Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Spätfrost

Auch Frühjahrsfrost; ein Frostereignis, das nach Beginn der Vegetationsperiode auftritt. Spätfrostgefahr besteht in vielen Regionen Deutschlands bis Mitte Mai (Eisheilige).

Durch vorangegangene Perioden relativer Wärme kann die Kälteresistenz von Pflanzen bereits wieder reduziert sein, sodass es zu Kälteschäden kommt. Diese zeigen sich im Zurückfrieren jüngerer Sprossabschnitte, erhöhte Schädlingsanfälligkeit, Blühausfall, insbesondere im Obst-, Gemüse- und Weinbau. Kälteschäden können auch an bereits aus der Winterruhe entlassenen Winterknospen entstehen, die ihre Frosthärte und den Schutz vor Dehydratation durch die derben Knospenschuppen verloren haben. Spätfrostgefährdet sind vor allem Pflanzen wärmerer Wuchsgebiete, die an der Grenze oder jenseits ihres natürlichen Verbreitungsgebietes wachsen.

Spätfrost kann auch zu verschiedenen Schäden an Waldbäumen führen. Am häufigsten erfrieren frische Triebe von Verjüngungspflanzen.

Spätfröste treten oft nur lagenweise auf, vorzugsweise in klaren (Strahlungs-)Nächten, in denen sich in Wind geschützten Mulden und Senken die schwere bodennahe Kaltluft sammeln kann.

Gängige Maßnahmen zur Frostbekämpfung sind Frostschutzberegnung (Obst- und Gemüsebau), Heizen mit Frostkerzen, Fackeln o.ä. (wird zusätzlich im Weinbau eingesetzt) und Abdeckung mit Vlies (Erdbeeren). Seit 2011 werden im Weinbau vermehrt auch Windmaschinen oder Hubschrauber eingesetzt, die bei einer ausgeprägten bodennahen Inversion vermeintlich wärmere Luftmassen aus 10 bis 20 m Höhe mit der bodennahen Kaltluft vermischen. Dieses Verfahren funktioniert nur bei einer ausgeprägten Inversionslage.

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