Kahlschlag
Ein Kahlschlag oder Kahlhieb ist in der Forstwirtschaft das planmäßige Fällen („Schlagen“) aller ausgewachsenen Bäume auf einer bestimmten Waldfläche (in Mitteleuropa meist über 2 bis >5 ha groß, im Borealen Nadelwald um ein Vielfaches größer).
Dabei werden die Bäume in einem einzigen Arbeitsgang oder in wenigen, sehr zügig hintereinander stattfindenden Hieben eingeschlagen. Wenn einzelne Bäume (Überhälter) stehen gelassen werden, verändert das den Kahlschlagcharakter nicht.
Die anschließende Neubegründung des Bestandes erfolgt durch Pflanzung (Kunstverjüngung), sodass sich der Forst folglich aus nur einer Altersklasse zusammensetzt und somit wesentlich strukturärmer als ein Ur- oder Naturwald ist.
Kahlschläge finden aber auch zum Zweck einer dauerhaften Entwaldung statt und werden dann auch als Rodung bezeichnet.
Auch die entstandene freie Fläche wird als Kahlschlag bezeichnet, analog zur allgemeineren Bezeichnung Schlag für eine Waldfläche, in der Bäume gefällt werden oder gefällt worden sind. Von Kahlflächen spricht man, wenn größere baumfreie Flächen durch Schadereignisse wie zum Beispiel Orkane oder Insekten-Kalamitäten (z. B. durch Borkenkäfer) entstehen.
Alternative Verjüngungsformen
Alternative Verjüngungsformen zum Kahlschlag sind Saumschlag (Hieb aller Bäume auf einem schmalen Streifen), Schirmschlag (Aushieb von einzelnen Bäumen bei vorübergehender gleichmäßiger Schirmstellung) sowie einzelstammweise bzw. kleinflächige Plenter- und Femelnutzung.
Effekte von Kahlschlägen
Ein Kahlschlag bewirkt eine weit reichende Veränderung der Umweltfaktoren, indem das waldtypische Bestandsinnenklima durch ein Freiflächenklima ersetzt wird. Durch die bis auf den Boden auftreffende ungehinderte Sonneneinstrahlung findet bei erhöhtem Abfluss eine intensive Erwärmung und Austrocknung des Oberbodens bei starker nächtlicher Ausstrahlung mit vergrößerter Frostgefahr statt, die Transpiration von Pflanzen bei Wind ist erhöht, in der Streuauflage und im humosen Oberboden verstärkt sich die Mineralisierung. Mit den veränderten abiotischen Faktoren wandelt sich auch die Flora und Fauna radikal: Begünstigt u.a. durch Bodenverwundung breiten sich zunächst lichtliebende annuelle Arten aus, denen bald Gräser mehrjährige Kräuter und Halbsträucher (Schlagflur) und dann Pioniergehölze (Vorwald) folgen. Aus forstwirtschaftlicher Sicht sind ein hoher Kostenaufwand zur Pflanzung und Pflege, ein fehlender Schutz für den Jungwuchs, starke Konkurrenz in der Vegetation bei erhöhtem Wasser- und Nährstoffentzug sowie vergrößerte Frostgefahr festzustellen. Die Baumartenwahl ist auf hitze- und frostunempfindliche Lichtbaumarten eingeschränkt.
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