Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Qualitätsmanagement

In nahezu alle Wirtschaftsbereiche eindringende kundenorientierte Unternehmensphilosophie mit einer konsequenten und systematischen Überwachung und Steuerung der Betriebsabläufe bzw. der Produktion (vorausschauende Fehlervermeidung). Qualität bedeutet in diesem Kontext nicht die Erfüllung extrem hoher Standards, sondern ergibt sich aus den zwischen Produzenten und Kunden abgestimmten Anforderungen an eine bestimmte Leistung.

Der Begriff Qualität (Qualitätssicherung und -management) sowie dessen Ableitungen werden im allgemeinen Sprachgebrauch und auf verschiedenen Wissensebenen (Verbraucher, Lebensmittelhersteller, Wissenschaft) unterschiedlich verwendet. Während diese Begriffe in der Produktion häufig im Sinne eines optimierten Einsatzes von produktionstechnischem Know-how genutzt werden, beziehen sie sich im Bereich Prozesssicherheit insbesondere auf die Steuerung des Informationsflusses (prozessbegleitend bzw. unternehmensintern) mit Hilfe von Dokumentation und Controlling.

Das Qualitätsmanagement tritt an die Stelle der Endproduktkontrolle und verhindert von vorneherein abfallende Qualitäten, kann exakte Anforderungen der Abnehmer und Verbraucher erfüllen und deckt Schwachstellen im Unternehmen auf. Eine Strategie zur Umsetzung des Qualitätsmanagements ist die Normenreihe DIN ISO EN 9000 ff. Spezielle Zertifizierungsstellen nehmen die auf freiwilliger Basis erfolgende Zertifizierung über sogenannte Audits (Befragung, Einsichtnahme in Unterlagen und Betrieb) vor, nachdem das Qualitätsmanagement in allen Ebenen des Unternehmens verstanden, verwirklicht und beständig aufrechterhalten wird. Zertifizierungen in der deutschen Landwirtschaft erfolgen noch zögerlich, werden aber als wichtige Voraussetzung für die künftige Sicherung und Erschließung von (Export-)Absatzmärkten angesehen und sind insbesondere im Rahmen der vertikalen Integration von Bedeutung. Im landwirtschaftlichen Umfeld sind bereits die meisten Abnehmer und Zulieferer zertifiziert, so Zuckerfabriken, Mühlen, Landhandelsbetriebe, Kartoffelverarbeiter sowie einige Betriebe im Landmaschinenhandel.
Naturgemäß sind in der Landwirtschaft viele Parameter vor der Ernte beeinflussbar, jedoch nicht beherrschbar, z.B. der Eiweißgehalt des Weizens oder der Zuckergehalt der Rübe. Insofern sind sie nicht normierungsfähig, können aber dokumentiert werden. Andere Parameter der landwirtschaftlichen Produktion sind auch schon vor der Ernte beherrschbar. Die Sorte, die Düngung und die eingesetzten oder nicht eingesetzten Pflanzenschutzmittel und manches andere Denkbare können in einem normierten Verfahren nachgewiesen und letztlich zertifiziert werden. Vom Zeitpunkt der Ernte an sind auch Parameter wie Eiweißgehalt, Feuchtigkeit u.ä. in dem Sinne beherrschbar, daß sie festgestellt und in dieser Qualität angeboten werden können.

Von der Qualitätssicherung in der landwirtschaftlichen Produktion werden auch positive Auswirkungen im Hinblick auf Umwelt und Bodenschutz erwartet.

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