Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Grasnarbe

Als Grasnarbe wird der zusammenhängende Bewuchs des Bodens durch Gras, Kleearten und Kräuter bezeichnet, der durch geschlossenen Pflanzenbestand und die Wurzeln einen festen Zusammenhalt bekommt. Je nach Standort und Nutzungsweise ändert sich das Verhältnis der Arten: bei Wiesen herrschen Obergräser, bei Weiden Untergräser vor,

Das Wort kam vom Niederdeutschen in die Schriftsprache. Verwandte Bezeichnungen sind Gras- bzw. Rasendecke, ferner Heidenarbe, im süddeutschen und österreichischen Sprachraum Wasen, auf alpinen Weideflächen die Schaftrift.

Erosionseffekte

Die Pflanzendecke der Grasnarbe fängt die Prallenergie von Regentropfen elastisch auf. Die Humusschicht nimmt einen Teil des Wassers auf, sodass der Anteil des Oberflächenwassers bei Niederschlagsbeginn reduziert wird. Gleichzeitig bilden die Pflanzen für das am Hang abfließende Wasser Hindernisse, was der Entstehung von Rinnsalen entgegenwirkt und so der Bildung von Erosionsrinnen. Insgesamt setzt die Grasnarbe der Bodenerosion einen hohen Widerstand entgegen, der um ein Vielfaches höher als der von nacktem Boden ist. Wo die Bodenbedeckung teilweise fehlt, oder wo der mechanische Zusammenhalt durch hohe Feuchtigkeit oder Starkregen beeinträchtigt ist, kann es zum Abreißen der Grasnarbe kommen. Auf Steilhängen können dann Blaiken (bewuchslose Flächen) oder Hangrutschungen entstehen, in den oft tonigen Flyschbergen hingegen ein langsameres Bodenfließen (Solifluktion).

Beweidungseffekte

Die Weidewirtschaft trägt entsprechend ihrer Intensität zur Verfestigung bei: Intensive Beweidung erhöht die Bodenverdichtung, während die Wasserspeicherkapazität gegenüber einer Schnittnutzung abnimmt. Trotzdem bleiben die Futtererträge gleich.

Extensive Weidenutzung kann die Artenvielfalt meist erhöhen. Bei sehr steilem Gelände und bei Bodennässe kann generell von extensiver Beweidung ausgegangen werden. Die Bewirtschaftung von Almen hat daher nicht nur landwirtschaftliche Aspekte, sondern dient auch dem Umweltschutz (Artenvielfalt und Vorbeugung gegen Naturgefahren) und durch die Landschaftspflege dem Tourismus. Allerdings kann die Grasnarbe stellenweise stärker belastet werden, wo sich schweres Vieh häufiger aufhält. Lokale Zerstörungen der Grasnarbe, insbesondere an Steilstellen und bei Bodennässe, kann kleinflächige Erosionsschäden nach sich ziehen, welche größere Hangrutschungen zur Folge haben können.

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