Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

P

Alle lexikalischen Einträge zu diesem Buchstaben

Pacht

Der Pachtvertrag ist ein schuldrechtlicher gegenseitiger Vertrag, durch den sich der Verpächter gegen Zahlung des vereinbarten Pachtzinses verpflichtet, dem Pächter den Gebrauch des verpachteten Gegenstands (z.B. landwirtschaftlichen Betriebes oder Grundstückes) und den Genuß der bei ordnungsmäßiger Wirtschaft anfallenden Früchte zu gewähren. Auch die Überlassung eines Rechtes (z.B. Jagdrecht) kann Gegenstand eines Pachtvertrages sein. Von der Miete unterscheidet sich die Pacht dadurch, daß sie nicht allein den Gebrauch, sondern auch die Nutzung gewährt (z.B. Ernteertrag eines verpachteten Hofes). Pachtlandanteile sind vor allem in Gebieten mit Realteilung stark vertreten.

Nach der Art des Gegenstandes unterscheidet man z.B. Hofpacht, Parzellenpacht, Viehpacht sowie einzelne Nutzungsrechte (an Obstbäumen, die Schafhut an abgeernteten Feldern, das Jagdrecht) und nach der Art der Gegenleistung z.B. Geldpacht und Naturalpacht. Die Pacht kann vererbt (Erbpacht) werden oder zeitlich begrenzt (Zeitpacht) sein. Neben der direkten Pacht gibt es vor allem im Orient Formen der Unterverpachtung. Durch sie entstehen hohe Belastungen für den Endpächter, da er Abgaben sowohl an den Eigentümer, wie auch an einen oder mehrere Zwischenpächter entrichten muß. Bei der Teilpacht (métayage, mezzadria) ist der Zins nicht fest, sondern er wird als eine vereinbarte Quote vom Rohertrag erhoben. Diese kann zwischen 20 und 80 % variieren, je nachdem, welche Produktionsfaktoren der Verpächter zur Verfügung stellt. Sie ist heute noch in den romanischen Ländern Europas und ihren ehemaligen Kolonialgebieten sowie im Orient verbreitet. Die Arbeitspacht, bei der der Zins durch festgelegte Arbeitsleistungen auf dem Hof des Verpächters abgeleistet wird, ist weltweit verbreitet. In Westfalen und Oldenburg war bis in die jüngste Vergangenheit das Heuerlingswesen anzutreffen.

In den alten Bundesländern gab es 1997 rund 5,573 Mio ha, 1991 rund 4,993 Mio. ha, 1989 rund 4,489 Mio. ha und 1979 rund 3,654 Mio. ha gepachtete landwirtschaftlich genutzte Fläche in den landwirtschaftlichen Betrieben. Das entsprach einem Anteil an der gesamten LF von 48,2 % (1997), 42,5 % (1991), 38,1 % (1989) und 30,4 % (1979). Der größte Teil der Betriebe bewirtschaftete sowohl eigene als auch zugepachtete Flächen.

Im Jahr 2020 bewirtschafteten die insgesamt 262 800 landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland eine landwirtschaftlich genutzte Fläche von 16,60 Millionen Hektar. Hiervon entfielen 9,97 Millionen Hektar (60 %) auf Pachtflächen, 6,34 Millionen Hektar (38 %) auf selbstbewirtschaftete Eigenflächen sowie 271 500 Hektar (2 %) auf Flächen, die den Betrieben unentgeltlich zur Verfügung gestellt wurden.

In den tendenziell größeren Betrieben Ostdeutschlands war der Pachtflächenanteil in 2020 mit 68 % deutlich größer als in Westdeutschland (56 %). Bei der Landwirtschaftszählung 2010 war dieser Unterschied mit 74 % Pachtanteil im Osten und 53 % im Westen noch stärker ausgeprägt. Im gleichen Zeitraum ist der Anteil der eigenen selbstbewirtschafteten Fläche in Ostdeutschland von 25 % auf 31 % gestiegen, während in Westdeutschland diese Quote um 4 Prozentpunkte auf 42 % gesunken ist. 

Pachtpreise deutlich gestiegen 

Im Jahr 2020 betrug das jährliche Pachtentgelt je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche bundesweit durchschnittlich 329 Euro. Das entspricht einem Anstieg um 62 %. gegenüber 2010 (203 Euro). Je Hektar Ackerland mussten 2020 durchschnittlich 375 Euro gezahlt werden (2010: 228 Euro, +64 %), für Dauergrünland 198 Euro (2010: 129 Euro, +53 %).

Eine noch stärkere Steigerung war bei Neupachtungen oder Pachtpreisänderungen in den letzten zehn Jahren zu beobachten. Hier wurde gegenüber 2010 ein Anstieg der Pachtentgelte um 79 % auf 425 Euro je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche festgestellt.

Betrachtet man den Pachtpreis bezogen auf die Größe der Betriebe, stechen die Betriebe mit weniger als 5 Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche besonders heraus: In dieser Gruppe befinden sich überwiegend spezialisierte Gartenbau-, Obstbau- und Weinbaubetriebe, die meist nur kleine Flächen mit Sonderkulturen bewirtschaften, welche sich durch eine hohe Wertschöpfung auszeichnen. Werden deren gezahlte Pachtentgelte auf einen Hektar umgerechnet, ergibt sich ein überdurchschnittlich hoher Wert von 963 Euro je Hektar.

Die folgende Tabelle informiert über die Situation im Jahr 2016.

Pachtflächen und Pachtentgelte in landwirtschaftlichen Betrieben 2016
Pachtflächen und Pachtentgelte in landwirtschaftlichen Betrieben 2016

Quelle: Statistisches Bundesamt, Statistisches Jahrbuch 2019

Etwa 43 % der Agrarflächen in der EU sind gepachtet. Besonders hoch sind die Pachtflächenanteile in der Slowakei und in Frankreich mit nahezu 80 %. Aber auch in Deutschland liegt der Pachtflächenanteil (60 %) deutlich über dem EU-Durchschnitt. In den letzten Jahren ist der Pachtflächenanteil in vielen Ländern weiter angestiegen.

Palmkernöl

Das Palmkernöl wird aus dem Fruchtkern der Ölpalme gewonnen, welcher einen Fettgehalt von ca. 50% hat. Mit einem Laurinsäureanteil von etwa 50% gehört dieses Fett, wie auch das Kokosöl, zu den laurischen Ölen.

Die Kerne werden getrocknet, gemahlen, gepresst, das Öl dabei extrahiert und im weiteren Arbeitsschritt raffiniert. Die Zusammensetzung des Palmkernöls unterscheidet sich deutlich vom Palmöl, das rohe Öl ist hell- bis orange-gelb, nach der Raffination erhält man ein fast weißes bis leicht gelbliches Fett. Palmkernöl ist bei Raumtemperatur fest, der Schmelzbereich liegt zwischen 23 und 30 °C.

Bei Körpertemperatur schmilzt es dann jedoch rasch ab und hinterlässt dabei einen angenehmen Kühleffekt. Es wird daher gern in Kakaoglasuren, Eiskonfekt und Eiscremeüberzügen und kühlschmelzenden Schokoladenfüllungen eingesetzt. Durch verschiedene Modifikationsverfahren lassen sich aus dem Palmkernöl hochwertige Spezialfette für die Süßwarenindustrie herstellen.Dank seines niedrigen Schmelzpunktes (knapp über Raumtemperatur) ist der harte Anteil des Palmkernöls (Stearin) gut als Kakaobutterersatz in Schokolade und Confiserie sowie als Backfett geeignet. Palmkernöl findet außerdem Verwendung als feste Komponente bei der Margarineherstellung.

Palmkernöl findet zum einen große Verwendung in der oleochemischen Industrie, wo es u.a. zu Tensiden (waschaktive Substanzen) weiterverarbeitet wird, welche zur Herstellung von Kosmetika sowie Wasch- und Reinigungsmitteln benötigt werden. Auch in der Aluminiumindustrie findet es Verwendung.

Palmöl

Pflanzenöl, das aus dem Fruchtfleisch der Früchte der Ölpalme gewonnen wird. Im Unterschied zu vielen anderen Fetten wie Raps-, Soja- oder Sonnenblumenöl ist Palmöl kein Samenfett, sondern wird aus dem orange-rötlichen Fruchtfleisch gewonnen, das einen Fettgehalt von etwa 45% - 50% hat.

Nach der Ernte werden die Früchte sterilisiert und gepresst, dabei entsteht das rohe Palmöl, CPO (Crude Palm Oil). Früchte und Öl haben wegen ihres hohen Carotingehaltes eine orangegelbe bis braunrote Färbung, die bei der Raffination entfernt wird. Reines und frisches Palmöl hat einen spezifischen Veilchengeruch, einen süßlichen, angenehmen Geschmack und ist von klarer und heller Farbe. Kommerzielles Öl ist aber aufgrund weniger sorgfältig ausgeführter Präparationsmethoden zumeist trüb und gefärbt. Auch bekommt das Öl durch Alterung eine zunehmende Trübung und einen intensiveren Geruch. Dieser auch als Fermentation bezeichnete Alterungsprozess wird durch Mikroorganismen verursacht.

Palmöl gehört wie auch Soja- und Rapsöl zu den „nicht-laurischen“ Ölen. Dies sind Öle, die keinen oder nur einen geringen Anteil der gesättigten Fettsäure Laurinsäure enthalten.Mit einem Schmelzpunkt der, je nach Zusammensetzung, zwischen 27 und 45 °C liegt ist es bei Raumtemperatur bereits fest und muss daher nicht mehr künstlich gehärtet werden. Dies spart besonders beim Einsatz in der Nahrungsmittelindustrie Kosten.

Wirtschaftliche Aspekte

Die Bedeutung von Palmöl hat in den letzten Jahren enorm zugenommen. Insbesondere der wirtschaftliche Aufschwung in China und Indien schürte die Nachfrage auf dem Lebensmittelsektor. Aber auch die politischen Ziele hinsichtlich der geforderten Beimischungsquoten von Agrardiesel eröffneten ein gewaltiges Potenzial. Dabei stieg auch Deutschlands Durst nach Palmöl auf derzeit ca. 1 Mio. t Importvolumen an (Stand 2008). Inzwischen hat Palmöl einen Anteil von mehr als einem Drittel an der weltweiten Pflanzenölproduktion und ist mit über 40 Mio. t Jahresproduktion zum wichtigsten Pflanzenöl der Welt geworden. Der überwiegende Anteil stammt aus Malaysia und Indonesien. Während in Malaysia die Kapazitäten allmählich an Grenzen stoßen, kann Indonesien deutlich höhere Wachstumsraten vorweisen und ist mittlerweile größter Produzent weltweit.

Die Vorzüge des Palmöls sind der Grund für den Boom: Palmöl ist vielseitig einsetzbar, geschmacksneutral, schmilzt erst bei hohen Temperaturen und wird nicht so schnell ranzig wie andere Öle. Palmöl ist reich an Vitaminen, Carotinen und Olefinen (günstigere Energiebilanz als Raps). Dazu ist es billig, weil die tropische Ölpalme schnell wächst und im Vergleich zu Soja – der weltweit zweitwichtigsten Ölfrucht – bezogen auf die Anbaufläche zehnmal so viel Ertrag liefert.

Die Produktion und Verarbeitung von Palmöl ist eng mit dem Aufstieg asiatischer Schwellenländer verbunden. Der Markt wird von Konzernen aus Malaysia, Singapur und Indonesien beherrscht. Sie sind nicht bloß Rohstofflieferenaten für die westliche und chinesische Industrie, sondern bedienen auch die große Nachfrage in ihren Ländern.

Der malaysische Staatskonzern Sime Darby entstand aus der Nationalisierung britischer Kolonialunternehmen. Er expandierte zunächst nach Indonesien und Papua-Neuguinea und ist inzwischen auch in Liberia und Kamerun aktiv.

Sime Darby kontrolliert weltweit nahezu eine Million ha Land. Der singapurische Konzern Wilmar bewirtschaftet weltweit über 200.000 ha an Ölpalmen, vor allem in Malaysia und Indonesien. Auch ein Teil der Verarbeitung liegt in der Hand des Konzerns. Wilmar ist der größte Hersteller von Speiseöl weltweit; der Mehrheitseigentümer und Milliardär Robert Kuok wird auch "König des Speisöls" genannt. In Indonesien gehören der Familie Widjaja über den Konzern Sinar Mas mehr als 100.000 ha. (Heinrich-Böll-Stiftung u. a. 2017)

Nutzung

Palmöl ist in einer Vielzahl von Verarbeitungsstufen auf dem Markt erhältlich: Palmrohöl, RBD Palmöl, Palmolein, Palmstearin. Zumeist wird es jedoch im raffinierten Zustand exportiert.

Palmöl wird vorwiegend in der Lebensmittelindustrie verwendet, hat aber aufgrund seiner Eigenschaften ein vielseitiges Einsatzspektrum (Greenpeace):

Umweltprobleme

Die Entwicklung in den Anbauländern ist unter ökologischen Gesichtspunkten besorgniserregend. Für den Anbau von Ölpalmen werden die Regenwälder und Torfmoorgebiete gerodet, die Artenvielfalt vernichtet, die Ureinwohner und Kleinbauern vertrieben, der Wasserhaushalt und die Böden massiv geschädigt und das Weltklima angeheizt.

(s. a. Ölpalme)

Weitere Informationen:

Paludikultur

Paludikultur („palus“ – lat. „Sumpf, Morast“) ist die land- und forstwirtschaftliche Nutzung nasser Hoch- und Niedermoore. Dabei wird die Biomasse aufwachsender oder angebauter Pflanzenarten genutzt. Ziel ist neben der land- und forstwirtschaftlichen Produktion der Erhalt des Torfkörpers und im Idealfall Torfbildung. Ein traditionelles Beispiel dafür ist der Anbau von Schilf für Dachreet. Neue innovative und nachhaltige Nutzungen sind etwa die energetische Verwertung von Niedermoor-Biomasse, die Nutzung von Röhrichten für neue Baustoffe oder die Kultivierung von Torfmoosen als Torfersatz in Substraten für den Gartenbau.

Bis heute werden Moore großflächig für Land- und Forstwirtschaft sowie Torfabbau entwässert. Dadurch werden die über Jahrtausende gebildeten Torfe belüftet und von Mikroben zersetzt. Die Folgen sind Bodendegradierung, Moorsackung, Verlust von Biodiversität, Verlust der Wasserfilter-, Wasserspeicher- und Rückhaltefunktion und die Belastung von Grund- und Oberflächenwasser. Vor allem aber setzen entwässerte Moorböden enorme Mengen des Treibhausgases Kohlendioxid frei, mit 2 Gigatonnen CO2 jährlich insgesamt 4 % aller vom Menschen verursachten Emissionen.

Die nasse Bewirtschaftung von Moorböden bringt Klimaschutz durch Minderung des CO2-Ausstoßes und durch Verdunstungskühlung. Sie liefert Alternativen für fossile Rohstoffe ohne in Konkurrenz um Flächen zur Nahrungsmittelproduktion zu treten. Paludikultur fördert Biodiversität und weitere Ökosystemdienstleistungen von Mooren. Sie bietet Perspektiven für Landwirtschaft und Tourismus in schwach entwickelten Regionen.

Auf wiedervernässten Mooren können Wasserbüffel für die Fleischproduktion gehalten und medizinisch wertvolle Pflanzen kultiviert werden. Die Universität Greifswald initiierte eine Datenbank mit Kulturpflanzenarten in Deutschland, die für den Palidukultur geeignet sind; sie enthält bereits 184 Arten.  Beim Anbau im Rahmen der Paludikultur erhöhen sich zunächst durch das Wiederbewässern die Methanemissionen, da hier Mikroorganismen organisches Material unter Sauerstoffverschluss zersetzen, allerdings sinken gleichzeitig die CO2- und N2O-Emissionen. Kurzfristig können sich diese gegensätzlichen Emissionsströme zu Null ausgleichen, wenn besonders viel frisches organisches Material auf den wieder bewässerten Moorflächen vorhanden ist. Langfristig stellen wiedervernässte Moore aber aufgrund ihrer kontinuierlichen Kohlenstoffspeicherung eine Kohlenstoffsenke dar und sind somit ein sehr wichtiger Beitrag für den Klimaschutz (WBGU 2020)

(s. a. GMC)

Weitere Informationen:

Pampa

Südamerikanische außertropische Graslandschaft (Steppe) mit mächtigen und fruchtbaren Schwarzerdeböden auf ebenen Löß-Plateaus. Sie weist nur noch in ihrem Westteil ihre natürliche Vegetation auf, im Ostteil wurde sie dagegen in ein Weizenanbaugebiet umgewandelt und unterliegt dort einer starken Bodendegradation . Die Niederschläge reichen von 500 - 1.000 mm, gleichzeitig besteht eine starke Verdunstung, bewirkt durch ein semiarides Klima mit negativer Wasserbilanz.

Die Pampa erstreckt sich in einem großen Bogen um den Río de la Plata und nimmt einen bedeutenden Teil Argentiniens, ganz Uruguay und einen kleinen Teil von Südost-Brasilien ein.

Das Grasland der Pampa ist tendenziell (insbesondere Richtung Norden) artenreicher als das der gemäßigten Steppen und im Gegensatz zu subtropischen Savannen ist es nahezu völlig baumfrei. Allerdings zeigt der nördliche Campo (als Übergangsraum zwischen der Mata Atlântica-Ökoregion und dem offenen Grasland) ein kleinteiliges Mosaik mit subtropischen Wäldern. Die Waldinseln liegen auf felsigen Kuppen oder als Galeriewälder entlang von Flüssen. Manche Autoren betrachten die baumbestandenen Bereiche separat und setzen die Graslandflächen mit der Pampa gleich. Andere sehen jedoch die Waldflächen als Bestandteil des Bioms an. Zusammen mit den Niederschlagsdaten und der Tatsache, dass bei ungestörter Sukzession vielerorts auch Gehölze aufkommen würden, grenzen sie den Campo als eigenständige Ökoregion ab.

Die Pampa ist heute einer der am intensivsten genutzten Landwirtschaftsräume Südamerikas: Der argentinische Teil ist das größte Ackerbaugebiet Südamerikas sowie das Zentrum der Rinderzucht in Argentinien. Der Campo Uruguays und Brasiliens wird von der Weidewirtschaft – insbesondere der Schafzucht – dominiert; doch auch hier finden sich überall Ackerbauflächen. Ebenfalls liegen mit dem Ballungsraum Gran Buenos Aires und den beiden Städten Rosario und Mar del Plata die am dichtesten besiedelten Gebiete Argentiniens sowie weitere Ballungsräume um die uruguayische Metropolregion Montevideo, die brasilianische Millionenstadt Porto Alegre und etliche weitere Städte am brasilianischen Küstensaum in der Pampasregion. 

Pampelmuse

Die Pampelmuse (lat. Citrus maxima für „größte Zitrone“, auch Citrus grandis) ist ein immergrüner Baum, der die größten Zitrusfrüchte hervorbringt. Die Pflanzenart gehört zu den Rautengewächsen und stammt aus dem tropischen Südostasien.

Verschiedene Zitrusfrüchte sind durch Kreuzung aus der Pampelmuse entstanden. Durch Kreuzung der Pampelmuse mit der Mandarine entstand die Orange. Die Rückkreuzung von Orange und Pampelmuse ist die Grapefruit. Umgangssprachlich wird im Deutschen meist nicht zwischen Pampelmuse und Grapefruit unterschieden.

Herkunft und Verbreitung

Die Pampelmuse hat ihre Heimat im tropischen Thailand und Malaysia. Sie wird heute auch in Japan, Taiwan, Indonesien, Thailand, Malaysia, China und Israel angebaut, erreicht von da aus aber kaum noch unsere Supermärkte.

Beschreibung

Die Pampelmuse ist ein mittelgroßer, immergrüner Baum. Die jungen Zweige sind leicht behaart und rötlich gefärbt. In den Blattachseln befinden sich Dornen. Die Blätter sind im Vergleich zu anderen Zitruspflanzen groß; die Unterseite ist leicht behaart. Der Blattstiel ist verbreitert. Die Blattspitze ist abgerundet, der Blattgrund rund bis herzförmig und mit dem geflügelten Blattstiel überlappend. Die großen Blüten stehen einzeln oder in ährigen Blütenständen mit bis zu 20 Blüten in den Blattachseln. Die Blütenknospen sind weiß oder rötlich.

Die Früchte (Hesperidien) sind abgeflacht oder rund bis leicht birnenförmig. Sie sind aus zehn bis 15 Segmenten zusammengesetzt. Die Schale ist dick und außen gelb, gelb-grün oder gelborange gefärbt. Die äußere Schale lässt sich leicht entfernen, und auch die einzelnen Segmente lassen sich schälen.

Es gibt viele pigmentierte Sorten mit rosa- bis rotfleischigen Früchten, hervorgerufen durch das Carotinoid Lycopin. Bei einigen Sorten kann die Frucht bis zu 30 cm im Durchmesser groß werden und ein Gewicht von über zwei Kilogramm erreichen. Die Samen können, je nach Sorte, sehr zahlreich (bis zu 200 pro Frucht) oder gar nicht vorhanden sein.

Name

Die Bezeichnung „Pampelmuse“ ist im 18. Jahrhundert aus dem Niederländischen ins Deutsche übernommen worden. Als pompelmoes oder pampelmoes lässt es sich im Niederländischen seit 1648 nachweisen. In der Literatur finden sich für die Pampelmuse auch die Bezeichnungen „Paradiesapfel“ und „Adamsapfel“.

Im Deutschen wird umgangssprachlich oft nicht zwischen „Pampelmuse“ und „Grapefruit“ unterschieden. Was im Handel erhältlich ist, ist zumeist die Grapefruit, die als Kreuzung aus Pampelmuse und Orange entstanden ist. Allerdings scheint sich die Präsenz der Grapefruit am Markt gebietsweise auch in einer Veränderung der Umgangssprache niederzuschlagen.

Im englischen Sprachraum wird die Pampelmuse als Pomelo, Pummelo oder Shaddock bezeichnet.

Papaya

Die Papaya (Carica papaya), auch Melonenbaum oder Papayabaum genannt, ist die einzige Art der Pflanzengattung Carica innerhalb der Familie der Melonenbaumgewächse (Caricaceae). Ihre Kulturform ist eine wichtige tropische Nutzpflanze.

Merkmale

Die Papayapflanze ist eine mehrjährige Pflanze mit einer unverzweigten Hauptachse, die nur wenig verholzt. Der Stamm ist innen hohl und wird bis zu zehn Meter hoch. Am Ende bilden etwa ein Meter breite Blätter einen schirmförmigen Schopf.

Die weißlichen Blüten entspringen den Blattachseln und stehen somit direkt am Stamm.

Die Papayafrüchte sind botanisch gesehen Beeren. Sie haben eine dünne, gelblich-grüne Schale, ein dickes, orange- oder lachsfarbenes Fruchtfleisch und zahlreiche schwarze Samen. Die ovalen Früchte werden etwa fünfzehn bis über dreißig Zentimeter groß. Sie können ein Gewicht von 3 bis 6 kg erreichen. In Europa kommt fast ausschließlich die hawaiische oder brasilianische Papaya in den Handel, deren Exemplare lediglich 0,5 kg erreichen.

Kulturform und Anbau

Die Wildform kommt vom südlichen Mexiko bis Costa Rica vor, und ihr Name Papaya entstammt der Sprache der Arawak-Indianer. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts begannen die Spanier damit, diese Pflanzenart auch auf den Antillen und den Philippinen anzupflanzen. Sie wird weltweit in den Tropen und Subtropen kultiviert. Wichtige Anbauregionen sind Australien, Indien und Mittel- und Südamerika (Costa Rica, Brasilien u. a.) sowie Afrika (Kenia, Elfenbeinküste u. a.).

Nach der erfolgreichen Einführung von gv-Papayas in Hawaii werden in verschiedenen Regionen weitere Papayas entwickelt, die Resistenzen gegen dort verbreitete Viren besitzen, so in Brasilien, Peru, Taiwan, Jamaica, Indonesien, Malaysia, Thailand, Venezuela, Australien und auf den Philippinen.

Nutzung

Die „Samen“ der Papaya enthalten große Mengen an Papain, einem eiweißspaltenden Enzym. Sie wurden früher in der Volksmedizin als Entwurmungsmittel verwendet und heute in Pulverform als Zartmacher für Fleisch. Eine ähnliche Wirkung wird erreicht, wenn man rohes Fleisch in die Blätter des Papayabaums einwickelt oder in frischen Papayasaft einlegt.

Die Frucht wird meist roh verzehrt oder verarbeitet etwa zu Fruchtsaft, Marmelade, Fruchtzubereitungen. Unreife Früchte können wie Gemüse verarbeitet werden und werden unter anderem für Chutneys, Currys und Salsas verwendet. Im Nordosten Thailands, dem Isan, und in Laos ist Som Tam (in Thai: ส้มตำ, Laotisch: Tam Mak Hung, IPA: ɗam mak huŋ), ein (sehr) scharfer Salat aus unreifen Früchten mit in Fischsauce eingelegten Krebsen und Klebreis das Nationalgericht. Das reife Fruchtfleisch hingegen schmeckt süßlich, mit etwas Zitronensaft und Zucker oder Ingwer wird der Geschmack noch verstärkt. Auch die Kerne der Papaya sind essbar.

Als Droge dienen:

Im Rohpapain sind verschiedene proteolytische Enzyme, u. a. Papain und Chymopapain A und B enthalten. In den Blättern vor allem Polyketid-Alkaloide wie Carpain, Glucosinolate wie Glucotropaeolin, Saponine, Papain nur in geringen Mengen.

Wirtschaftliche Bedeutung

2016 betrug die Welternte 13,1 Millionen Tonnen. Das Land mit der größten Papayaproduktion der Welt war Indien, das 43,7 % der weltweiten Ernte produzierte. Es folgten Brasilien, Mexiko und Indonesien. Die zehn größten Produktionsländer brachten zusammen etwa 87,9 % der Welternte ein.

Auf dem europäischen Markt sind Papayas ganzjährig erhältlich – sie kommen größtenteils aus Kenia, Brasilien und Costa Rica sowie von der Elfenbeinküste.

Paprika

Die Pflanzengattung Paprika [serbisch, von griech. peperi = Pfeffer], Capsicum gehört zur Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) mit etwa 10, im tropischen Amerika heimischen Arten. Sie ist vor allem wegen ihrer Früchte bekannt, die als Gemüse und Gewürz verwendet werden. Je nach Größe, Farbe und Geschmack sowie Schärfe werden für viele Sorten besondere Namen wie Chili, Spanischer Pfeffer, Peperoni, Peperoncini oder Pfefferoni gebraucht. Die bei weitem wichtigste und formenreichste Art, zu der auch die meisten in Europa erhältlichen Paprika, Peperoni und Chilis gehören, ist Capsicum annuum. Fast alle Paprika enthalten – in sehr unterschiedlicher Konzentration – den Stoff Capsaicin, der die Schärfe erzeugt.

Beschreibung

Die meist mehrjährigen krautigen Pflanzen erreichen Wuchshöhen um 150 Zentimeter, aber es existieren sowohl bodendeckende als auch deutlich größere Arten und Sorten. Die Form der Laubblätter ist länglich oval bis eiförmig. Sie sind bis zu 30 Zentimeter lang und bis zu 15 Zentimeter breit.

Abhängig von der Sorte und den äußeren Bedingungen sind Paprikas 50 bis 120 Tage nach der Befruchtung ausgereift. Reife Früchte können die Farbtöne rot, orange, gelb, braun oder auch weiß annehmen. Grüne, violette oder schwarze Früchte sind immer unreif; einige Sorten reifen über mehrere Farbstadien, z. B. von grün nach gelb zu rot.

Während die Frucht standardsprachlich und kulinarisch als Schote bezeichnet wird, handelt es sich botanisch gesehen um eine an Vitamin C und Carotinoiden sehr reiche, dünnwandige Beere (genauer gesagt um eine Trockenbeere, da das Perikarp bei der Reifung eintrocknet).
Die Früchte sind sehr formen- und farbenreich. Von schmal-zylindrisch bis kugelig gibt es viele Erscheinungsbilder. Unterschiedlich ist auch die Form der Spitze der Frucht – von kegelförmig zugespitzt über abgerundet bis hin zu von mehreren Rundungen eingekerbten Vertiefungen reicht die Vielfalt. Ihre außen glatte, glänzende Fruchtwand ist derb ledrig und umschließt einen großen, durch unvollständige Scheidewände gekammerten Hohlraum, an dessen Basis eine kugelig aufgewölbte, mit zahlreichen flachen, runden Samen besetzte Placenta sitzt.

Die heute sehr zahlreichen Varietäten von Capsicum annuum unterscheiden sich vor allem in der Gestalt (kugelig bis schotenförmig, daher "Paprikaschote"), Farbe (olivgrün, gelb, orange, rot, violett oder schwarz), Größe (etwa 1 bis 30 cm Länge) und "Schärfe" ihrer Früchte. Letztere ist zurückzuführen auf das in der Placenta gebildete, brennend scharfe Alkaloid Capsaicin.

Ansprüche

Obwohl die Pflanzen leicht saure bis neutrale Böden bevorzugen, wachsen sie auch bei einem pH-WertS des Bodens zwischen 4,3 und 8,7. Die Pflanzen wachsen am besten in lockerem, sandigem bis lehmigem Boden. In Mitteleuropa werden Paprika meist einjährig (Keimung im Frühjahr – Fruchternte im selben Jahr – danach wird die Pflanze kompostiert) gezogen, da sie sehr kälteempfindlich sind. Bei Temperaturen zwischen sieben und 29 °C können Paprika jedoch problemlos auch im Freiland wachsen.

Herkunft und Verbreitung

Der Ursprung der Paprika-Arten und -Sorten ist Mittel- und Südamerika, mit einem Verbreitungszentrum der Gattung im mittleren Südamerika (Brasilien und Bolivien). Der Ursprung der Kultivierung lag dabei je nach Art vermutlich in unterschiedlichen Regionen Südamerikas.

Durch den Kolonialismus und den zunehmenden Welthandel – vor allem durch die Portugiesen – breiteten sich Sorten der Pflanzengattung schnell in Afrika, im Nahen Osten und in Südostasien bis nach Japan aus. Sie wurde in vielen Ländern wie Indien und Thailand fester Bestandteil der heimischen Küche. Vorher waren dort unter anderem Ingwer und Pfeffer als scharfe Gewürze genutzt worden.

Das Osmanische Imperium kam wahrscheinlich bei einer der Belagerungen der portugiesischen Kolonien Ormus (Persien, 1513) oder Diu (Indien, 1538) zum ersten Mal in Kontakt mit Paprikapflanzen. Der erste Nachweis von Paprikapflanzen in Deutschland stammt aus dem Jahre 1542, als Leonhart Fuchs die Pflanze unter dem Namen Siliquastrum in seinem Werk „De Historia stirpium“ beschrieb.

Anbau

Heutzutage wird Paprika weltweit in tropischen und gemäßigten Zonen angebaut. Durch Anbau in Gewächshäusern wird eine längere Vegetationsperiode erreicht. Um in Mitteleuropa eine ununterbrochene Ernte zu gewährleisten, wird die Paprikakultur in mehreren Sätzen (Pflanzterminen) gepflanzt. Diese werden maximal 11 Monate kultiviert und nach einer Anbaupause von etwa einem Monat zum Reinigen und Neuanlegen des Kulturraums durch eine neue Pflanzung ersetzt.

In Deutschland werden hauptsächlich blockige Paprika-Typen den ganzen Sommer über aus deutschen Beständen verkauft. Daneben werden Paprika ergänzend das ganze Jahr über aus Spanien und den Niederlanden, während der Sommer-Saison zusätzlich auch aus Ungarn importiert und angeboten. In den Wintermonaten gibt es manchmal ergänzende Lieferungen an süßer Paprika aus Israel und an Peperoni aus Ägypten, wenn die Erntemengen in den Niederlanden und Spanien nicht reichen. Rückläufige Erntemengen in den Wintermonaten werden durch Erntepausen wegen Neuanlage der Kulturen und durch geringeren Ertrag durch zurückgehende Einstrahlung verursacht.

In Kultur werden Paprika fast ausschließlich aus Samen gezogen, jedoch ist auch eine vegetative Vermehrung durch Stecklinge möglich.

