Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Vega (Bodentyp)

In den Auen von Bächen und Flüssen findet sich der sandiglehmige bis lehmige Bodentyp Vega (von span. = fruchtbare Erde), auch Braunauenboden oder Brauner Auenboden genannt. Er unterliegt zeitweiligen Überflutungen, besitzt eine ockerbraune bis rotbraune Färbung sowie die Horizontfolge Ah/Bv/Go.

International wird die Vega als Fluvic Cambisol oder als Fluvisol bezeichnet (Reference Base for Soil Resources, WRB).

Merkmale

Vegen sind fruchtbare Böden im Überflutungsbereich von Flüssen. Typische Merkmale sind dunkle, humusreiche Oberböden mit graubraunem feinkörnigem Unterboden, der deutlich geschichtet und oft ebenfalls humushaltig ist. Darunter können sich Kiesschichten älterer Flussablagerungen oder Oberböden früherer Auenböden befinden. Vegen werden nur sporadisch überflutet und sind im oberen Bereich kaum von Grundwasser geprägt. Sie zeigen daher weder Rostflecken noch graubraune Verfärbungen.

Vega
vega

Vega oder Braunauenboden aus Auenlehm. Unter dem Ah-Horizont folgt der M- und schließlich der rostfleckige Go-Horizont.

Quelle: Alexander Stahr

Entstehung und Verbreitung

Vegen (Braune Auenböden) gibt es weltweit entlang großer Flusssysteme. Auch an kleinen und mittleren Flüssen kommen sie vor, insbesondere in hügeligen Regionen mit Bodenverlagerung durch Wassererosion. Erosionsanfällige Lösslandschaften sind die Hauptlieferanten des Bodenmaterials heutiger Vegen. Durch die Rodung des Waldes und nachfolgende ackerbauliche Nutzung, örtlich bereits seit der Jungsteinzeit, wurden große Bodenmengen verlagert. Wechselnde Ablagerungsbedingungen und unterschiedliche Grundwasserstände ließen in den Auen ein kleinräumiges Muster verschiedener Böden entstehen. Mit zunehmendem Grundwassereinfluss kommen neben Vegen auch Gleye und Niedermoore vor. Ohne episodische Überflutungen oder Grundwassereinfluss entwickeln sich Braunerden und Parabraunerden. Man unterscheidet zwei Typen von Vegen: Allochthone Vega – die charakteristische Braunfärbung geht auf bereits vorverwittertes braunes Bodenmaterial, verlagert z. B. durch Erosion, im Auensediment zurück. Autochthone Vega – die typische braune Färbung entsteht erst nach der Ablagerung des Auensediments.

Vega - Vorkommen in Deutschland

Vega - Vorkommen in Deutschland

Braune Auenböden kommen weltweit entlang von Flüssen vor. Durch Rodung des Waldes und nachfolgende Ackernutzung wurden und werden große Mengen an Bodenmaterial nach Regenfällen abgetragen, von Bächen und Flüssen tranportiert und bei Überflutung der ebenen Auenbereiche als Schlamm abgesetzt. 

Quelle: © BGR Hannover

Nutzung und Funktionen

Je nach Herkunftsgebiet des Bodenmaterials der Vegen variieren auch ihre Eigenschaften. Unter einem lockeren, krümeligem Oberboden mit reichhaltigem aktivem Bodenleben folgt meist ein gut durchwurzelter Unterboden. In der Regel verfügen Vegen über ein hohes chemisches Bindungsvermögen, was dafür sorgt, dass zum einen Nährstoffe für die Pflanzen gut nutzbar sind, zum anderen aber auch Schadstoffe an der Auswaschung ins Grundwasser gehindert werden. Neben dieser „Filterwirkung“ können Vegen auch viel Wasser speichern und sind daher wichtig beim Hochwasserschutz.

Wegen dieser positiven Eigenschaften sind Vegen sehr fruchtbare landwirtschaftlich genutzte Standorte. Allerdings besteht die Gefahr der Überschwemmung bei Hochwasser. In den Tälern muss man mit Spätfrösten rechnen. Im Winterhalbjahr ist der Boden sehr feucht, was eine zeitige Erwärmung und Bearbeitung im Frühjahr behindert. Daher ist Grünland letztendlich die vorwiegende Nutzungsart. An geschützten Standorten finden sich allerdings intensive Landwirtschaft und Sonderkulturen. Zugleich bergen diese Nutzungsarten auch die Gefahr, dass eingetragene und nicht speicherfähige Stoffe wie z. B. das Nitrat in den Untergrund versickern und schnell das hoch stehende Grundwasser erreichen. Besonders gefährdet sind die Böden aber durch Abgrabung, Verunreinigung und Überbauung infolge der Siedlungs- und Verkehrsausweitung.

Die Ablagerungsgeschichten von Auenböden berichten ähnlich wie historische Archive über die Landschaft und ihre Nutzung. Der Einfluss des Industriezeitalters und des historischen Bergbaus lassen sich in Auenböden örtlich an erhöhten Werten von Schwermetallen oder organischen Schadstoffen ablesen.

Weitere Informationen:

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