Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Obst

Nach der botanischen Definition ist „Obst“ ein Sammelbegriff für alle Samen und Früchte kultivierter oder wild wachsender Pflanzen, die im Allgemeinen roh verzehrt werden und einen angenehmen, meist süßen oder säuerlichen Geschmack aufweisen. Während Samenobst (Mandel, Walnuss) meist einen höheren Energiegehalt besitzt, enthalten Früchte, deren Samen in der Regel nicht mitverzehrt werden, häufig Fruchtfleisch mit hohem Wassergehalt, geringem Nährwert, aber mit vergleichsweise vielen Vitaminen und Mineralstoffen. Mehrere Hundert Obstarten sind weltweit bekannt, mehr als 40.000 verschiedene Obstsorten wurden beschrieben und es werden ständig mehr.
Erzeuger und Handel unterteilen Obst (oft entgegen der botanischen Definition) meist in Kernobst, Steinobst, Beerenobst, Schalenobst, Wildobst und Südfrüchte. Letztere umfassen dabei alle Zitrus- und exotischen Früchte.

Die Früchte einjähriger Pflanzen wie Tomaten, Melonen und Kürbisse zählen im Allgemeinen zum Fruchtgemüse, nicht zum Obst, auch wenn sie häufig wie solches verwendet werden.

Abgesehen von Erdbeeren handelt es sich beim Obst um Dauerkulturen von Bäumen, Büschen, Sträuchern, Palmen und Reben. Kommerziell werden sie meist in Obstgärten oder Pflanzungen angebaut, aber ein nicht unbeträchtlicher Teil der Erntemenge wird auch von vereinzelt stehenden - kultivierten oder wild wachsenden - Pflanzen gesammelt. Grundsätzlich kann Obst nach seiner Herkunft aus den verschiedenen Klimazonen unterschieden werden in

Weintrauben, Datteln, Feigen und einige andere Früchte passen in keine Untergruppe; Beeren und Zitrusfrüchte sind eigenständige Gruppen. Die weltweit wichtigsten Obstsorten sind Banane, Apfel, Weintraube, Orange, Mango, Kochbanane, Mandarine u. Ä., Birne, Ananas, Pfirsich u. Ä.

Je nach Eigenschaften und Qualitätsmerkmalen sind die Obstsorten entweder als „Tafelobst“ für den Frischverkehr bestimmt oder als „Wirtschaftsobst“ für die häusliche oder industrielle Verarbeitung. Mit der Zeit verschwinden einige Obstsorten vom Markt, dafür kommen stetig neue hinzu.

In Mitteleuropa kann das Obst eingeteilt werden in:

Andere Klimagebiete haben viele andere Obstarten, z.B. Orangen, Feigen, Datteln, Ananas, Bananen u.a., die sich nicht alle diesen drei Gruppierungen zuordnen lassen.

Obst dient in Mitteleuropa eher dem menschlichen Genuss als der Grundernährung. Einige Früchte besitzen wie die Banane einen hohen Kohlehydratgehalt. Der ökonomische Erfolg der meisten Früchte ist auf ihren Geschmack und ihren hohen Vitamin-C-Gehalt zurückzuführen.

Obstimporte Deutschland

Nur ein kleiner Teil des Obstes, das wir in Deutschland verbrauchen, wird hierzulande erzeugt, sodass große Mengen aus dem Ausland importiert werden müssen. Das mit Abstand wichtigste Importobst sind Bananen. 2022 wurden 1,28 Millionen Tonnen nach Deutschland eingeführt.

Auf den weiteren Plätzen folgen Tafeläpfel, Orangen und Wassermelonen. Sie stammen zumeist aus Spanien oder Italien, während Bananen in erster Linie aus Süd- und Mittelamerika importiert werden.