Wirtschaftliche Bedeutung

2017 wurden laut der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation FAO weltweit etwa 36 Mio. t Paprika (einschließlich Chilis) geerntet. Mit Abstand wichtigster Produzent ist die VR China mit 17.795.349 t, gefolgt von Mexiko (3.296.875 t), Türkei (2.608.172 t), Indonesien (2.359.441 t), Spanien (1.277.908 t).

Verwendung

Es gibt heutzutage kaum eine lokale Küche, in der Paprika nicht in irgendeiner Form eingesetzt wird. Einige Sorten wie Jalapeño, Serrano, Anaheim oder zum Teil die Gemüsepaprika werden im grünen, unreifen Zustand geerntet und verwendet.

Nachdem durch Züchtung immer mildere Sorten verfügbar waren, setzte sich die Verwendung von Paprika als Gemüse immer mehr durch. Wie auch beim scharfen Paprika ist die Verwendung des Gemüsepaprika sehr vielseitig. So kann man Paprika roh in Salaten, gefüllt, sauer eingelegt, gedünstet oder gebraten verwenden.

Die bekannteste Form, in der Paprika als Gewürz genutzt wird, ist das Paprikapulver. Zur Herstellung werden die Paprikafrüchte getrocknet und anschließend gemahlen. Je nach verwendeter Sorte und der damit verbundenen Schärfe sowie dem Anteil der Samen und Scheidewände kann Paprikapulver in verschiedene Kategorien eingeteilt werden.

Neben Paprikapulver wird eine Vielzahl an Würzsaucen und -pasten aus Paprika hergestellt. Wohl die bekannteste ist die durch Fermentation von Chilis hergestellte Tabascosauce. Oft wird auch eine Grundlage aus Essig und Gemüse (meist Tomaten) oder Früchten für Chilisaucen verwendet. Zu den bekanntesten Würzsaucen mit Paprika gehören Sambal Oelek (Indonesien), Ajvar in weiten Teilen Südosteuropas, Erős Pista (Ungarn), Adschika (Westkaukasus und Südrussland), Harissa (Nordafrika), Mojo (Kanarische Inseln), Lajiaojiang (China), Mole und diverse Salsas (Mexiko).

Eine wenig verbreitete Spezialität ist das aus den Paprikasamen, die ca. 20 % Öl enthalten, gewonnene Paprikasamenöl. Es weist einen intensiven Paprikageschmack und eine tiefrote Farbe auf. Lieferländer sind u. a. Ungarn und China.

Getrocknete Paprika sind grob gemahlen oder als ganze Früchte erhältlich. Diese können sowohl ähnlich dem Paprikapulver als auch nach Einweichen in Wasser wie frische Früchte verwendet werden.

Das scharf schmeckende Capsaicin erzeugt schon in geringen Mengen Brennen, Hitzegefühl und Schmerz an den Schleimhäuten bzw. auf der Haut, was zu therapeutische Anwendungen bei Rheuma und verschiedenen Hautleiden führt. Innerlich regt es in sehr kleinen Mengen den Appetit an und fördert die Verdauungsvorgänge; in großen Mengen genossen (z.B. bei chronischem Mißbrauch von scharfem Paprika) kann es allerdings zu Appetitlosigkeit, chronischer Gastritis sowie Leber- und Nierenschäden führen.

Parabraunerde

Der Bodentyp Parabraunerde (Lessivés von französisch lessivage = ausgewaschen) weist bei typischer Ausbildung infolge einer Tonverlagerung ein Ah/Al/Bt/C-Profil auf. Parabraunerden entwickeln sich häufig in mergeligen Lockergesteinen (Kalk/Lehm-Gemisch) oder im Löss. Der an Ton verarmte Al-Horizont (lessiviert) einer Parabraunerde [von griechisch para = neben, abweichend (von der Braunerde)] kann mehrere Dezimeter mächtig sein.

Die Verlagerungsprozesse erfassen insbesondere Tonminerale, wobei auch Oxide und Hydroxide und primäre Silikate in den Unterboden verlagert werden. Der Tonverlagerungsprozess beginnt mit der Entkalkung bzw. nach Auswaschung der Ca++-Ionen bei gleichzeitiger Abnahme des pH-Wertes auf etwa 5.0-7.0.

Im Unterboden wird der verlagerte Ton angereichert (Bt-Horizont). Das kann z. B. durch Ausflockung aufgrund einer höheren Ca++-Ionen-Konzentration (z. B. carbonathaltiger Rohlöss im Substrat), durch blind endende Hohlräume oder durch Ablagerung an Hohlraumwänden bei Austrocknungsvorgängen erfolgen. Der Tongehaltsunterschied zwischen an Ton verarmtem Al-Horizont und Bt-Horizont kann in Lössgebieten 20% und mehr betragen. Der im Unterboden angereicherte Ton bildet nicht selten eine für Wasser undurchlässige Schicht.

Parabraunerde aus Löss bei Hofheim am Taunus
Parabraunerde aus Löss bei Hofheim am Taunus

Quelle: Karl-Josef Sabel

Nutzung

Parabraunerden sind allgemein günstige Ackerstandorte mit Bodenzahlen zwischen 50 und 90. Sie sind meist nährstoffreich und besitzen eine hohe nutzbare Feldkapazität sowie eine gute Durchlüftung. Oberflächliche Verschlämmung bei Schluffreichtum kann jedoch den Gasaustausch zeitweise einschränken, der Bt-Horizont kann u. U. zu Staunässe führen. Schluffreiche Parabraunerden aus Löss neigen bei fehlender Vegetationsbedeckung zudem zur Bodenerosion. Für Zuckerrüben und Weizen ist der Boden in der Regel optimal. Um einer Verschlämmung entgegen zu wirken, sollte Mulchsaat angewendet werden. Parabraunerden sind Böden mit höchstem Nährstoffausnutzungsgrad. Die Auswaschungsgefahr für Nährstoffe (abgesehen von Erosion) ist gering und Spurenelementmangel ist meist nicht zu befürchten. Kalk- (und Magnesium-) Düngung ist wichtig bei hohen Niederschlägen. Eine organische Düngung wirkt der Verschlämmungs- und Erosionsneigung des schluffreichen Oberbodens von Parabraunerden aus Löss entgegen. Die Versorgung mit pflanzenverfügbarem Wasser und der Gehalt an Nährstoffen in Löss-Parabraunerden ist meist vergleichsweise gut, sie werden daher überwiegend ackerbaulich genutzt. (ahabc.de, mod.)

Pararendzina

Die Pararendzina ist ein Boden mit einem Ah/eC-Profil aus Mergel, Löss oder zum Beispiel Kalksandstein (e = mergelig, Mergel = Fest- oder Lockergestein aus Kalk und silikatischen Bestandteilen). Die Pararendzina enthält zwei bis 75 Masse-% Carbonat im Gesamtboden. Der Ah-Horizont oder Ap-Horizont bei Beackerung (p von Pflug) ist nicht tiefer als 40 cm (sonst wäre es eine Schwarzerde). Unter Waldbedeckung oder bei ungestörter Entwicklung entwickelt sich die Pararendzina nach Entkalkung und bei ausreichender Zeitdauer zur Braunerde oder Parabraunerde, unter Steppen zur Schwarzerde. Daher ist die Verbreitung der Pararendzina zumeist auf Erosionsstandorte (Landwirtschaft, Massenabtragung im Hochgebirge) oder auf rekultivierten Flächen nach Baumaßnahmen mit entsprechenden Ausgangssubstraten (mergelig) beschränkt.

Syrosem aus Solnhofener Plattenkalk (Region Altmühltal)<br>mit Ai/mC-Profil

Pararendzina aus anstehendem Kalksandstein
der Werfener Schichten
(Ramsau, Berchtesgadener Land)

Die Pararedzina hat ein Ah/eC-Profil (e = mergelig, Mergel = Fest- oder Lockergestein aus Kalk und silikatischen Bestandteilen). Ihre Verbreitung ist zumeist auf Erosionsstandorte (Landwirtschaft, Massenabtragung im Hochgebirge) oder auf rekultivierten Flächen nach Baumaßnahmen mit entsprechenden Ausgangssubstraten (mergelig) beschränkt.

Quelle: Alexander Stahr

Der Name des Bodens lässt die Verwandtschaft zur Rendzina erkennen (Para = scheinbare Rendzina). Mit dieser hat sie den kalkhaltigen Ah-Horizont mit stabilem Krümelgefüge gemein. Der entscheidende Unterschied zur Rendzina liegt im Kalkgehalt bzw. in den Eigenschaften des Ausgangsgesteins der Bodenbildung.

Verbreitung und Nutzung

Im Kraichgau, im Bodenseeraum oder zum Beispiel in Sachsen-Anhalt sind Pararendzinen weit verbreitet und werden dort für den Ackerbau genutzt.

Pararendzinen aus Löss oder Geschiebemergel sind tiefgründig, ausreichend durchlüftet und nährstoffreich. Allerdings sind sie bisweilen trocken. Intensive acker- und weinbauliche Nutzung ist möglich, weil auch der leicht durchwurzelbare C-Horizont zur Verfügung steht. Ungünstiger sind Pararendzinen aus Kalksandstein wegen ihrer Flachgründigkeit sowie jene aus Schottern wegen hoher Steingehalte und geringer Wasserkapazität. (ahabc.de, mod.)

Parzelle

Als Einheit vermessener Teil der Erdoberfläche, der im Grundbuch durch Nummern gekennzeich­net wird. Eine oder mehrere solcher Katasterparzellen bilden eine Besitzparzelle. Die Parzelle ist so die kleinste Besitzeinheit in der Flur. Das gegenwärtige parzellare Gefüge einer Flur ist in Katasterkarten niedergelegt und auf Katasterämtern einzusehen. Diese Erfassung besteht nicht weltweit, insbesondere dort nicht, wo unter anderen Rechtsvorstellungen und kulturellen Traditionen ein Privateigentum an Grund und Boden nicht existiert.

Als wesentliche Formen der Parzellen unterscheidet man Blöcke und Streifen. Parzellen ähnlicher Form und Lage bilden innerhalb einer Flur häufig Verbände (Blockverbände, Streifenverbände, Streifengemengeverbände) und Komplexe (z.B. von Streifengemengeverbänden).

Von den Besitzparzellen können die Betriebsparzellen (Nutzungs-, Wirtschaftsparzellen) unterschieden werden, die ihrerseits die kleinste Nutzungseinheit in der Flur bezeichnen.

(s. a. Flurform)

Parzellierung

Die Aufteilung eines vormals zusammenhängenden Grundstückes in mehrere Parzellen. Dieser Vorgang hat sich vor allem in Gebieten mit Realteilung vollzogen oder bei der Umwandlung von LF in Bauland.

Pastoralismus

Auch Naturweidewirtschaft oder pastorale Tierhaltung auf Naturweiden; eine Form der Landnutzung mit extensiver Weidewirtschaft auf natürlich gewachsenem Busch- und Grasland, dessen anderweitige Nutzung wegen der klimatischen Bedingungen, seiner kargen Vegetation oder seiner Abgelegenheit nicht attraktiv oder nicht sinnvoll ist. Beim Pastoralismus wird eine mobile und eine sesshafte Form unterschieden. Wenn die Subsistenzstrategie einer lokalen Gemeinschaft auf Pastoralismus und Feldwirtschaft beruht, spricht man von Agropastoralismus. Der Begriff Pastoralismus beschreibt eine ökonomische Tätigkeit und eine kulturelle Identität.

Auf jedem Kontinent der Welt – vor allem in den trockensten, steilsten, kältesten und heißesten Gebieten – gibt es Hirtenvölker, die mit Herden von Alpakas, Kamelen, Rentieren, Rindern, Schafen, Wasserbüffeln, Yaks und Ziegen die Gebiete der Erde bewirtschaften, die kaum anders genutzt werden können. Es handelt sich um mehr als 26 Millionen Quadratkilometer, das ist mehr als die gemeinsame Fläche
der USA, Chinas und der EU.

Trotz der häufig marginalen Produktionsflächen spielt Pastoralismus in vielen Ländern auch ökonomisch eine zentrale Rolle. In Burkina Faso werden mehr als 70 Prozent der Tiere in pastoralen Systemen gehalten, in Niger und im Tschad mehr als 80 Prozent, und im Sudan, in Tansania und Somalia sogar über 90 Prozent. In Indien, dem Land mit der größten Zahl armer Nutztierhalterinnen und -halter, stammen
mehr als die Hälfte der Milch und mehr als 70 Prozent des Fleisches aus pastoralen Systemen.

Geschätzt leben weltweit mehr als 200 Millionen Menschen als Pastoralistinnen und Pastoralisten. Die FAO geht davon aus, dass etwa eine Milliarde Tiere in pastoralen Gesellschaften leben. In den ganzjährig trockenen und den von jährlichen Trockenzeiten geprägten Gebieten Afrikas und Asiens, aber auch in den Anden Südamerikas und der Arktis sind sie für die Ernährung und das Einkommen vieler Menschen von großer Bedeutung. Beides, Ernährung und Einkommen, ist bei den pastoralistisch Wirtschaftenden im nördlichen Sahel sicherer als bei den sesshaften Bäuerinnen und Bauern derselben Region.

In der Regel gehörten große Herden weidender Huftiere seit jeher zum „Inventar“ aller natürlichen Offenlandschaften. In vielen Fällen ersetzten die domestizierten Arten die ökologische Nische der vormaligen Wildtiere. Daraus folgt, dass pastorale Viehhaltung vom Grundsatz her eine ökologisch angepasste Strategie darstellt. Dies gilt insbesondere für die seit Jahrhunderten angepassten Rassen im Trockengürtel der Alten Welt, die den Wildtieren gleichgesetzt werden können.

Die Aufgabe der Weidenutzung in Trockenräumen hat nicht selten negativere Folgen für die Ökosysteme als die Überweidung. Das in längeren Abständen wiederholte kurzzeitige intensive Abweiden mit Viehtritt und Dung der Tiere sind ausgesprochen positive Aspekte der Dynamik von Trockenbiomen, denn sie fördern einerseits den Wachstumsimpuls, das Wurzelwachstum und die Widerstandskraft der Pflanzen, andererseits die Humusbildung, Bodenfruchtbarkeit und Wasseraufnahme und -speicherfähigkeit.

Je nach Biomtyp gelten in grober Verallgemeinerung 5 bis 16 (im Extrem < 1 bzw. bis 50) Großvieheinheiten (= z. B. ein Rind) pro 100 ha Fläche als extensiver Tierbesatz. Neuere Untersuchungen belegen, dass sehr dichte Bestockung in Trockenräumen mit 2.000 bis 5.000 Großvieheinheit pro ha, welche das natürliche Herdenverhalten der wilden Herbivoren (z. B. Gnuherden) imitieren und alle paar Stunden weiterbewegt werden, zu besserer Bodenfruchtbarkeit, Wasseraufnahme und -speicherung, CO2-Sequestrierung durch Wurzelbildung im Boden und Begrünung der Landschaft führen.

Entscheidend für die Vegetation der Trockengebiete und damit für die Tragfähigkeit der Naturweiden ist die Bodenfeuchte. Somit lassen sich die Formen des Pastoralismus über die Menge der jährlichen Niederschläge abgrenzen:

Mobiler Pastoralismus

Der mobile Pastoralismus umfasst die traditionellen Formen der Fernweidewirtschaft (synonymer Begriff) auf zumeist nicht eingehegten Weiden, bei denen mehrmals im Jahr die Futtergründe gewechselt werden, die zudem in der Regel nicht an dem dauerhaften Wohnsitz des Eigentümers liegen. Mobiler Pastoralismus ist in Gebieten mit starken Klimaschwankungen üblich (vor allem semiarides Klima). In Nordafrika und Zentralasien ist er am weitesten verbreitet. Die Weiden sind dabei meist in kommunalem Besitz (Allmendegut).

Nomadismus

In den heißen und kalten Wüsten und Halbwüsten, in gemäßigten Trockensteppen und tropischen Dornsavannen mit einem Jahresniederschlag von unter 100 bis 250, maximal bis 600 mm wird heute vor allem ganzjährige mobile Tierhaltung mit Kamelen und Ziegen betrieben. Etwa bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts lebten noch ganze Völker von einem hirtennomadischen Pastoralismus auf der Grundlage einer weitreichenden Subsistenzwirtschaft (Selbstversorgung). Der Fachbegriff für diese Wirtschaftsweise und die zugehörige traditionelle Kulturform ist „Nomadismus“. Heute gibt es nur noch sehr wenige Vollnomaden.

Rentier-Pastoralismus

Eine Sonderform des nomadischen Pastoralismus, bei der man den natürlichen Wanderungen der Tiere folgt, ist der Rentier-Pastoralismus Nordeurasiens. Da die Tiere in den meisten Regionen Eurasiens im Hochsommer in der Tundra und im Winter im Wald relativ stationär sind, leben die modernen Rentierhirten heute während dieser Zeit grundsätzlich in festen Wohnsitzen. Man sollte demnach eher von einem halbnomadischen Pastoralismus sprechen, obgleich die Begriffe häufig nicht differenziert verwendet werden. Der Lebensraum der Rentierhirtenvölker, der sich von den lappländischen Fjellbergen über die nordrussischen Tundren und Waldtundren bis zur Tschuktschen-Halbinsel erstreckt, wird in der Ethnologie bisweilen als Kulturareal „Sibirien“ bezeichnet. Die Rentierhaltung ist heute subsistenz- und marktorientiert. Man kann sagen, dass der für den Markt produzierte Anteil von Nordeuropa ostwärts kontinuierlich abnimmt.

Transhumanz

In subtropischen Gebirgen mit Trockensteppen und in den trockensten Gebieten der mediterranen Hartlaubvegetation zwischen unter 300 bis 550, maximal bis 900 mm Niederschlag liegt das Hauptverbreitungsgebiet der klassischen Transhumanz – der saisonalen Wanderweidewirtschaft mit Ziegen und Schafen, auch „Yaylak-Pastoralismus“ genannt. Sie wurde ursprünglich von angestellten Hirten durchgeführt, während die Eigentümer der Herden sesshaften Ackerbau betrieben. Im Winter beaufsichtigten die Hirten die Tiere auf Weiden nahe der Wohngebiete, um sie im Frühjahr – wenn das Futterangebot zurückging – auf die Hochweiden zu treiben, die nunmehr ausreichend Futter für den Sommer boten. Diese ursprüngliche Transhumanz wird heute in den Mittelmeerländern und im Nahen Osten nur noch selten betrieben, da die klimatischen Bedingungen in den Ebenen bereits ertragreichere landwirtschaftliche Nutzungen zulassen. In marginalen Räumen wird sie jedoch zum Teil als nachhaltige und umweltfreundliche Wirtschaftsform und aus Naturschutzgründen finanziell gefördert. Transhumanz ist grundsätzlich bereits ein stärker marktorientiertes Wirtschaftssystem.

Mobile Tierhaltung

Heute sind viele ehemalige Nomaden aufgrund eines dramatischen Kulturwandels ihrer Lebensweise (mit einer zunehmenden Marktorientierung) zu „degradierten“ Formen der Pastoralwirtschaft übergegangen, die zum Teil dem Yaylak-Pastoralismus ähneln. Das ist jedoch nicht nachhaltig, da langfristig ungeeignete Regionen mit maximal 300 mm Jahresniederschlag betroffen sind. Diese Form wird hier zumeist halbnomadisch betrieben, indem ein Teil einer lokalen Tierhaltergemeinschaft saisonal mit den Herden wandert, während der andere sesshaft ist und anderen Berufen nachgeht. Solcherart „modernisierter“ Wanderweidewirtschaft und andere postnomadischen Formen werden heute „mobile Tierhaltung“ genannt.
(Anmerkung: „Mobile Tierhaltung“ ist demnach auch „mobiler Pastoralismus“; jedoch „mobiler Pastoralismus“ ist nicht nur (moderne) „mobile Tierhaltung“!)

Alm, Seter, Hochweide

Die Almwirtschaft der Alpen hat zwar „pastorale Wurzeln“, wird jedoch heute mehrheitlich auf anthropogenem Grünland betrieben. Hingegen kann die sehr ähnliche Seterwirtschaft Skandinaviens noch zur Naturweidewirtschaft gerechnet werden. Eine echte Form des mobilen Pastoralismus stellt auch die isländische Hochweidewirtschaft mit Schafen und Pferden dar, bei der eine Winterweide bzw. Stallungen im Tiefland und eine naturbelassene Sommerweide im Hochland genutzt werden. Die Tiere streifen während dieser Zeit frei umher. Im Herbst werden sie zu Pferd zusammengesucht und zurückgetrieben. Alle diese Weidewirtschaftsformen produzieren weitgehend marktorientiert.

Quelle: Wikipedia

Weitere Informationen:

Patio

Im mittelalterlichen Garten der Garten für Topfpflanzen; im spanischen Wohnhaus der Binnenhof mit Springbrunnen und Topfpflanzen.

(s. a. Hortus holerorum, Hortus sanitatis, Pomarium)

Pellets

Produkt der Verpressung von Erzeugnissen aus der Land- und Forstwirtschaft mit Hilfe von Matrizenpressen. Bei der Pelletierung entstehen kleine Körper aus verdichtetem Material in Kugel- oder Zylinderform.

Anwendung der Pelletierung:

Vorteile der Pelletierung:

Pelosol

Bodentyp, der sich in tonreichen Sedimenten (Tone, Tonmergel) oder in tonig verwitterndem Festgestein entwickelt. Der Name stammt von griechisch „pelos“ = Ton und von lateinisch „solum“ = Boden.

Eigenschaften

Der Pelosol ist meist relativ flachgründig und weist drei Horizonte auf: Ah/P/C.

Infolge des hohen Tonanteils sind diese Böden durch Quellungs- und Schrumpfungsprozesse charakterisiert, wodurch sie ein deutliches Absonderungsgefüge mit Polyedern oder Prismen aufweisen (= Segregatgefüge von lateinisch „segregare“ = entfernen oder trennen).

Pelosole können wegen ihres hohen Tongehaltes bei niederschlagsreicher Witterung viel Wasser speichern, trocknen in niederschlagsarmen Zeiten jedoch auch rasch wieder aus, bekommen Schrumpfungsrisse und können dann steinhart werden. In den Feinporen befindet sich zwar noch relativ viel Wasser, das jedoch nicht pflanzenverfügbar ist. Das Wasser wird so stark von der Matrix gebunden, dass es die Wurzeln nicht mehr aufnehmen können.

Die Pflanzenwurzeln wachsen bevorzugt in den Klüften zwischen den groben, schwer durchwurzelbaren Bodenaggregaten. Feine Wurzeln können beim Quellen und Schrumpfen leicht abreißen.

Pelosol aus Tonmergel des Unteren Gipskeupers

Pelosol aus Tonmergel des Unteren Gipskeupers (Ottenhofen, Lkr. Neustadt Aisch - Bad Windsheim)

Ap (0-23 cm)
dunkelbrauner, humoser, lehmiger Ton; Feinpolyedergefüge, porös; gut durchwurzelt

Ah-P (23-65 cm)
schwarzgrauer, schwach humoser, lehmiger Ton; prismatisch-polyedrisches Gefüge, starke Schwundrissbildung; in Klüften sehr gut durchwurzelt

P-Cv (65-90 cm)
schwarzgrauer, teils gelbgrauer, lehmiger Ton; Prismengefüge, nach unten abnehmende Schwundrissbildung; in Klüften gut durchwurzelt; durchsetzt mit Kalksteinchen

Cv (90-100 cm+)
gelbgrauer, kalkhaltiger, lehmiger Ton; Übergang von Prismen- zu Kohärentgefüge; sehr dicht gelagert

Quelle: LfL Bayern

Verbreitung

Da Pelosole für ihre Entstehung Tonstein benötigen, ist ihre Verbreitung weitgehend an Vorkommen dieses Materials gebunden. Es ist nicht sehr verbreitet, wobei es verstreute Vorkommen überall in den mitteleuropäischen Mittelgebirgen gibt. Besonders große Bedeutung haben Tonsteine im Allgäu, dem Ostwestfälischen Bergland, dem Thüringer Becken oder der Schwäbischen Alb.

Nutzung und Funktionen

Pelosole werden oft als Grünland, Streuobstwiesen oder Wald (Tiefwurzler) genutzt. Für Ackerbau sind Pelosole aufgrund ihres extremen Wasserhaushaltes eher weniger gut geeignet, da sie nur zu bestimmten Zeiten optimal bearbeitet werden können (nicht zu nass und nicht zu trocken), weshalb sie auch als Stundenböden oder Minutenböden bezeichnet werden. Der Tonmineralbestand von Pelosolen weist meist quellfähige Dreischichttonminerale auf, wodurch sie Nähr- und Schadstoffe in hohem Maße binden können. Daher sind sie bedeutsam für den Grundwasserschutz.

Pensionsvieh

Vieh, vornehmlich Jungrinder, die auf einer (fremden) Pensionsweide (teilweise eingestallt) gegen Entgelt (Pension) gehalten werden. Pensionsviehhaltung dient insbesondere dem regionalen Futterausgleich zwischen futterknappen Herkunftsbetrieben, z.B. grünlandschwachen Ackerbaubetrieben oder Weidewirtschaften mit Futterengpässen während der Trockenzeit, und futterreichen Bestimmungsbetrieben, d.h. Betrieben mit zeitweiliger Futterschwemme, beispielsweise in niederschlagsreichen Mittel- und Hochgebirgen (Almwirtschaft) oder in Marschen.

Fremdvieh wird entweder als Mitläufer zeitweilig in die eigene Herde integriert, oder die Übernahme von Fremdvieh eröffnet als arbeitsextensive Bewirtschaftungsform für Betreuer neue Möglichkeiten, freifallende Grünlandflächen in landwirtschaftlichen Nebenerwerbsbetrieben zu nutzen.

(s. a. Fremdtierhaltung)

Periferer Raum

Nach einer Definition des Deutschen Rates für Landespflege ein Gebiet, in dem unter den aktuellen ökonomischen Bedingungen für die Mehrzahl landwirtschaftlicher Betriebe eine Bewirtschaftung unrentabel ist, somit ein landwirtschaftlicher Grenzstandort. In einem solchen Gebiet ist am ehesten mit Nutzungsänderungen oder Nutzungsaufgaben zu rechnen.

Für diesen Strukturwandel sind verschiedene Faktoren entscheidend, die einzeln oder kombiniert auftreten:

Gleichzeitig sind dies Gebiete mit hoher Bedeutung für den Naturschutz, d.h. sie sind reich an vom Verschwinden bedrohten artenreichen Kulturbiotopen (z.B. Magerwiesen, Feucht- und Naßwiesen, flachgründige Kalkäcker usw.) und enthalten große Potentiale für die Entwicklung natürlicher und naturnaher Biotope.

Mit Hilfe verschiedenster Kriterien und Indikatoren lassen sich in einer groben bundesweiten Übersicht folgende periphere Räume benennen:

Weitere Informationen:

Periglazialraum

Syn. Periglazialbereich, Periglazialzone; Bezeichnung für einen Raum, der geprägt ist durch Klima- und Ökosystembedingungen, Prozesse und Landformen, die mit kalten, nicht glazialen Räumen verbunden sind. Periglazialgebiete sind saisonal schneefrei. Voraussetzung für viele periglaziale Prozesse ist das Vorhandensein von Bodenfrost bzw. Permafrost, sowie Frostverwitterung. Der Name ist ein Kompositum aus gr. peri, „um, herum“ und lat. glacies, „Eis“.

Periglaziale Phänomene gibt es in Polar- und Subpolargebieten, sowie in Hochgebirgen, und sie sind durch ein ausgeprägtes Jahreszeitenklima, mittlere Jahrestemperaturen unter 0 °C und oft durch häufige Frost-Tau-Zyklen gekennzeichnet. In tropischen Gebirgen können Periglazialgebiete mit Tageszeitenklima verbreitet sein. Gebiete mit periglazialen Landschaften liegen überwiegend im kontinentalen Tundrenklima. Landschaften, die in der geologischen Vergangenheit periglazial geprägt wurden, werden paraglazial genannt.

Da sich kein einzelnes Phänomen zur allgemeinen Abgrenzung der periglazialen Zone eignet, gibt es verschiedene Abgrenzungs- und Definitionskriterien. Beim polaren und subpolaren Periglazial verwendet man zur äquatorwärtigen Abgrenzung zumeist das Auftreten von Permafrost, in den Hochgebirgen die Untergrenze der Solifluktion. Letztere gilt als wichtigster periglazialer Prozess.

Die Frostwirkung in Periglazialgebieten muss dabei eine so starke Intensität besitzen, dass sie in der Landschaft nachweisbar ist. Entsprechend sind sie morphologisch durch eine starke Frostbodendynamik, intensive Abspülung und intensive fluviale Prozesse gekennzeichnet. Auch äolische Prozesse sind verstärkt wirksam, da Periglazialgebiete oft vegetationsfrei sind. Als Indikatoren gelten z.B. Frostmusterböden, amorphe Decken aus Solifluktionsschutt, Permafrost, Gelifluktion, Kryoturbation und Eiskeile. Periglazialgebiete sind nicht mit Permafrostgebieten gleichzusetzen, da viele periglaziale Prozesse auch ohne die Anwesenheit von Permafrost ablaufen.

Man unterscheidet rezente und fossile Periglazialgebiete. Viele fossile Periglazialgebiete besitzen aufgrund des nacheiszeitlich wärmeren Klimas sowie der langen Zeitspanne, die für Prozesse der Morphodynamik und der Bodenentwicklung zur Verfügung stand, gute Voraussetzungen für eine landwirtschaftliche Nutzung, die den rezenten Periglazialräumen nicht zur Verfügung stehen.

Perkolation

Bewegung des der Schwerkraft folgenden Sickerwassers in Grobporen durch den Boden hindurch bis zum Grund- oder Stauwasser. Es ist der Bewegungsvorgang, der sich in vertikaler, manchmal auch lateraler Richtung an die Infiltration anschließt.

Perlite

Als Substrate oder Substratbestandteile verwendete Silikate, die vulkanischen Ursprungs sind bzw. die durch starke Erhitzung gewonnen werden. Es sind poröse Materialien mit hoher Wasser- und Luftkapazität und mit sehr geringem Volumengewicht (40 bis 65 g/l). Perlite besitzen ein geringes Sorptionsvermögen und sind frei von Mikroorganismentätigkeit. Sie werden häufig als Vermehrungssubstrat im Gartenbau verwendet.

Permafrost

Syn. Dauerfrostboden, Merzlota (russ.); Untergrund, der für mindestens zwei Jahre eine Temperatur von 0 °C nicht überschreitet. Permafrost wird über die Temperatur definiert, d.h. der Untergrund muss nicht unbedingt gefroren sein, da der Gefrierpunkt des Wassers im Permafrost um mehrere Grad Celsius abgesenkt sein kann. Der Großteil dieser Böden findet sich in den Polarregionen, aber auch in hohen Gebirgen. 

Der Untergrund kann aus Gestein, Sedimenten oder Erde bestehen und unterschiedlich große Eismengen enthalten. In der Arktis gibt es Gebiete, in denen 70 Prozent des Untergrundes aus Eis bestehen – beispielsweise im nordöstlichen Sibirien. Dort gab es während der letzten Kaltzeit (115.000 bis 10.000 Jahre vor heute) besonders kalte und lange Winter. Gleichzeitig wurde der Boden dort nicht von einem Eisschild geschützt, so dass kalte Luft tief in den Boden eindringen konnte. Bis circa 1,6 Kilometer reicht der Dauerfrost in dieser Region heute ins Erdinnere.

Permafrost beinhaltet Bodeneis, nicht jedoch Gletscher oder oberirdische Gewässer mit Temperaturen unter dem Gefrierpunkt. Die Begrenzung des Permafrosts erfolgt nach unten durch den ungefrorenen Untergrund (Subpermafrosttalik), die Permafrostobergrenze wird durch den Auftauboden gebildet, wobei sich dazwischen noch ein Suprapermafrosttalik (Talik) befinden kann. In vielen Permafrostgebieten ist der Permafrost reliktisch, d.h. er wurde unter Vorzeitbedingungen gebildet.

Permafrost im Wandel

Die Temperaturen im Permafrost sind ein sensibler Indikator für Klimaschwankungen in Zeitskalen von Jahrzehnten und Jahrhunderten. In den letzten Jahrzehnten ist die Temperatur im Permafrost der Nordhalbkugel deutlich gestiegen.

