Almwirtschaft
Extensive Weidewirtschaft auf Hochgebirgsflächen, die oft über der Baumgrenze liegen und nur ca. 90 Tage/J. beweidet werden können. Bei der Almwirtschaft findet im Gegensatz zur Transhumanz im Winter Einstallung mit Fütterung in den Dauersiedlungen statt. Die Höhenweiden, meist über der Waldgrenze gelegen, werden von Frühjahr bis Herbst aufgesucht und gehören als fest abgegrenzte Besitzparzellen zur Betriebs- bzw. Gemarkungsfläche der Heimgüter. Auf den Almen liegen ortsfeste, jahreszeitlich bewohnte Siedlungen für die Hirten, zu denen sich bei gestaffeltem Almauftrieb Zwischenalmen (z.B. Maiensäß) in verschiedenen Höhenlagen gesellen.
Die Bedeutung der Hochgebirgsweidewirtschaft für die Verteilung der Siedlungen und der Bevölkerung liegt darin, daß eine Erweiterung der Wirtschaftsfläche gegeben ist und damit eine Verdichtung von Siedlung und Bevölkerung in den Gebirgstälern stattfinden kann.
Almen und Almwirtschaft mit hier besonderen Nutzungsformen und archaischen Strukturen, die bis ins 20. Jahrhundert erhalten blieben, gelten als Charakteristikum der Alpen. Auch in anderen europäischen Gebirgen gibt bzw. gab es Almwirtschaft (Pyrenäen, Vogesen, Schwarzwald, Skandinavische Gebirge, Dinariden), allerdings mit geringerer Bedeutung und Vielfalt.
Verallgemeinernd zusammengefaßt vollzogen sich in den letzten zwei Jahrzehnten im Alpenraum Entwicklungen, die in folgenden Punkten zusammenfaßbar sind:
- Extensivierung der Almbewirtschaftung (Rückgang der kapital- und arbeitsintensiven Senn- und Melkalmen, Zunahme von Galtviehalmen)
- Zunahme der halterlosen Viehalpung wegen Personalmangel
- Reduzierung der Staffeln
- Zunehmende Bewirtschaftung der Almen vom Heimbetrieb aus aufgrund guter verkehrstechnischer Erschließung
- Almwegebau erlaubt auch häufig die Beaufsichtigung mehrerer Almen durch einen Hirten.
- Sommerung nur von Teilen des Viehbestandes, vornehmlich des Jung- und Galtviehs, als Folge der Intensivierung der Heimfutterflächen
- Zunehmende Bedeutung der Almenbewirtschaftung als Kulturlandschaftspflege unter dem Gesichtspunkt des Tourismus.
Im Zusammenhang mit der Almwirtschaft entwickelten sich wichtige kulturelle und soziale Ereignisse, die teilweise noch Bedeutung haben, nicht zuletzt durch den Einfluß des Tourismus. Sie sind im Bereich der Wiesen-Alp-Betriebe wegen des größeren Stellenwertes der Viehwirtschaft häufiger als bei den Acker-Alp-Betrieben. Dazu gehören, bzw. gehörten: Almauf- und abtrieb, Kuhkämpfe, Milchmesstage, Alpspenden, Alpsegnungen und Alpruf.
Weitere Informationen:
- Almwirtschaft Österreich - Startseite
- Alpwirtschaft (F. Legner)
- Almwirtschaftliches Basiswissen - Von der Bedeutung der Almen (alm-at / LFI)
- Regionaler Vergleich der Rahmenbedingungen für die Alm- und Berglandwirtschaft im Alpenraum (AWI / LFI)
- Almwirtschaft im Alpenraum (Uni Innsbruck)
- Schweizerischer Alpwirtschaftlicher Verband - Startseite
- Alpwirtschaftlicher Verein im Allgäu e.V. - Startseite