Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Veredelung

1. Die Umwandlung von bereits in verkaufsfähiger Form gewonnener Agrarprodukte in Produkte von größerer Haltbarkeit (z.B. Getreide in Branntwein, Obst zu Süßmost) oder höherer Wertigkeit (z.B. Kartoffeln in Schweinefleisch).

2. Die Gewinnung von tierischen Erzeugnissen aus pflanzlichen Produkten (z.B. Fleisch, Fett, Milch, Eier, Wolle), obwohl sie sich z.T. auf sonst unverwertbare Stoffe wie Weidegras usw. stützt.

Die folgende Tabelle belegt, wie in der Bundesrepublik (alt) die Nachfrage nach höherwertigen und veredelten Produkten zu Lasten der Grundnahrungsmittel gestiegen ist:

Pro-Kopf-Verbrauch an höherwertigen und veredelten Agrarprodukten in der Bundesrepublik Deutschland
Pro-Kopf-Verbrauch an höherwertigen und veredelten Agrarprodukten in der Bundesrepublik Deutschland

Quelle: Sick 1993

"Höherwertig" und "veredelt" bedeutet nicht, daß entsprechende Produkte für den Organismus des Konsumenten ein gesünderes Nahrungsmittel darstellen. Wesentliche Varianten der Veredelung werden aus Gründen der Gesundheitsvorsorge, der Ökologie, der Energieeffizienz und der gefährdeten globalen Nahrungsmittelversorgung zunehmend kritisch gesehen:

Wie erwähnt, kommt nur ein geringer Teil des Energie- und Proteingehalts von Futtermitteln bei der Umwandlung in tierische Erzeugnisse der menschlichen Ernährung zugute. 100 kg pflanzliches Eiweiß werden durch eine Milchkuh nur in 20 - 40 kg (je nach Viehrasse), durch ein Mastschwein in 4 - 13 kg tierisches Eiweiß umgesetzt.

Rund 40 % der Weltgetreideproduktion (bzw. rd. 17 % der Getreideproduktion der Entwicklungsländer), 30 % aller Fischfänge (als Fischmehl und -öl), 60 - 70 % der Ölsaaten und ca. ein Drittel der Milchprodukte werden in viehwirtschaftlicher Veredelung eingesetzt, deren Erzeugnisse vor allem in Industrieländern verzehrt werden. Die Bevölkerung der Industrieländer (rd. 25 % der Erdbevölkerung) konsumiert über viehwirtschaftliche Produkte etwa so viel Getreide wie der Rest der Menschheit.

Flächenbedarf zur Ernährung von 100 Erwachsenen/Jahr durch verschiedene Agrarprodukte* (in ha)
Flächenbedarf zur Ernährung von 100 Erwachsenen/Jahr durch verschiedene Agrarprodukte (in ha)

* Angaben resultieren aus der Gegenüberstellung des Kalorien- und Proteinertrags verschiedener Produktionszweige und des Kalorien- und Proteinbedarfs je Person und Jahr. Trotz des fiktiven Charakters der Berechnung läßt sie deutlich den Einfluss verschiedener Ernährungsweisen auf den landwirtschaftlichen Flächenbedarf erkennen.

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