Die Auflösung von Permafrost und die Vertiefung des Auftaubodens haben weit reichende Folgen für Ökosysteme und Infrastrukturanlagen. Vor allem die Inuits, eine in Kanada und Grönland beheimatete indigene Volksgruppe, sind von den Folgen betroffen. Ein Auftauen der Dauerfrostböden erschwert das Jagen und den Hausbau. Viele Verkehrswege und Bauten können durch das Auftauen von Permafrost ihre Untergrundstabilität verlieren. Besonders in Sibirien liegen auch größere Siedlungszentren in Permafrostgebieten. Taut das Eis im Untergrund auf, kann es zu erheblichen Zerstörungen kommen, die nur mit hohen Kosten reparabel sind oder sogar zur Aufgabe der Anlagen führen.

Eine wichtige Konsequenz ist die Bildung von Thermokarst. Dabei handelt es sich um Bodenabsenkungen und -einbrüche, die vermooren und sich mit Wasser füllen.

Wo der Permafrost bis in die Tiefe ganz aufgetaut ist, versickert dagegen das Wasser und Anzahl und Fläche der Seen nimmt ab. Hier können sich neue Pflanzengemeinschaften ansiedeln, so dass Strauchvegetation und Wälder ihre Grenzen nach Norden verschieben. Die sich nach Norden ausbreitende Vegetation kann einerseits mehr Kohlendioxid aus der Atmosphäre aufnehmen. Es wird jedoch angenommen, dass dieser klimatische Effekt durch den der verringerten Albedo von Strauch- und Wald- gegenüber Tundraflächen deutlich übertroffen wird. Hinzu kommt, dass auftauender Permafrost gespeicherten Kohlenstoff in Form der Treibhausgase Methan (CH4) und Kohlendioxid freisetzt. Dadurch können positive Rückkopplungen ausgelöst werden, durch die die regionale und globale Erwärmung verstärkt wird.

Auftauender Permafrost kann auch die Wasserführung der Flüsse erhöhen, mit Konsequenzen vielleicht sogar für die ozeanischen Zirkulationssysteme, die sich durch die Zufuhr von Süßwasser verändern können. Besonders sensibel reagieren die arktischen Küsten auf den Permafrostabbau, die dadurch einer stärkeren Erosion durch Wellengang unterliegen.

Auftauender Permafrost kann ferner in Hanglagen zu mit langsamer bis schneller Geschwindigkeit ablaufenden Erdrutschen führen, z. B. wenn die sommerliche Auftauschicht durch besonders hohe Sommertemperaturen, durch Waldbrände, durch menschliche Eingriffe in die isolierende Torfschicht oder andere Ursachen mächtiger wird.

Etwa 12% des Alpengebietes liegen im Permafrost. Höhenlagen ab ca. 2.400 m sind dort davon betroffen. Typische Formen, welche mit diesem Phänomen in Zusammenhang gebracht werden, sind Blockgletscher sowie Eiswände und Hängegletscher.

In den Alpen ist die Bodentemperatur im Dauerfrost innerhalb von 50 Jahren um 0,5 Grad gestiegen. In den vergangenen 100 Jahren hat sich die Permafrostgrenze um 100 bis 300 Höhenmeter nach oben verschoben. Diese stets gefrorenen Böden, die im Sommer nur oberflächlich abtauen, haben eine wichtige Funktion: Das Eis hält Felsgestein, Schutt, Steine und Boden zusammen. Permafrost in Felswänden oder steilen Hängen trägt massgeblich zur Hangstabilität bei: je kälter der Permafrost, desto höher ist die Hangstabilität. Mit einsetzender Erwärmung wird das Eis-Fels-Gemisch "weicher", d.h. das Gemisch beginnt sich plastisch zu deformieren und zu rutschen. Dies kann langsam, aber auch abrupt geschehen. Millionen Euro werden für den Katastrophenschutz ausgegeben. Siedlungen und Verkehrswege müssen mit Auffangdämmen vor Schnee- und Gerölllawinen geschützt werden.

Verbreitung

Generell kann man zwei Arten von Permafrost unterscheiden: den oft mehrere hundert Meter mächtigen und häufig kontinuierlich (flächig) auftretenden Permafrost der hohen Breiten (Arktis, Antarktis) und den oft nur einige Meter mächtigen und meist diskontinuierlich (fleckig) auftretenden Permafrost des Hochgebirges ab 2.500 bis 3.000 m über NN . Auf der Nordhalbkugel weisen etwa 25 % der Landmassen in ihren Tundren und borealen Waldgebieten Permafrost auf .

Im Hochland von Tibet besitzt der Permafrost ein geschlossenes Verbreitungsgebiet. Permafrost wurde des Weiteren in den wenigen unvergletscherten Gebieten der Antarktis sowie unter so genannten kalten Gletschern nachgewiesen. Aufgrund des hochkontinentalen Klimas und des sich regelmäßig im Winter über weiten Teilen Ostsibiriens ausbildenden stabilen Hochdruckgebietes mit extremer Kälte erstreckt sich hier der Permafrost bis 50 °N und damit zirkumarktisch wesentlich weiter nach Süden als in den anderen Regionen in Europa und Nordamerika. Das Eindringen der Kälte wird durch die große Trockenheit und die nur dünne, wenig isolierende Schneedecke unterstützt. Es kommt hinzu, dass große Gebiete im Osten Sibiriens während der Eiszeiten nicht vergletschert waren und deshalb dort die isolierenden Gletscherkappen fehlten. Dadurch konnte die Kälte über lange Zeiträume kontinuierlich eindringen und sich große Permafrostmächtigkeiten ausbilden.

Permafrost findet sich in geringer Ausdehnung außerdem in eisfreien Gebieten der Antarktis, auf einigen subantarktischen Inseln, in Hochgebirgen sowie als Relikt der letzten Kaltzeit am Boden der Schelfgebiete des Antarktischen Ozeans. Nach Modellberechnungen auf der Basis von Bodentemperaturen beträgt das Permafrostgebiet auf der Nordhalbkugel 13,8 Mio. km².  Die Mächtigkeit kann zwischen über 1000 bis zu wenigen Metern schwanken. Das gesamte Volumen wird für die Nordhalbkugel auf 11000-35000 km³ geschätzt, was einem Meeresspiegelanstieg von 3-9 cm entsprechen würde. 

Die Bildung von Permafrost wird wesentlich durch die Kontinentalität des Klimas begünstigt. So haben die geringen Winterniederschläge in Sibirien ein Gefrieren des Erdbodens bis in Tiefen von mehreren Hundert Metern und eine Ausdehnung des Permafrosts bis in mittlere Breiten zur Folge, da hier eine schützende Schneedecke nur wenig ausgebildet ist.

Permafrost in der nördlichen Hemisphäre

Permafrost in der nördlichen Hemisphäre

Der Permafrost taut auf und verändert sich schnell, was die Arktis und den gesamten Planeten vor ernsthafte Herausforderungen stellt. Eine neue Karte, die im Rahmen des Nunataryuk-Projekts erstellt wurde, gibt ein aktuelles Bild der Ausdehnung des Permafrosts in der Arktis und den subarktischen Regionen, sowohl an Land als auch vor der Küste, und stellt eine wichtige Grundlage dar, von der aus Permafrostveränderungen in der Zukunft gemessen werden können.

Sie veranschaulicht, wie sich der terrestrische Permafrost unter dem Arktischen Ozean ausbreitet, insbesondere in Nordsibirien und Alaska. Etwa 10 % der gesamten Permafrostfläche in der nördlichen Hemisphäre befindet sich unter dem Meeresboden, und seine Dicke variiert stark. Submariner Permafrost ist noch viel weniger erforscht als terrestrischer Permafrost, und weitere Forschung ist notwendig, um das Ausmaß und die Auswirkungen des auftauenden Permafrosts besser zu verstehen, insbesondere in den Küstenregionen der Arktis.

Quelle: BVL / BLE

Charakteristik

Die meisten Permafrost-Landschaften sind an der typischen Musterung ihrer Oberfläche zu erkennen, zum Beispiel durch so genannte polygonale Netzstrukturen, die sich durch wiederholtes Gefrieren im Winter bilden. Die extrem kalten Wintertemperaturen der Arktis führen dazu, dass sich der gefrorene Boden über die Landschaftsoberfläche hinweg zusammenzieht. Hierdurch entsteht ein regelmäßiges Muster von Rissen, ganz ähnlich wie Bodenrisse nach einer Dürre. Während der Schneeschmelze im Frühjahr werden diese zentimeterweiten und metertiefen Risse mit Wasser gefüllt. Aufgrund der Kälte des Bodens gefriert dieses Wasser gleich wieder, wodurch sich vertikale Eisvenen bilden, die über Jahrzehnte und Jahrtausende zu Eiskeilen heranwachsen und an der Oberfläche die typischen Polygonmuster entstehen lassen.

Ein typischer Boden in einer Permafrostregion besteht aus zwei Schichten: einer so genannten aktiven und einer gefrorenen Schicht. Die aktive obere Schicht taut jeden Sommer um circa 15 bis 100 Zentimeter auf. In dieser dünnen Schicht spielt sich der Großteil der biologischen und biochemischen Aktivität in arktischen Böden ab.

Eines der hervorstechenden Merkmale für die Existenz von Permafrost ist das Auftreten von Eiskeilen und Eiskeilpolygonnetzen. Sie entstehen infolge der Schrumpfung des gefrorenen Bodens bei starkem Frost. Eis zieht sich bei Abkühlung zusammen (um 0,05 mm/m Eissäule bei einer Abkühlung von 1 °C), und bei einer Abkühlung um 20 Grad bildet sich eine Frostspalte von 1 mm. Gefrorener Boden hat bis zu zehnmal höhere Kontraktionskoeffizienten als reines Eis. Die Kontraktionsrisse fügen sich, ähnlich wie Trockenrisse zu polygonalen netzartigen Mustern zusammen. Werden die Frostspalten im Frühjahr mit Schmelzwasser gefüllt, so gefriert dieses Wasser im Permafrostboden sofort wieder und füllt die Frostspalte aus. Durch ständige Wiederholung des Frost/Tau-Prozesses bilden sich große, keilförmige Eiskörper (Eiskeile). Polygonmoore bedecken große Flächen mit 250.000 km² bis 396.000 km² in den arktischen Tieflandsgebieten.

Weitere Informationen:

Permakultur

Permakultur ist eine Kultur, in der nachhaltige Lebensformen und Lebensräume unterstützt, entworfen und aufgebaut werden. Diese sollen für die Natur und die Menschen eine dauerhafte Lebensgrundlage sichern: ökologisch, ökonomisch und sozial. In den 1970er Jahren entwickelten die Australier Bill Mollison (Alternativer Nobelpreis 1981) und David Holmgren das Konzept der Permakultur. Ursprünglich bedeutet der Begriff„permaculture" (engl. aus „permanent" und „agriculture"), soviel wie permanente, nachhaltige Landwirtschaft. Daraus entwickelten sich Ansätze der Permakultur, die in vielfältigen Lebensbereichen angewendet werden können: z.B. ökonomische Konzepte, Gemeinschaftsbildung, Regional- und Freiraumplanung aber natürlich auch Gärtnern, Selbstversorgung, Energieversorgung und Hausbau.

Das Konzept zielt auf die Schaffung von dauerhaft funktionierenden nachhaltigen und naturnahen Kreisläufen.

Weitere Informationen:

permanenter Welkepunkt

Abk. PWP; der PWP ist der Wassergehalt des Bodens, bei dem die meisten Pflanzen (außer Trocken- und Salzpflanzen) permanent und irreversibel welken. Am PWP sind nur noch die Feinporen (Ø<0,2 µm) mit Wasser gefüllt, das nicht pflanzenverfügbar ist.

(s. a. Feldkapazität)

Persistenz

1. Starke oder dauerhafte Widerstandsfähigkeit von Stoffen gegen chemischen und biologischen Abbau; persistente Stoffe reichern sich im Boden bzw. in den Nahrungsketten an. Zu den schwer abbaubaren Stoffen gehören z.B. die Chlorpestizide, wie das DDT und die polychlorierten Biphenyle (PCB). Die Persistenz kann mit der Halbwertzeit quantifiziert werden. Zu den nicht abbaubaren Stoffen rechnen die Schwermetalle, insbesondere Blei, Quecksilber und Cadmium sowie radioaktive Stoffe, z.B. Strontium (90Sr) und Cäsium (137Cs).

2. Im wirtschaftsgeographischen Sinne das Beharrungsvermögen einer Produktion(srichtung) oder eines Betriebes am einmal gewählten günstigen Standort trotz zwischenzeitlich eingetretener Ungunst. Persistenz kann bei Dauerkulturen ausschlaggebend sein wegen deren räumlicher Immobilität, oder sie ist entscheidend, wenn es an attraktiven beruflichen Alternativen im primären, sekundären und tertiären Sektor mangelt.

persönliche Hauswirtschaft

In der DDR Bezeichnung für die 0,5 ha Landwirtschaftliche Nutzfläche (LN), die jeder Landwirt, nachdem er einer Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) beigetreten war, weiter selbst auf eigene Kosten und eigenen Nutzen bewirtschaften durfte. In den Statuten zur Gründung der LPGs war festgelegt, dass man seine gesamte Fläche einbringen musste mit der Ausnahme von 0,5 ha, auf denen auch eine bestimmte Anzahl Tiere gehalten werden durfte.

Bei einer LPG Typ III waren dies höchstens zwei Kühe, zwei Mutterschweine, maximal fünf Schafe und eine unbegrenzte Zahl Kleinvieh. Nach der Zwangskollektivierung 1960 wurde von vielen unfreiwilligen Genossenschaftsbauern die Arbeitsenergie für diese kleinen eigenen Flächen verwendet und in den LPGen gab es eine „Arbeite-langsam-Ideologie“.

Die Hauswirtschaften, die anders als in den sowjetischen Kolchosen von Anfang an vorgesehen waren, hatten ursprünglich der Existenz- und Ernährungssicherung der Landbevölkerung gegolten. Nachdem 1977 die Beschränkungen der Tierhaltung für Privatpersonen entfielen, waren sie eine hervorragende Einnahmequelle für die LPG-Mitarbeiter, die zu rund zwei Dritteln davon Gebrauch machten.

Weitere Informationen:

Pestizide

Aus dem englischen Sprachgebrauch übernommene Bezeichnung für industriell gefertigte, nicht in der Natur vorkommende organische Verbindungen, die gegen schädliche oder unerwünschte Mikroorganismen, Pflanzen, Pflanzenteile oder Tiere angewendet werden und die das Keimen bzw. Wachstum von Pflanzen oder Pflanzenteilen regeln oder Pflanzen pflegen (ausgenommen Düngemittel). Damit umfasst der Begriff alle Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie Wachstumsregler, einschließlich der Zusatzstoffe.

Vereinzelt wurde der Begriff auf Stoffe übertragen, die von Pflanzen erzeugt werden (z. B. Solanin als Fraßschutz).

Der Begriff „Pestizide“ wird häufig als Synonym für Pflanzenschutzmittel verwendet. Der Oberbegriff Pestizide umfasst jedoch auch Produkte wie Biozide, die nicht zur direkten Anwendung an Pflanzen, sondern zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheitsüberträgern wie Insekten, Ratten und Mäusen bestimmt sind. Die EU-Richtlinie 2009/128/EG enthält eine Begriffsbestimmung für „Pestizid“, nach der sowohl Pflanzenschutzmittel im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 als auch Biozid-Produkte im Sinne der Richtlinie 98/8/EG über das Inverkehrbringen von Biozid-Produkten darunter fallen.

12 kurze Lektionen über Pestizide in der Landwirtschaft
12 kurze Lektionen über Pestizide in der Landwirtschaft

Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung 2022

Wenn in der öffentlichen Diskussion von „Pestizid-Rückständen“ die Rede ist, liegt der Schwerpunkt meist auf der Belastung von Lebensmitteln mit Pflanzenschutzmittel-Rückständen.

In den Gesetzestexten der deutschsprachigen Staaten und den deutschen Fassungen der einschlägigen EU-Bestimmungen wird der Begriff „Pestizid“ nur selten verwendet. Die Genehmigung von Wirkstoffen und deren Höchstmengen bei den Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden sind in separaten Vorschriften geregelt. Ein bestimmter Wirkstoff kann sowohl in verschiedenen Pflanzenschutzmitteln als auch Bioziden vorhanden sein. Durch unterschiedliche Ausbringungsmethoden und auch Aufwandmengen kann sich die Wirkung auf die Umwelt oder eine mögliche Gefährdung des Menschen unterscheiden.

Pestizid-Gruppen nach ihrer spezifischen Wirkung
auf bestimmte Zielorganismen
Bezeichnung Zielorganismen
Akarizide Milben
Algizide Algen
Aphizide Blattläuse
Arborizide Gehölze
Avizide Vögel
Bakterizide pflanzenparasitäre Bakterien
Beizmittel Krankheitserreger auf Saatgut
Entlaubungsmittel evident
Fungizide pflanzenparasitäre Pilze
Graminizide Gräser
Herbizide allg. unerwünschte Pflanzen
Insektizide Insekten
Molluskizide Schnecken
Nematizide Nematoden (Fadenwürmer)
Rodentizide Nagetiere
Virizide pflanzenparasitäre Viren

Zur Beurteilung des Pestizid-Einsatzes:

Inlandsabsatz von Pflanzenschutzmitteln (Zubereitungen) 2015
Inlandsabsatz von Pflanzenschutzmitteln (Zubereitungen) 2015

Quelle: BVL

In Deutschland befasst sich das BfR mit der gesundheitlichen Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln und Biozid-Produkten, die nach der Strukturanpassung unter dem Oberbegriff Pestizide zusammengefasst werden, entsprechend den Vorgaben der Richtlinie (EG) Nr. 2009/128/EG über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden.

(s. a. Pflanzenschutz, Pflanzenschutzmittel, Umweltwirkungen)

Weitere Informationen:

Pfeffer

Der Pfefferstrauch (Piper nigrum), auch Schwarzer Pfeffer oder kurz Pfeffer genannt, ist eine Pflanzenart aus der Familie der Pfeffergewächse (Piperaceae).

Die ebenfalls als Pfeffer bzw. als Pfefferkörner bezeichneten Früchte werden wegen des darin enthaltenen Alkaloids Piperin als scharf schmeckendes Gewürz verwendet. Zur Unterscheidung von ähnlichen Gewürzen spricht man auch vom echten Pfeffer. Die Früchte des Schwarzen Pfeffers sind nicht immer schwarz. Je nach Erntezeitpunkt und weiterer Behandlung haben die Pfefferkörner verschiedene Färbungen: grüner Pfeffer, schwarzer Pfeffer, weißer Pfeffer, roter Pfeffer.

Die Bezeichnung für das Gewürz geht auf mhd. pfeffer, ahd. pfeffar zurück und wurde bereits früh entlehnt aus lat. piper „Pfeffer“, das seinerseits auf griech. péperi „Pfeffer“ beruht, das wiederum aus altind. pippalí „Pfefferkorn; Frucht“ entlehnt wurde.

Die ursprüngliche Heimat dieser Pflanze ist Indien, speziell die Malabarküste, die im Zusammenhang mit dem Indienhandel zu Reichtum gelangte. Im Zuge der Ausbreitung der indischen Kultur nach Südostasien gelangte der Pfefferanbau vor ca. 1000 Jahren in das heutige Indonesien und Malaysia.

Merkmale und Eigenschaften

Die Pfefferpflanze ist eine ausdauernde, verholzende Kletterpflanze, die an Bäumen emporwächst und rund zehn Meter hoch werden kann. In der Kultur hält man die Pflanze üblicherweise an Pfählen auf einer Höhe von 3 bis 4 Metern.

Die kleinen, unauffälligen Blüten stehen in ca. 10 Zentimeter langen Ähren mit 50 bis 150 Einzelblüten.

Grüne, weiße und schwarze Pfefferkörner stammen von der gleichen Pflanze – vom Pfefferstrauch Piper nigrum. Die jeweilige Farbe der Körner entspricht dem Reifegrad der Beeren und zeigt, dass sie zu unterschiedlichen Zeiten geerntet wurden. Grüner Pfeffer wird unreif gepflückt und in Salzlake eingelegt.

Auch schwarzer Pfeffer wird unreif geerntet, jedoch nach dem Pflücken zum Trocknen in die Sonne gelegt. Nach fünf Tagen in der Hitze färben sich die Beeren braunschwarz und werden runzelig. Weißer Pfeffer wird reif gepflückt – zur Erntezeit sind die Beeren rot gefärbt. Sie werden in Wasser eingeweicht, dadurch löst sich ihre Fruchtschale, und der weiße Kern kommt zum Vorschein.

Nur Rosa Pfeffer stammt nicht von Piper nigrum ab. Die Variante in Rosé wächst am Brasilianischen Pfefferbaum und wird wie schwarzer Pfeffer verarbeitet. Wen die unterschiedlichen Pfeffersorten verwirren, kann sich an folgende Faustregel halten: Weißer Pfeffer passt zu hellen Speisen, schwarzer zu dunklen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Die größten Anbauländer von Pfeffer (2016) sind Vietnam (216.000 t) mit 39 % der Weltproduktion, Indonesien 15 %), Indien (10 %), Brasilien (10 %) und Malaysia. Weltweit wurden 546.000 Tonnen Pfeffer produziert, wobei jedoch starke jährliche Schwankungen auftreten in Abhängigkeit von Anbau-Management, Krankheiten und Witterung. Der Wert einer gesamten Jahresweltproduktion von Pfeffer wird auf 300 bis 600 Millionen US-Dollar geschätzt.

Pfefferkörner gehören zu den meistgehandelten Gewürzen der Welt.

Nutzung

Pfeffer ist neben Salz das wichtigste Gewürz in der deutschen Küche und zeichnet sich vor allem durch Vielseitigkeit aus. Seine pikante Schärfe verfeinert Fleisch, Fisch, Gemüse, aber auch Süßspeisen. Echten Pfeffer (Piper nigrum) gibt es in Deutschland in schwarz, weiß und grün. Für die Schärfe ist in erster Linie das Alkaloid Piperin mit einem Anteil von 5 bis 9 Prozent verantwortlich. Piperin regt die Speichel- und Magensaftsekretion an und unterstützt damit die Verdauung. Weitere Inhaltsstoffe sind ätherische Öle und verschiedene Harze.

Als Heildroge dienen die ausgewachsenen, aber noch grünen, ungeschälten und getrockneten Früchte. Nach einer Behandlung mit kochendem Wasser werden sie in der Wärme getrocknet und werden dabei dunkel.

Wirkstoffe sind: scharf schmeckende Säureamide, vor allem Piperinätherisches Öl mit LimonenSabinenCaryophyllen und auch Safrol.

Pfefferminze

Die Pfefferminze (Mentha × piperita) ist eine Heil- und Gewürzpflanze aus der Gattung der Minzen. Sie ist eine – vermutlich zufällig entstandene – Kreuzung von Mentha aquatica und Mentha spicata.

Verbreitung und Anbaugebiete

Es gibt zahlreiche wildwachsende Minzen-Arten, die in Europa heimisch sind. Die Gattung Mentha (Minze) ist sehr variabel und neigt zur Bastardisierung; eine exakte Abgrenzung der verschiedenen Sorten und Varietäten ist schwierig.

Züchterische Bemühungen haben zu vielen Unterarten, Varietäten und Formen geführt. Die Pfefferminze stammt stets aus Kulturen der gemäßigten Klimazonen und verwildert häufig aus den Kulturen. Ab ca. 1750 wurde Pfefferminze nachweislich in Mitcham angebaut, damals ein Vorort von London.

Bedeutende Kulturen finden sich in Michigan und New York, in England, in Spanien, den Balkanländern, Südamerika und Asien.

In Deutschland gibt es kleinere Anbaugebiete in den Moorgebieten um München, besonders in der Gemeinde Eichenau, wo sich auch das einzige Pfefferminzmuseum befindet. Zudem wird Pfefferminze in Unter- und Mittelfranken sowie in Ober- und Niederbayern und der Oberpfalz und im östlichen Thüringer Becken feldmäßig kultiviert. Hier gibt es eine Eisenbahnlinie von Straußfurt nach Großheringen mit dem Namen „Pfefferminzbahn“, da diese u. a. zum Transport der in dieser Gegend geernteten Kräuter – vornehmlich Pfefferminze – eingerichtet wurde.

Merkmale

Die Pfefferminze ist eine ausdauernde krautige Pflanze. Die 30 bis 90 cm hohe Pfefferminze ist eine frostharte Staude, die flach wurzelt und zahlreiche unter- und oberirdische Ausläufer entwickelt. Die Stiele sind behaart und wenig verzweigt. Die Laubblätter sind kreuzweise gegenständig angeordnet, länglich und am Rand grob gezähnt. Die ab Juli bis September erscheinenden rosa bis lila blühenden Blüten stehen in endständigen Ähren.

Von anderen Minzen unterscheidet sich die Pfefferminze vor allem durch den hohen Menthol- und niedrigen Carvongehalt bzw. durch den schärferen, pfefferartigen Geschmack (daher der Name „Pfefferminze“, lat. ‚piperita’ = gepfeffert).

Verwendung

Die Blätter enthalten ätherisches Pfefferminzöl und werden gern als teeähnliches Getränk oder Gewürz verwendet. Wichtigster Inhaltsstoff ist das Menthol, das in den älteren Blättern vermehrt zu finden ist. Die erste Jahresernte findet kurz vor der Blüte statt (Blütezeit Juni bis August) und erbringt die höhere Güte; die zweite Ernte im Herbst die geringere. Die Blätter kommen teils frisch, vorwiegend jedoch getrocknet in den Handel (Pfefferminztee). Weiterhin werden große Mengen zur Gewinnung des ätherischen Pfefferminzöls benötigt. Pfefferminzöl findet ausgedehnte Anwendung als Geruchs- und Geschmacksstoff.

Da die Pfefferminze erst seit 1696 bekannt ist, fehlt sie in den Kräuterbüchern der Antike und des Mittelalters. Andere Minzen wurden jedoch schon früher verwendet.

Pfefferminze wird auch häufig zur Herstellung von Pfefferminz-Konfekt, Pfefferminz-Bruch, Pfefferminz-Taler (von Schokolade umhüllt), Pfefferminzbonbons, Pfefferminzkaugummis oder für Schokoladenfüllungen sowie als Eissorte verwendet.

Pferch

Einhegung, eingezäunte Fläche

(s. a. Feed Lot)

Pferd

Einzige rezente Gattung der Familie der Equidae. Zur Gattung gehören die Tiere, die als Pferde, Esel und Zebras bezeichnet werden. Die Abgrenzung der Arten ist bis heute umstritten. Insgesamt werden meist sieben Arten unterschieden, von denen die meisten in ihrem Bestand gefährdet sind. Das Hauspferd und der Hausesel, die domestizierten Formen des Wildpferds (Equus ferus) beziehungsweise des Afrikanischen Esels, spielen als Reit- und Lasttier eine wichtige Rolle und sind weltweit verbreitet.

Herkunft

Wahrscheinlich gab es bis vor etwa 7.000 Jahren nur Wildpferde, aus denen später die Hauspferde gezüchtet wurden. Heute leben noch einzelne dieser Wildpferde in der Mongolei. Sie wurden nach ihrem Entdecker auch Przewalski-Pferde genannt. Es gibt Forschungen die diese Herkunft  bezweifeln.

Biologie

Die Pferde gehören zur Familie der Säugetiere. Weil sie nur einen Zeh mit Huf besitzen, gehören sie zu den Einhufern oder Unpaarhufern. Sie sind ein typisches Herden- und Fluchttier. Je nach Rasse erreichen sie eine Schulterhöhe (Widerrist) zwischen 70 bis 210 cm. Pferde mit einem Widerrist unter 148 cm werden als Kleinpferde, bei unter 130 cm als  Ponys bezeichnet. Das Gewicht der Ponys und Pferde kann zwischen 90 kg und 1.200 kg liegen. Stuten werden mit 12 bis 18 Monaten geschlechtsreif. Hengste erreichen die Geschlechtsreife zwischen dem 12. und 20. Lebensmonat. Die Tragezeit beträgt bei allen Pferden rund 330 Tage.

Verwendung

Das Hauspferd (Equus caballus) ist ein weit verbreitetes Haus- bzw. Nutztier, das in zahlreichen Rassen auf der ganzen Welt existiert. In Deutschland wurden 2006 etwa eine Million Pferde gehalten.

Bis Mitte des vorigen Jahrhunderts war das Pferd das wichtigste Zugtier in der Landwirtschaft, heute ist es in Deutschland fast vollständig durch Traktoren abgelöst.

Während Vollblüter und die etwas ruhigeren Warmblüter Reittiere sind und auch als Zugtiere vor leichten Kutschen verwendet werden, sind die eher massigen Kaltblüter von langsamerer Gangart und fast ausschließlich Zug- und Arbeitstiere. Letztere wurden in der Vergangenheit zum Ziehen von schweren Fuhrwerken, zum Bestellen von Äckern (Ackergaul), zum Schleppen von gefällten Bäumen (Rückepferd), zum Treideln von Schiffen (Kanalpferd) und ähnlichen Kraftarbeiten eingesetzt. Da moderne Forst- und Ackermaschinen die Pferde aus diesen Bereichen verdrängt haben, sind Kaltblüter heutzutage selten geworden. Mittlerweile werden Pferde zunehmend wieder bei Garten- und Forstarbeiten eingesetzt, da sie den Boden kaum verdichten und im Wald flexibler und bestandsschonender als Maschinen arbeiten.

In erster Linie werden Pferde in Deutschland heute als Sport- und Freizeitpferde gehalten. Landwirte bieten  für Sport- und Freizeitpferde häufig Stallplätze  und auch Pflege an. Die Polizei setzt heute auch Pferde für bestimmte Aufgaben ein.

Pferde-Rassen

Araber, Holsteiner, Hannoveraner, Islandpferde, Shetlandponys usw. - weltweit gibt es eine große Anzahl von Pferderassen. Dabei unterscheiden sie sich einerseits durch Farbe, Fellmuster, und Aussehen wie der Rappe (schwarz) vom Schimmel (weiß), der Braune vom Schecke usw., andererseits durch Größe, Kraft und Gewicht Außerdem  besitzen sie auch verschiedene Temperamente und werden  unterschiedlich eingesetzt.

Haltung

Die Boxenhaltung ist heute der Normalfall. Die meisten Reitpferde sind in einem Stall untergebracht, in dem sie eine Box von mindestens 3 mal 3 Meter für sich haben, in der sie sich bewegen können. Zu jedem guten Reitstall gehören heute Weiden auf denen die Pferde sich in der Weidezeit von etwa Mitte April bis Mitte Oktober frei bewegen und grasen können. Für die restliche Zeit des Jahres sollten Paddocks (eingezäunter Auslauf) zur Verfügung stehen, um den Pferden auch im Winter zumindest eingeschränkt freie Bewegung zu ermöglichen. Neben dem Boxenstall gibt es auch die Offenstallhaltung, wo sich das Pferd jederzeit zwischen dem geschützten Stallbereich und dem offenen Außenbereich hin und her bewegen kann. Die Weiterentwicklung der Offenstallhaltung ist der Laufstall. Hier kann das Pferd oft auch außerhalb des Stalles verschiedene Bereiche aufzusuchen.

Weitere Informationen:

Pferdeschwemme

Eine Pferdeschwemme, auch Weed oder Wette (süddt.) genannt, war eine Stelle in einem Fluss, Bach oder Teich oder eine große Quellfassung, an der Pferde und andere Zugtiere nach der Arbeit ins Wasser geführt, gesäubert und getränkt werden konnten. Im Sommer wurden die erhitzten Pferde in der Schwemme abgekühlt.

Ihr Untergrund war meist gepflastert, damit der Boden beim Betreten durch die Tiere nicht aufgewühlt und so das Tränken beeinträchtigt wurde. Beim Zugang zum Wasser befand sich in der Regel eine Vorrichtung zum Anbinden der Tiere. Meist dienten die Wetten zugleich als Löschwasserteich.

Vielfach, insbesondere während der Barockzeit, wurden Pferdeschwemmen künstlerisch ausgestaltet.

Pfirsich

Der Pfirsichbaum (Prunus persica) ist eine der wichtigsten Arten der Gattung Prunus und zählt zur Familie der Rosengewächse. Seine Früchte werden Pfirsiche genannt und zählen zum Steinobst. Es gibt zahlreiche Pfirsichsorten und auch einige Varietäten, z. B. den Plattpfirsich und die Nektarine.

