Veredelung
1. Die Umwandlung von bereits in verkaufsfähiger Form gewonnener Agrarprodukte in Produkte von größerer Haltbarkeit (z.B. Getreide in Branntwein, Obst zu Süßmost) oder höherer Wertigkeit (z.B. Kartoffeln in Schweinefleisch).
2. Die Gewinnung von tierischen Erzeugnissen aus pflanzlichen Produkten (z.B. Fleisch, Fett, Milch, Eier, Wolle), obwohl sie sich z.T. auf sonst unverwertbare Stoffe wie Weidegras usw. stützt.
Die folgende Tabelle belegt, wie in der Bundesrepublik (alt) die Nachfrage nach höherwertigen und veredelten Produkten zu Lasten der Grundnahrungsmittel gestiegen ist:

Quelle: Sick 1993
"Höherwertig" und "veredelt" bedeutet nicht, daß entsprechende Produkte für den Organismus des Konsumenten ein gesünderes Nahrungsmittel darstellen. Wesentliche Varianten der Veredelung werden aus Gründen der Gesundheitsvorsorge, der Ökologie, der Energieeffizienz und der gefährdeten globalen Nahrungsmittelversorgung zunehmend kritisch gesehen:
- Der Umweg über eine verlängerte Nahrungskette führt zu Energieverlusten (ineffiziente Nährstoff- und Energieverwertung)
- Der Flächenbedarf bei vorwiegend auf tierischen Produkten basierender Ernährung ist wesentlich höher als bei direktem Verzehr pflanzlicher Produkte.
- Die Tierproduktion wird gesteigert mit Hilfe von Futtermittelimporten aus der Dritten Welt (rd. 50 % der Futtermittelimporte der Bundesrepublik-alt stammen aus der Dritten Welt)
- Weiterverarbeitung zerstört Vitamine und Spurenelemente
- Mehr Lebensmittelindustrie bedeutet mehr Standardisierung im Obst- und Gemüseanbau
- Künstliche Geschmackskompositionen verfälschen die Geschmacksnerven
- Auf die Erfordernisse der industriellen Verarbeitung wird vorrangig Rücksicht genommen
Wie erwähnt, kommt nur ein geringer Teil des Energie- und Proteingehalts von Futtermitteln bei der Umwandlung in tierische Erzeugnisse der menschlichen Ernährung zugute. 100 kg pflanzliches Eiweiß werden durch eine Milchkuh nur in 20 - 40 kg (je nach Viehrasse), durch ein Mastschwein in 4 - 13 kg tierisches Eiweiß umgesetzt.
Rund 40 % der Weltgetreideproduktion (bzw. rd. 17 % der Getreideproduktion der Entwicklungsländer), 30 % aller Fischfänge (als Fischmehl und -öl), 60 - 70 % der Ölsaaten und ca. ein Drittel der Milchprodukte werden in viehwirtschaftlicher Veredelung eingesetzt, deren Erzeugnisse vor allem in Industrieländern verzehrt werden. Die Bevölkerung der Industrieländer (rd. 25 % der Erdbevölkerung) konsumiert über viehwirtschaftliche Produkte etwa so viel Getreide wie der Rest der Menschheit.

* Angaben resultieren aus der Gegenüberstellung des Kalorien- und Proteinertrags verschiedener Produktionszweige und des Kalorien- und Proteinbedarfs je Person und Jahr. Trotz des fiktiven Charakters der Berechnung läßt sie deutlich den Einfluss verschiedener Ernährungsweisen auf den landwirtschaftlichen Flächenbedarf erkennen.