Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Grünland

Mit Grünland (Kulturgrasland) werden sowohl Nutzflächen als auch die darauf stockenden Pflanzenbestände bezeichnet. Es besteht aus Pflanzengesellschaften mit ausdauernden Gräsern, Leguminosen und Kräuterarten. In Europa (EU-27) nimmt es 32,7 % der landwirtschaftlichen Nutzfläche ein. Seine Nutzung ist daher nicht nur ein wichtiger landwirtschaftlicher Erwerbszweig, sondern ermöglicht auch wichtige ökologische Funktionen (Multifunktionalität).

Kulturgrasland oder Grünland ist kein Urgrasland. Es entstand durch naturnutzende Landwirtschaft ohne standortschonende oder -verbessernde Bewirtschaftung in Gebieten, deren Klimaxvegetation vor allem Wälder sind. Die intensivere Landwirtschaft formte durch Regulierung von Wasser- und Nährstoffhaushalt, das Einbringen produktiver Pflanzenarten und geregelte Nutzungsabläufe in den letzten 200 Jahren das sogenannte Kulturgrasland. Fällt die Bewirtschaftung zu intensiv aus, bringt diese Übernutzung einen Verlust an Biotop- und Strukturvielfalt mit sich und führt zu instabileren Ökosystemen. Beim traditionell bewirtschafteten Grünland handelt es sich häufig um biologisch sehr vielfältige Ökosysteme. Speziell bei der Erhaltung überkommener Graslandtypen geht der Naturschutz sehr eng mit dem Schutz von Kulturlandschaften einher. Bei Resten früherer Kulturformen wird deren Wert als kulturelles Erbe immer noch vernachlässigt. Bis heute hat die gute fachliche Praxis (GfP) in der Landwirtschaft zu einem Verlust und zur Gefährdung der Biodiversität und der Bodenfruchtbarkeit geführt.

Das Grünland erfüllt über die landwirtschaftliche Produktion hinaus vielfältige Funktionen in der Agrarlandschaft. Es bietet Möglichkeiten für Freizeit und Erholung und hat einen hohen ästhetischen Naturwert. Grünlandstandorte beherbergen über die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Tier- und Pflanzenarten und haben somit auch große Bedeutung für den Schutz und den Erhalt der Artenvielfalt (Biodiversität). Insbesondere extensiv bewirtschaftetes Grünland ist ein wichtiger Standort für Pflanzengesellschaften, die nährstoffarme Böden benötigen und daher in der Agrarlandschaft eher selten geworden sind. Gleiches gilt für an solche Standorte angepasste, zum Teil gefährdete Tierarten.

Grünland - Bedeutung und Aufgaben

Grünland, Wiesen und Weiden, zählen zu den artenreichsten Lebensräumen Mitteleuropas. Sie beheimaten mehr als die Hälfte aller in Deutschland vorkommenden Tier- und Pflanzenarten.
Früher holzten die Menschen Waldflächen ab, um Holz und Tierfutter zu gewinnen. So entstanden Wiesen und Weiden mit neuen Lebensgemeinschaften von Tieren und Pflanzen.
In Deutschland machen Mähwiesen den größten Teil des Grünlandes aus, ein kleinerer Teil wird beweidet. Je nach Standort, Klima und Nutzung kommen in Deutschland rund 60 unterschiedliche Grünland-Biotoptypen vor. Über ein Drittel aller heimischen Farn- und Blütenpflanzen, etwa 1.250 Arten, haben ihr Hauptvorkommen auf Wiesen und Weiden.
Während auf extensiv genutzten – also nicht oder nur wenig gedüngten und eher selten gemähten Wiesen – im Durchschnitt 50 und mehr Pflanzenarten vorkommen, wachsen auf intensiv bewirtschaftetem nur zehn bis 20 Arten.
Zu den Aufgaben von Wiesen und Weiden zählen:

Der Flächenanteil des Grünlands hat in Deutschland jedoch über die Jahre abgenommen. Grünland wird häufig in Ackerland umgewandelt und intensiv bewirtschaftet, z. B. für neue Maisflächen zur Herstellung von Biogas. Dies hat negative Folgen für den Schutz des Bodens, der Gewässer, der Biodiversität und des Klimas.

Mit dem Beschluss der EU-Kommission, des Ministerrates und des Europäischen Parlamentes im Jahr 2013 für eine gemeinsame Agrarpolitik (GAP) 2014-2020 wird der Erhalt von Grünland im Rahmen des sogenannten Greening geregelt.

Die Nutzflächen "Grünland" unterscheiden sich vom Ackerland durch das Fehlen einer jährlichen Bodenbearbeitungs- und Ansaatnotwendigkeit. Grünland wird durch mehr oder weniger regelmäßige Mahd und/oder Beweidung gehölzfrei gehalten. Synonym sind unter landwirtschaftlichen Gesichtspunkten die Begriffe Dauergrünland, wobei eine Nutzungsdauer von mindestens 4 bis 6 Jahren anzusetzen ist, und Grasland, da Gräser neben geringen Anteilen an Leguminosen und Kräutern die Hauptbestandsbildner der Pflanzendecke des natürlichen Grünlandes sind. Ackerfutterflächen in Form von ein- und mehrjährigem Futterbau (Gras-Klee-Gemenge) sind kein Grünland in o.g. Sinne, sondern werden dem Ackerfutterbau zugerechnet.

Der Aufwuchs des Grünlands dient der Ernährung der Nutztiere, speziell der Raufutterfresser. Ein großer Teil des Aufwuchses wird nicht sofort verwertet, sondern muss für die Winterfütterung konserviert und gelagert werden. Da lediglich ein geringer Teil des Futteranfalls in konservierter Form (z.B. als Grünmehl) vermarktet wird, stellt die Masse des erzeugten Futters das erste Glied einer innerbetrieblichen Verwertungskette dar.