Herkunft und Name

Der Pfirsich zählt zu den ältesten kultivierten Obstarten. Genetischen Untersuchungen zufolge wurde mindestens 6000 v. Chr. mit der Vergrößerung des Pfirsichs durch Zuchtauswahl im südlichen China begonnen, wo seine Kultur seit 2000 v. Chr. überliefert ist. Er gelangte dann über Persien nach Griechenland und in weiterer Folge durch die Römer nach Mitteleuropa.

Das Wort „Pfirsich“ (erstmals 1482 in Nürnberg belegt) für den Baum und seine Frucht stammt über mittelhochdeutsch pfërsich von vulgärlateinisch persica bzw. persicus. Der „persische Apfel“ (lateinisch malum persicum, zu persicus „persisch“) entstand aus gleichbedeutend altgriechisch μῆλον περσικόν mēlon persikón von περσικός persikós („persisch“), dies von Περσίς Persís („Persien“).
Heute wird der Pfirsich in allen Erdteilen angebaut. Hauptanbauländer sind neben den Mittelmeerstaaten die USA. Weltweit sind über 3000 Sorten bekannt.

Beschreibung

Der Pfirsichbaum erreicht Wuchshöhen von 1 m bis zu 8 m. Seine Zweige sind gerade und kahl.

Die wechselständige angeordneten Laubblätter sind in Blattstiel und Blattspreite gegliedert. Der Blattrand ist in der Regel doppelt und mehr oder weniger fein gezähnt.

Die Blütezeit liegt in Mitteleuropa im April. Die meist einzelnen Blüten sind sehr kurz gestielt oder fast sitzend. Die fünf meist tief, selten blass rosafarbenen Kronblätter sind bis zu 2 cm lang, oval und meist ganzrandig.

Die meist kugelige Steinfrucht hat einen Durchmesser von 4 cm bis 10 cm und eine Längsfurche. Die Fruchtschale ist blassgrün oder gelb, auf der Sonnenseite rötlich überlaufen und oft mit einer samtigen Behaarung bedeckt, aber dennoch glatt. Das Fruchtfleisch ist saftig, dickschichtig und blassgrün oder orange. Der meist fast kugelige Steinkern hat eine dicke Schale, tiefe Furchen und ist sehr hart.

Pfirsiche enthalten relativ hohe Mengen der Mineralstoffe Kalium und Calcium und der Vitamine A und B2.

Anbau

Pfirsiche zählen zu den wärmeliebenden Obstarten. Pfirsiche sind weniger spätfrostgefährdet als Aprikosen, jedoch kommt es bei Temperaturen unter –3°C während früher Blüte (in Westeuropa schon im März) zum Totalausfall.

Pfirsiche unterliegen der Vernalisation und benötigen daher mehrere hundert Stunden Winterkälte, um zu gedeihen. Andererseits können starke Kälteeinbrüche nach milden Perioden während der Vegetationsruhe zu Schäden an Holz, Rinde und Blütenknospen führen. Winterregen begünstigt den Pilzbefall durch Taphrina deformans (Kräuselkrankheit), weswegen Pfirsiche in Europa kaum ohne Fungizideinsatz angebaut werden. In Mitteleuropa liegt die Blütezeit im April, und der Pfirsich wird vor allem in Weinbaugebieten angebaut. Vermehrt wird der Pfirsich vorwiegend durch Okulation.

Saftreife, aromatische Pfirsiche lassen sich in den meisten Regionen in Mitteleuropa im Prinzip nur im eigenen Garten ernten. Ausnahmen bilden hierbei Weinbaugebiete wie zum Beispiel Rheinhessen, welche auch über kommerzielle Pfirsich-Pflanzungen verfügen. Die gekauften Pfirsiche werden in der Regel noch im harten Zustand vom Baum genommen, damit sie den Transport überstehen können. Solche Früchte reifen aber nicht vollkommen nach, und das typische Pfirsicharoma ist nicht so stark ausgeprägt.

Die Ernte erstreckt sich von Mitte Juli bis Ende September. Ein mehrmaliges Durchpflücken ist notwendig. Für den Transport werden die Früchte in noch hartem Zustand gepflückt.

Traditionelle Erziehungsform ist die Hohlkrone, neuerdings wird der Pfirsich auch als Spindel erzogen. Die Pflanzabstände betragen je nach Anbausystem 3-4 x 4-5 m (500 Bäume/ ha). Als Standort eignen sich leichte, kalkarme Böden. Schwere, tonreiche Böden führen häufig zu Gummifluss und mangelndem Wachstum. Eine Bodenverbesserung ist in diesem Fall notwendig.

Pfirsiche benötigen regelmäßigen Rückschnitt, da sie sonst von innen verkahlen.

Wirtschaftliche Bedeutung

Im Jahr 2017 wurden weltweit etwa 24,7 Millionen Tonnen Pfirsiche (einschließlich Nektarinen) geerntet. Mit Abstand größter Produzent ist die VR China mit 14.268.339 t, gefolgt von Spanien (1.799.685 t), Italien (1.250.721 t), Griechenland (938.000 t) und USA (775.189 t). Die 10 größten Produzenten von Pfirsichen (einschließlich Nektarinen) produzierten insgesamt 86,0 % der globalen Erntemenge. Die Anbaufläche für Pfirsiche weltweit nahm von 1,27 Millionen ha im Jahr 2000 auf 1,52 Mio. ha im Jahr 2017 zu.

Verwendung

Große Mengenanteile der Pfirsichfrüchte werden frisch als Obst vermarktet. Auch werden Pfirsiche in Form von Dörrobst, Marmelade, Saft oder Kompott angeboten. Pfirsiche in Hälften oder Schnitzen sind eine verbreitete Form der Obstkonserve.

Die Kerne werden aus der Schale gelöst, zu Persipan verarbeitet und in der Aromatisierung von Spirituosen verwendet.

Es gibt auch einige Beschreibungen zur arzneilichen Verwendung des Pfirsichs. Beispielsweise empfahl Hildegard von Bingen die unreife Frucht samt Kernen, die Blätter, die Wurzel, das Harz und die Rinde zur äußerlichen Anwendung bei tränenden Augen, Kopfschmerzen und Gicht. Der Samen kann in großen Mengen giftig sein, da er etwa 6,5 % Blausäure abspaltendes Amygdalin enthält. Die Blätter enthalten ein verwandtes Blausäureglykosid.

Die gummiähnliche Ausscheidung der Frucht wurde bis zur Herstellung synthetischen Klebers in manchen Gegenden als Klebstoff verwendet.

Pflanzenbau

Der systematische Anbau von Pflanzen zum Zwecke der direkten oder indirekten (Veredelung) Erzeugung von Nahrung für den Menschen, von nachwachsenden Rohstoffen und von biogenen Energieträgern. Diese landwirtschaftliche und gärtnerische Primärproduktion auf dem Acker- und Grünland erfolgt durch die Anpassung der Kulturpflanzen an die Standortbedingungen, durch Auswahl bestimmter Pflanzenarten und durch den Einsatz der pflanzenbaulichen Produktionstechnik, die in die Umweltfaktoren eingreift und so die Prozesse der Ertragsbildung beeinflusst.

Im Vergleich zur natürlichen Vegetation sind Nutzpflanzenbestände in der konventionellen Landwirtschaft gewöhnlich Reinbestände einer Art, oft eines einzigen Genotypen. Sie sind somit morphologisch und genetisch sehr homogen, so dass steuernde Eingriffe durch pflanzenbauliche Maßnahmen gezielt möglich sind. Weil die Bestände aber zugleich sehr instabil gegenüber Stress- und Schadeffekten sind, werden diese Eingriffe auch unerlässlich.

In den letzten Jahren ist die Flächenkonkurrenz verschiedener Nutzungsformen des Pflanzenbaus weltweit in den gesellschaftlichen Diskurs geraten. Insbesondere die Bioenergie- und Nahrungsmittelerzeugung stehen in einem harten Wettbewerb zueinander, der zu massiven Preissteigerungen für Grundnahrungsmittel führen kann. Die Knappheit des Produktionsfaktors Boden bestimmt diese Konkurrenz.

Pflanzenfasern

Dickwandige, langgestreckte, an den Enden zugespitzte, abgestorbene Zellen des Festigungsgewebes (Sklerenchym) pflanzlicher Herkunft. Diese können in Blättern (Blattfasern), Stängeln (Stängelfasern), Wurzeln oder Fruchtwänden (Fruchtfasern) mancher Pflanzenarten, den sogenannten Faserpflanzen auftreten. 

Der Hauptbestandteil von Pflanzenfasern ist Cellulose, ein Polysaccharid, welches aus mehreren hunderten bis zehntausenden Beta-D-Glucosemolekülen aufgebaut ist. Sie sind mehr oder weniger stark verholzt (Verholzung). Die oft ungewöhnlich langen (beim Ramie-Strauch bis über 50 cm) und nur 5 bis 35 μm dicken Zellen sind meist zu Sklerenchymsträngen und -schichten vereinigt und tragen wesentlich zur Biege- und Zugfestigkeit (Biomechanik) der pflanzlichen Organe bei.

Das Längen-Durchmesser-Verhältnis (Streckung) von Pflanzenfasern liegt über 1:100, d.h. sie sind 100mal länger als ihr Durchmesser. Dabei liegt die Länge der einzelnen Zellen zumeist unter einem Millimeter. Eine Ausnahme bildet die Baumwolle (Samenfaser), deren Faser-Zell-Länge bis knapp 40 mm betragen kann.

Man unterscheidet:

Bast- und Hartfasern liegen im Verbund mit anderen Pflanzenkomponenten vor. Fruchtfasern wie z.B. Baumwolle sind Bestandteil des Fruchtstandes bzw. der Frucht (z.B. Kokosfasern).

Die Gewinnung von Bast- und Hartfasern erfolgt durch den sogenannten Faseraufschluss. Dabei werden durch mechanische Prozesse die Fasern freigelegt und anschließend gereinigt.

Faserpflanzen bestehen aus mehr als nur Fasern. Diese Komponenten fallen bei der Fasergewinnung, dem sogenannten "Aufschluss", als Neben- oder sogenannte Koppelprodukte an. Aus ökologischen und ökonomischen Gründen legen die Faseraufbereiter Wert darauf, das auch sie verwendet werden.

Verwendung

Pflanzenfasern bilden seit Jahrtausenden die Grundlage für zahlreiche Produkte. Zumeist zu Garnen versponnen, dienten sie als Ausgangsmaterial für die Herstellung von Schnüren, Stricken und Tauen (z.B. für die Seefahrt). Zu Sackwaren oder Tüchern verwoben, wurden daraus Verpackungswaren, Segel und Bekleidung hergestellt.

Unverarbeitet dienen die Fasern auch heute noch als Dichtmittel bei der Verschraubung von Wasserrohren.

Zu Pulpe verarbeitete Fasern finden weiterhin  Einsatz in reissfesten Papieren wie Banknoten und Spezialpapieren (z.B. als Ladungsträger für Hochleistungskondensatoren im Elektronik-Bereich).

Ihr geringes Gewicht und ihre Recyclingfähigkeit machen sie seit Jahren zu einem interessanten Werkstoff für die Automobilindustrie. Sie sind heute in vielen Fahrzeugen der Mittel- und Oberklasse in Türverkleidungen, Kofferraumböden und Sitzrückenverkleidungen zu finden.

Bei der Fasergewinnung (Faseraufschluss) fallen neben den Fasern in unterschiedlich großen Mengen Koppelprodukte an. Bei den Bastfaserpflanzen spricht man hier von Schäben. Bei den Hartfaserpflanzen ist es die fleischige Blattsubstanz, die abgequetscht wird. Die anfallenden Schäben werden in verschiedener Form genutzt, z. B. als Einstreu oder als Baustoff.

Weitere Informationen:

Pflanzenfette

Aus Ölpflanzen gewonnene feste oder flüssige Fette (Lipide). Zu den Pflanzenfetten gehören die Pflanzenöle, welche bei Raumtemperatur flüssig sind, aber auch feste oder halbfeste (Streichfett) Pflanzenfette. Pflanzenfette sind Ester – genauer dreifache Ester – des Glycerols mit Fettsäuren, sogenannte Triglyceride. Ihre Gewinnung und Einteilung ist analog den Pflanzenölen, teilweise unter Erhitzen des Rohmaterials zur Verflüssigung der Fette.

Zu den festen Pflanzenfetten zählen unter anderem Bacuributter (Platonia Insignis), Baobabsamenöl, Affenbrotbaumöl (Adansonia spp.), Illipebutter (Borneotalg, Tenkawangfett; Shorea spp. und Mowrahbutter (Madhuca longifolia)), Cupuaçubutter (Theobroma grandiflorum), Phulwarabutter (Diploknema butyracea), Japanwachs, Kokosöl, Kakaobutter, Katiaufett (Madhuca motleyana), Kokumbutter (Garcinia indica), Mangobutter (Mangifera indica), Murumurufett, Muskatnussbutter, Palmkernöl, Palmöl, Salbutter (Shorea robusta), Sheabutter, Tucumabutter (Astrocaryum tucuma), Virolafett, Ocubawachs, Ucuubaöl und auch Ucuuba-Butter (Virola sebifera, Virola surinamensis).

Pflanzliche Fette/Öle werden in der Regel nach ihrer botanischen Herkunft bezeichnet (zum Beispiel Kokosfett oder Rapsöl). Mischungen aus pflanzlichen Speisefetten und/oder pflanzlichen Speiseölen unterschiedlicher botanischer Herkunft werden als Pflanzenfett oder Pflanzenöl bezeichnet. Sie können auch unter Nennung ihrer botanischen Herkünfte bzw. ihres Verwendungszweckes bezeichnet werden (zum Beispiel Frittierfett oder Salatöl).

Wenn Pflanzenfette nach ihrer botanischen Herkunft bezeichnet werden, z. B. Kokosfett, Olivenöl, dürfen max. 3 % Speisefette anderer Herkunft enthalten sein. Die Zusatzangabe „rein“ schließt Fremdfettbeimischung aus (wichtig bei Allergien oder für Vegetarier).

Pflanzenfette werden hauptsächlich als Speisefette verwendet, aber auch als Fette für kosmetische und medizinale Zwecke.

pflanzengenetische Ressourcen

Generativ oder vegetativ vermehrungsfähiges Material von Pflanzen mit aktuellem oder potentiellem Wert für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten einschließlich Landsorten, verwandten Wildarten und -formen und speziellem genetischem Material der Kulturpflanzen.

Eigentlich hätten wir eine riesige Auswahl, denn weltweit gibt es etwa 400.000 verschiedene Pflanzenarten. Tatsächlich nutzen wir aber nur etwa 20.000 davon als Nahrungs-, Heil- und Genussmittel oder auch für technische Zwecke. Kultiviert hat die Menschheit bisher etwa 500 verschiedene Pflanzenarten, von denen lediglich sieben als Grundnahrungsmittel die ganze Weltbevölkerung ernähren.

Bei den Nahrungspflanzen haben ertragreiche, widerstandsfähige Hochleistungssorten alte Landsorten bereits vielerorts verdrängt. Doch damit gehen nicht nur geschmackliche Varianten, sondern auch wertvolle genetische Informationen verloren.

Auch bei Arzneimitteln profitieren wir von pflanzlicher Vielfalt. Denn mehr als die Hälfte aller in Deutschland hergestellten Arzneien basieren auf Heilpflanzen oder deren Inhaltsstoffe. Nicht alle können kultiviert werden und werden noch immer in freier Wildbahn gesammelt. Doch viele dieser Pflanzen sind bereits vom Aussterben bedroht und besonders schützenswert, denn auf ihre Inhaltsstoffe können wir nur schwer verzichten.

Pflanzenhilfsmittel

Nach dem Düngemittelgesetz sind dies „Stoffe ohne wesentlichen Nährstoffgehalt, die dazu bestimmt sind, auf die Pflanzen einzuwirken oder die Aufbereitung organischer Stoffe zu beeinflussen“.

Pflanzenkläranlage

Künstliche Feuchtgebiete, in denen das Zusammenspiel von biotischen und abiotischen Kräften zur dauerhaften Reinigung von (z.B. landwirtschaftlichen) Abwässern genutzt wird. Natürliche Ökosysteme wie das Röhricht (Schilf, Rohrkolben, Binsen, Seggen u.a. Sumpfpflanzen) auf Naßwiesen, an Gräben und an Ufersäumen sind das Vorbild für den planmäßigen Aufbau und Einsatz von Pflanzenkläranlagen.

Folgende Prozesse tragen zur Reinigungswirkung bei:

Unter Ausnutzung des Sonnenlichts stellen Pflanzenkläranlagen ein in den Betriebskosten minimiertes, nahezu wartungsfreies, selbständiges und damit dezentrales System dar. Mit der Ernte der Röhrichtbestände, die jährlich bis zu 40 t Biomasse pro Hektar produzieren, erscheint langfristig eine Verwertung als Baustoff und Biofestbrennstoff möglich.

Während Pflanzenkläranlagen zur Behandlung kommunaler Abwässer weite Verbreitung gefunden haben, liegen Erfahrungen mit der Behandlung stark belasteter, landwirtschaftlicher Abwässer (z.B. Melkhaus-, Käsereiabwasser) erst in Ansätzen vor. Ausgereift werden sich Pflanzenkläranlagen wahrscheinlich durch ihre ökologischen, wie auch ökonomischen Vorzüge auszeichnen.

Pflanzenkohle

Laut EBC (European Biochar Certificate) ist Pflanzenkohle eine durch thermochemische Zersetzung organischer Stoffe und unter stark reduziertem Sauerstoffgehalt produziertes Material. Die zulässigen Produktionstemperaturen reichen von 350 °C bis 1000 °C.

Teilweise wird neben „Pflanzenkohle“ auch noch der veraltete Begriff „Biokohle“ verwendet, der sich aus der wörtlichen Übersetzung des englischen „biochar“, eine Wortschöpfung aus „biomass“ (Biomasse) und „charcoal“ (Holzkohle) ergibt. Da es sich jedoch nicht notwendigerweise um ein Produkt aus zertifiziert biologischem Anbau handelt, wird seit 2011 für alle nicht energetisch genutzten Pyrolysekohlen einheitlich der Begriff Pflanzenkohle verwendet. Produkte der hydrothermalen Karbonisierung (HTC-Kohlen) werden nicht zu den Pflanzenkohlen gezählt.

Herstellung

Pflanzenkohle entsteht durch ein Verfahren, das man Pyrolyse nennt. Dabei wird die Biomasse bei hohen Temperaturen, in der Regel zwischen 400 und 750 °C, seltener bis 900 °C, und unter weitgehendem Ausschluss von Sauerstoff thermisch behandelt. In großem Maßstab geschieht das heute in industriellen Großanlagen. Bei der Pyrolyse entstehen zwei Nebenprodukte: das Pyrolyseöl und das Pyrolysegas. Beide werden in den meisten Anlagen durch Verbrennung energetisch verwertet

Ausgangsmaterial

Für den Kohlenstoffgehalt der Pflanzenkohle ist vor allem das Ausgangsmaterial von Bedeutung: Während Pflanzenkohlen aus holzigem Ausgangsmaterial mit 70 bis 90 Prozent eine hohen Kohlenstoffgehalt aufweisen, liegt dieser bei Pflanzenkohlen aus Stroh, Laub oder Getreidespelzen etwas niedriger bei 40 bis 60 Prozent.

Wie die Pflanzenkohle im Weiteren zusammengesetzt ist, hängt sehr stark mit der Pyrolyseintensität zusammen. Je höher die Temperatur und Verweilzeit in der Brennkammer, desto niedriger sind am Ende die Gehalte an Stickstoff und Schwefel. Alle weiteren Mineralstoffe der ursprünglichen Biomasse, einschließlich der Nährstoffe Kalium und Magnesium bleiben jedoch nahezu vollständig in der Pflanzenkohle erhalten. Bei Phosphor sinkt mit steigender Pyrolysetemperatur allerdings die Pflanzenverfügbarkeit.

Enthält die Biomasse organische Schadstoffe oder Verunreinigungen wie Antibiotika, Viren oder Pflanzenschutzmittel, werden diese durch Pyrolyse bei hinreichender Intensität zerstört oder in die Gasphase ausgetrieben, sodass sie in geeigneten Anlagen anschließend verbrannt werden können.

Pflanzenkohle hilft Klima und Boden

Sieht man einmal vom Wasser ab, bestehen Pflanzen etwa zur Hälfte aus Kohlenstoff. Diesen Kohlenstoff nimmt die Pflanze – in Form von CO2 – während ihres Wachstums aus der Atmosphäre auf. Stirbt die Pflanze, wird sie biologisch zersetzt und der aufgenommene Kohlenstoff kehrt in Form von CO2 wieder zurück in die Atmosphäre.

Diesen natürlichen Kreislauf kann man im Sinne des Klimaschutzes unterbrechen, indem man die Biomasse, bevor sie zersetzt wird, in Pflanzenkohle verwandelt. Möglich ist das, indem man sie pyrolysiert, das heißt unter Luftabschluss bei mindestens 400 °C thermisch behandelt. Ein großer Teil des Kohlenstoffs der Pflanze wird durch diese Verkohlung in molekulare Strukturen gebunden, die über viele Jahrhunderte stabil in Böden verbleiben können und nur sehr langsam wieder freigesetzt werden.

Experten zufolge können auf diese Weise rund 30 bis 50 Prozent des in den Pflanzen enthaltenen Kohlenstoffs auf lange Zeit der Atmosphäre entzogen werden. Die Fachwelt spricht in diesem Zusammenhang auch von „negativen Emissionen“. Die Verkohlung pflanzlicher Biomassen ist damit eine wirkungsvolle und vor allem bereits umsetzbare Methode, um den menschgemachten Klimawandel nicht bloß zu mindern, sondern sogar rückgängig zu machen.

Quelle: BLE

Verwendung

Pflanzenkohle ist ein vielfältiges Material, dass in zahlreichen Anwendungen, Produkten und Materialien zur Anwendung kommen kann. In der Landwirtschaft wird sie in den Ländern, wo es rechtlich schon zulässig ist, unter anderem als Zusatz zur Herstellung von hochwertigen Komposten, als Trägerstoff für Düngemittel, zur Güllebehandlung sowie in der Tierhaltung als Futtermittelzusatz und Stalleinstreu verwendet. Daneben ist sie zunehmend Bestandteil von Pflanzsubstraten, zum Beispiel für kommunale Bäume und Grünflächen oder Privatgärten. Um Pflanzenkohle im eigenen Garten einzusetzen sind in Deutschland schon zahlreiche Pflanzenkohleprodukte im Handel verfügbar.

Pflanzenkohle erfüllt ihre Funktion als Kohlenstoff-, Nährstoff- und Wasserspeicher sowie ihr Potenzial zur Förderung der biologischen Aktivität am besten im Wurzelbereich von Pflanzen. Sie sollte daher nach Möglichkeit wurzelnah in den Boden eingearbeitet werden. Würde sie nur oberflächlich ausgebracht und nicht eingearbeitet, könnte sie austrocknen und verweht werden. Dies würde außerdem dazu führen, dass Nährstoffe von der Pflanzenkohle an der Bodenoberfläche gebunden würden und somit nicht direkt pflanzenverfügbar wären.

Die Qualität der Ausgangsmaterialien spielt eine entscheidende Rolle, damit sich keine Schadstoffe im Boden anreichern. Außerdem ist darauf zu achten, dass eingesetzte Pflanzenkohleprodukte zunächst unbedingt mit Nährstoffen „aufgeladen“ werden müssen. Denn wird Pflanzenkohle unbehandelt in den Boden eingebracht, würde sie Nährstoffe und Wasser aus dem Boden aufnehmen und fixieren und könnte somit das Pflanzenwachstum hemmen.

Das Angebot an Pflanzenkohle ist derzeit (2020) noch sehr klein und die Preise recht hoch. Zukünftig wird erwartet, dass durch weitere Technologieentwicklungen und die potenzielle Verwendung alternativer Reststoffströme, die Produktionskosten von Pflanzenkohle weiter sinken und somit die Bilanz weiter verbessert wird.

Kaskadennutzung

Die momentan vielversprechendste Möglichkeit, Pflanzenkohle vor ihrer letztlichen Funktion als Bodenverbesserer wirtschaftlich und ökologisch nutzbringend zu verwenden, ist die Kaskadennutzung über die Tierhaltung. Beginnen könnte ein solcher Kaskaden-Prozess zum Beispiel, indem Pflanzenkohle der Silage beigemischt wird und auf diese Weise die Futterqualität verbessert. Untersuchungen zeigen, dass Pflanzenkohle nicht nur die Futteraufnahme der Tiere verbessert, sondern auch für einen verbesserten Verdauungsprozess sorgt. Über die Ausscheidungen der Tiere gelangt die Pflanzenkohle schließlich als hochwertiger Düngemittelträger und Bodenverbesserer auf den Acker.

Eine weitere Möglichkeit der Kaskadennutzung ist, die Pflanzenkohle der Stalleinstreu zuzusetzen. Dort bindet sie flüssige Nährstoffe und mindert die Bildung von Ammoniak. Auch die Geruchsbelastung im Stall wird dadurch verringert.

Weitere Informationen:

Pflanzenöle

Aus Ölpflanzen gewonnene fette Öle (Lipide), im Gegensatz zu den ätherischen Ölen. Die Abgrenzung zu den Pflanzenfetten ist die Fließfähigkeit, Pflanzenöle sind bei Raumtemperatur (ca. 20 °C) flüssig. Alle Pflanzenöle sind sehr energiedicht und enthalten essentielle Fettsäuren, allerdings mit sehr unterschiedlicher Zusammensetzung (einfach, ungesättigt und mehrfach ungesättigt) und unterschiedlichen gesundheitlichen Auswirkungen.

Die Pflanzenöle werden durch verschiedene Verfahren gewonnen:

Bei vielen industriellen Verarbeitungsformen gehen ursprünglich positive Eigenschaften verloren, z. B. bei der Herstellung von Margarine. Pflanzenöle enthalten oft einen höheren Anteil an ungesättigten Fettsäureresten als tierische Fette, weshalb bei starker Erhitzung trans-Fettsäuren entstehen können.

Pflanzenöle finden vielfältige Verwendung, so unter anderem als

Weitere Informationen:

Pflanzenschutz

1. Die Gesamtheit der Maßnahmen zur Erhaltung von Wildpflanzen und ihren Biotopen. Im deutschsprachigen Raum wird dieser Aspekt als pflanzlicher Artenschutz bezeichnet.

2. Die Gesamtheit der Maßnahmen, die Schäden an Kulturpflanzen durch Krankheitserreger und andere "Schädlinge" niedrig halten oder verhindern sowie Beeinträchtigungen durch die unbelebte Umwelt abwehren. Zum Pflanzenschutz gehören sowohl vorbeugende Maßnahmen (Pflanzenhygiene), v.a. zum Schutz von Kulturpflanzen vor Schadorganismen und vor abiotischen Schäden (z.B. Witterungseinflüsse), wie auch Bekämpfungsmaßnahmen mit Pflanzenschutzmitteln und die biologische Schädlingsbekämpfung. Ferner zählt zum Pflanzenschutz auch der Vorratsschutz der Ernteerzeugnisse.

Pflanzenschutz ist ein ertrags- und qualitätssichernder Faktor im Ackerbau und in noch größerem Maße in Sonderkulturen. Globale Meta-Analysen und Expertenauswertungen schätzen den potentiellen Ertragsausfall durch Schadorganismen je nach Nutzpflanze zwischen 17 und 40 % ein. Dieser wird mit direktem chemischen, biologischen oder physikalischen Pflanzenschutz und mit indirekten vorbeugenden, systembezogenen Maßnahmen verringert.

Man kann unterscheiden:

Agrarexperten gehen davon aus, daß weltweit mehr als ein Drittel der Pflanzenerträge durch Schädlinge, Krankheiten, Unkräuter sowie während Transport und Lagerung unbrauchbar werden. Dies entspricht der gesamten pflanzlichen Agrarproduktion der USA. Ohne wirksame Pflanzenschutzmittel würden die weltweiten Pflanzenerträge durchschnittlich um 30 bis 60 % sinken. Gleichfalls käme es zu großen Mengenschwankungen.

Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln

Direkte und indirekte Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln werden durch eine große Zahl von wissenschaftlichen Studien in Deutschland und im europäischen Umfeld dokumentiert. Die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (Insektizide, Fungizide, Herbizide) stellt in dem komplexen Gesamtsystem von Faktoren einen bedeutenden Einflussfaktor mit meistens signifikant negativen in Ausnahmefällen jedoch auch positiven Auswirkungen auf die Biodiversität in Agrarökosystemen dar. Pflanzenschutzmittel gelangen in und auf Pflanzen, Tiere und Böden, in die Atmosphäre sowie in Gewässer und Grundwasser; sie entfalten ihre schädlichen Nebenwirkungen in kurzen, aber auch sehr langen Zeiträumen. Sie können direkte toxische Wirkungen auf Nichtzielorganismen hervorrufen und indirekt Nahrung und Lebensräume einer Vielzahl von Organismen reduzieren. Hinzu kommen kumulative und sequenzielle Wirkungen, da Pflanzenschutzmittel häufig gemeinsam angewandt werden und eine kombinierte Wirkung von Umweltstressoren und Pflanzenschutzmitteln insbesondere bei Anwendung im Freiland relevant wird.

Unter den vielen Wirkungen von Pflanzenschutzmitteln ist diejenige auf die Biodiversität eine schwer zu fassende. Die derzeitige intensive, betriebswirtschaftlich optimierte und international wettbe-werbsfähige Landwirtschaft verändert multikausal die Landschafts- und Lebensräume, reduziert die Vielfalt der natürlichen Habitate und Agrarökosysteme, und wirkt sich damit negativ auf die Biodiversität vieler Artengruppen aus. Zudem beeinflusst auch der Klimawandel die Biodiversität in der Agrarlandschaft negativ.

Der Wissenschaftliche Beirat des Nationalen Aktionsplan zur nachhaltigen Anwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) schlägt folgende Maßnahmen für einen zukunftsfähigen Pflanzenschutz vor:

  1. Die weitere Entwicklung der Biodiversität soll durch die Einführung eines repräsentativen, umfassenden und auf die Auswirkungen von Pflanzenschutzmitteln ausgerichtetes Langzeit-Biodiversitäts-Monitorings standardisiert beurteilt werden.
  2. Das Zulassungsverfahren von Pflanzenschutzmitteln soll auf mögliche Lücken bei der Beurteilung von Wirkungen auf die Biodiversität auf der Basis des neuesten Wissensstands überprüft werden, und diese Erkenntnisse sollen in die Novellierung des europäischen Zulassungsrechtes eingebracht werden.
  3. Es sollen positive und negative Anreize für die landwirtschaftliche Praxis geschaffen werden, um die Anwendung von Pflanzenschutzmittel in der Praxis zu reduzieren. Dazu soll auch eine Abgabe auf Pflanzenschutzmitteln geprüft werden, und mittelfristig soll ein wissenschaftlich basiertes System der Internalisierung der Umweltkosten (True Cost Accounting) vorgeschlagen werden.
  4. Integrierte Pflanzenschutzverfahren sollen durch Forschung und Beratung weiter gestärkt, in der Züchtung soll ein Schwerpunkt auf Schaderreger-tolerante oder -resistente Sorten gelegt werden.
  5. Die Rahmenbedingungen für den Ökologischen Landbau sollen weiter verbessert werden, um das Ziel der Bundesregierung, seinen Flächenanteil auf 20 % auszudehnen, möglichst schnell zu erreichen.
  6. Im Rahmen der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) und der Agrarumweltmaßnahmen (ELER) sollen in deutlich größerem Umfang als bisher vielfältige Landschaftselemente, Habitate und in die Produktionsfläche integrierte ökologische Vorzugsflächen und Pufferzonen gefördert werden.

Weitere Informationen:

Pflanzenschutzgesetz

Im Februar 2012 novelliertes Bundesgesetz. Neben dem Schutz von Pflanzenerzeugnissen vor Schadorganismen und nichtparasitären Beeinträchtigungen, bezweckt das PflSchG Deutschlands in erster Linie die Abwehr von Gefahren, die durch die Anwendung von Pflanzenschutzmitteln oder durch andere Maßnahmen des Pflanzenschutzes, insbesondere für die Gesundheit von Mensch und Tier und für den Naturhaushalt, entstehen können.

