Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Landnutzungsänderung

Begriff, der sich auf eine Änderung in der Nutzung oder Bewirtschaftung des Landes durch den Menschen bezieht, die zu Bodenbedeckungsänderungen führen kann. Diese Änderungen können sowohl in einem Wechsel der die Fläche sichtbar belegenden Art der Landnutzung als auch in einer Änderung der Intensität der Landnutzung innerhalb einer Nutzungsart bestehen. Sie können zudem schleichend oder abrupt auftreten.

Ein Beispiel für eine schleichende Änderung der Landnutzungsart ist die Entstehung von Wald durch natürliche Sukzession auf einer ursprünglich landwirtschaftlich genutzten Fläche. Eine abrupte Änderung der Nutzungsart liegt vor, wenn land- oder forstwirtschaftliche Flächen bebaut und damit für Siedlungs- und Verkehrszwecke genutzt werden. Intensitätsänderungen innerhalb einer Nutzungsart liegen zum Beispiel vor, wenn auf landwirtschaftlichen Flächen der Einsatz von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln verändert wird. Diese Intensitätsänderungen erfolgen meist in einem schleichenden Prozess.

Bodenbedeckungs- und Nutzungsänderungen können Auswirkungen auf das Rückstrahlvermögen von Oberflächen, Verdunstung, Quellen und Senken von Treibhausgasen oder auf andere Eigenschaften des Klimasystems haben und können deshalb einen Einfluss auf das lokale oder globale Klima bewirken.

Im Kontext der agrarischen Landnutzung, insbesondere beim Anbau von Energiepflanzen zur Erzeugung von Agrarkraftstoffen, wird zwischen direkter und indirekter Landnutzungsänderung (direct Land Use Change, kurz dLUC, bzw. indirect Land Use Change oder iLUC) unterschieden.

Die direkte Landnutzungsänderung bezeichnet die Umwandlung von Land, das vorher nicht für den Anbau von Feldfrüchten genutzt wurde, in Anbauflächen von Pflanzenrohstoffen. Die indirekte Landnutzungsänderung beschreibt den Effekt, dass für den Anbau von Energiepflanzen Flächen genutzt werden, die ursprünglich für die Erzeugung von Nahrungsmitteln bestimmt waren. Somit steigen einerseits die Lebensmittelpreise aufgrund einer Angebotsknappheit und andererseits findet eine Verdrängung der Nahrungs- und Futtermittelproduktion statt, für die dann neue Flächen landwirtschaftlich erschlossen werden müssen. Die indirekte Landnutzungsänderung wird dann der Umweltbilanzierung dem Energiepflanzenanbau zugerechnet. Da dieser Zusammenhang schwer nachzuweisen ist, wird er in den meisten Analysen vernachlässigt.

Die Nutzung von Böden als Acker oder Grünland sowie Umwandlungen von Acker- in Grünland oder umgekehrt führen zu Veränderungen des Bodenkohlenstoffs. Damit werden Treibhausgase, hauptsächlich Kohlenstoffdioxid, fixiert oder freigesetzt. Ebenso tragen Aufforstung, Entwaldung und Waldbewirtschaftung zu Veränderungen im Kohlenstoffhaushalt bei und sind damit klimawirksam.

Wissenschaftler des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) haben Satellitendaten mit Statistiken der vergangenen 60 Jahre kombiniert und herausgefunden, dass globale Landnutzungsänderungen rund 32 Prozent der Landoberfläche umfassen. Damit sind sie etwa viermal so groß wie bisher angenommen. Im globalen Norden sind Waldflächen wieder auf dem Vormarsch und Agrarflächen gehen zurück. Im globalen Süden zeigt sich jedoch das gegenteilige Bild – gerade Brasilien und Indonesien verlieren ihre Wälder.

„HILDA+“-Landnutzungskarte für das Jahr 2019
„HILDA+“-Landnutzungskarte für das Jahr 2019

Quelle: Karina Winkler, KIT

Über ihre Ergebnisse berichten die Forschenden im Wissenschaftsmagazin Nature Communications. Die Daten zur globalen Landnutzungsänderung sind in einer kostenfreien Datenbank verfügbar und sollen helfen, Strategien für eine nachhaltige Landbewirtschaftung und den Schutz von Klima und Artenvielfalt zu entwickeln.

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