Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Urbane Landwirtschaft

Urbane Landwirtschaft, auch Urban Agriculture oder Urban Farming gilt als Oberbegriff für verschiedene Weisen der professionellen Lebensmittelproduktion in städtischen (urbanen) Räumen und deren unmittelbarer Umgebung überwiegend für den Eigenbedarf der jeweiligen Region. Er umfasst neben städtischen Formen des Gartenbaus auch Tierhaltung in urban geprägten Gebieten. Der Begriff geht über die bekannten Formen des urbanen Gartenbaus (Hausgarten, Kleingarten, Grabeland) hinaus und beinhaltet z. B. auch Ackerbau, Tierhaltung (Geflügel, Hauskaninchen, urbane Imkerei oder Aquakultur bzw. Aquaponik), sofern sie im Stadtgebiet und peri-urbanen Zonen betrieben werden.

Die folgende Infografik veranschaulicht die wichtigsten Herausforderungen im Lebensmittelbereich und den globalen Trends. Die nachhaltige Sicherung der städtischen Nahrungsmittel- und Ressourcenversorgung wird zunehmend zur Herausforderung - insbesondere in dicht besiedelten Städten mit begrenztem Zugang zu umliegenden landwirtschaftlichen Gebieten. Des Weiteren üben intensive Anbaupraktiken und der massive Einsatz von Chemikalien Druck auf unsere Böden und Wasserressourcen aus. Vor diesem Hintergrund wird intensiv an innovativen Anbaumethoden und –technologien gearbeitet, welche diese Probleme adressieren und Teile der Nahrungsmittel- und Ressourcenproduktion wieder zurück an die Orte zu bringen, an denen sie konsumiert werden.

In diesem Zusammenhang untersucht eine Studie des Fraunhofer IAO die bestehende globale »Urban Farming Landschaft« mit dem Fokus auf a) Indoor-Pflanzenanbau sowie b) Mikroalgenkultivierung als potentielle Ressource der Zukunft. Ziel der Studie ist es, die Potenziale solcher urbanen Anbaumethoden aufzuzeigen und wichtige Planungsgrundsätze hervorzuheben.

Fokusthemen waren dabei I) der Technologieeinsatz, der sich hauptsächlich auf künstliche Beleuchtung, den Einsatz von Sensorik und Automatisierungsprozessen konzentriert; II) ökologische Auswirkungen, wie etwa die Einbindung erneuerbarer Energien, Pestizideinsatz und Flächenverbrauch; III) wirtschaftliche Faktoren einschließlich Investitions- und Betriebskosten sowie derzeit verwendete Finanzierungsmodelle; und IV) soziale Aspekte wie das Schaffen neuer Arbeitsplätze und berufliche Weiterbildung.

Die wichtigsten Herausforderungen im Lebensmittelbereich und globale Trends
Die wichtigsten Herausforderungen im Lebensmittelbereich und globale Trends

Quelle: Fraunhofer IAO

Marktorientierte Landwirtschaft ist in urbanen Räumen ebenso vertreten wie die charakteristische Kombination von einer auf den städtischen Raum ausgerichteten spezialisierten und diversifizierten Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte mit einer Vielzahl landwirtschaftsnaher Dienstleistungen.

Dabei sind die Formen urbaner Landwirtschaft an keine besondere Rechtsform (privat, gemeinschaftlich) oder sozioökonomische Zielrichtung (Selbstversorgung, Marktproduktion, sozialer Tausch) gebunden.

Die ökonomische Ausrichtung unterscheidet die urbane Landwirtschaft vom urbanen Gärtnern, dem wachsenden - häufig sozial geprägten - Trend gärtnerisch aktiver Stadtbewohner. Allerdings wird die Betonung der Profitorientierung und Professionalität der Akteure nicht von allen Beobachtern geteilt (ZALF).

Weitere Informationen:

Pfeil nach linksUPOVHausIndexUrbaner GartenbauPfeil nach rechts