Das Pflanzenschutzgesetz und die dazugehörigen Verordnungen enthalten auch Regelungen, die den Schutz der Gewässer vor Pflanzenschutzmitteleinträgen sicher stellen sollen. Eine Zulassung von Pflanzenschutzmitteln darf nur erteilt werden, wenn bei bestimmungsgemäßer Anwendung der relativ strenge Grenzwert der Trinkwasserverordnung in Höhe von 0,1 µg/l im Grundwasser eingehalten wird. Andernfalls ist eine Zulassung zu verwehren, bzw. müssen, wie im Fall Atrazin, Anwendung und Verkauf verboten werden.

Das Gesetz regelt auch die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln.

Neben allgemeinen Aussagen zum Pflanzenschutz enthält das Gesetz Vorschriften zu Anwendung und Verkehr mit Pflanzenschutzmitteln, Pflanzenschutzgeräte und Pflanzenstärkungsmittel. Zudem werden die behördliche Überwachung und Auskunftspflichten geregelt.

Die Notwendigkeit der Novellierung des Pflanzenschutzgesetzes (PFLSchG) ergibt sich aus der Änderung des europäischen Pflanzenschutzrechtes, besonders wegen der in 2009 verabschiedeten EU-Pflanzenschutz-Zulassungsverordnung (EG / 1107 / 2009) und der EU-Pflanzenschutz-Anwendungsrichtlinie (2009 / 128 / EG).

Die Novelle enthält erhebliche Erweiterungen im Bereich der guten fachlichen Praxis.

Weitere Informationen:

Pflanzenschutzmittel

Stoffe, die dazu bestimmt sind, Pflanzen und Pflanzenerzeugnisse wie z.B. Früchte und Samen vor Schadorganismen (Tiere, Pflanzen, Mikroorganismen) zu schützen oder die Lebensvorgänge von Pflanzen zu beeinflussen (Wachstumsregler) ohne ihrer Ernährung zu dienen. Hierzu zählen Herbizide, Fungizide, Insektizide, Akarizide, Pflanzenwachstumsregulatoren und Repellentien (Abwehr- oder Vergrämungsmittel). Als Pflanzenschutzmittel (PSM) im Sinne des Pflanzenschutzmittelgesetzes (PflSchG) gelten auch Stoffe, die dazu bestimmt sind, Flächen von Pflanzenwuchs freizumachen oder freizuhalten.

Die Zulassung von Pflanzenschutzmitteln ist ein zweistufiges Verfahren. Die Wirkstoffe für Pflanzenschutzmittel werden von der EU-Kommission genehmigt. Pflanzenschutzmittel mit diesen Wirkstoffen werden national zugelassen. Zulassungsstelle in Deutschland ist das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL).

Im Zulassungsverfahren arbeitet das (BVL gemäß Pflanzenschutzgesetz mit drei Bewertungsbehörden zusammen:

Zahl zugelassener Pflanzenschutzmittel und Wirkstoffe*
Zahl zugelassener Pflanzenschutzmittel und Wirkstoffe

Quelle: UBA

1995 waren in Deutschland ca. 1.000 PSM mit gut 200 Wirkstoffen zugelassen. Etwa 200 dieser PSM dürfen auch in Haus und Garten verwendet werden. Etwa 30.000 t PSM werden jährlich offiziell in Deutschland verkauft. Daten über die ausgebrachte Menge liegen im Gegensatz beispielsweise zu den USA nicht vor. In der Tatsache, daß in der EU außerhalb Deutschlands ca. 700 Wirkstoffe zugelassen sind, wird ein Wettbewerbsnachteil für die deutsche Landwirtschaft gesehen.

Im Jahr 2015 waren 766 Mittel (ohne ruhende Zulassungen) mit 1.490 Handelsnamen (Mittel können als „Vertriebserweiterungen“ unter mehreren Handelsnamen vertrieben werden) zugelassen. Die Zahl eingesetzter Wirkstoffe in den zugelassenen PSM ist seit 2000 (276 Wirkstoffe) annähernd konstant geblieben. Im Jahr 2015 wurden insgesamt 277 Wirkstoffe eingesetzt.

Der Weltmarkt für PSM betrug im Jahr 2014 42,7 Mrd. Euro und verteilt sich zu 28,5 % auf Lateinamerika, 25,9 % auf Asien inkl. Japan und Ozeanien, 24,5 % auf die Europäische Union und 17,3 % auf die USA, Kanada und Mexiko. Der Umsatz in Deutschland betrug 1,6 Mrd. €.Die zehn umsatzstärksten Hersteller von PSM waren Syngenta (10,3 Mrd. Dollar), Bayer CropScience (9,5), BASF (6,0), Dow AgroSciences (5,0), Monsanto (3,7), DuPont (3,2), Makhteshim Agan (2,6), Nufarm (2,3), Sumitomo Chemical (2,0) und FMC (1,8). In Deutschland liegt der Absatz jährlich bei ca. 40.000 t, 2011 wurden 43.000 t verkauft.

Inlandabsatz von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in Deutschland 2019

Inlandabsatz von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen in Deutschland 2019

Der Absatz von Pflanzenschutzmittel schwankt vor allem witterungs- und preisbedingt. 2019 lag der Absatz von Pflanzenschutzmittelwirkstoffen (exklusive inerter Gase) mit rund 27 Tausend Tonnen deutlich unter dem Durchschnitt der letzten 25 Jahre von 31,4 Tausend Tonnen.

Der Absatz von zum Vorratsschutz eingesetzten inerten Gasen wie CO2 lag 2019 bei rund 17,7 Tausend Tonnen. Er hat seit den 1990er Jahren stark zugenommen.

Quelle: BVL / BLE

Ökologische Bewertung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes

Aus Sicht des Umweltschutzes sind weniger die ausgebrachten Mengen entscheidend für eine Bewertung des Pflanzenschutzmitteleinsatzes, als vielmehr die Wirkungsintensität oder die Wirkungsäquivalente. So können moderne hochwirksame PSM aus ökotoxikologischer Sicht trotz geringerer Dosierung das gleiche Gefährdungspotenzial wie ältere Mittel in hoher Dosierung aufweisen. Deshalb ist die alleinige Festsetzung von mengenbezogenen Minderungszielen für alle PSM nicht ausreichend. Sinnvoll wäre die Ermittlung von Trends und die Definition von Reduktionszielen mit Bezug auf die angewandte Menge des jeweiligen Wirkstoffs jedoch für solche Wirkstoffe, die aus Umweltsicht als kritisch anzusehen sind, allerdings nicht die Kriterien für einen Rückruf der Zulassung erfüllen.

Schwer abbaubare, bioakkumulierende (sich in Tieren und Pflanzen anreichernde) und umweltgiftige Wirkstoffe sollen grundsätzlich verboten werden. Beispiele sind die persistenten organischen Schadstoffe (POPs), aber auch krebsauslösende oder über Änderungen im Hormonhaushalt oder im Erbgut schädlich wirkende Stoffe. Beispielsweise wird noch immer über den Einsatz des Wirkstoffes Glyphosat diskutiert, weil dieser Wirkstoff in Verdacht steht, Krebs beim Menschen auszulösen.

Die Ausweitung der Anbauflächen und die Intensivierung der Bewirtschaftung haben die Rahmenbedingungen für die Anwendung von PSM in Deutschland drastisch verändert. Der immer intensivere und umfangreichere Einsatz hochwirksamer Breitband-Herbizide und -Insektizide führt in vielen Fällen nicht nur zur gewollten Minimierung der sogenannten Unkräuter und Schadinsekten. Er führt zwangsläufig auch dazu, dass die Ackerbegleitflora verarmt und vielen Vogel-, Säugetier- und anderen Tierarten der Agrarlandschaft die Nahrungsgrundlage entzogen wird. In zahlreichen wissenschaftlichen Studien wurde nachgewiesen, dass PSM über die Nahrungskette indirekt eine der Hauptursachen für Bestandsrückgänge bei verschiedenen Feldvogelarten, wie zum Beispiel der Feldlerche, der Goldammer oder des Rebhuhns sind. Auch der weltweit beobachtete Rückgang von Blütenbestäubern wird in einen Zusammenhang mit dem Rückgang von Blütenpflanzen gestellt. Nicht zuletzt können unerwünschte Nebenwirkungen des Pflanzenschutzmitteleinsatzes auch für die behandelten landwirtschaftlichen Flächen selbst ein Problem darstellen, etwa über Beeinträchtigungen der Bodenfruchtbarkeit durch Schädigung wichtiger Bodenorganismen.

Häufigkeitsverteilung von Pflanzenschutzmittelfunden in oberflächennahen Grundwassermessstellen*
Häufigkeitsverteilung von Pflanzenschutzmittelfunden in oberflächennahen Grundwassermessstellen

Quelle: UBA

Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, dass PSM ins Grundwasser versickern und somit über das Trinkwasser und/oder über landwirtschaftliche Produkte in Lebensmittel gelangen könnten. Für die Zulassung eines Pflanzenschutzmittels ist daher eine wichtige Voraussetzung, dass weder sein Wirkstoff noch dessen Abbauprodukte bestimmte Grenzwerte überschreiten und somit gesundheitliche Schäden verursachen können. Die zu erwartenden Konzentrationen in einzelnen Umwelthabitaten je nach Aufwandmenge und Art der Anwendung des jeweiligen Präparates werden mit Rechenprogrammen und durch experimentelle Daten im Voraus bestimmt.

PSM dürfen nicht ins Grund- und Trinkwasser gelangen. Die dennoch auftretenden Belastungen des Grundwassers werden im wesentlichen durch Herbizide und Wirkstoffe gegen bodenlebende Fadenwürmer (Nematizide) verursacht. Die Ursachen liegen nicht bei Anwendungsfehlern der Landwirte (punktförmige Einträge), sondern in der flächenhaften Ausbringung im Rahmen einer "ordnungsgemäßen Anwendung".

In den letzten Jahren gingen die Funde von Pflanzenschutzmitteln im Grundwasser kontinuierlich zurück, wie die Abbildung oben zeigt. Zwischen 2009 und 2012 (letzte vorliegende Daten) überschritten noch etwa 4,6 Prozent (%) der Proben im oberflächennahen Grundwasser den jeweiligen gesetzlichen Grenzwert von 0,1 Mikrogramm pro Liter (µg/l) bei mindestens einem Wirkstoff. Der Rückgang der Grundwasserbelastungen ist dabei wesentlich auf abnehmende Fundhäufigkeiten von Atrazin, Desethylatrazin und einigen wenigen anderen Wirkstoffen sowie deren Metaboliten (Abbauprodukte) zurückzuführen, deren Anwendung bereits seit Jahren oder sogar Jahrzehnten verboten ist (“Wasserwirtschaft in Deutschland, Teil 2“). Hier zeigt sich eine Verzögerung der ökologischen Prozesse, die die strenge Zulassung in Deutschland rechtfertigt. Moderne Pflanzenschutzmittel treten deutlich seltener im Grundwasser auf als ältere.

Für Oberflächengewässer wird die Belastung mit Pflanzenschutzmitteln derzeit nur im Gewässermonitoring zur Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie systematisch erhoben. Da dazu nur größere Gewässer herangezogen werden, sind die Daten nicht dazu geeignet, um die Belastung der zahlreichen Kleingewässer in der Agrarlandschaft mit Pflanzenschutzmitteln abzuschätzen.

Weitere Informationen:

Pflanzenstärkungsmittel

Nach dem Pflanzenschutzgesetz "Stoffe, die ausschließlich dazu bestimmt sind, die Widerstandsfähigkeit von Pflanzen gegen Schadorganismen zu erhöhen, ohne daß diese Stoffe schädliche Auswirkungen auf die Gesundheit von Mensch und Tier oder auf den Naturhaushalt haben."

Pflanzenzüchtung

Die genetische Veränderung von Pflanzenpopulationen zur Verbesserung biologischer und ökonomischer Eigenschaften. Sie beruht auf Pflanzenauslese, Saatgutbehandlung oder Kreuzung mit nachfolgender Auslese von Tochterpflanzen für den nächsten Züchtungszyklus oder der anschließenden Vermehrung als Saatgut einer neuen Pflanzensorte (Saatzucht).

Geschichte

Der Beginn des Anbaus von Pflanzen und somit auch der Pflanzenzüchtung begann vor rund 12.000 Jahren in Mesopotamien (heute größtenteils Irak) mit Gerste (Hordeum vulgare) sowie Emmer (Triticum dicoccum) und Einkorn (Triticum monococcum), den Urformen des Weizens (Triticum aestivum), später auch Roggen (Secale cereale). Hier wurden erstmals gezielt Pflanzen der genannten Arten ausgewählt und unter kontrollierten Bedingungen angebaut.

Seit etwa 5.500 vor Chr. ist der Anbau von Getreide auch in Mitteleuropa bekannt. Mittels Auslese (Selektion) der ertragreichsten Individuen und Einkreuzung von weiteren Wildgrasarten entwickelten sich nach und nach die bekannten Getreidesorten. Um den Ertrag weiter zu verbessern, wurden Anbaumaßnahmen wie Düngung, Bewässerung und Beseitigung von Unkraut eingesetzt. Trotzdem gab es immer wieder Ernteausfälle durch Trockenheit, Schädlingsbefall oder Pflanzenkrankheiten und in der Folge schwere Hungersnöte (z. B. die Kartoffelfäule im 19. Jahrhundert in Irland durch den Pilz Phytophtora infestans, in deren Folge bis zu eine Million Menschen verhungerten).

Waren es bis Mitte des 19. Jahrhunderts noch die Landwirt/innen und Gärtner/innen selbst, die den Prozess des Kreuzens und des Selektierens durchführten, das Saatgut ernteten und wieder aussäten, wurden im Zuge der Aufklärung sowie des Beginns der modernen Naturwissenschaften Institute gegründet, die sich der Zucht und dem Anbau von Nutzpflanzen (also Pflanzen, die der Ernährung, der Rohstoffgewinnung, der Gesundheit oder als Zierpflanzen dienen) widmete. Die Pflanzenzüchtung etablierte sich ab der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Europa und Nordamerika als eine – auch kommerziell betriebene – wissenschaftliche Disziplin.

Im Laufe der Fünfziger Jahre entwickelte sich die sogenannte Grüne Revolution. Mit den modernen Methoden der Pflanzenzüchtung (Bezeichnung seit den 50ern: Pflanzenproduktion) wurden die ersten Hochertragssorten erzeugt (u. a. Reis, Mais, Hirsen, Kartoffeln, Soja), die bei geringerem Düngereinsatz gute Erträge brachten. Ab den Sechzigern wurden diese Sorten in den Entwicklungsländern erfolgreich angebaut, so dass man heute davon ausgeht, dass durch den höheren Ertrag zum einen die Ernährungssituation deutlich verbessert und die Kindersterblichkeit gesenkt werden konnte, zum anderen auch weniger Anbaufläche benötigt wird. Als Nachteile der Grünen Revolution nennen Kritiker eine vermehrte Auslaugung und Versalzung des Bodens sowie eine Absenkung des Grundwassers infolge erhöhten Wassereinsatzes.

Die nächste Revolution in der Pflanzenzüchtung gab es im Laufe der Achtziger Jahre: Die Grüne Biotechnologie verwendet Erkenntnisse und Methoden aus verschiedenen Biowissenschaften, um über Pflanzen Wirkstoffe zu produzieren oder Enzyme zu gewinnen. Der bekannteste Bereich ist die Grüne Gentechnik, bei der mit Labormethoden in das Erbgut von Pflanzen eingegriffen wird, um deren Eigenschaften zu verbessern. Ihr Einsatz ist vor allem in Europa umstritten, weil unkontrollierbare Auswirkungen auf die Umwelt und den Menschen befürchtet werden.

Ziele

Gezüchtet wird generell, um möglichst viele Individuen einer Art mit einem weitgehend einheitlichen Genom zu bekommen, das die gewünschten Eigenschaften enthält.

Diese Eigenschaften sind in der Pflanzenzüchtung klassischerweise ein hoher Ertrag, eine gute Qualität, ein guter Geschmack, eine gewisse Genügsamkeit in Bezug auf Wasser, Nährstoffe und sonstige Standortansprüche sowie Resistenz gegenüber Krankheiten und Schädlingen.

Die Pflanzenzüchtung verfolgt folgende Ziele:

Züchtungsmethoden

Dabei geht es nicht um eine evolutive Anpassung, sondern darum, die Eigenschaften der Pflanze den Wünschen der Menschen anzupassen.

Um dieses Ziel zu erreichen, gibt es verschiedene Vorgehensweisen: 

Weitere Informationen:

Pflanzgut

Vegetative Teile von Pflanzen (Kartoffelknollen, Obststecklinge) oder aus Saatgut erzeugte Jungpflanzen, die der Vermehrung einer bestimmten Art oder Sorte dienen.

Pflanzstockbau

In den Tropen noch von Naturvölkern betriebene einfache Form des Ackerbaus. Der Pflanzstock, ein einfaches Handgerät, kann bis zu 2 m lang sein und ist von allen Seiten her zugespitzt. Mit dem kräftigen Stück Holz wird in den nicht umgebrochenen Boden das Pflanzloch gebohrt.

Der Pflanzstockbau wird häufig in Zusammenhang mit Brandrodung betrieben. Wichtigste Kulturen sind Knollenfrüchte (u.a. Maniok, Jams, Pfeilwurz), auch Getreide, Bananen und Gewürze.

(s. a. shifting cultivation, Wanderfeldbau)

Pflanzung

Landwirtschaftlicher Betrieb mit (Binnen-)Marktorientierung, der i.d.R. vom Besitzer und seiner Familie selbst geleitet wird. Es erfolgt ein Anbau von mehrjährigen Kulturpflanzen (bzw. Dauerkulturen). Pflanzungen sind in den Außertropen (Wein, Äpfel, Hopfen), den Subtropen (Olive, Mandel) und den Tropen (Banane, Kaffee) anzutreffen und sie sind im Gegensatz zur Plantage in allen Betriebsgrößenklassen vertreten. Auch schließt sich anders als in der Plantage keine größere Aufbereitung oder Verarbeitung der Produkte an. Entsprechend besitzen Pflanzungen eine geringere technische und kapitalmäßige Ausstattung. Insbesondere Kleinbetriebe weisen eine Vielfalt von Arten und Altersstufen der Fruchtbäume und Sträucher auf. Schwankungen der Nachfrage und der Marktpreise machen die gleichzeitige Beibehaltung eines Selbstversorgungsanbaus nötig.

Pflaume

Die Pflaume oder Kultur-Pflaume (Prunus domestica) ist eine Pflanzenart aus der Gattung Prunus in der Familie der Rosengewächse (Rosaceae). Auch die Frucht wird als Pflaume bezeichnet.

Die hoch- und norddeutsche Sprache wie auch der botanische Name, Prunus domestica, machen es deutlich: Pflaume ist der Oberbegriff von Pflaume, Zwetschge, Mirabelle und Reneklode. Die gemeinsame Art „Pflaume“ unterteilt sich jedoch nach Fruchtform und-qualität in diese Unterarten (Subspecies). In Süddeutschland, Österreich und der Schweiz werden die Unterarten separat aufgeführt und sprachlich verwendet. Neben der „echten“ Pflaume sind u.a. Kirschpflaumen, verschiedene Wildpflaumen und die im Lebensmitteleinzelhandel oft angebotene Japanpflaumen (Susinen) anzutreffen, jeweils mit eigener botanischer Bezeichnung.

Beschreibung

Die Pflaume ist ein oft sparrig wachsender Strauch oder Baum, der Wuchshöhen von bis 6 (selten bis 10) Meter erreicht. Ältere Bäume sind breit ausladend. Die Rinde ist graubraun und beinahe glatt. Junge Zweige sind kahl oder weisen bis ins zweite Jahr eine Behaarung auf und sind unbewehrt oder verdornend. Die Laubblätter messen 3 bis 8 × 1,8 bis 5 Zentimeter, sind meist elliptisch bis verkehrt eiförmig, am Rand gekerbt bis gesägt, auf der Oberseite stumpfgrün gefärbt, unterseits zuweilen dicht behaart. In der Knospenlage sind die Blätter gerollt.

Die Blütezeit reicht von April bis Mai. Je zwei bis drei Blüten stehen in einem sitzenden doldigen Blütenstand zusammen. Die Blüten sind weiß bis grünlich weiß, ca. 2 cm im Durchmesser und nicht gefüllt.

Die Gestalt der Früchte variiert in Größe, Form und Farbe stark mit der Sorte. So kommt zwischen schwarz, blauschwarz, blau, blaurot, violett, purpurrot, rot, gelb und gelbgrün eine große Variantenbreite von Farben vor. Die Früchte sind allerdings meist bereift, zwischen 1 und 8 Zentimeter lang, kugelig bis länglich-eiförmig, gefurcht und hängend. Das grünlich-gelbe bis goldgelbe Fruchtfleisch schmeckt süß bis herb und ist saftig. An der Rückenfurche sind meist Kammstriche vorhanden. Das Fruchtfleisch der Pflaumen ist besonders weich und saftig. Im Gegensatz zur Zwetschge lässt sich der Stein etwas schlechter herauslösen. Der Steinkern ist über 13 Millimeter lang, kugelig bis ellipsoid, gekielt, mehr oder weniger abgeflacht und glatt bis höckerig. Der Samen schmeckt meist bitter.

Geschichte

Die Pflaumen wurden vermutlich durch Alexander den Großen nach seinen Kriegszügen mit in die Heimat gebracht. Als Zentrum des Pflaumenhandels etablierte sich Damaskus, und beim Begriff „Zwetschge“ könnte es sich um die Entlehnung und nachfolgende Angleichung von „Damaszener“ handeln, wie Sprachforscher vermuten. Dass Pflaumen und Zwetschgen systematisch in Mitteleuropa angebaut wurden, soll das Verdienst Karls des Großen gewesen sein.

Verwendung

Die Frucht wird roh verzehrt oder verarbeitet als Saft und für alkoholische Getränke sowie als Fruchtzubereitung, Konserven- und Trockenobst. Pflaumen eignen sich wegen ihres weichen Fruchtfleisches gut zur Herstellung von Kompott, Mus, Marmeladen und Gelees.

Pflaumenholz wird nur extensiv wirtschaftlich genutzt. Das Holz von Pflaumenbäumen ist hart, dicht und feinporig mit einer Darrdichte von 750 kg/m³. Es besitzt eine gleichmäßige Struktur mit einem nach dem Anschnitt auffälligen Farbspektrum. Das Splintholz ist hell, während das Kernholz rote und violette Töne zeigt. Unter UV-Einwirkung dunkelt das Holz jedoch nach und wird mit der Zeit dunkelbraun mit nur noch schwach erkennbarer Maserung. Aufgrund des geringen Stammdurchmessers der Bäume wird das Holz beim Schreinern, Schnitzen und Drechseln überwiegend für kleinere Werkstücke, Musikinstrumente und dekorative Elemente verwendet, seltener als Furnier oder Möbelholz. Ebenso wie andere Obsthölzer wird Pflaumenholz wegen des guten Heizwerts auch als Brennholz verwendet.

Anbau

Pflaumen werden weltweit in warmgemäßigten Klimaregionen, hauptsächlich aber in Asien und Europa angebaut. Etwa 71 Prozent der Erntemenge von Pflaumen in Deutschland stammen aus Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz, insbesondere aus der Oberrheinischen Tiefebene.

Weltproduktion

In der EU sind Serbien und Rumänien die größten Erzeugerländer. Weitere wichtige Anbauländer sind die USA, Chile, die Türkei und Spanien.

2018 betrug die Welternte 12,6 Millionen Tonnen. Das Land mit der größten Pflaumenproduktion der Welt war China, das 53,8 % der weltweiten Ernte produzierte. Die zehn größten Produktionsländer brachten zusammen etwa 78,7 % der Welternte ein.

Pflegemaßnahmen

Pflegemaßnahmen sind Eingriffe des Menschen in die natürlichen Abläufe in einem Gebiet zur Erhaltung eines geschützten Ökosystems. Pflegemaßnahmen konzentrieren sich auf relativ wenige Ökosystemtypen, v. a. Magerwiesen, Heiden und Feuchtgebiete. Häufig angewandte Pflegemaßnahmen sind Mahd, Entbuschung, Gehölzschnitt und Beweidung (meist durch Schafe). In Ausnahmefällen kann auch der gezielte Einsatz von Feuer eine Pflegemaßnahme darstellen.

Pflug

Ackerbearbeitungsgerät, das je nach Ausgestaltung zum Lockern und/oder Wenden und/oder Mischen des Bodens, zum Unterarbeiten von Ernterückständen und organischen Düngern sowie zum Vernichten von Unkräutern dient. Folgende Untertypen lassen sich anführen:

Moderne Pflüge lassen sich grundsätzlich nach folgenden Gesichtspunkten einteilen:

Pflugeinsatz in Deutschland

Bei der Bodenbearbeitung ist der Pflugeinsatz das dominierende Verfahren in Deutschland. 53 % des Ackerlandes (6,3 Millionen Hektar) wurden im Wirtschaftsjahr 2015/2016 der konventionellen wendenden Bodenbearbeitung mit dem Pflug unterzogen. Die Bedeutung des Pflugeinsatzes wird auch dadurch deutlich, dass nur 14 % der Betriebe mit Ackerland ganz auf den Pflugeinsatz verzichteten.

Im Wirtschaftsjahr 2015/2016 verzichteten 37 % der landwirtschaftlichen Betriebe auf ihren Ackerflächen zumindest teilweise auf den Pflugeinsatz und setzten auf die konservierende Bodenbearbeitung. Hierbei kommen nichtwendende Bodenbearbeitungsgeräte zum Einsatz (z. B. Grubber oder Eggen), die den Boden weitgehend in seinem Aufbau belassen. Diese reduzierte Form der Bodenbearbeitung wurde auf 40 % der Ackerfläche angewendet. Dabei steigt die Akzeptanz konservierender Bodenbearbeitungsverfahren mit zunehmender Betriebsgröße. Während in Betrieben mit einer Größe von unter 30 Hektar Ackerland nur insgesamt 15 % der Ackerfläche im Wirtschaftsjahr 2015/2016 der konservierenden Bodenbearbeitung unterzogen worden sind, wurde dieses weniger intensive Bearbeitungsverfahren in Betrieben mit 30 und mehr Hektar Ackerland bereits auf etwa 43 % der Ackerfläche eingesetzt.

Das Direktsaatverfahren ohne jegliche Bodenbearbeitung ist in Deutschland nur wenig verbreitet (1 % der Ackerfläche). Lediglich auf 93.900 Hektar wird die Saat direkt in den unbearbeiteten Boden eingebracht. (Destatis)

Pflugbau

Hochentwickelte Form der Bodenbearbeitung mit Hilfe des Pflugs. Der Pflugbau tritt sehr häufig in Verbindung mit der Großviehhaltung auf. Vor dem Maschinenzeitalter wurden Pferde und Rinder als Zugtiere eingesetzt. Der Pflugbau gehört zu den kultivierenden Formen der Bodennutzung. Er erfordert pflugfähigen und damit gerodeten Boden.

Pflugähnliche Geräte finden sich bereits bei den Babyloniern. Bei den Römern fand der von Rindern gezogene Hakenpflug Einsatz. Die verbreitetste Pflugform ist der Schar-Pflug. Eine moderne Form ist der am Traktor befestigte Volldreh-Pflug.

Pflugsohle

Durch Druck von schweren Maschinen (früher durch Tritt von Zugtieren) und durch das Schleifen der Pflugschar im feuchten, schluff- und tonreichen Boden unmittelbar unter der bearbeiteten Krume von Ackerböden erzeugte Verdichtungszone, die die Gründigkeit mechanisch einschränkt, das Wurzeltiefenwachstum behindert, die Bildung von Stau- und Oberflächenwasser und damit in Hanglagen die Bodenerosion durch Wasser begünstigt. Je nach Bearbeitungsart und Bodenverhältnissen liegt die Pflugsohle in 15 - 35 cm Tiefe und tritt oft als scharfe Horizontgrenze zwischen dem humushaltigen Oberboden und dem Unterboden in Erscheinung. Das Ausmaß der Bodenverdichtung ist abhängig von Radlast, Flächendruck, Schlupf, Bodenart, Bodentyp, Bodenfeuchte und vom Anteil an organischer Substanz.

Pfropfung

Bezeichnung für eine Technik der Pflanzenveredlung, bei der ein Teilstück einer Pflanze (sog. Edelreis) mit einer anderen Pflanze (sog. Unterlage) zusammengefügt wird. Der Unterlage werden Äste abgeschnitten oder Kerben in die Rinde geschlagen, um an diesen Stellen den Edelreis einzusetzen. Der Edelreis wird dabei über die Wurzeln der Unterlage mit Nährstoffen und Wasser versorgt.

Das Pfropfen wird bei Zier- und Obstbäumen, bei Weinreben sowie bei Kakteen genutzt und dient der Vermehrung bzw. dem Erhalt von Einzelpflanzen. 

Meist wird ein angespitzter, gut passend geschnittener Zweig in den ab- und eingeschnittenen Stamm einer Jungpflanze gesteckt – oft erfolgt dies per Hand. Die Wunde wird nach außen hin mit Baumwachs luftdicht verschlossen. Die unter der Astrinde gelegene Wuchsschicht (Bastschicht) wächst dann zur Bastschicht des aufgepfropften Pflanzenspross hinüber, so dass nach einigen Wochen der Saft wieder fließen kann und die bis dahin ruhenden Knospen des Edelreises austreiben.

Mittels Pfropfung können besonders ertragreiche Sorte vergleichsweise einfach, ungeschlechtlich vermehrt bzw. geklont werden. Der Vorteil dabei ist, dass die Mendelschen Vererbungsregeln quasi umgangen werden. Alle Nachkommen enthalten die gleichen Erbanlagen und damit die gewünschten Merkmale. Zudem ist es möglich, unterschiedliche gewünschte Eigenschaften von Wurzel und Sproß zu kombinieren.

Bei der Rebenveredlung erfolgt die Pfropfung im Gewächshaus, danach kommt die Pflanze für eine Vegetationsperiode ins Freiland. Die besten Reben werden dann selektiert und im kommenden Jahr verpflanzt (Pfropfreben).

Bei Kakteen dient die Pfropfung dazu, langsam wachsende oder schwer zu kultivierende Kakteen schneller und einfacher wachsen zu lassen, chlorophyllfreie Mutanten zu halten oder Kakteen nach eingetretener Wurzelfäule zu retten. Dafür werden auf einen schnell wachsenden Kaktus, der als Unterlage dient, langsam wachsende Arten gepfropft.

An den Kontaktstellen zwischen der Unterlage und dem aufgepfropften Pflanzenspross (Edelreis) kann es auch zu Genaustausch kommen. 

pH-Wert

Abk. für potentia Hydrogenii (nlat.) - Potenz des Wasserstoffs; Maß für die Wasserstoffionenkonzentration und damit für die Säurekonzentration in wäßrigen Lösungen (eine Säure ist ein Stoff, der in wäßriger Lösung Wasserstoffionen zu bilden vermag). Der pH-Wert ist der negative dekadische Logarithmus der Wasserstoffionenkonzentration, die als mol H+/l (identisch H+/l) berechnet wird. Je kleiner der pH-Wert, um so saurer ist die Lösung. Die pH-Wert-Skala reicht von 0 - 14. Der Neutralpunkt liegt bei 7. Demnach zeigt ein Absinken um einen Punktwert z.B. von 5 auf 4 an, daß die Flüssigkeit um ein Zehnfaches saurer geworden ist. Der durchschnittliche Säuregehalt des Regenwassers mit pH 4 ist also 1000 mal saurer als neutrales Wasser.

Der Säurezustand eines Bodens gilt als sein wichtigstes chemisches Merkmal. Die meisten Böden Mitteleuropas weisen pH-Werte von ca. pH 3 (extrem sauer) bis ca. pH 8 (schwach alkalisch) auf.

Die Schadwirkung vieler Stoffe ist oft abhängig von ihrem pH-Wert. Die Toleranz von Wasser- und Bodenlebewesen, wie auch von Pflanzen gegenüber pH-Schwankungen ist unterschiedlich ausgeprägt.

