Heidekraut
Das Heidekraut (Calluna vulgaris), auch Besenheide genannt, ist die einzige Art der monotypischen Pflanzengattung Calluna, die zur Familie der Heidekrautgewächse (Ericaceae) gehört. Sie ist eine prägende Pflanzenart der Heidelandschaft. Die Besenheide ist Blume des Jahres 2019.
Heidekraut ist ein 20–100 cm hoher, immergrüner Zwergstrauch mit niederliegenden Sprossen und kleinen, lineal-lanzettlichen, 4zeilig angeordneten Blättern an aufstrebenden, reichverästelten Zweigen. Die in reichblütigen, einseitswendigen Trauben stehenden 4zähligen, bleibenden Blüten besitzen eine hellviolettrosa Blütenkrone und doppelt so lange, strohartige Kelchblätter gleicher Farbe.
Vorkommen
Natürlich verbreitet ist die Besenheide in ganz Europa mit Schwerpunkt in Mittel- und Nordeuropa, im Osten kommt sie bis Westsibirien vor. Besonders häufig ist sie in eiszeitlich geprägten Gebieten. Schottische Einwanderer führten die Besenheide im 19. Jahrhundert nach Kanada ein. Seitdem breitet sie sich in Nordamerika aus und gilt dort als Neophyt. Die Besenheide gilt als Säurezeiger. Sie kommt natürlich auf sonnigen bis lichten Standorten, vornehmlich auf kalkfreien Sanden vor. Sie wächst bevorzugt auf trockenen, aber auch auf wechselfeuchten, nährstoff- und basenarmen Böden, beispielsweise in entsprechenden Bereichen von Mooren. Lebensraum sind Heiden, Moore, Dünen, Magerweiden, lichte Eichen- und Kiefernwälder.
Die Besenheide kommt vom Flachland bis in Höhenlagen von 2700 Metern vor. In den Allgäuer Alpen steigt die Besenheide im Tiroler Teil an der Mutte oberhalb Bernhardseck bis zu einer Höhenlage von bis zu 2100 Meter auf. Im Tessin kommt sie an der Fibbia sogar bis etwa 2700 Meter Meereshöhe vor. Nordwärts findet man sie in Norwegen bis 71° 5' nördlicher Breite
Nutzung
Die Besenheide stellt in der Imkerei eine wichtige Bienenweide dar, denn ihr Nektar enthält 24 % Zucker, überwiegend Saccharose, und jede einzelne Blüte produziert durchschnittlich 0,12 mg Zucker täglich. Der von den Bienen aus ihrem Nektar gewonnene Heidehonig zeichnet sich durch eine gallertartige Konsistenz aus. Für Weidetiere wie Schafe, Ziegen und Rinder bietet die Besenheide nur geringe Futterwerte und hat eine geringe Futterattraktivität. Am ehesten sind noch Schafe in der Lage, Besenheide-geprägte Lebensräume (z. B. Lüneburger Heide) zur Gewichtszunahme zu nutzen, wobei sich einige Rassen besonders eignen (z. B. Heidschnucke). Das Ertragsniveau bleibt allerdings niedrig. Es kann durch die Beimischung von Ziegen geringfügig verbessert werden. Die Bewirtschaftung Besenheide-geprägter Lebensräume muss in der heutigen landwirtschaftlichen Ordnung in Mitteleuropa allerdings immer durch die öffentliche Hand finanziell unterstützt werden. Ohne den Einfluss der Beweidung (oder anderer Pflegeverfahren) überaltern Besenheidebestände und verlieren damit an Wert für den Biodiversitätsschutz.
Die Besenheide ist für Wildpflanzengärten zu empfehlen und zur Begrünung sandiger Böschungen geeignet. Sie ist auch eine beliebte Zierpflanze, die als „Calluna(heide)“ oder „Sommerheide“ in etwa 10.000 Sorten mit sehr unterschiedlichen Blütezeiten und Färbungen der Blüten und Blätter kultiviert wird.
Die Besenheide wird auch zur Firstverkleidung von reetgedeckten Dächern verwendet. Aufgrund der sehr langen Haltbarkeit im Außenbereich wird sie auch zu Sicht-, Wind- und Lärmschutzelementen zusammengebunden. Besenheide trotzt allen Witterungsverhältnissen und bleibt daher über lange Jahre beständig.
Namensgebend ist allerdings die Nutzung der Besenheide in der Besenbinderei. Noch in den 1980er Jahren wurden solche Besen in der Teerindustrie verwendet. Unter anderem waren diese Besen industriell gefertigten Besen durch ihre Temperaturbeständigkeit überlegen.