Woher kommt unser Obst? Obstimporte nach Ländern in 2022
Woher kommt unser Obst? Obstimporte nach Ländern in 2022

Quelle: BLE

Die folgende Abbildung zeigt zusammenfassend die Warenströme für Frischobst von der inländischen Erzeugung über den Erfassungs- und Außenhandel bis zur Verbraucherebene. Die während des Warenflusses zwischen den Ebenen auftretenden Verluste sind in der Bilanzierung quantifiziert und als Abflüsse der jeweiligen Stufe berücksichtigt. Es ist festzustellen, dass der Markt für Frischobst stark von Importen geprägt ist. So erreicht die heimische Erzeugung knapp ein Viertel des Niveaus der Importe. Dies ist auch - aber bei weitem nicht nur - auf den Import von Südfrüchten zurückzuführen. Für die Erfassung des in Deutschland produzierten Obstes sind die Erzeugerorganisationen mit einem Anteil von rund 43 % von großer Bedeutung. Beim Blick auf die Einkaufsstätten der Verbraucher für Frischobst wird deutlich, dass der Lebensmitteleinzelhandel mit einem Marktanteil von rund 83 %, darunter insbesondere die Discounter (46 %-Punkte), eine herausragende Stellung einnimmt.

Bilanzierung der Warenströme von Frischobst in Deutschland für das Jahr 2014 (1.000 t)

Bilanzierung der Warenströme von Frischobst in Deutschland für das Jahr 2014 (1.000 t)

Anmerkung: Teilmengen sind in Klammern gesetzt, kursiv gedruckt und durch gestrichelte Linien abgetrennt.

Quelle: Thünen Working Paper 100 (2018)

Fast jede Region der Erde eignet sich in irgendeiner Form zum Obstanbau. Aufgrund regionaler Unterschiede haben sich jedoch, je nach klimatischen Ansprüchen einzelner Obstarten, Produktionsschwerpunkte herausgebildet. In Asien werden hauptsächlich Zitrusfrüchte, Bananen und Äpfel angebaut. Von dort stammt mehr als die Hälfte des weltweit produzierten Obstes.

Südamerika und Afrika stellten 2017 zusammen rund ein Viertel der Weltproduktion, vorwiegend Bananen und Zitrusfrüchte. Die größten Obstproduzenten in Afrika sind Ägypten (Orangen, Trauben, Datteln), Nigeria (Zitrusfrüchte, Mehlbananen) und Südafrika (Trauben, Orangen).

In Europa wiederum liegt der Produktionsschwerpunkt auf Trauben, Kernobst sowie in den südlichen Anbauregionen auch auf Zitrusfrüchten. Wichtigste Erzeugerländer sind Spanien und Italien. In beiden Ländern sind Trauben das bedeutendste Erzeugnis. Das größte Erntevolumen von Tafeltrauben innerhalb Europas entfällt allerdings auf die Türkei. In Nord- und Zentralamerika zeigt sich ein ähnliches Bild, auch hier werden vorwiegend Zitrusfrüchte, Trauben und Kernobst angebaut. Ozeanien hat in der weltweiten Obsterzeugung mit nur 1 % eine sehr geringe Bedeutung. Dort steht die Erzeugung von Orangen, Trauben und Kernobst im Vordergrund.

Weltobsterzeugung nach Arten und Regionen

Weltobsterzeugung nach Arten und Regionen (2020)

Trotz dem vermehrten Auftreten von Wetterextremen hat die Weltobstproduktion in den letzten Jahren stetig zugenommen. Betrug die globale Erntemenge 2018 rund 735 Mio. t , waren es 2020 bereits über 877 Mio. t.

Im Jahr 2020 waren im weltweiten Obstanbau Bananen (119,8 Mio. t) und Äpfel (86,4 Mio. t) die zwei führenden Einzelobstarten, gefolgt von Trauben (78 Mio. t). Die Produktion von Zitrusfrüchten belief sich insgesamt auf 158,5 Mio. t.

Eine Sonderstellung nehmen Melonen ein, da sie als Kürbisgewächse botanisch gesehen nicht zum Obst, sondern zum Gemüse zu rechnen sind.

Quelle: LEL

(s. a. Obstanlage, Obstbau)

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