Der pH-Wert einer Lösung kontrolliert in entscheidender Weise die Ausfällung von Hydroxiden. Besonders bedeutsam ist das pH für die Beweglichkeit von Aluminium und Silizium in der Bodenlösung und die anschließende Wiederausfällung. Bei einem pH kleiner 4 geht Al leicht in Lösung und wird weggeführt. Andererseits steigt mit zunehmender Alkalität die Löslichkeit des Siliziums, was durch das verbleibende Al zu Laterit- und Bauxitbildung führt.

Gemessen wird der pH-Wert mittels pH-Farbindikatoren oder elektrischem pH-Meter. Der pH-Wert im Boden kann zeitlichen Schwankungen unterworfen sein. Oxidationsvorgänge und die Zersetzung organischen Materials sowie auch die Mineralstoffaufnahme durch die Wurzeln senken den pH-Wert. Reduktionsvorgänge, Mineralisierung organischer Substanzen sowie Düngung heben den pH-Wert an.

Die Fähigkeit des Bodens Wasserstoffionen bzw. Säuren zu neutralisieren, wird als seine Pufferwirkung bezeichnet. Sie bewirkt, dass der pH-Wert eines Bodens trotz einwirkender Säure in gewissen Grenzen stabil bleibt. Das Maß für das Vermögen eines Bodens, Säuren zu neutralisieren, bezeichnet man als die Pufferkapazität.

Der pH-Wert prägt damit ganz wesentlich die physikalischen, chemischen und biologischen Eigenschaften der Böden. In landwirtschaftlich genutzen Böden muss u.a. zur Aufrechterhaltung der biologischen Aktivität, zur Ausbildung eines günstigen Gefüges, zur Sicherstellung der optimalen chemischen Verfügbarkeit von Haupt- und Spurennährstoffen sowie zur Immobiliserung von Schadstoffen auf die Einhaltung eines optimalen pH-Wertes im Oberboden geachtet werden. Dazu sind vom VDLUFA Ziel-pH- Werte erarbeitet worden, die in Abhängigkeit von Nutzung (Acker oder Grünland), Bodenart (Tongehalt) und Humusgehalt variieren.

Die meisten landwirtschaftlichen Kulturen gedeihen gut bei pH 6 bis 7. Ein zu hoher Säuregrad wird mit berechneten Mengen an Kalziumkarbonat in fein pulverisierter Mahlung neutralisiert. Einzelne Pflanzenarten, z.B. die Kartoffel, bevorzugen besonders saure, andere gedeihen besser in neutralen bis schwach alkalischen Böden.

(s. a. Bodenreaktion, Bodenversauerung)

Phänologie

Teilgebiet der Klimatologie, das sich mit den Entwicklungsphasen der wildwachsenden Pflanzen, der Kulturpflanzen (z.B. Blattentfaltung, Blühverlauf, Fruchtreife, Laubverfärbung), aber auch von Tieren (Paarungszeiten, Entwicklungszyklen von Insekten, Termine von Winterschlaf und Vogelzug) in Abhängigkeit von Witterung und Klima befasst.

Phänologische Beobachtungen werden in Deutschland von ca. 2.500 Beobachtern durchgeführt. Der phänologische Meldebogen enthält folgende Gruppen von Beobachtungsobjekten:

Die gewonnenen Daten (d.h. Feststellung des Datums, zu dem die verschiedenen phänologischen Phasen an einem bestimmten Ort eintreten) lassen sich in phänologischen Karten darstellen, aus denen sich beispielsweise regionale Wärmestufen ableiten lassen. Die Linien gleichen Phasenbeginns (Isophanen) markieren die vom Klima begünstigten oder benachteiligten Gebiete.

Die Kenntnis der Entwicklungsphasen von Pflanzen wird auch benutzt zur Definition phänologischer Jahreszeiten ("phänologischer Kalender" mit Vorfrühling, Erstfrühling, Vollfrühling, Frühsommer, Hochsommer, Spätsommer, Frühherbst, Herbst und Winter). Dieser phänologische Kalender hat für die Praxis von Land- und Forstwirtschaft (Anbauplanung, Auswahl für den jeweiligen Standort geeigneter Sorten, Zeitpunkt der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln und Dünger) erhebliche Bedeutung.

Die Eintrittstermine der phänologischen Phasen sind vom Breiten- und Längengrad sowie von der Lage über NN abhängig; im Durchschnitt verzögern sich frühe Phasen (wie der Beginn der Haselblüte) um drei bis vier Tage pro 100 km zunehmender geographischer Breite und um ca. vier Tage pro 100 m zunehmender Höhe über NN.

Zunehmende Bedeutung gewinnt die Phänologie in jüngerer Zeit bei der Dokumentation und Analyse des Klimawandels.

Der Temperaturanstieg führt tendenziell zu einer Verfrühung der Pflanzenentwicklung. Es kommt zu einer Verschiebung der phänologischen Jahreszeiten. Die Vegetationszeit beginnt früher. Der frühere Austrieb ist allerdings mit starken Schwankungen von Jahr zu Jahr verbunden. Durch den früheren Vegetationsbeginn wächst zugleich die Gefahr von Schadereignissen durch Spätfröste. Insbesondere Obst, Wein und andere Sonderkulturen sind betroffen.

Phänologische Uhr - Deutschland
Phänologische Uhr - Deutschland

Quelle: DWD nach DBV Situationsbericht 2023

Mit dem Temperaturanstieg verbunden ist aber auch eine frühere Ernte im Herbst infolge beschleunigter Wachstumsentwicklung. Die Frostgefahr im Winter nimmt ab, die Anzahl der Frosttage und die Frosthärte gehen zurück. Pflanzen kommen auch mit einer geringeren Frosthärte zurecht. Warme Winter können aber auch teilweise zu fehlenden Vernalisationsanreizen führen. Die Vernalisation bezeichnet den Blühimpuls bei Pflanzen nach einer längeren Kälteperiode. Diese ist art- und sortenspezifisch. Der Kältereiz muss über einen längeren Zeitraum zwischen 0 und 10 °C liegen.

(s. a. Agrarmeteorologie)

Weitere Informationen:

Pheromone

Pheromone sind chemische Informationsträger, die zwischen Individuen der gleichen Art wirken, also z.B. Sexuallockstoffe oder Alarmstoffe bei Insekten. In der Schädlingsbekämpfung können Pheromone eingesetzt werden, um Insektenmännchen zu irritieren und am Kopulieren zu hindern oder um sie in Fallen zu locken.

Phosphatdünger

Typischer Handelsdünger, hergestellt entweder aus Ablagerungen von Meerestieren oder aus einem bei der Stahlgewinnung anfallenden Nebenprodukt (Thomasmehl). Rohphosphate sind kaum wasserlöslich und müssen deshalb so verarbeitet werden, dass sie für Pflanzen als Nährstoff verfügbar sind. Häufig findet eine Verbindung mit Calcium statt. Phosphat wird im Boden rasch gebunden und daher in der Regel kaum ins Grundwasser ausgewaschen.

Photosynthese

Die Herstellung von Kohlenhydraten durch die Absorption (Aufnahme) von Lichtquanten nennt man Photosynthese. Pflanzen und verschiedene Bakterien benötigen dazu außerdem noch Wasser und Kohlendioxid (CO2), um Kohlenhydrate herzustellen.

Die Gesamtgleichung der Photosynthese lautet:
6 CO2 + 12 H2O + Licht --> C6H12O6 + 6 O2 + 6 H2O

Kohlenhydrate (in der obigen Formel Glukose als primäres Produkt der Photosynthese) bestehen in der Regel aus den Elementen Kohlenstoff (C), Sauerstoff (O) und Wasserstoff (H) in unterschiedlicher Zusammensetzung und sind ein wichtiger Bestandteil der Nahrung (Energieträger). Darüber hinaus besteht der größte Teil der Biomasse aus Kohlenhydraten, sie sind also ein wichtiger Baustoff für Pflanzen.

Die Photosynthese ist somit der wichtigste biochemische Prozess der Erde, da sie die Nahrungs-/Energiegrundlage der meisten Lebewesen bildet, den Pflanzen den nötigen Baustoff zur Verfügung stellt und somit auf alle Ökosysteme Einfluss nimmt.

Die Zutaten zur Photosynthese sind: Energiereiche Lichtquanten (Photonen), die mit der Sonneneinstrahlung auf die Erde treffen, Wasserstoff aus dem Bodenwasser, Kohlenstoff aus dem Gas CO2, das überall in der Atmosphäre vorhanden ist. Als „Abfallprodukt“ entsteht Sauerstoff (O2). Obwohl Wasser ein unersetzbarer Ausgangsstoff der Photosynthese ist, werden während des Prozesses wieder neue Wassermoleküle gebildet. Bei der Synthese eines Glucosemoleküls enstehen 6 Wassermoleküle, während 12 verbraucht werden. In Lehrbüchern findet sich häufig die vereinfachte Darstellung (Nettogleichung): 6 CO2 + 6 H2O + Licht --> C6H12O6 + 6 O2

Seit der Entstehung der Photosynthese existiert Sauerstoff auch in der Atmosphäre und hat die Entwicklung des Lebens massiv beeinflusst. Da Sauerstoff sehr reaktiv (zellgiftig) ist, mussten von den Lebewesen neue Verfahren entwickelt werden, um mit diesem Gas umzugehen, es weitgehend unschädlich zu machen oder zur Energiegewinnung zu nutzen. Die meisten Lebewesen nutzen Sauerstoff heute im Rahmen der Atmungskette zur Energiegewinnung.

Physiokratismus

Auf dem Modell des Nationalökonomen und Naturrechtsphilosophen François Quesnay (1694-1774) basierende französische Schule der Volkswirtschaftslehre. In dieses Modell eines natürlichen Wirtschaftskreislaufs waren drei soziale Klassen eingebunden (Grundeigentümer, Landwirte, Handel- und Gewerbetreibende). Grund und Boden und dessen Bewirtschaftung wurden als die Hauptquellen des Nationalreichtums angesehen. Nur die Landwirte galten als produktive Klasse. Zu den Forderungen der Physiokraten gehörte u.a. die Schaffung von landwirtschaftlichen Großbetrieben nach englischem Vorbild. Der Physiokratismus war nur in der 2. Hälfte des 18. Jhdts. von Bedeutung. Er wurde durch die von Adam Smith begründete klassische Schule der Nationalökonomie verdrängt.

Phytodegradation

Verfahren der Phytosanierung, bei der die (meist organischen) Schadstoffe, die die Pflanze aufnimmt, nicht akkumuliert, wie bei der Phytoextraktion, sondern chemisch verändert und somit inaktiviert werden. Ebenso zählen Verfahren, bei der die Schadstoffe nicht von der Pflanze aufgenommen werden, sondern die Pflanzen nur den Abbau der Schadstoffe durch Mikroorganismen stimulieren, zur Phytodegradation. Diese Stimulierung erfolgt einerseits durch die bessere Assimilatversorgung der Mikroorganismen aufgrund der Durchwurzelung des Bodens (Rhizodeposition) und andererseits auch durch bestimmte Stoffe, die von den Pflanzenwurzeln ausgeschieden werden.

Phytoextraktion

Verfahren der Phytosanierung, bei dem Pflanzenkultivare eingesetzt werden, die Schadstoffe aus dem Boden verstärkt aufnehmen und in ihrer Biomasse in hohen Konzentrationen anreichern (sogenannte Hyperakkumulatoren). Die Schadstoffe können dabei sowohl in den Wurzeln als auch in der oberirdischen Biomasse gespeichert werden. Diese Pflanzenteile werden dann bei der Ernte nach der Vegetationsperiode entfernt (d. h. je nachdem auch unter Entfernung der Wurzeln) und je nach Belastung einer geeigneten Entsorgung zugeführt; die Verbrennung ist neben anderen Verfahren nur eines der möglichen Entsorgungsverfahren. Der größte Vorteil der Phytoextraktion liegt gegenüber v. a. dem Bodenaustausch (Ausräumung) mit Ablagerung in einer Deponie sowie Säurewaschung, dass die Bodenfunktionen erhalten bleiben. Dies ist besonders für die Sanierung von Ackerland (z. B. bei Verunreinigung mit Schwermetallen durch Klärschlamm) von großer Bedeutung.

Problematisch war bis dahin allerdings, dass viele untersuchte Hyperakkumulatoren wie z. B. die Ackerschmalwand in Mitteleuropa sehr klein sind bzw. sehr langsam wachsen. Dies wurde in neueren bereits mehrjährigen Versuchsreihen z. B. auf zinkbelasteten und nicht allzu sauren Flächen dadurch umgangen, dass besonders selektierte Kultivare von mitteleuropäischen Kulturpflanzen (wie Tabak und Sonnenblumen) mit hoher Biomasse, wenn auch nur mittelstarker Schwermetall-Anreicherung eingesetzt wurden. Gesamthaft extrahieren diese Kultivare dann netto mehr als Hyper-Akkumulatoren mit relativ geringer Biomasse. Außerdem ist so auch die umweltgerechte Entsorgung sehr viel einfacher, insbesondere wenn es sich bei den extrahierten Stoffen um essentielle Stoffe bei Tieren und Mensch (wie z. B. Zink) handelt.

Phytomining

Die Gewinnung von Metallen mit Hilfe von Pflanzen als sinnvolle Ergänzung zum klassischen Bergbau. Im Gegensatz zur Phytoextraktion bezieht sich dieses Verfahren nur auf Metalle. Diese Metalle können so etwa aus Verbrennungsrückständen wiedergewonnen werden. Bisher eignet sich dieses Verfahren nur, um die Kosten der Phytosanierung (oder Phytoremediation) durch den Gewinn der extrahierten Metalle etwas zu senken. Es wird aber – etwa an der Modellpflanze Hallersche Schaumkresse – daran geforscht, Phytomining auch zum Erzabbau einzusetzen – etwa zur Gewinnung seltener Erden. Als Beispiel gilt das für Hochleistungsmagneten benötigte Neodym.

Das französische Startup Econick nutzt das gelb blühende Mauer-Steinkraut um in Albanien aus Brachland Nickel zu extrahieren. Aus jedem mit der Pflanze bebauten Hektar gewinnt Econick ca. 120 kg Nickel. Man schätzt, dass alleine in Europa etwa 10.000 km² für die Nickelernte geeignet sind. Das Team möchte künftig auch andere Metalle ernten, z. B. Kobalt, Zink oder Gold, die in natürlich metallreichen Böden, Industrieschlacken oder Abraumhalden stillgelegter Bergwerke stecken.

An der TU Bergakademie Freiberg hat eine Arbeitsgruppe Germanium im Visier, ein chemisches Element, das u. a. in der Computertechnik und in Lichtleitern zum Einsatz kommt. Das schilfartige Rohrglanzglas soll dabei helfen.

Weltweit sind etwa 450 "Hyperakkumulatoren" bekannt, wie die metallanreichernden Pflanzen benannt werden.

Weitere Informationen:

Phytosanierung

Auch Phytoremediation; die Reinigung von schadstoffbelastetem Boden (auch Wasser oder Luft) mit Hilfe von Pflanzen, z. B. bei Verunreinigung mit Schwermetallen durch Klärschlamm. Hierbei handelt es sich um ein sogenanntes In-situ-Verfahren, da die Behandlung des Bodens oder Wassers vor Ort stattfindet und das belastete Medium nicht teuer ausgetauscht wird.

Zurzeit befindet sich die Phytosanierung in der Entwicklungsphase.

Viele Pflanzen haben die Fähigkeit, in schadstoffbelasteten Medien (Boden, Wasser, Luft) zu wachsen. Sie nehmen die Schadstoffe zwar mit dem Wasser oder der Luft auf, haben aber Mechanismen entwickelt, sich vor der giftigen Wirkung der Schadstoffe zu schützen. So speichern sie diese in bestimmten Zellräumen von Wurzel, Stängel oder Blatt oder wandeln sie in unschädliche Substanzen um. Bei den Schadstoffen handelt es sich z.B. um Schwermetalle, Halbmetalle (Arsen), Pestizide, Sprengstoffe, Lösungsmittel, Salze oder Öle. Durch die Ernte entfernt man die in den Pflanzen angereicherten Schadstoffe. Häufig ist ein wiederholtes Anbauen und Ernten der Pflanzen nötig, um die Schadstoffe vollständig aus dem Boden zu entfernen.

Pflanzen, die sich beispielsweise zur Beseitigung von Schwermetallbelastungen eignen sind Raps, Senf, Sonnenblumen, Gerste und verschiedene Grasarten. Die Hallersche Schaumkresse etwa entfernt die Schwermetalle Blei und Cadmium aus belasteten Böden.

Um Pflanzen die Fähigkeit zu vermitteln, Schadstoffe aufzunehmen und in unschädliche Substanzen umzuwandeln, werden auch gentechnische Methoden angewandt. So wurden Pappeln gentechnisch so verändert, dass sie einen erhöhten Glutathion-Gehalt aufweisen. Glutathion wird in den Zellen benötigt um Schwermetalle zu binden, so dass diese ihre toxische Wirkung verlieren. Pappeln lagern die so unschädlich gemachten Schwermetalle in ihren Blättern ab.

Verfahren der Phytosanierung:

Phytostabilisierung

Phytostabilisierung ist kein eigentliches Verfahren der Phytosanierung, sondern dient nur der Sicherung des Bodens. Allgemein wird die Mobilität von Schadstoffen verringert. Eine dichte Grasdecke schützt den Boden vor Erosion. Der oberflächliche Abtrag von Schadstoffen durch den Wind sowie den Regen wird somit verhindert. An den Feinwurzeln können Schadstoffe adsorbieren, sie werden somit im Boden gehalten und ihre Auswaschung ins Grundwasser wird reduziert. Durch die Transpiration der Pflanzen kommt es zu einem größtenteils nach oben gerichteten Wasserstrom, dies kann ebenfalls Auswaschungen der Schadstoffe ins Grundwasser verhindern. Außerdem können bestimmte Stoffe, die von den Pflanzenwurzeln ausgeschieden werden, zu einer Immobilisierung der Schadstoffe (z. B. Ausfällung von Schwermetallen) führen.

Phytovolatilisation

Verfahren der Phytosanierung, bei dem die Pflanze die Schadstoffe mit den Wurzeln aufnimmt und durch ihre oberirdischen Organe in die Luft wieder abgibt. Hierbei kann es in der Pflanze zu biochemischen Umwandlungen in flüchtige Formen der Schadstoffe kommen. Im Falle von Quecksilber geschieht dies durch Methylierung des Quecksilbers zu Methylquecksilber durch die Pflanze. Methylquecksilber ist flüchtig und kann daher von der Pflanze in die Luft abgegeben werden.

Pilzanbau

Der Pilzanbau beschäftigt sich mit der Vermehrung und Kultivierung sowie der Ernte und Vermarktung von bestimmten Speisepilzen, den sogenannten Kulturpilzen. Im Vordergrund des europäischen Speisepilzanbaus steht die Kultur des Champignons. Pilzanbau wird zuweilen auch nichtkommerziell im Hobbygartenbau betrieben und hier umgangssprachlich Pilzzucht genannt.

Wildpilze - Kulturpilze

Die meisten Pilze werden heute professionell kultiviert. Unter den wild gesammelten Pilzen haben nur noch der Pfifferling und der Steinpilz mengenmäßig größere Bedeutung auf dem deutschen Markt. Laut Statistischem Bundesamt wurden 2022 rund 2.850 Tonnen Pfifferlinge und 320 Tonnen Steinpilze gehandelt – allesamt importiert aus Osteuropa. Hierzulande ist das kommerzielle Sammeln von Wildpilzen gesetzlich verboten. Eine sehr kleine Menge an Wildpilzen fällt in Deutschland im Rahmen von Hobbysammlungen an. Das Sammeln für den privaten Gebrauch ist erlaubt.

Die sogenannten Mykorrhiza-Pilze, zu denen der Steinpilz, der Pfifferling oder der Trüffel gehören, leben in einer Gemeinschaft (Symbiose) mit den Bäumen ihrer Umgebung. Über die Wurzeln dieser Bäume beziehen sie ihre "Nahrung". Das macht die Kultivierung und die kommerzielle Nutzung äußert schwierig. Daher werden diese Pilze wild gesammelt.

In osteuropäischen Ländern, wo viele Pfifferlinge und Steinpilze herkommen, können Wildpilze – auch mehr als drei Jahrzehnte nach der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl – noch eine erhöhte Strahlenbelastung aufweisen. Selbst in Deutschland weisen Wildpilze in manchen Regionen noch erhöhte Werte an Radiocäsium auf. Betroffen ist davon vor allem der Süden Deutschlands.

Historie

Bereits im 11. Jahrhundert kultivierten die Chinesen Speisepilze wie das Judasohr oder den Shiitake. In Europa dauerte es diesbezüglich länger. Erst im 18. Jahrhundert begann man in Frankreich damit, den Champignon als ersten Speisepilz zu kultivieren.

Findige Gärtnerinnen und Gärtner beobachteten damals, dass dieser Pilz auf mit Pferdemist gedüngten Gemüsebeeten besonders schöne und schmackhafte Fruchtkörper hervorbrachte und begannen mit dem Anbau dieses Speisepilzes. Günstige Bedingungen für den Champignonanbau fanden sie in den Tiefen von Gewölben und Kellern: Dort war es gleichbleibend kühl, dunkel und feucht – die bevorzugten Bedingungen des Champignons.

Der Anbau nahm in den folgenden Jahrzehnten immer mehr zu und der Champignon entwickelte sich zum beliebtesten Speisepilz Europas. Andere Kulturpilzarten kamen erst sehr viel später dazu.

Pilzanbau - Teil des Erwerbsgartenbaus

Der kommerzielle Anbau von Speisepilzen durch Produktionsbetriebe stellt einen speziellen Teil des Erwerbsgartenbaus dar. Berufsständisch organisiert sind in Deutschland und in der Schweiz zurzeit je 12 größere und kleinere Betriebe. Unter den Pilzanbaubetrieben finden sich auch vermehrt Produktionsbetriebe, die auf biologische Weise arbeiten.

Laut FAO-Statistik wurden 2005 weltweit fast 3,2 Millionen Tonnen Speisepilze angebaut. Weltweit wichtigstes Anbauland war in diesem Zeitraum China mit 1,41 Millionen Tonnen, gefolgt von den USA mit 0,38 Millionen Tonnen.

In Deutschland wurden 2021 rund 90.000 Tonnen Speisepilze angebaut. Hinzu kommen noch rund 73.500 Tonnen an importierten Kulturspeisepilzen.

Unter den in Deutschland angebauten Kulturpilzen machen die Champignons mit knapp 95 Prozent den größten Teil aus. Die restlichen fünf Prozent sind Edelpilze. Diese selteneren Kulturpilze gewinnen seit Anfang der 1980er-Jahre zunehmend an Bedeutung in Deutschland. Anfangs waren es vor allem der Austernseitling und der Eichenpilz (Shiitake). Später kamen dann weitere Arten wie Kräuter-, Kastanien-, Limonen-, und Rosenseitling sowie Buchenpilz, Goldkäppchen, Samthaube, Laubporling und Igelpilz hinzu. Unter den Edelpilzen hat der Kräuterseitling heute mengenmäßig die größte Bedeutung

Zurzeit werden laufend neue Speisepilze in das Anbausortiment aufgenommen oder für die Anbaueignung im mitteleuropäischen Raum getestet. So beispielsweise auch verschiedene Arten der Shimeji-Pilzgruppe. Dieser wird in China und Japan in größeren Mengen angebaut und gilt als der meistgegessene Speisepilz in China.

Anbau von Speisepilzen

Gegenüber den Mykorrhiza-Pilzen lassen sich die Speisepilze der Gruppe der Saprophyten sehr gut kultivieren. Sie ernähren sich von abgestorbener organischer Substanz. Das heißt sie zersetzen Proteine, Kohlenhydrate oder Lignin von alten Bäumen und Pflanzen. 

Beim Anbau von Speisepilzen unterscheidet man zwischen der Licht- und Dunkelkultur. Während vor allem asiatische Pilze eher bei mehr oder weniger starkem Licht kultiviert werden, wird der (weiß oder braun gefärbte) Champignon in Dunkelheit kultiviert.

Als Substrat dient ein auf die jeweilige Pilzart abgestimmtes Kultursubstrat. Grundbestandteile können hier beispielsweise Stroh, Sägespäne, Holzschnitzel oder andere organische Grundbestandteile sein, die unter Umständen auch geschmacksbeeinflussend sind. Durch mehrere Tage andauernde Bewässerung werden primäre Zersetzungsprozesse aktiviert und der mikrobielle Aufschluss des Substrates gefördert. Danach schließt sich ein Pasteurisierungsprozess an, der das mikrobiologisch aufgeschlossene und homogenisierte Substrat desinfiziert. So wird eine Besiedlung des Substrates mit unerwünschten Fremdorganismen vermieden.

Das fertige Substrat wird nun unter sterilen Bedingungen mit dem Pilzmyzel beimpft. Beim Champignon kultiviert man das Myzel vorab auf Weizenkörner und fügt die vom Myzel durchwachsene Masse als sogenannte Champignonbrut hinzu. Während des Myzelwachstums und der Fruchtifizierungsphase müssen spezielle klimatische Bedingungen eingehalten werden. Klimaparameter wie Temperatur, relative Luftfeuchte, CO2-Gehalt oder Lichtmenge werden in den Wachstumsräumen mit Klimacomputern genauestens eingehalten und gesteuert. Mit Hilfe der Klimasteuerung kann der Anbauer sicherstellen, dass zu bestimmten Ernteterminen eine gewisse Anzahl von erntbaren Pilzen vorhanden ist.

Unter diesen kontrollierten Bedingungen kann auch besser auf die notwendige Sauberkeit und Hygiene geachtet werden, denn im Pilzanbau ist es sehr wichtig, dass keine fremden Sporen oder Keime in die Anlagen geraten. Erkranken die Pilzkulturen oder kommt es zu unerwünschter Schimmelbildung, ernten die Anbauer weniger oder gar nichts. Pflanzenschutzmittel – wie man sie ansonsten aus dem Gartenbau kennt, gibt es im Pilzanbau nicht. Auch werden keine mineralischen Dünger verwendet.

Je nach Pilzart dauert das Durchwachsen des Substrates und die anschließende Fruktifizierungsphase unterschiedlich lange. Champignonmyzel durchwächst in circa 15 Tagen das Substrat, nach circa 3 Wochen können die ersten Pilze geerntet werden. Das Myzel des Shiitake braucht dafür 15 bis 20 Wochen und dann nochmal bis zu einer Woche, bis erntefähige Pilze vorhanden sind. Die Pilze werden in der Regel von Hand geerntet. Die Ernte selbst erstreckt sich oft über mehrere, voneinander getrennte Zeiträume.

Weitere Informationen:

Pilze

Pilze sind Eukaryonten und bilden ein eigenes Reich, so wie Pflanzen, Tiere oder Bakterien. Pilze können sowohl mehr- als auch einzellig sein, und einige davon zählen daher unter den Mikroorganismen. Im Gegensatz zu Pflanzen können Pilze keine Photosynthese betreiben und müssen sich heterotroph ernähren.

Pilze können das nicht. Sie können nur existieren, wenn sie bereits vorhandene Biomasse aufnehmen und verstoffwechseln. Damit sind sie den Tieren näher als den Pflanzen, denn Tiere ernähren sich in ähnlicher Weise. Dem Tierreich gehören Pilze aber dennoch nicht an. Vor allem deshalb, weil sie einen anderen Zellaufbau haben. Hier sind sie den Pflanzen wiederum ähnlicher, denn sie haben wie diese zusätzlich zur Zellmembran noch eine feste Zellwand. Außerdem vermehren sich Pilze auch ganz anders als Tiere.

Das was üblicherweise als Pilz bezeichnet wird, ist nur der über dem Boden sichtbare Fruchtkörper. Der eigentliche Pilz besteht aus einem feinen weitverzweigten Fadengeflecht, dem Pilzmyzel. Die einzelnen Fäden nennt man Hyphen. Sie durchziehen den (Nähr-)Boden zur Nahrungs- und Wasseraufnahme nach allen Seiten.

Am Myzel der Pilze entstehen dickere Fäden und Stränge, an denen sich feine Knötchen bilden. Hieraus entstehen bei günstigen Bedingungen die Fruchtkörper der Speisepilze. Die Fruchtkörper haben die Aufgabe, die zur Vermehrung notwendigen Sporen zu bilden.

Aufgrund ihrer ausgeprägten Fähigkeit, organische Substanzen abzubauen, sind Pilze für den Stoffkreislauf von erheblicher Bedeutung. Pilze sind für unzählige Bereiche extrem nützlich, wie z. B. in den Lebensmittelherstellung, Industrie, Wirkstoffproduktion, u. v. m. Einige Pilze sind pathogen für Pflanzen oder Tiere.

Weitere Informationen:

Pilzresistenz

Pilze sind Verursacher verschiedener Pflanzenkrankheiten. Mit gentechnischen Verfahren sollen pilzresistente Sorten erzeugt werden.

Bei einigen Pflanzenarten (Kartoffeln, Getreide, Weinrebe) kann Pilzbefall - etwa Mehltau, Grauschimmel oder Phytophthora - zu erheblichen Ernteausfällen führen.

Die krankheitsauslösenden Pilze werden üblicherweise mit chemischen Fungiziden oder Schwermetallpräparaten (z.B. Kupfervitriol) bekämpft. Bei einigen Arten sind resistente Sorten auf konventionellem Weg gezüchtet worden.

Zwar wird intensiv an der Entwicklung gentechnisch erzeugter pilzresistenter Pflanzen gearbeitet, doch bisher haben diese Anstrengungen noch nicht zu anwendungsreifen Sorten geführt.

Dabei werden verschiedene Ansätze verfolgt:

Plaggen

Ziegelartig ausgestochener mineralbodenhaltiger Humus mit Heide- oder Grasbewuchs aus dem Allmendland ("Gemeinheiten"), der im Stall als Einstreu verwendet wurde und nach der Anreicherung mit Kot und Harn auf eine dorfnahe Feldflur (Esch) zur Steigerung der Bodenfruchtbarkeit ausgebracht wurde (in NW-Deutschland, den Niederlanden, Irland). Die Plaggen können auch zusammen mit Viehmist kompostiert worden sein. Dort, wo die Plaggen gestochen wurden, verarmte der Boden. Im 18. Jh. waren auf einem Vollbauernhof von März bis Ende Juli zwei Arbeitskräfte und ein Pferdegespann mit "Plaggen" beschäftigt. Die über Jahrhunderte auf diese Weise gedüngten Ackerböden hoben sich allmählich von der Umgebung ab.

Handelte es sich um Heidegebiete wie z.T. in Norddeutschland, wurde der Sand bloßgelegt und vom Wind zu Dünen zusammengeweht. Plaggendüngung wird seit vielen Jahrzehnten nicht mehr angewendet. Die durch sie geschaffenen Böden haben sich jedoch in ihren wesentlichen Merkmalen erhalten.

(s. a. Plaggenesch)

Plaggenesch

Anthropogener Auftragsboden der mittelalterlichen bis neuzeitlichen, ortsnahen Eschfluren NW-Deutschlands. Wie z. B. der Hortisol oder der Rigosol gehört der Plaggenesch zu den so genannten Kultosolen. In Regionen, wo die Böden von Natur aus zumeist nährstoffarm und ertragsschwach sind, hat sich der wirtschaftende Mensch besondere Maßnahmen einfallen lassen, um aus einem für den Ackerbau unrentablen Boden fruchtbare „Erde“ zu erschaffen.

Prozeduren und Eigenschaften

Zunächst wurden Heide- oder Grassoden (= Plaggen) vom Boden auf gemeinschaftlich genutzten Flächen (Allmende) abgestochen und diese als Einstreu in die Ställe gebracht. Mit den tierischen Exkrementen vermischt, wurden die Plaggen anschließend zusammen mit anderen organischen Abfällen (Asche, Küchenabfälle) kompostiert und auf hofnahe Ackerflächen ('Esch' in NW-Deutschland und in den angrenzenden Niederlanden genannt) aufgebracht. Gewöhnlich lagen ursprünglich arme Sandböden (oft Podsole) vor, die im Laufe der Zeit durch wiederholtes Aufbringen der Plaggen und von Stallmist verbessert wurden und in starkem Maße einem Ah-Horizont ähneln. Zuvor wurden diese Böden für Ackerstandorte so lange als möglich gemieden.

Die Plaggen wurden mit der Twicke (plattdeutsch: Hacke) gehauen. Die Arbeit war echte Schwerstarbeit, woran der Begriff „Plackerei“ oder „sich abplacken“ bis heute erinnert.

