Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Almwirtschaft

Extensive Weidewirtschaft auf Hochgebirgsflächen, die oft über der Baumgrenze liegen und nur ca. 90 Tage/J. beweidet werden können. Bei der Almwirtschaft findet im Gegensatz zur Transhumanz im Winter Einstallung mit Fütterung in den Dauersiedlungen statt. Die Höhenweiden, meist über der Waldgrenze gelegen, werden von Frühjahr bis Herbst aufgesucht und gehören als fest abgegrenzte Besitzparzellen zur Betriebs- bzw. Gemarkungsfläche der Heimgüter. Auf den Almen liegen ortsfeste, jahreszeitlich bewohnte Siedlungen für die Hirten, zu denen sich bei gestaffeltem Almauftrieb Zwischenalmen (z.B. Maiensäß) in verschiedenen Höhenlagen gesellen.
Die Bedeutung der Hochgebirgsweidewirtschaft für die Verteilung der Siedlungen und der Bevölkerung liegt darin, daß eine Erweiterung der Wirtschaftsfläche gegeben ist und damit eine Verdichtung von Siedlung und Bevölkerung in den Gebirgstälern stattfinden kann.
Almen und Almwirtschaft mit hier besonderen Nutzungsformen und archaischen Strukturen, die bis ins 20. Jahrhundert erhalten blieben, gelten als Charakteristikum der Alpen. Auch in anderen europäischen Gebirgen gibt bzw. gab es Almwirtschaft (Pyrenäen, Vogesen, Schwarzwald, Skandinavische Gebirge, Dinariden), allerdings mit geringerer Bedeutung und Vielfalt.
Verallgemeinernd zusammengefaßt vollzogen sich in den letzten zwei Jahrzehnten im Alpenraum Entwicklungen, die in folgenden Punkten zusammenfaßbar sind:

Im Zusammenhang mit der Almwirtschaft entwickelten sich wichtige kulturelle und soziale Ereignisse, die teilweise noch Bedeutung haben, nicht zuletzt durch den Einfluß des Tourismus. Sie sind im Bereich der Wiesen-Alp-Betriebe wegen des größeren Stellenwertes der Viehwirtschaft häufiger als bei den Acker-Alp-Betrieben. Dazu gehören, bzw. gehörten: Almauf- und abtrieb, Kuhkämpfe, Milchmesstage, Alpspenden, Alpsegnungen und Alpruf.

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