Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Tundra

Von finnisch tunturi=baumlose Hochfläche; offene, baumfreie Landschaft (zumeist) über Permafrostböden, die je nach Untertyp von Flechten, Moosen, Gräsern und sommergrünen Zwergsträuchern dominiert wird.

Die Tundra nimmt etwa 3-4 % der Erdoberfläche ein und ist besonders auf der Nordhalbkugel vertreten, wo sie den größten Teil der arktischen Festlandsmassen umfasst. Es ist die Region, die sich nördlich der polaren Waldgrenze erstreckt und eine große Fülle von Flechten, Moosen und Gefäßpflanzen beherbergt. Die Tundra grenzt im äußersten Norden an Polarwüsten, den sog. Kältewüsten an, die durch extreme Niederschlagsarmut (unter 100 mm/Jahr) gekennzeichnet sind. Die Südgrenze der Tundra entspricht der Abgrenzung der Arktis zum borealen Nadelwald. Seit vielen Jahrzehnten gilt der Verlauf der 10 °C-Juli-Isotherme, die etwa der polaren Baum- und Waldgrenze entspricht, als weitgehend anerkannte Südgrenze auf den Festländern. Die Grenze zwischen Tundra und borealem Nadelwald ist eher ein Grenzbereich mit einer Breite von 10 bis 50 km, maximal 300 km, der von der Waldtundra eingenommen wird.

Die Bodenverhältnisse sind durch den darunter liegenden Dauerfrostboden (Permafrost) bestimmt, welcher eine Infiltration verhindert und zur großflächigen Vernässung tiefer liegender Bereiche führt. Die verbreiteten Bodentypen sind Podsole, Gleye und arktische Braunböden. Es kommt zur Akkumulierung von organischem Material an der Bodenoberfläche in Form von Torfmooren, da Sauerstoffmangel in den vernässten Lagen den Abbau des jährlich von der Vegetation produzierten organischen Materials verhindert. Diese Gebiete gehören zu den großen terrestrischen Kohlenstoffspeichern der Erde. Die Tierwelt wird saisonal von Rentieren, Wölfen und vielen Brutvogelarten bevölkert, aber auch ortsfeste Arten wie Moschusochsen, Polarfüchse, Schneehasen und Lemminge sind für die Tundra typisch. Die wechselwarmen Landwirbeltiere (Reptilien und Amphibien) sind in der Tundra nicht vertreten.

Mit der Klimaerwärmung sinken die Selektionsvorteile der bisherigen Strategie der Tundrapflanzen, sich an den Boden zu pressen um die wärmere bodennahe Luftschicht zu nutzen und sich vor kalten Winden zu schützen.

Landnutzung

Die subarktischen Tundren weißen eine nur spärliche Besiedlung auf.

Landwirtschaftlicher Anbau ist in der Tundra aufgrund des Klimas nicht möglich. Seit jeher ist die großflächige Nutzung daher auf die mobile Rentier-Weidewirtschaft beschränkt: Früher ausschließlich nomadisch, heute häufig halbnomadisch und unter Einsatz moderner Methoden. Insbesondere in Nordeuropa, aber auch in Teilen Nordrusslands, geht der Anteil der Rentierhaltung in Subsistenzwirtschaft zugunsten der marktorientierten Tierproduktion stetig zurück. Der entstehende wirtschaftliche Wettbewerb führt vielfach zu einer Vergrößerung der Herden mit der Gefahr der Überweidung. Normalerweise sind ein bis sieben Rentiere auf einen Quadratkilometer die Grenze, die jedoch heute oft überschritten wird.

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