten Nationaleinkommens. In der EU hat die Landwirtschaft mit 1,6 % nur eine untergeordnete Bedeutung (Deutschland 1 %, UK 0,6 %). Es ist klar erkennbar, dass in Ländern mit einem vergleichsweise niedrigen Einkommen die Landwirtschaft eine höhere wirtschaftliche Bedeutung besitzt als in Ländern mit mittleren oder höheren Einkommen.

Global wird die Anzahl der Agrarbetriebe auf 570 Millionen geschätzt. Mindestens 500 Mio. davon sind Familienbetriebe, wobei keine einheitliche Definition des Begriffs „Familienbetrieb“ besteht. Umgangssprachlich beschreibt dieser Begriff aber landwirtschaftliche Betriebe, die von dem Besitzer umgetrieben werden. Die meisten landwirtschaftlichen Betriebe (in etwa 475 Mio.) bewirtschaften weniger als 2 Hektar Fläche, und nur 6 % der Betriebe sind größer als 5 ha. Die Agrarbetriebe beschäftigen neben 1 Mrd. Bauern 450 Mio. Landarbeiter/innen und bieten 2,6 Mrd. Menschen Unterhalt.

Die globalen Agrarmärkte werden in den letzten Jahren nicht nur in den importabhängigen Entwicklungsländern neu bewertet und wahrgenommen. Auch in den exportorientierten Industrienationen ändert sich der Fokus in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft. Es werden weniger die Nachteile von Exportsubventionen oder Importzöllen der Agrarprodukte thematisiert. Vielmehr rückten die Folgen der wachsenden Nutzung von Biomasse für Energiezwecke auf die Agrarpreise und deren Auswirkungen für die Nahrungsmittelversorgung stärker in den Fokus. Regionale Wettereinflüsse, weltweit schwankende Nahrungs- und Futtermittelreserven, sinkende Preise für Rohöl, volatile Agrarpreise und Börsenspekulationen mit Auswirkungen auf die Weltagrarmärkte erhöhen selbst in Mitteleuropa die Sensibilität für die Sicherheit und Preisstabilität der Ernährungsversorgung. Exportbeschränkungen in Überschussregionen zur kurzfristigen Stabilisierung einheimischer Nahrungsmittelpreise sowie Landkauf bzw. Pacht durch finanzkräftige staatliche Investoren oder Fondgesellschaften werden gerade in Entwicklungsländern vor dem Hintergrund von rund 800 Mio. hungernder Menschen weltweit kritisch beachtet. (LEL/LfL 2017)

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