Auf diese Art und Weise wurden die Ackerflächen durch den organischen Dünger dauerhaft fruchtbar. Infolge dieser Wirtschaftsweise über lange Zeiträume bildeten sich über den natürlichen Böden „Eschhorizonte“ (= E-Horizont), die oft mächtiger als einen Meter sein können. In der Landschaft erkennt man dies heute an erhöhten und teils uhrglasförmig gewölbten Ackerfluren. Die Plaggenesche besitzen bei größerer Mächtigkeit am Rand steile Absätze, die sog. Eschkanten.

Plaggenesche wurden in Gewannen mit Langstreifen bewirtschaftet. Diese mittelalterliche Form der Bodenbearbeitung wurde mit einem Streichbrettpflug ausgeführt. Der Streichbrettpflug riss den Boden nicht nur auf, sondern er wendete die Pflugscholle. Auf langgestreckten, 8 - 32 m breiten Ackerstreifen wurde gepflügt. Die Scholle wurde immer zum Inneren des Ackers gewendet, dies bewirkte eine Aufwölbung im mittleren Bereich.

Um einen Hektar Ackerland mit genügend Dünger zu versorgen, waren je nach den Bodenverhältnissen zwischen 2 und 8 Hektar, z.T. noch deutlich mehr Heideflächen nötig. Die Regenerationszeit der abgeplaggten Heideflächen betrug je nach Tiefe und Häufigkeit des Plaggenhiebs 4 - 40 Jahre. Da sich Qualität und Menge der Plaggen bei jedem Zyklus verringerte, lag in ungünstigen Fällen der Flächenbedarf bei einem Vielfachen der genannten Zahlen. Die Folge war eine beträchtliche Vergrößerung der Heideflächen, vor allem auf Kosten des Waldes.

Der Plaggenesch ist im Vergleich zum Ausgangsboden tiefgründiger humos, besitzt ein erhöhtes Ertrags- und Nährstoffpotenzial und verfügt über ein höheres Wasserspeichervermögen. Er ist gut durchlüftet und wenig verdichtungsempfindlich. Er ist ein guter Ackerstandort.

Die Plaggenschicht zeigt je nach Art der Plaggen (Gras- oder Heideplaggen) unterschiedliche Gehalte an Ton, Eisen, organischer Substanz und an Nährstoffen. Je nach Herkunft des ausgestochenen Bodenmaterials kann man Plaggenesche in kohlenstoffreichere graue Plaggenesche aus sandigen Böden und in kohlenstoffärmere braune Plaggenesche aus Sandlöss und Lehmen unterscheiden. Anfang des 20. Jahrhunderts endete die Plaggenwirtschaft mit der Einführung des Mineraldüngers. Die arbeitsintensive Arbeit mit den Plaggen wurde überflüssig.

Auf den Feldern, die regelmäßig mit Plaggen gedüngt wurden, konnte Dauerackerbau betrieben werden. Im Gegensatz zur Dreifelderwirtschaft, bei der ein Drittel des Ackers jeweils brach lag, fand hier überwiegend Einfeldwirtschaft statt. Als Kulturpflanze wurde vor allem Winterroggen angebaut.

Die Zufuhr von organischem Material war nötig, da man "ewigen Roggenbau", meist auch ohne Brache praktizierte und es noch keinen Mineraldünger gab. Das Einfeldsystem des ewigen Roggenbaus ist als mehrjährige, ununterbrochene Aufeinanderfolge von Winterroggen zu verstehen, die im Extrem bis über 20 Jahre erreichen konnte.

Plaggenesch (Schema)
Plaggenesch (Schema)

Die Plaggenesche sind das Ergebnis einer seit dem Mittelalter durchgeführten landwirtschaftlichen Praxis z.B. in der niedersächsischen Geest und im Osnabrücker Berg- und Hügelland. Das obige Schema zeigt das typische Landschaftsbild. Der Eschhof liegt wegen der Wasserversorgung häufig in einer eher feuchten Niederung, die als Grünland genutzt wird. Das Ackerland liegt auf der benachbarten hochgelegenen grundwasserfernen Geest. So ist in der westlichen Geest auffallend, dass die Eschsiedlungen im Regelfall von feuchteren Gley-Podsolen oder Gleyen umgeben sind. Um die Nährstoffsituation zu verbessern, wurde auf den weiter entfernten Heideflächen (Allmende) und in der feuchten Niederung die stark humose und durchwurzelte oberste Schicht (Plaggen oder Soden einschließlich des anhaftenden Sandes) abgehoben und zunächst als Einstreu in die Viehställe verbracht. Mit dem so entstandenen Mist wurden dann die hofnahen Ackerflächen gedüngt. Nach und nach erhöhte sich über Jahrhunderte die Bodenoberfläche. Es entstand ein 40-100 cm mächtiger humoser E-Horizont, der kennzeichnend für den Plaggenesch ist.
Durch den Abtrag in den Niederungen einerseits und den Auftrag auf den Esch andererseits sind die sogenannten Eschkanten entstanden. Der ursprüngliche Hof liegt deshalb häufig etwas versteckt unterhalb des Esch.

Quelle: LBEG, Dr. Ernst Gehrt

Verbreitung

Seit etwa 1000 n. Chr. wurde die Plaggenwirtschaft im Raum der nordwestdeutschen Geest (bes. Emsland) mit ihren meist nährstoffarmen Sandböden neben der damals gängigen Dreifelderwirtschaft praktiziert.

Plaggenesche sind weltweit nur sehr kleinflächig vorzufinden, denn ihre Verbreitung ist an die ehemalige Bewirtschaftung gebunden. Vor allem sind sie eine regionale Besonderheit des nordwestdeutschen Raums mit einem Schwerpunkt um Osnabrück und Cloppenburg. Hier nehmen sie große Flächenanteile von bis zu 20 Prozent ein. Sie kommen aber in Mitteleuropa bis ins Ruhrgebiet sowie in Belgien und den östlichen Niederlanden vor. Vereinzelte Vorkommen sind auch im nordfriesischen Raum auf den Inseln Amrum, Föhr und Sylt zu finden. Darüber hinaus gibt es analoge Vorkommen in Dänemark, Irland, auf den Orkneys und einigen Shetlandinseln. 

Plaggenesch - Vorkommen in Deutschland

Plaggenesch - Vorkommen in Deutschland

Die Hauptverbreitungsgebiete der ‚Grauen Plaggenesche‘ sind die durch die Saaleeiszeit geprägten, meist nährstoffarmen Gebiete Nordwestdeutschlands. Die ‚Braunen Plaggenesche‘ sind überwiegend weiter südlich im Osnabrücker Raum bis hin zum südöstlichen Münsterland verbreitet. Vereinzelte Plaggeneschvorkommen sind auch im nordfriesischen Raum insbesondere auf den Inseln Amrum, Föhr und Sylt zu finden.

Quelle: © BGR Hannover

Nutzung und heutige Situation

Die Plaggen liefernden Flächen wurden als Plaggenmatt bezeichnet. Vierzigmal mehr Fläche als die zu düngende musste abgetragen werden. Das sorgte natürlich für eine Nährstoffverarmung der Plaggenmatten. Es entstanden somit nur für die Schafweide nutzbare Heidelandschaften, die jedoch zu einem Lebensraum seltener Tier- und Pflanzenarten wurden. Daher finden heute Pflegemaßnahmen statt, um die Heidelandschaften zu erhalten. Dazu zählen der maschinelle Plaggenhieb und die Beweidung mit Heidschnucken. Die Plaggenesche selbst können zwar noch längere Zeit erhalten bleiben, werden sich jedoch bei ausbleibender Plaggenwirtschaft langfristig wieder in Richtung Podsol entwickeln.

Plaggenesche sind auch heute ertragreiche Ackerstandorte. Sie besitzen gute Nährstoffvorräte und physikalische Eigenschaften (z. B. hohes Porenvolumen und hohe Luftkapazität, einen guten Wasserhaushalt, ein stabiles Bodengefüge und rasche Erwärmung). Zudem sind in diesen Böden bis zu 300 t Kohlenstoff/ha gespeichert.

Heute werden alle Getreidearten und Hackfrüchte, z. B. Kartoffeln angebaut, die allerdings zunehmend vom Mais verdrängt werden. In Nordwestdeutschland werden Plaggenesche gerne auch für Sonderkulturen (z.B. Baumschulen) genutzt.

Plaggenesche stellen als vom Menschen gemachte Böden auch wichtige Archive der Kultur- und Landschaftsgeschichte dar. Sie zeugen von einer über Jahrhunderte ausgeübten und einfallsreichen Art der Bodenbewirtschaftung.

In den Plaggeneschen sind außerdem nicht selten archäologische Funde erhalten, die verbreitet an der Basis des Plaggenauftrags und in der Plaggenauflage enthalten sind. Durch die Plaggendecke werden sie geschützt und so erhalten. Plaggenesche sind daher aus wissenschaftlicher Sicht besonders schützenswerte Böden.

Aufgrund ihrer oft siedlungsnahen Lage sind diese Böden stark durch Baumaßnahmen und Versiegelung gefährdet. Eschkanten mit charakteristischer uhrglasförmiger Wölbung sind zudem prägend für die Morphologie der Kulturlandschaft und erhaltenswert.

(s. a. Esch)

Weitere Informationen:

Plangewann

Primär entstandene Gewanne, die mit ihren rechteckigen Gewannumrissen oder ihren gleichen Parzellenzahlen ein typisches Beispiel frühneuzeitlicher Landvergabe darstellen. Bei der Anlage von Plangewannfluren wurde meist eine den Bedürfnissen der Dreizelgenbrachwirtschaft entsprechende Gemengelage berücksichtigt. Sie bot eine übersichtliche, gerechte und nach früherem Empfinden ästhetische Landschaftsgliederung.

Plantage

Großbetriebliche, arbeitsteilig organisierte Pflanzung von Baum- und Strauchkulturen mit Lohnarbeitsverfassung, die häufig auch über eigene Aufbereitungsanlagen für ihre Ernteprodukte verfügt (Rohrzucker-, Sisal-, Teefabrik usw.). Die erzeugten pflanzlichen Produkte sind für den Binnen- und den Weltmarkt bestimmt. Eine Plantage wird mit hohem Kapitaleinsatz und zahlreichen Arbeitskräften betrieben und hebt sich von bäuerlichen Betrieben ab durch starke Rationalisierung, Technisierung und Spezialisierung. Die Zielsetzung ist in der Regel die Maximierung der Kapitalrendite und des Unternehmergewinns. Die Flexibilität der Entscheidungen über die Produktionsrichtung ist ein wichtiges Merkmal von Plantagen. Von gleicher Bedeutung kann die erforderliche oder vorhandene Verarbeitungsindustrie sein. Ausmaß der vertikalen Integration (agrares Rohprodukt, Verarbeitung, Verpackung) sowie die Dauer der Investitionsperiode erlauben eine Differenzierung in verschiedene Plantagen-Betriebssysteme.

Plantagen waren wesentliche Komponenten der Kolonialwirtschaft. Große, oft an Börsen notierte und als "Töchter" transnationaler Lebensmittelkonzerne geführte Plantagen waren mächtige Faktoren des wirtschaftlichen und politischen Systems. In den später unabhängigen Staaten wurden die Plantagen überwiegend nationalisiert wie z.B. in Indonesien und Malaysia (Sime Darby), d. h. einheimischen Gesellschaften übertragen oder insbesondere in den sozialistischen Ländern Vietnam, Laos und Burma verstaatlicht.

Die Plantage ist nicht an einen bestimmten Landschaftsgürtel gebunden, kommt aber vorwiegend in den Subtropen und Tropen vor. Hafennähe, aber Marktferne sind auch heute noch charakteristisch für die meisten Plantagen bzw. Plantagengebiete.

Obwohl gelegentlich schon Pflanzungen ab 100 ha zu den Plantagen gerechnet werden, sieht man als Minimum für eine rentable Aufbereitung 7.500 ha Zulieferfläche bei Ölpalmen, 6.000 ha bei Naturkautschuk und 600 ha bei Tee an.

Rein ökonomisch sprechen folgende Punkte für diese Anbauform:

Risiken der spezialisierten und häufig monokulturellen Plantagenwirtschaft bestehen in Marktunsicherheiten, Pflanzenkrankheiten und Bodenerschöpfung. Verstärkt wird mit Mischkulturen das Risiko gemindert. Nachteilig ist auch das Herausreißen vieler Lohnarbeiter aus ihren traditionellen Lebensformen, die Trennung der männlichen Arbeiter von ihren Familien, die Vernachlässigung der eigenen Nahrungsproduktion und die verstärkte Abhängigkeit vom monetären Einkommen bei gleichzeitig unzureichendem sozialen Netz. Teilweise beherrschen gewisse Plantagenbetriebe in bestimmten Ländern unter Verantwortung multinationaler Unternehmen weite Felder der jeweiligen Volkswirtschaft. Plantagenwirtschaft kann zu sozialer Differenzierung und damit einhergehenden Spannungen führen.
Die Alternative zu einer international organisierten Plantagenwirtschaft und einer erfolgreichen gemeinschaftlichen Organisation für die Aufbereitung und Vermarktung der betreffenden Produkte ist eine Ökonomie der Selbstversorgung und der Bündelung unzähliger agrarischer Kleinbetriebe.

Wichtige Produkte und Verbreitungsgebiete der Plantagenwirtschaft sind:

Die meisten Plantagengebiete liegen transportgünstig in Küstennähe und besitzen eine gute Verkehrs- und Umschlagsinfrastruktur.

Historisch lassen sich folgende Etappen bis zur heutigen Situation aufzeigen:

Heutige Plantagenkonzerne sind kapitalstarke und moderne Agro-Holdings, auch als Teile von Mischkonzernen. Zum Beispiel mit ihren Flex Crops produzieren sie für eine Vielzahl von Märkten und treiben in vielen Teilen der Welt die Umstrukturierung der Landwirtschaft zur Agrarindustrie voran. Von Relikten der Kolonialzeit kann meist keine Rede mehr sein.

Weitere Informationen:

Platzdorf

Gruppensiedlung mit polarer Anordnung der Hausstätten um eine Freifläche, durch die die Grundrißgestalt des Wohnplatzes bestimmt wird. Die Freiflächen der Platzdörfer befinden sich i.d.R. in Gemeindebesitz. Ihre ursprünglichen Funktionen können wirtschaftlicher (Nachtweide, Teich), politisch-sozialer (Versammlungsplatz, Rechtsprechung) Natur gewesen sein oder eine übersichtlich-repräsentative Ortsgestaltung bezweckt haben. Platzdörfer besitzen fast immer nur relativ kleine Gehöftzahlen. Man unterscheidet Rechteckformen und Rundformen.

(s. a. Fortadorf, ländliche Siedlungsform, Rundling)

PLENUM

PLENUM steht für "Projekt des Landes zur Erhaltung und Entwicklung von Natur und Umwelt". Es ist ein Förderprogramm des Landes Baden-Württemberg, durch das in derzeit fünf Projektgebieten Naturschutz- und Umweltziele durch eine naturschutzorientierte Regionalentwicklung nicht von „oben nach unten“, sondern auf freiwilliger Basis durch die Bevölkerung „von unten nach oben“ umgesetzt werden sollen. Ziel ist es darüber hinaus, nach dem Motto „Schützen durch Nützen“ modellhafte Vorgehensweisen in der Verknüpfung von Naturschutz mit wirtschaftlichen Entwicklungen zu erproben. Handlungsfelder können dabei in der naturverträglichen Land- oder Forstwirtschaft, der Vermarktung von regionalen Produkten, dem sanften Tourismus, dem direkten Naturschutz, der Umweltbildung oder im Bereich der erneuerbaren Energien beziehungsweise der Förderung umweltschonender Wirtschaftsweisen liegen.In den ausgewählten Projektgebieten können Projekte, die zur Unterstützung und Umsetzung dieser Ziele beitragen sowie bestimmten ökologischen Kriterien entsprechen, finanziell gefördert werden.

PLENUM entspricht in einigen Punkten dem EU-Förderprogramm LEADER, nur dass es auf Landesebene angesiedelt ist. Inzwischen gilt das Förderprogramm bundesweit als Vorreiter im Bereich Partizipation und Naturschutzökonomie.

Weitere Informationen:

Podsol

Der Podsol (aus russisch подзол podzol, deutsch ‚Ascheboden‘, von под pod ‚unter‘ und зола zola ‚Asche‘), auch Bleicherde oder Grauerde genannt, ist ein saurer, an Nährstoffen armer oder verarmter Bodentyp in einem feuchtkalten oder feucht-gemäßigten Klima.

Der Name „Podsol“ ist der russischen Sprache entlehnt und bedeutet so viel wie „Ascheboden“. Diese Bezeichnung ist sehr treffend, da typische Podsole an ihrem gebleichten, weißlich-grau gefärbten, teils violettstichigen Oberboden zu erkennen sind. Im sauren Boden aus genannten Ausgangssubstraten sorgen vor allem Pilze und Bakterien für den Abbau organischer Substanzen. Größere Bodenwühler wie Regenwürmer sind eher selten.

Entstehung

Podsole entwickeln sich auf Standorten mit nährstoffarmen, calcium- und magnesiumarmen Ausgangsgesteinen (Sandstein, Granit, Flugsand, usw.), bei hohen Niederschlägen, hoher relativer Luftfeuchtigkeit und verhältnismäßig geringer Jahresmitteltemperatur. Die Podsolierung ist stets mit erheblicher Versauerung verbunden. So werden die Streurückstände auf Heide- oder Nadelwaldstandorten von den Mikroorganismen nur schwer abgebaut, was zu mächtigen Humusauflagen führt. Die Humusform ist in der Regel Rohhumus oder rohhumusartiger Moder. Hieraus werden organische Säuren freigesetzt, die sich mit Eisen und Aluminium der verwitterten Minerale zu wasserlöslichen Stoffen verbinden, die in den Unterboden ausgewaschen werden. Dort werden sie unter geänderten chemischen Bedingungen wieder ausgefällt - es entsteht die typische Horizontabfolge der Podsole. Wenn die oberen B-Horizonte zu Ortstein verhärtet sind, behindert dies das Wurzelwachstum und kann darüber hinaus Wasserstau verursachen.

Durch Wiederaufforstung ehemaliger Eichen-Birkenwälder mit Kiefern und durch die Verbreitung der Heidevegetation als Folge der mittelalterlichen Plaggenwirtschaft begünstigte der Mensch die Podsolierung.

Eisenhumuspodsol im Feldberggebiet (Südschwarzwald)

Eisenhumuspodsol im Feldberggebiet (Südschwarzwald)

Eisenhumuspodsol (Ah-Ae-Bsh-IIBhs-IIBs-IIIBvC) auf Rotmeersandern. Südschwarzwald, Bärental, NSG Rotmeer.

Quelle: U. Burkhardt CC

Verbreitung

Ihre Verbreitung reicht in Deutschland von der Küste über das humide Bergland bis in die Alpen, sogar bis oberhalb der Waldgrenze von 2.200 m. Auf den Dünen und Flugsanddecken des norddeutschen Tieflandes (Emsland, Oldenburger Geest, Lüneburger Heide, westliches Schleswig-Holstein, Brandenburg) finden sich unter Nadelwald und Besenheide Eisenhumuspodsole. Auf silikatreichen Schmelzwassersanden unter Nadelwald sind Eisenpodsole entwickelt. An Standorten mit Grundwasseranschluss bildeten sich unter Glockenheide Humuspodsole.

Im Bergland haben sich Podsole auf Granit und Gneis (Harz, Fichtelgebirge, Erzgebirge, Südschwarzwald, Bayerischer Wald), auf Buntsandstein (Nordschwarzwald, Solling), auf Kreide-Sandstein (Teutoburger Wald), auf Keupersandsteinen (Süddeutschland) oder auf Quarzit (Rheinisches Schiefergebirge) entwickelt. Außerhalb Deutschlands kommen Podsole vor allem in Skandinavien bis hin zu den subpolaren Zonen vor, wo sie die am meisten verbreiteten Böden sind.

Podsol - Vorkommen in Deutschland

Podsol - Vorkommen in Deutschland

Ihre Verbreitung reicht in Deutschland von der Küste über das humide Bergland bis in die Alpen, sogar bis oberhalb der Waldgrenze von 2.200 m.

Im Nordwestdeutschen Tiefland werden Podsolstandorte regional großflächig durch Tiefpflügen in Ackerland umgewandelt und damit ihre natürlichen Eigenschaften und Funktionen grundlegend verändert.

Quelle: © BGR Hannover

Nutzung und Funktionen

In der Landwirtschaft gehören die Podsole zu den ertragsarmen Böden. Sie sind sandig, nährstoffarm und sauer und haben Eigenschaften, die einem optimalen Wachstum der meisten Nutzpflanzen entgegenstehen.

Im nordwestdeutschen Tiefland waren Podsole als trockene und leicht zu bearbeitende Böden vormittelalterlich begehrte Siedlungsstandorte und wurden für den Roggenanbau bevorzugt. In Gegenden mit hohem Anteil von Podsolböden war in der Vergangenheit die Bevölkerung allerdings häufig vom Hunger bedroht.

Im Mittelalter waren Podsole mit Heidevegetation besetzt und dienten als Schafhuden, Bienenweiden und Plaggenentnahmegebiete. Zur Bodenverbesserung wurde in Nordwestdeutschland auf solchen Böden das Plaggen angewendet, so dass die Podsole allmählich in Plaggeneschböden umgewandelt wurden. Diese alten Nutzungen prägen örtlich bis heute das Landschaftsbild.

Mit Einführung der Mineraldüngung im 19.Jh. wandelte sich die Nutzung hin zum Ackerland. Nach kulturtechnischen Maßnahmen wie dem Brechen der Ortsteinschicht und großflächiger Beregnung können auf Podsolböden trotz geringer Bodenzahlen gute Erträge erzielt werden. Da Podsol jedoch zur Auswaschung neigt, besteht die Gefahr, dass Dünger und Pflanzenschutzmittel ins Grundwasser gelangen können.

Gebiete mit überwiegendem Podsolanteil, wie Sanderflächen oder Gebiete mit periglazialer oder holozäner Flugsandsedimentation (Binnendünen) sind meistens mit Wald bestockt.

Auch im Bergland steht auf den Podsolstandorten die forstliche Nutzung im Vordergrund. Für die waldbauliche Eignung sind insbesondere der Grad der Versauerung sowie die Tiefenlage und die Härte der Ortsteinschicht entscheidend.

Podsole besitzen meist nur ein geringes Wasserspeichervermögen, tragen aber aufgrund guter Durchlässigkeit zu einer relativ hohen Grundwasserneubildung bei und sind daher für den Landschaftswasserhaushalt bedeutend. Viele Trinkwassergewinnungsgebiete sind Podsol-Standorte. Podsole sind auch bedeutsam in ihrer Funktion als Archive der Natur- und Kulturgeschichte, da sie wichtige Informationen zur Entwicklung von Landschaft, Siedlungsstruktur und Kulturtechnik liefern.

Weitere Informationen:

Podsolierung

Prozess der Bodenentwicklung, der erfolgt, wenn die pH-Werte in der obere Bodenschicht stark sinken. Gründe für diese Bodenversauerung sind ökologisch ungünstige und saure Streuauflagen, wie beispielsweise die Nadeln von Fichten und Kiefern in Verbindung mit der vom Menschen erzeugten atmosphärischen Säurezufuhr. Ist die Pufferkapazität der oberen Bodenschichten aufgebraucht, was besonders auf mineralarmen Böden aus Sand schnell der Fall ist, entsteht ein hellgebleichter Horizont. Die Aufhellung kommt von der Auswaschung der dunkel bis schwarz gefärbten Huminstoffe und der rötlichen Eisenoxide, die in tieferen Horizonten wieder fixiert werden.

Polare / subpolare Zone

Die Verbreitung der polaren / subpolaren Ökozone ist bipolar. Im Festlandsbereich endet sie äquatorwärts an den polaren Baumgrenzen. Fast alle Teilgebiete liegen in der kontinuierlichen Permafrostzone. Zwei Drittel der Zone, überwiegend Eisklimate, liegen in der Antarktis. Im arktischen Teil dominieren Tundren und Frostschuttgebiete. Nur wenige Gefäßpflanzenarten können unter den hier extrem schwierigen Lebensbedingungen - kurze und kühle Vegetationsperioden, vernässte oder austrocknende Standorte, nährstoffarme Böden sowie kryoturbate und gelifluidale Umlagerungen - existieren. Nach Artenzahl und Biomasse bedeutsam sind hingegen Moose und Flechten.

Die Zone ist ganz überwiegend siedlungsfrei, von allen Ökozonen ist sie die siedlungsärmste. Alleine in den subarktischen Tundren ist es zu einer spärlichen Besiedlung gekommen.

Nutzung

Während die Eskimos im nördlichen Amerika (in kleiner Zahl auch im NO von Sibirien) traditionelle als hochspezialisierte Fischer und Jäger, meist mit Schwerpunkt auf Fisch-, Robben- und Walfang in Küstengewässern leb(t)en, betreiben die Bewohner im nördlichen Eurasien (Samen, Samojeden, Jakuten, Tschukschen u.a.) seit altersher eine nomadische bis halbnomadische Rentierhaltung, bei der die Herden zwischen Tundren (oder tundren-ähnlichen Höhenstufen von Berggebieten) im Sommer und südlicher (bzw. tiefer) gelegenen Waldgebieten im Winter wechseln.

Bei modernem Management, z.B. mit geregeltem Weidewechsel, Stickstoffdüngung, Aussaat ertragreicherer Grasmischungen könnten die Tundren zu wichtigen fleischproduzierenden Regionen der Welt werden.

Man setzt auch Hoffnungen auf eine Domestizierung von Moschusochsen. Bei ihnen kann sowohl das Fleisch als auch die Wolle genutzt werden. Da die Moschusochsen Weidenbüsche und Riedgräser als Futterpflanzen bevorzugen, stehen sie kaum in Futterkonkurrenz mit Rentieren und Karibus, die sich von Gräsern und Flechten ernähren. (Schultz 2016)

Polargrenze

Die Polargrenzen sind Anbaugrenzen, die aufgrund eines unzureichenden Wärmeangebots die polwärtige Verbreitung des Anbaus markieren. Primärer Minimumfaktor ist die Wärme, ihr Defizit kann durch die erhöhte Einstrahlung während des langen Polartags nur bedingt ersetzt werden. Pionierpflanzen sind Gerste, Hafer und Kartoffeln.

Die Polargrenze des Getreidebaus wird auf der Südhalbkugel nur in Südamerika, und zwar bei etwa 43° S, erreicht. In Nordamerika endet der flächenhafte Anbau im westlichen Kanada bei etwa 55° N; weiter nördlich liegen einige Anbauinseln, deren Produktion wirtschaftlich unbedeutend ist. In der Alten Welt erreicht der großflächige Getreidebau in Norwegen seine Polargrenze bei 64°, geht aber sonst kaum über 60° hinaus - ausgenommen in Finnland, das als einziger Staat der Welt fast nur über Ackerflächen nördlich des 60. Breitengrades verfügt und aus Autarkiegründen seine Produktion trotz niedriger Erträge wenigstens teilweise aufrechtzuerhalten sucht.

Der folgende Vergleich von Hektarerträgen Finnlands mit denen Dänemarks ist ein Beleg für die Auswirkungen des Wärmemangels.

Vergleich der Hektarerträge von Feldfrüchten zwischen Finnland und Dänemark (Durchschnitt 1992 bis 1994)
Vergleich der Hektarerträge von Feldfrüchten zwischen Finnland und Dänemark (Durchschnitt 1992 bis 1994)

Quelle: FAO. Production Yearbook 1994

(s. a. Höhengrenze, Trockengrenze)

Polder

Bezeichnung für ein eingedeichtes niedrig gelegenes Gelände in der Nähe von Gewässern. Dabei gibt es in Bezug auf den Hochwasserschutz zwei gegensätzliche Bedeutungen.

a) Herkömmliche Bedeutung

In der klassischen niederländischen Bedeutung ist ein Polder oder Koog ein Gebiet, das durch Deiche vor Hochwasser geschützt wird. Dies trifft, besonders in der Gegend um die Ems-Mündung zu und an der unteren Oder auch im Deutschen, in der Normandie auch im Französischen. Bei den meisten dieser Polder liegt der Wasserspiegel benachbarter größerer Gewässer (Meer oder Flüsse) oft oder dauerhaft über dem Bodenniveau. Darum muss das Wasser aus den Entwässerungsgräben des Polders über bzw. durch den Deich gepumpt werden, in heutiger Zeit zumeist mit Motorkraft, in vorindustrieller Zeit mit Windkraft. Die Gruppen von Windmühlen auf den Deichen des Rheindeltas, ein Wahrzeichen der Niederlande, sind alte Windpumpen. In Schleswig-Holstein werden die klassischen Polder als Koog bezeichnet. Das in Niedersachsen übliche Wort Groden bezeichnet eigentlich Deichvorland, wurde allerdings vielerorts nach Eindeichung der Flächen als Name beibehalten.

Beispiele für bekannte Polder:

b) Hochwasserpolder / Hochwasserschutzpolder

Ein Hochwasserpolder ist ein Retentionsgebiet, das bei Flusshochwassern gezielt geflutet werden kann, um die Wasserführung flussabwärts gelegener Flussabschnitte vorübergehend zu vermindern und dadurch die Spitze einer Flutwelle zu verkleinern. In der Regel handelt es sich um einst natürliche Rückhalteräume, die nun wieder künstlich geflutet werden sollen. Derartige Polder unterliegen Nutzungsbeschränkungen, beispielsweise einem Bebauungsverbot. Sie sind sowohl vom Flussbett als auch von benachbarten intensiver genutzten Flächen durch Deiche getrennt.

Das Wasser bleibt einige Tage oder Wochen im Polder stehen und wird nach Abklingen der Gefahr wieder in den Fluss geleitet. Um die Tier- und Pflanzenwelt daran zu gewöhnen, werden ab und zu «ökologische Flutungen» eingeleitet, auch wenn keine Hochwassergefahr besteht.

Die Deiche zu intensiver genutzten Nachbarflächen verhindern, dass diese bei Flutung des Polders mit geflutet werden. Deiche zum Gewässer verbessern die Nutzbarkeit des Poldergeländes, indem sie verhindern, dass der Polder schon bei geringeren Hochwassern geflutet wird, die in anschließenden Flussabschnitten keine Bedrohung darstellen. Sie ermöglichen, das dem Fluss entzogene Wasser länger als in einer natürlich überfluteten Flussaue zurückzuhalten. Derartige Polder werden vor allem zum Hochwasserschutz von Großstädten und engen Tälern in oberhalb gelegenen geräumigen Talabschnitten angelegt, beispielsweise am Oberrhein bei Ingelheim am Rhein.

Bei weniger großen Gewässern werden Hochwasserpolder als – außerhalb des Bedarfsfalls leere – Rückhaltebecken ausgeführt, wie im Leinetal zwischen Northeim und Einbeck-Salzderhelden. Hier sperrt ein Staudamm, durch den der Fluss normalerweise durch ein geöffnetes Sieltor an der Basis ungehindert hindurchfließt, die Flussniederung. Bei Hochwasser wird die Flutwelle hier gestaut und der Abfluss auf ein für den Unterlauf verträgliches Maß reguliert.

Weitere Informationen:

Polykultur

Im Gegensatz zur Monokultur ein zeitlich und räumlich gemischter Anbau mit u.a. folgenden Charakteristika:

Polyptychon

Polyptychen nennt man die umfassenden Güterbeschreibungen von Grundherrschaften, die während des Frühmittelalters und besonders im 9. und 10. Jahrhundert angelegt wurden. Das Wort Polyptychon ist griechischer Herkunft und bezeichnet in der Spätantike die Register des Katasters. Wieviel die frühmittelalterlichen Polyptychen von diesen spätrömischen Katasterregistern übernommen haben ist weitgehend ungeklärt. Die Polyptychen der Karolingerzeit enthalten Angaben über die einzelnen Bestandteile einer Grundherrschaft, insbesondere die Zweiteilung der Villikationen in Fronhof und abhängige Hufen und mehr oder weniger umfangreiche Auskünfte über die Hufenbauern, ihren Stand und ihren Besitz, ferner Angaben über Abgaben und Frondienste, zu denen sie verpflichtet sind.

