Vertriebssysteme
Die Nachfrager auf dem Markt für Agrarprodukte lassen sich in 5 Gruppen einteilen, wobei die Anteile der fünf Gruppen am Agrarmarkt von Land zu Land, je nach wirtschaftlichem Entwicklungsstand und Gesellschaftssystem variieren:
- Direktkonsumenten - Der direkte Güterfluss vom Produzenten zum Konsumenten spielt auf den Lokalmärkten der Entwicklungsländer noch eine große Rolle, während er in den Industrieländern auf Ausnahmeformen wie den städtischen Wochenmarkt oder auf Teilmärkte - z.B. für Wein, Einkellerungskartoffeln, Eier, Spargel oder den wachsenden Markt für Produkte aus dem Ökologischen Landbau - beschränkt ist. In den Zentralverwaltungswirtschaften bildete der direkte Güterfluss zwischen Erzeuger und Konsument - etwa auf den Kolchosmärkten der früheren UdSSR - einen der wenigen Sektoren mit freiem Spiel der Marktelemente.
- Agrarhandel
- Absatzgenossenschaften der Erzeuger - Das seit dem 19. Jh. von Deutschland ausgehende Genossenschaftswesen (F.W. Raiffeisen 1818-1888) ist heute in allen Gesellschaftssystemen weit verbreitet.
- Handwerkliche und industrielle Be- und Verarbeiter - In den Industrieländern dominiert unter den Nachfragern diese Gruppe. Hier hat sich im Gefolge der Arbeitsteilung zwischen Produzenten und Konsumenten ein komplexes Verarbeitungs- und Distributorensystem eingeschaltet. Es bewirkte, daß sich die Aufbereitung der Agrarprodukte für den menschlichen Verzehr aus den Haushalten in das Nahrungsmittelhandwerk oder die Nahrungsmittelindustrie verlagerte. Diese Entwicklung begann gegen Ende des 19. Jahrhunderts mit der Errichtung von Zuckerfabriken und Molkereien; sie scheint gegenwärtig mit dem Vordringen von Fabriken für komplexe Fertiggerichte ein Endstadium zu erreichen. In Deutschland wurden bereits in der ersten Hälfte der 70er Jahre etwa 85 % aller landwirtschaftlichen Erzeugnisse in den Betrieben des produzierenden Ernährungsgewerbes be- oder verarbeitet. Die starke Marktposition großer Betriebseinheiten in den Distributionssystemen der Industriestaaten (be- und verarbeitende Gewerbebetriebe, Kaufhäuser und große Handelsketten) führt zwangsläufig zu einer Standardisierung der Sorten und Produkte, da diese Vertriebsformen große Partien von gleichbleibender Qualität in kontinuierlicher Lieferung benötigen. Von den mehr als 100 Apfelsorten, die im 19. Jahrhundert in Deutschland kultiviert wurden, sind heute nur etwa ein Dutzend mit wirtschaftlicher Bedeutung übriggeblieben.
- Landwirte (Saatgut, Vieh)
(s. a. Vermarktung)