Fischmehl
Getrocknete und gemahlene Fische oder Teile von Fischen, denen eingedickter Presssaft zugesetzt werden kann (Fischvollmehl). Es wird als Protein- und Energieträger Futtermitteln zugesetzt, z. B. für die Aquakultur und die Schweine- und Hühnerfütterung (3-4 %). Fischmehl hat einen hohen Proteingehalt. Das Protein enthält große Anteile von essentiellen Aminosäuren. In der Geflügelfütterung kann 'Fischgeruch' in den Eiern oder im Fleisch auftreten. Deshalb darf nicht mehr als 5% Fischmehl im Futter für Legehennen sein.
Die biologische Wertigkeit ist abhängig von den Ausgangsmaterialien, sie sinkt mit dem abnehmenden Anteil an Fischfleisch. Das Verfüttern von Fischmehl an Rinder war wegen der BSE-Problematik in der EU verboten. Aufgrund der gestiegenen Preise für pflanzliche Futtermittel darf Fischmehl nach einem EU-Beschluss wieder in der Kälber- und Lämmeraufzucht eingesetzt werden.
Die Produktion von Fischmehl erfolgte früher überwiegend aus Abfällen, die nach dem Filetieren von Speisefischen entstanden. In den letzten Jahrzehnten ist daneben aber auch ein Zweig der Hochseefischerei entstanden, der bestimmte Fischarten ausschließlich zur Fischmehlgewinnung fängt. Diese Praxis wird teilweise kritisch betrachtet, weil diese Fische dem Ökosystem entzogen werden und ähnlich wie bei den Speisefischen Hering und Kabeljau die Überfischung bzw. Ausrottung einzelner Fischarten droht. Zudem wird kritisiert, dass die traditionellen Fanggründe der lokalen Bevölkerung in Mitleidenschaft gezogen werden, die proteinhaltigen Produkte in die reichen Industriestaaten verkauft werden und nur wenige Unternehmen davon profitieren.
Hauptlieferanten für Fischmehl sind Chile, Peru, Dänemark, Norwegen, Panama, aber auch kleinere Lieferanten wie die Färöer-Inseln, Island und Indien.
Fischmehl ist die wichtigste marine Proteinquelle für Fischfutter und zugleich ein limitierter Rohstoff. Weil Fischmehl zunehmend knapper und damit teurer wird, aber auch wegen ökologischer Bedenken müssen alternative Proteinquellen gefunden werden, die eine kostengünstige und physiologisch an die Bedarfssituation der Fische angepasste Qualität garantieren. Hierbei sind pflanzliche Proteinquellen von höchster Relevanz.
Bis in die 1980er Jahre wurden 80% des Fischmehls als kostengünstiges Proteinergänzungsfutter in der Schweine- und Geflügelmast eingesetzt und nur 10% gingen in die Aquakultur. Im Jahr 2008 nutzte die Aquakultur 61% der weltweiten Fischmehlproduktion und 74% der Fischölproduktion (FAO 2012e S.177). Hauptproduzenten für Fischmehl und -öl sind Peru, Chile, Island, Dänemark und Norwegen. Hauptverbraucher ist China mit einem Anteil von 30 % der Welterzeugung (FAO 2012e S.81). Mit 1400 €/t (Fischmagazin 2011b) ist Fischmehl kein billiges Abfallprodukt, sondern ein teurer und hochwertiger Grundstoff für die Futtermittelindustrie. Durch das Verbot der Verfütterung von Protein und fetthaltigen Erzeugnisse aus Warmblütern an Rinder, Schweine, Geflügel und Fische in der EU seit 1.12.2000 (teilweise wieder aufgehoben ab Juni 2013) stieg der Bedarf an Fischmehl weiter an. Die starke Verteuerung von Fischmehl und –öl reflektiert die zunehmende Differenz zwischen Angebot und Nachfrage bei diesen Produkten.
Die Verwendung von Fischmehl in der Aquakultur ist in erster Linie für Garnelen und Raubfische unverzichtbar; aber auch Allesfresser (Karpfen, Welse) erhalten fischmehlhaltiges Futter, um das Wachstum zu beschleunigen. Auch in den Futtermitteln für Hühner und Schweine, Pelztiere und Haustiere wird weiterhin Fischmehl verarbeitet. Weltweit werden aber auch ca. 2,5 Mio. t Fisch allein für die Herstellung von Katzenfutter verwendet (Sena et al. 2008).
Weitere Informationen:
- Fischmehl, Geld und fette Kälber (SPON 2008)
- Ocean Shock: Fishmeal factories plunder Africa (Reuters 2018)
- Die Bedeutung von Fischerei und Aquakultur für die globale Ernährungssicherung (Thünen 2013)