Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Plantage

Großbetriebliche, arbeitsteilig organisierte Pflanzung von Baum- und Strauchkulturen mit Lohnarbeitsverfassung, die häufig auch über eigene Aufbereitungsanlagen für ihre Ernteprodukte verfügt (Rohrzucker-, Sisal-, Teefabrik usw.). Die erzeugten pflanzlichen Produkte sind für den Binnen- und den Weltmarkt bestimmt. Eine Plantage wird mit hohem Kapitaleinsatz und zahlreichen Arbeitskräften betrieben und hebt sich von bäuerlichen Betrieben ab durch starke Rationalisierung, Technisierung und Spezialisierung. Die Zielsetzung ist in der Regel die Maximierung der Kapitalrendite und des Unternehmergewinns. Die Flexibilität der Entscheidungen über die Produktionsrichtung ist ein wichtiges Merkmal von Plantagen. Von gleicher Bedeutung kann die erforderliche oder vorhandene Verarbeitungsindustrie sein. Ausmaß der vertikalen Integration (agrares Rohprodukt, Verarbeitung, Verpackung) sowie die Dauer der Investitionsperiode erlauben eine Differenzierung in verschiedene Plantagen-Betriebssysteme.

Plantagen waren wesentliche Komponenten der Kolonialwirtschaft. Große, oft an Börsen notierte und als "Töchter" transnationaler Lebensmittelkonzerne geführte Plantagen waren mächtige Faktoren des wirtschaftlichen und politischen Systems. In den später unabhängigen Staaten wurden die Plantagen überwiegend nationalisiert wie z.B. in Indonesien und Malaysia (Sime Darby), d. h. einheimischen Gesellschaften übertragen oder insbesondere in den sozialistischen Ländern Vietnam, Laos und Burma verstaatlicht.

Die Plantage ist nicht an einen bestimmten Landschaftsgürtel gebunden, kommt aber vorwiegend in den Subtropen und Tropen vor. Hafennähe, aber Marktferne sind auch heute noch charakteristisch für die meisten Plantagen bzw. Plantagengebiete.

Obwohl gelegentlich schon Pflanzungen ab 100 ha zu den Plantagen gerechnet werden, sieht man als Minimum für eine rentable Aufbereitung 7.500 ha Zulieferfläche bei Ölpalmen, 6.000 ha bei Naturkautschuk und 600 ha bei Tee an.

Rein ökonomisch sprechen folgende Punkte für diese Anbauform:

Risiken der spezialisierten und häufig monokulturellen Plantagenwirtschaft bestehen in Marktunsicherheiten, Pflanzenkrankheiten und Bodenerschöpfung. Verstärkt wird mit Mischkulturen das Risiko gemindert. Nachteilig ist auch das Herausreißen vieler Lohnarbeiter aus ihren traditionellen Lebensformen, die Trennung der männlichen Arbeiter von ihren Familien, die Vernachlässigung der eigenen Nahrungsproduktion und die verstärkte Abhängigkeit vom monetären Einkommen bei gleichzeitig unzureichendem sozialen Netz. Teilweise beherrschen gewisse Plantagenbetriebe in bestimmten Ländern unter Verantwortung multinationaler Unternehmen weite Felder der jeweiligen Volkswirtschaft. Plantagenwirtschaft kann zu sozialer Differenzierung und damit einhergehenden Spannungen führen.
Die Alternative zu einer international organisierten Plantagenwirtschaft und einer erfolgreichen gemeinschaftlichen Organisation für die Aufbereitung und Vermarktung der betreffenden Produkte ist eine Ökonomie der Selbstversorgung und der Bündelung unzähliger agrarischer Kleinbetriebe.

Wichtige Produkte und Verbreitungsgebiete der Plantagenwirtschaft sind:

Die meisten Plantagengebiete liegen transportgünstig in Küstennähe und besitzen eine gute Verkehrs- und Umschlagsinfrastruktur.

Historisch lassen sich folgende Etappen bis zur heutigen Situation aufzeigen:

Heutige Plantagenkonzerne sind kapitalstarke und moderne Agro-Holdings, auch als Teile von Mischkonzernen. Zum Beispiel mit ihren Flex Crops produzieren sie für eine Vielzahl von Märkten und treiben in vielen Teilen der Welt die Umstrukturierung der Landwirtschaft zur Agrarindustrie voran. Von Relikten der Kolonialzeit kann meist keine Rede mehr sein.

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