Die Pflanzenbestände des Grünlands bestehen aus meist längerlebigen Pflanzenarten aus Gräsern und Kräutern mit einem unterschiedlich hohen Futterwert. Die floristische Zusammensetzung ist u.a. abhängig von den Standortbedingungen, der Nutzungsart und -intensität.
Nach seinen natürlichen Standortbedingungen unterscheidet man natürliches, absolutes und fakultatives Grünland. Natürliches Grünland besteht auf jenen, in Mitteleuropa kleinräumigen Flächen, die ohne den Einfluss des Menschen eine Grünlandvegetation aufweisen. Solche Standorte finden sich am Küstensaum und in der Verlandungszone der übrigen Gewässer, auf nicht waldfähigen Flußauen und Mooren sowie im Gebirge oberhalb der Baum- und Strauchgrenze. Absolutes Grünland umfasst Flächen, die wegen hoher Grundwasserstände, Geländeunebenheiten, Substanz- und Strukturschwundes (Moorböden), Erosionsgefahr u.a. nicht ackerfähig sind. Fakultatives Grünland läßt vom Standort her Ackerbau zu, wird jedoch - meist aus betriebswirtschaftlichen Gründen - als Grünland genutzt.

Nach der Nutzung wird das Grünland in Wiesen, Mähweiden, Weiden, Wechselgrünland, Hutungen und Streuwiesen unterschieden.

Bei intensiver Grünlandbewirtschaftung wird mit verschiedenen Methoden versucht, die Quantität und Qualität des Futterertrags zu erhöhen. Dazu gehören: Bewässern, Walzen, Abbrennen, Kalken, Düngen mit Gülle oder Mineraldünger, Einsaat wertvoller Futtergräser und Kleearten. Im Falle der Neuansaat spricht man von Saatgrasland.

Unter extensiver Grünlandwirtschaft ist der bewusste Verzicht auf die Ausschöpfung des standortspezifischen Optimalertrages durch verminderten Einsatz von Betriebsmittel und Arbeit zu verstehen.

Ziele extensiver Grünlandwirtschaft sind:

Die enge Verzahnung der Grünlandnutzung mit der Tierhaltung führt in den reinen Grünlandgebieten zu einem weitgehend geschlossenen Nährstoffkreislauf. Der Nährstoffabfluss durch den Verkauf von tierischen Produkten wird allerdings durch eine Nährstoffzufuhr (Mineraldünger, Zukaufsfuttermittel) ausgeglichen. Übersteigt bei unangepasst hohem Tierbestand die Nährstoffzufuhr den Abfluss, entstehen auch beim Grünland Umweltbelastungen (bodenunabhängige Viehhaltung, Massentierhaltung, Umweltwirkungen).

Als im Idealfall (extensive Nutzung) naturnahe Nutzungsform leistet die Grünlandbewirtschaftung einen wesentlichen Beitrag zur Erhaltung und Bereicherung der offenen Kulturlandschaft.

Generell hat die Grasnarbe gegenüber dem Ackerbau ökologische Vorteile:

Ökologische Kriterien

Nach ökologischen Kriterien umfasst Grünland alle dauerhaften Pflanzengemeinschaften aus Kräutern und Gräsern, die natürlich oder durch Nutzung des Menschen entstanden sind. Zum Grünland gehören gedüngte und ungedüngte Wiesen und Weiden zur Futtergewinnung, aber auch Mähwiesen zur Gewinnung von Biomasse und Einstreu, sowie Naturschutzflächen wie Feuchtgrünland, Magerrasen und Streuobstwiesen.

Grünlandstandorte sind neben der nutzungsbedingten Schnitthäufigkeit, dem Schnittzeitpunkt und der Düngung auch von den Standortbedingungen wie Geologie, Morphologie, Klima, Boden und Wasserhaushalt sowie der vorhandenen Samenbank im Boden geprägt. Wiesen und Weiden mit einer geringen Nutzungsintensität, sogenanntes Extensivgrünland, weisen meist artenreichere Grünlandgesellschaften (z.B. sog. Kalkmagerrasen) auf. Werden Wiesen und Weiden hingegen mit einer hohen Intensität genutzt (d.h. hohe Schnitthäufigkeit und/oder hohe Düngergaben), so entwickeln sich Pflanzengesellschaften mit einer vergleichsweise artenarmen Zusammensetzung (z.B. sog. Weidelgras-Weißklee-Wiese/Weide).

Fehlt jegliche menschliche Nutzung, so stellt sich in den meisten Fällen zunächst eine Verbuschung und im weiteren Zeitverlauf eine Wiederbewaldung der Fläche ein. Neben dem anthropogen, d.h. durch menschliche Nutzungseinwirkung, entstandenen Grünland gibt es auch natürliches Grünland, worauf aufgrund der natürlichen Gegebenheiten keine Bäume oder Sträucher wachsen. Beispiele finden sich, in häufig überschwemmten Bereichen von Flussniederungen, am Rand von Sumpf- und Moorgebieten, auf besonders trockenen Standorten und oberhalb der Baumgrenze, wie zum Beispiel in den Alpen.

In einer multifunktionalen Landwirtschaft ist das Grünland ein unentbehrlicher Bestandteil, nicht nur für die Agrarproduktion, sondern es besitzt herausragenden Wert für die biologische Vielfalt, als Erholungsraum für die Bevölkerung sowie für verschiedenste Naturschutz- und Umweltaspekte.

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