Pomarium

Im mittelalterlichen Garten der Obstgarten

(s. a. Hortus holerorum, Hortus sanitatis, Patio)

Portionsweide

Auch Rationsweide; eine Einzelkoppel wird mit einem Elektrozaun in Tagesportionsflächen unterteilt. Da die Tiere gezwungen sind, das Futter in sehr kurzer Zeit zu fressen (6 - 10 Stunden/Tag), wird eine bessere Ausnutzung erreicht, die Selektionsmöglichkeit ist geringer. Somit ist die Portionsweide eine Form der Umtriebsweide mit schärfster Futterzuteilung nach Zeit und Raum und findet vor allem in der Form der Mähweide ihre Vervollkommnung.

Die Portionsweide ist die intensivste Form der Beweidung. Die Weidereste sind sehr gering, die Futteraufnahme pro Tier sehr hoch. Die Nutzung als Portionsweide ist besonders vorteilhaft bei kleinen Weiden und knapper Weidefläche. Für größere Herden ist diese Form wegen des erhöhten Stresses nicht geeignet. Der Pflegeaufwand ist hoch, ebenso der Nährstoffaufwand. Der Einsatz von „Wirtschaftsdünger“ bietet sich auf diesen Flächen an. Die Portionsweide wird nur für Milchvieh betrieben. Sie setzt hofnahe Flächen voraus, denn sie ist arbeitsintensiv.

(s. a. Standweide, Weide)

postglazialer Biodiversitätswandel (Mitteleuropa)

Die nacheiszeitliche Faunen- und Vegetationsentwicklung ging einher mit dem wachsenden Einfluss des Menschen als Bestandteil und Gestalter seiner Umwelt und damit auch der Biodiversität.

Der entscheidende anthropogene Einfluss setzte ein, als vor ca. 5.000 Jahren der Übergang von der nomadischen Lebensweise zum Leben in mehr oder weniger permanenten Siedlungen begann. Dieser Prozess wurde durch den Übergang vom Sammeln und Jagen zur Landwirtschaft verursacht. Der entsprechende Zeitraum wird als neolithische Revolution bezeichnet. Zu dieser Zeit erfolgte eine gezielte Abholzung der Wälder, nicht nur zur Holzgewinnung, sondern auch zur Urbarmachung von Flächen für die Landwirtschaft. Mitteleuropa und damit auch Deutschland war damals zu über 90 % mit Wäldern bedeckt, lediglich der alpine Bereich und größere stark vernässte oder überschwemmte Flächen (z.B. Hochmoore, Flussauen, Küstenmarschen) waren waldfrei.

Der Hauptteil der angebauten Kulturpflanzen kam weitgehend aus Südeuropa und Kleinasien und stellte eine Bereicherung der lokalen Artenpools dar. Mit den Kulturpflanzen kamen auch viele Begleitpflanzen (z.B. Ackerwildkrautarten) und -tiere mit, die ganz erheblich die Artenvielfalt bereicherten. Zusätzlich passten sich einheimische Arten an die Ackernutzung an. Auch begannen viele Tierarten (Kulturfolger) diese neuen Lebensräume zu nutzen, beispielsweise Rebhuhn, Großtrappe, Feldhase, Kaninchen.

Obwohl große Waldflächen verschwanden, verringerte sich die Artenvielfalt nicht, da die bestehenden Wälder ausreichten, den Fortbestand typischer Waldarten zu sichern.

Generell führte das Aufkommen der Landwirtschaft zu einer Erhöhung der Biodiversität in Mitteleuropa. Dies änderte sich bis in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts nicht entscheidend.

Mit der Entdeckung Amerikas und der Zunahme des Handels und Verkehrs konnten sich in Mitteleuropa immer mehr neue Arten in Mitteleuropa etablieren. Dieser Prozess verstärkte sich mit der industriellen Revolution. Die sich rasch entwickelnde Industrie war nicht nur für die vielen neuen Verkehrswege verantwortlich, sondern führte auch zu einer schnellen Ausweitung städtischer Siedlungen zu Lasten agrarisch genutzter Flächen. Damit verbunden war aber auch die Ausweitung der Gärten und städtischen Parks sowie die Nutzung und Kultivierung zahlreicher neuer Kultur- und Zierpflanzen und von vielen neuen Haustieren. Betrachtet man nur die Flora Deutschlands, so sind heute rund 18 % aller Arten nach 1500 eingewandert (Neophyten).

Mit der weiteren Ausdehnung der Industrie, der Entwicklung industrieller Technologien in der Landwirtschaft und der zunehmenden Urbanisierung veränderte sich die Situation im 20. Jahrhundert ganz entscheidend. Lokal und regional begann ein bis dahin nicht gekannter Artenrückgang. Ganz wesentlich trug hierzu die moderne industrielle Landwirtschaft bei. Dieser Prozess verschärfte sich in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entscheidend. Landwirtschaftliche Nutzflächen wurden immer stärker für die Energieproduktion bzw. zur Herstellung von industriellen Rohstoffen eingesetzt. Damit einhergehend wurden wertvolle Biotope in der Landschaft beseitigt, Lebensräume wurden isoliert und die Stickstoffeinträge stiegen.

Landnutzungswandel, Eutrophierung, Klimawandel, zunehmende Fragmentierung der Landschaft und Isolation von Biotopen und Populationen, Zunahme fremdländischer Arten sind die entscheidenden Faktoren des aktuellen und kommenden Biodiversitätswandels insgesamt, aber vor allem des Biodiversitätsverlustes.

Vom Artenschwund sind am stärksten die Agrarlandschaften betroffen. Die Betrachtung dieser Landschaften ist deshalb von großer Bedeutung, weil sie noch immer mehr als 50 % der Landesfläche Deutschlands ausmachen und gegenwärtig neuen Ansprüchen ausgesetzt sind. Noch im 19. Jahrhundert bildeten reich strukturierte Landschaften, die geprägt waren durch unterschiedliche Landnutzungsformen und einen hohen Anteil an naturnahen Habitaten, die Grundlage für einen hohen Artenreichtum in Mitteleuropa. Im vergangenen Jahrhundert führten jedoch die genannten Einflüsse zu wenig strukturierten und homogenisierten Landschaften mit geringem Artenreichtum. (Mosbrugger et al., 2012)

Prärie

Steppenlandschaft Nordamerikas, die sich von Kanada (ca. 55°N) bis zum Golf von Mexiko (ca. 30°N) erstreckt. Es handelt sich um nahezu ebenes oder sanft geschwungenes Grasland, ursprünglich baumlos oder mit einigen vereinzelten Bäumen, und normalerweise mit fruchtbaren Böden.

Zu unterscheiden sind Langgrasprärie, gemischte Prärie und Kurzgrasprärie, die entsprechend der abnehmenden Niederschläge von Osten nach Westen aufeinander folgen.

Heute bilden die Prärien eine riesige landwirtschaftlich genutzte, teilweise auch verödete und weiter verödende, oft künstlich bewässerte Anbaufläche für Weizen, Mais und andere Produkte. Intensive Beweidung mit Rindern verdrängt die Gräser und fördert die Wüstensträucher.

Viel besser angepasst sind hingegen die Bisons, die jedoch im 19. Jahrhundert durch weiße Siedler und das Militär bis auf wenige Reste systematisch ausgerottet wurden. 1894 lebten in ganz Nordamerika noch rund 800 Exemplare, etwa 200 davon im Yellowstone-Nationalpark als die letzten freilebenden Bisons der Vereinigten Staaten. Ihre Zahl fiel bis zum Tiefststand 1902 auf nur noch 23 Tiere. Von Anfang an spielten die Mitglieder verschiedener Indianerstämme eine vorrangige Rolle beim Schutz der Tiere. Zwischen 1992 und 1996 etablierten sie etwa 15 neue Bisonherden mit einer Vervierfachung des Bestandes auf Indianerreservaten. Dank der intensiven Schutzmaßnahmen gibt es heute im Mittleren Westen der USA wieder rund 350.000 Bisons, insgesamt sogar etwa eine halbe Million Tiere

Präzisionszucht

Präzisionszucht bzw. SMART Breeding oder MAS bezeichnet eine Form der Pflanzenzüchtung oder Tierzucht. SMART steht für engl. Selection with Markers and Advanced Reproductive Technologies (dt. Präzisionszüchtung durch markergestützte Selektion ), MAS für engl. Marker Assisted Selection (dt. markergestützte Selektion). Bei der Auswahl der Elterngenerationen, die miteinander gekreuzt werden, verlassen sich die Forscher nicht mehr nur auf äußere Merkmale. Das Erbgut von Kreuzungspartnern wird bereits im Vorfeld mittels spezifischer, molekularer Sonden analysiert, um danach die passenden Kreuzungspartner auszuwählen.

Die Präzisionszucht basiert auf der gleichen Labortechnik wie zum Beispiel die Grüne Gentechnik, mit einem wichtigen Unterschied: Den Nachkommen werden am Ende keine artfremden Gene in die DNA eingebaut, so entstehen keine transgenen Organismen. Auch Umweltverbände befürworten deshalb diesen Ansatz.

Molekulare Marker als Selektionshilfen werden auch für die Untersuchung der Nachkommenschaft von Kreuzungen erfolgreich eingesetzt. Bisher waren die Züchter auf das Erscheinungsbild (Phänotyp) der ausgewachsenen Pflanzen angewiesen. Die markergestützte Selektion erlaubt den Nachweis auf das Vorhandensein von erwünschten Eigenschaften (einfacher oder auch komplex vererbter Merkmale) auf molekularer Ebene. Daher können bereits junge Keimlinge getestet werden. Dies verkürzt den langjährigen Selektionsprozess und beschleunigt dadurch den Züchtungsprozess. Bei diesen züchterischen Verfahren entstehen keine gentechnisch veränderten Pflanzen.

Zuchtziel sind natürliche Nachkommen zweier Elternlinien mit bestimmten, gewünschten Eigenschaften. Voraussetzung für die Präzisionszucht ist das Wissen von der Funktion der einzelnen Gene und die Möglichkeit, diese durch züchterische Methoden übertragen zu können. Vorteile der Methode ist eine umweltunabhängige, automatisierbare, kostengünstige Analytik, unter effizienter Nutzung des arteigenen Genpools (auch Wildpflanzen).

Weitere Informationen:

Precision Farming

Auch Precision Agriculture oder Präzisionslandwirtschaft; landwirtschaftliche Bestell- und Bearbeitungstechnik, bei der mit Hilfe von GPS und Ackerschlagdateien eine teilflächenspezifische Aussaat sowie bedarfsorientierte Pestizidanwendung und Düngung punktgenau ermöglicht wird.

Präzisionslandwirtschaft gilt als Ursprung der Digitalisierung der Landwirtschaft. Sie beschreibt die ortsdifferenzierte, zielgerichtete und variable Ausbringung von landwirtschaftlichen Betriebsmitteln und Ressourcen wie zum Beispiel Samen, Pflanzen, Dünger, Pestizide oder Wasser auf einem Feld oder Feldabschnitt. Die auszubringende Menge der Betriebsmittel und Ressourcen ist dabei an den spezifischen Bedarf der Teilfeldzone angepasst. Die höchste Präzision wird beim sogenannten „Spot Farming“ erreicht, wo Maßnahmen in kleinsten Räumen bis hin auf die Ebene einzelner Pflanzen individuell angepasst werden können.

Dazu müssen Wachstumsbedingungen und -zustände kleinräumig bzw. pflanzenidividuell erfasst und mit bedarfsgerechten Bewirtschaftungsmaßnahmen reagiert werden. Die mit Hilfe von Sensoren erfassten Informationen über ortsspezifische Bodenbedingungen sowie die direkt von den Pflanzen „geernteten“ Daten sind die Voraussetzung für ein ressourceneffizientes Management im Ackerbau und Obstbau.

Bei Precision Farming handelt es sich nicht nur um die Technologie, sondern auch um das Management der ackerbaulichen Variabilität (zeitlich und räumlich). Das heißt mittels Precision Farming können die Treiber für Veränderungen bestehender Systeme, also die Verbesserung von wirtschaftlichen Erträgen bei gleichzeitiger Reduktion von Umweltbeeinträchtigungen, erfasst werden. Dadurch arbeiten die Technologien an einer Effizienzsteigerung des landwirtschaftlichen Produktionsprozesses.

Das Verfahren trägt den schlaginternen Variationen von Wachstumsbedingungen und Erträgen der Kulturpflanzen Rechnung. Beispielsweise ermittelt der Landwirt mit Hilfe von Bodenproben (Rasterbeprobung) und einem GPS-Empfänger den differenzierten Nährstoffbedarf der unterschiedlichen Pedons (homogene Bodenkörper) eines Ackerschlages, speichert die geocodierten Werte auf einer Chip-Karte und überträgt sie auf dem Hofcomputer in eine digitale Nährstoffkarte. Dies geschieht mit Hilfe einer GIS-Software, die die Meßdaten in Schlagdateien ablegt. Ein GIS führt die notwendigen räumlichen Verknüpfungen und geostatistischen Bewertungen durch. So errechnet es die individuellen Düngermengen, die auf jeder Teilfläche des Schlages ausgebracht werden müssen, um überall die gleiche Nährstoffmenge zu erreichen. Ein ebenfalls mit GPS-Empfänger und EDV ausgestatteter Traktor mit (Mehrkammer-) Düngerstreuer übernimmt den praktischen Teil. Die nötigen Informationen für eine bedarfsgenaue kleinräumige Düngung erhält der Traktor mit seinem Leitrechner vom Hofcomputer und gibt sie an den Düngerstreuer weiter. Bei der Ernte registriert der mit GPS-Technik bestückte Mähdrescher über Durchflussmessgeräte, wieviel Getreide jede Teilfläche des Ackers erbringt. Gleichzeitig kann der Feuchtegehalt des Druschgutes ermittelt werden. Zur Auswertung werden mit den Rohdaten (Bodenart, Nährstoffgehalte, Feuchtigkeit, pH-Wert, Ernteertrag) Äquifertile erstellt, die in der Schlagdatenbank gespeichert und in der Ertragskarte dargestellt werden können. Die gewonnenen Daten dienen als Grundlage für die Düngung im kommenden Jahr.

Ferner können Feldauffälligkeiten aufgezeichnet und in einer Boniturkarte dokumentiert werden, z.B. Unkrautnester (Luftbilder, Sensoren, Feldbegehung), räumliche Häufungen von Schadorganismen und Krankheiten oder Hindernisse wie Brunnen, Felsen oder große Steine. Weitere mögliche Applikationskarten können so den Pflanzenschutz (Spritzplan) oder die Aussaat beinhalten mit Informationen zur differenzierten Durchführung dieser Arbeitsgänge. Das terrestrische Monitoring von Agrarflächen kann mit Fernerkundung durch Drohnen, Flugzeuge, und Satelliten ergänzt werden, deren Bilder ebenfalls in einem GIS räumlich definierbar sind. Beispielsweise helfen Luftaufnahmen zu erkennen, wo Trassen alter Wege oder ehemaliger Feldgrenzen verlaufen, wo Scheunen, Dungstätten, Brunnen oder Bäume standen, die das Ergebnis von Bodenproben extrem verfälschen können.

GPS-Technologie kann zusätzlich zur Überwachung und Steuerung des Maschinenparks von agraren Großbetrieben oder Lohnunternehmen bei Überlandfahrten eingesetzt werden.

Als Grundlage der thematischen Karten (Overlay-Technik) werden digitalisierte Rasterkarten verwendet, und zwar in Deutschland von drei verschiedenen Kartentypen:

Die Karten können zusätzlich mit einem Digitalen Höhenmodell hinterlegt werden.
Mit dem Precision Farming, also dem räumlich gezielten Einsatz von bestimmten pflanzenbaulichen Arbeitsgängen, erwartet man u.a. die folgenden Effekte:

Komponenten des Precision Farmings
Komponenten des Precision Farmings

Quelle: Griepentrog

Eine Weiterentwicklung des Systems zielt zunächst auf eine Ausdehnung der lokalen Ertragsermittlung auf die Ernte weiterer Feldfrüchte (Zuckerrüben und Kartoffeln, Häckselgut wie Silomais, Halmgut wie Heu und Grassilage sowie bedeutende Sonderkulturen wie Baumwolle und Zuckerrohr), um damit die Ertragsverhältnisse ganzer Fruchtfolgen aufzeichnen und analysieren zu können. Weiter entfernt liegt noch der Einsatz von Robotern, die unbemannt und vollautomatisch die Felder bearbeiten. Teilweise wird Precision Farming bereits jetzt eine agrarhistorische Bedeutung vom Range der Einführung von Mechanisierung und Kunstdünger zugeschrieben.

(s. a. lokales Ressourcenmanagement, Digitalisierung der Landwirtschaft)

Weitere Informationen:

Precision Livestock Farming

Bezeichnung für die die elektronische Erfassung, Aufbereitung und Bereitstellen von Daten in der Tierhaltung, die zur Prozesssteuerung der Verbesserung des Managements sowie für den Datenaustausch verwendet werden können. Innovative Technologien sollen auch die Tierbetreuung in Zukunft noch effizienter gestalten, um selbst in wachsenden Tierbeständen ein Einzeltiermonitoring zu ermöglichen.

Neuere Ansätze versuchen über die Prozesskontrolle hinaus Gesundheitsmonitoringsysteme zu entwickeln, die im Prinzip das Tier über sein Verhalten und/oder seine Physiologie als Sensor verwenden. Hier wird teilweise der Übergang zu Smart Livestock Farming vollzogen.

Smart Livestock Farming basiert auf Precision Livestock Farming und hat die Aufgabe, Komplexes einfach zu gestalten. Mit Hilfe sehr informationsintensiver Technologien, wie z.B. Sensorfusion und autonomen, selbstlernenden Netzwerken, zielt Smart Livestock Farming auf kontextsensitive Steuer- und Regelungssysteme, Automatisierung und Robotik, intuitive Interaktion zwischen Mensch und Maschine. Es speist Management bzw. Entscheidungshilfesysteme für die gesamte Prozesskette und deren transparente Dokumentation.

Presskuchen

Auch als Ölkuchen bezeichnetes Koppelprodukt, das bei der Herstellung von Pflanzenöl nach dem Prinzip der Kaltpressung anfällt. Bestandteile des Presskuchens sind die nach der Pressung der Ölsaaten und -früchte verbleibenden Feststoffe (Samen- oder Fruchthüllen) und der nicht ausgepresste Ölanteil. Bei der Olivenölherstellung wird der Presskuchen auch als Trester bezeichnet.

Im Gegensatz zum Presskuchen wird das bei der Heißpressung oder Extraktion erzeugte Koppelprodukt Extraktionsschrot genannt.

Presskuchen ist ein mineralstoffreiches Produkt mit hohem Proteingehalt. Im Unterschied zu Extraktionsschrot hat Presskuchen zudem einen hohen Fettgehalt. Presskuchen eignen sich als Futtermittel in der Nutztierfütterung, mit Ausnahme der Produkte aus der Pressung ungenießbarer Rohstoffe. Zudem werden Presskuchen als organischer Dünger, Brennstoff und Substrat zur Erzeugung von Biogas verwandt. Auch eine technische Nutzung, z. B. zur Proteinextraktion oder zur Herstellung von Verpackungen ist möglich.

Kommt Presskuchen als Tierfutter zum Einsatz, können damit wegen des hohen Proteingehalts Futtermittelimporte, z. B. von Sojaextraktionsschrot, substituiert werden. Dies fördert die regionalen Wirtschaftskreisläufe, da die Kaltpressung von Ölsaaten und -früchten in so genannten dezentralen Ölmühlen stattfindet, die meist in einer landwirtschaftlichen Umgebung angesiedelt sind. In Deutschland ist die Erzeugung von Presskuchen auf der Basis gepresster Rapssaaten von Bedeutung, der so genannte Rapskuchen. Rapssaat ist in Deutschland der wichtigste Ausgangsstoff für die Erzeugung von Öl-/Fettprodukten. Rapskuchen ist ein zunehmend verwendetes protein- und fettreiches Futtermittel für Rinder und Schweine.

(s. a. Expeller, Extraktionsschrot)

Der Prior Informed Consent wird im Deutschen mit der Wortgebung „vorherige informierte Zustimmung“ oder „vorherige informierte Einwilligung“ übersetzt und bezeichnet die auf Kenntnis der Sachlage gegründete vorherige Zustimmung. In der Biodiversitätskonvention(Convention on Biological Diversity, CBD) ist festgelegt, dass der Zugang zu genetischen Ressourcen nur über eine vorherige informierte Zustimmung der Länder erfolgen darf, aus denen die Ressourcen kommen.

Produktion (Agrarsektor)

Die Produktion des Agrarsektors ist nach der Statistikdefinition von EUROSTAT die Summe der Produktion an landwirtschaftlichen Erzeugnissen und den im Rahmen nichtrennbarer nichtlandwirtschaftlicher Nebentätigkeiten produzierten Waren und Dienstleistungen. Die Produktion an landwirtschaftlichen Erzeugnissen umfasst den Gesamtwert der Verkäufe (mit Ausnahme des Handels mit Tieren zwischen landwirtschaftlichen Betrieben), Vorratsveränderungen auf der Erzeugerstufe, den Eigenverbrauch der Betriebe an landwirtschaftlichen Erzeugnissen, die Verarbeitung von landwirtschaftlichen Erzeugnissen durch die Erzeuger (im Rahmen von trennbaren Tätigkeiten) und den Wert des innerbetrieblichen Verbrauchs an pflanzlichen Erzeugnissen, die als Futtermittel verwendet werden.

Produktionsfaktoren

Die Stoffe und Kräfte, welche Gütererzeugung bewirken.

Die wichtigsten Produktionsfaktoren der Landwirtschaft
Die wichtigsten Produktionsfaktoren der Landwirtschaft

Die zur Produktion erforderlichen und an Bedeutung zunehmenden unternehmerischen Fähigkeiten werden entweder dem Faktor "Arbeit" zugerechnet oder als eigenständiger, vierter Produktionsfaktor mit unterschiedlichen Bezeichnungen und Abgrenzungen (volkswirtschaftliche Begriffe wie "Dispositiver Faktor", "Humankapital") gewertet.

Zum Faktor Boden gehört die landwirtschaftliche Nutzfläche und damit vor allem deren natürliche Qualität, die durch Relief, Klima, Bodenart, Bonität u.ä. bestimmt wird. Die Boden- oder Flächenintensität wird in der Regel durch den Mengenertrag je Hektar ausgedrückt. Der Boden nimmt unter den drei Faktoren eine Sonderstellung ein, da er überhaupt erst die Voraussetzung für den Einsatz von Kapital und Arbeit schafft. Der Faktor Arbeit umfasst den körperlichen und geistigen Einsatz des Menschen im Produktionsprozess. Die aufgewendeten Arbeitsstunden je Hektar kennzeichnen den Grad der Arbeitsintensität. Zum Produktionsfaktor Kapital gehören alle baulichen und technischen Betriebsmittel wie Gebäude, Maschinen, Vieh, Dünger, Geld u.a. Durch Kapital wird einmal die Bodenproduktivität verbessert und vor allem die menschliche Arbeit ersetzt. Dies führte in den Industrieländern zu einer hohen Kapitalintensität innerhalb der Landwirtschaft.

Einzelne Klimazonen sind durch unterschiedliche Kombinationen von Produktionsfaktoren gekennzeichnet, z.B. sind in ariden Regionen Arbeitskraft und Kapital teuer, der Boden demgegenüber billig. In gemäßigten Klimaten ist der Boden und die Arbeitskraft teuer, mit der Folge kleiner Betriebe, dem Ersatz von Arbeitskraft durch Kapital und höchster Flächenproduktivität.

Produktionsgemeinschaft

Kooperationsform mit zwei Typen: Bei Betriebszweiggemeinschaften werden die Produktion sowie vor- und nachgelagerte Funktionen landwirtschaftlicher Unternehmen ganz oder teilweise zusammengeführt. Notwendige Investitionen werden gemeinsam getätigt; neben die alten individuellen Einheiten, die (teilweise) fortbestehen, tritt ein neuer selbständiger Gemeinschaftsbetrieb.

Eine Betriebsgemeinschaft/-fusion beinhaltet demgegenüber den Zusammenschluß von Wirtschaftseinheiten unter vollständiger Aufgabe der Selbständigkeit; die ursprünglichen Wirtschaftseinheiten werden dabei aufgelöst.

Produktionsintensität

Höhe von Arbeits- und Sachaufwand plus Zinsanspruch je Hektar.

(s. a. Intensität, Produktivität)

Produktionstechnik

Landwirtschaftliche Produktionstechnik ist der geplante Einsatz von Maßnahmen der Bodenbearbeitung, der Fruchtarten- und Sortenwahl, der Aussaat, der organischen und mineralischen Düngung und des Einsatzes von mechanischen, biologischen und chemischen Pflegemaßnahmen im Acker- und Pflanzenbau mit dem Ziel,

Die Produktionstechnik wird durch den Boden, die Witterung und die Zielsetzungen des Landwirts bestimmt.

Produktionswert

Der Produktionswert (in EG-Veröffentlichungen auch Endproduktion genannt) der Landwirtschaft umfasst alle mit durchschnittlichen Verkaufspreisen bewerteten Verkäufe von landwirtschaftlichen Erzeugnissen an andere Wirtschaftsbereiche und an andere landwirtschaftliche Einheiten, den betrieblichen Eigenverbrauch, die Vorratsveränderungen bei pflanzlichen und tierischen Produkten, die selbsterstellten Anlagen (z.B. zur Viehhaltung) und die auf der landwirtschaftlichen Erzeugerstufe erbrachten Dienstleistungen (u. a. Neuanpflanzungen von Dauerkulturen).

Nach den Bestimmungen des ESVG beinhaltet der Produktionswert auch den innerbetrieblichen Verbrauch von Futtermitteln (Futtergetreide, Silage, Heu) in landwirtschaftlichen Betrieben. Ebenfalls erfasst werden landwirtschaftliche Lohnarbeiten (auch von gewerblichen Lohnunternehmen durchgeführt) sowie nichttrennbare nichtlandwirtschaftliche Nebentätigkeiten (z. B. Ferien auf dem Bauernhof).

Die Warenströme innerhalb der Landwirtschaft (z.B. Futtermittel, Saatgetreide) werden nur dann als Verkäufe im Produktionswert bzw. als Zukäufe in den Vorleistungen berücksichtigt, wenn eine außerlandwirtschaftliche Stufe (z.B. Zwischenhandel, Mischfutterindustrie) eingeschaltet ist. Nicht enthalten sind die Ausgleichszahlungen im Rahmen der EG-Agrarreform. Diese werden in der Landwirtschaftlichen Gesamtrechnung unter den Subventionen verbucht.

In der Forstwirtschaft werden als Produktionswert der Rohholzeinschlag, Nebenprodukte und die Dienstleistungen auf der forstwirtschaftlichen Erzeugerstufe bewertet.

Der Gesamtwert der landwirtschaftlichen Erzeugung in Deutschland ist 2019 gegenüber 2018 deutlich angestiegen - auf 57 Mrd. Euro. 2020 hingegen sank nach vorläufigen Angaben des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) der Produktionswert auf rd. 56,3 Mrd. Euro. Die Folgen der Trockenheit sind unter anderem bei der Getreideerzeugung weiter spürbar. 

Produktivismus

Agrarökonomische Bezeichnung für ein von den 1940er bis in die 1980er Jahre vorherrschendes Agrarregime, das sich durch eine staatlich geförderte, intensive, industrielle und expandierende Landwirtschaft auszeichnet, die vor allem auf Ertragsleistung und Produktionsmaximierung ausgerichtet ist. Daneben ist das produktivistische Agrarregime gekennzeichnet durch umweltbelastende Auswirkungen, vor allem ausgelöst durch immer intensivere Agrartechnologien und eine massive Erhöhung des Dünge-, Pestizid- und Herbizideinsatzes.

Produktivismus im Agrarbereich nimmt vielfach Anleihen am Konzept des Fordismus, der die Grundlage für eine maximal rationalisierte Massenproduktion setzte. Auf der Ebene von Agrarbetrieben äußert sich Produktivismus in den drei strukturellen Dimensionen Intensivierung, Spezialisierung und Konzentration der Landbewirtschaftung.

Unter Intensivierung wird ein hoher Input an kapitalintensiven Produktionsmitteln wie Düngemitteln, Pestiziden und Maschinen verstanden, dem ein entsprechend hoher Output an Flächenerträgen gegenübersteht. Die erhöhten Kapitalinputs substituieren den Einsatz von Arbeitskräften. Das daraus resultierende, häufig hoch mechanisierte und automatisierte Nutzungssystem wird als „high input-high output“-System bezeichnet.

Spezialisierung beschreibt eine Einengung des Produktionsprogramms eines Betriebs, einer Region oder eines Landes auf eines oder wenige Agrarprodukte und die damit verbundenen globalisierten Handelsbeziehungen. Entsprechend hoch spezialisiert sind die für diese Produktionsweise erforderlichen Tätigkeiten.

Konzentration bedeutet die Verteilung der Produktionsfaktoren (Arbeit, Kapital, Boden) auf wenige Einheiten, etwa Betriebe, Gemeinden, Regionen oder Länder. Charakteristisch hierfür ist die Ausnutzung von Größenvorteilen der „economies of scale“ nach dem „Gesetz der Massenproduktion“. Dies kann sich darin äußern, dass die Zahl der Agrarbetriebe abnimmt, deren jeweilige Größe aber ansteigt.

In der Bundesrepublik kam es in den siebziger Jahren zu einer starken räumlichen Konzentration beim Weizen-, Kartoffel-, Milch- und Ölsaatenanbau auf bestimmte Agrargegenden. Eine solchermaßen produktionsorientierte Landwirtschaft ist gekennzeichnet durch strukturarme Agrarlandschaften mit einem geringen Anteil naturnaher Lebensräume. Häufig wird sie für Umweltprobleme verantwortlich gemacht, etwa für Grundwasserbelastungen, Verlust der Artenvielfalt und Unterbrechung von Stoffkreisläufen.

Post-Produktivismus

Seit Anfang der 1990er Jahre hat sich vor allem im angelsächsischen Raum der Begriff einer „post-produktivistischen“ Landwirtschaft im wissenschaftlichen Sprachgebrauch durchgesetzt. Die Theorie des "Post-Produktivismus" vertritt die Meinung, dass sich die Landwirtschaft Großbritanniens und anderer entwickelter Länder von einer „produktivistischen“ Phase (d.h. einer Phase, in der die Produktion von Nahrungsmitteln die wichtigste Rolle spielte) zu einer „post-produktivistischen“ Phase entwickelt hat, in der die Landwirtschaft weitaus mehr Funktionen hat als bloße Nahrungsproduktion (z.B. Landwirtschaft als Landschaftsschutz, Agrarumweltpolitik statt Agrarproduktionspolitik usw.). Ihr Schwerpunkt liege nicht auf der Quantität, sondern auf der Qualität und Nachhaltigkeit der Lebensmittelerzeugung liegt.

Dieser dem Produktivismus gegenläufige Trend ist durch einen geringeren Einsatz kapitalintensiver Produktionsmittel und durch geringere Flächenerträge charakterisiert. In der Regel werden dabei vielfältige Agrarerzeugnisse produziert, die Handelsbeziehungen finden vorwiegend in der Region statt, und die räumliche Verteilung von Produktionsbereichen ist durch relativ geringe räumliche Konzentration gekennzeichnet. Ein weiteres Merkmal ist auch die integrierte Bereitstellung von „commodities“ (materielle Produkte) und „amenities“ (immaterielle Güter wie z.B. eine bestimmte Umweltqualität). Durch einen hohen Anteil naturnaher Habitate ist die Landschaftsstruktur komplex. Diese Form der Landnutzung nimmt häufig besondere Rücksicht auf Belange des Umwelt- und Tierschutzes. Ein Beispiel hierfür sind die Betriebe des ökologischen Landbaus.

Die wachsende Tendenz vieler Betriebe, sich mit dem ländlichen Tourismus ein weiteres Standbein zu erschließen, fällt ebenso in diesen Bereich wie die Honorierung ökologischer Leistungen über staatliche Agrarumweltprogramme, etwa von Landschaftspflegetätigkeiten. Ebenfalls typisch sind die landwirtschaftliche Nischenproduktion, beispielsweise von Feldgemüse, Beerenobst oder Wild, und die regionale Vermarktung von Qualitätsprodukten, zum Beispiel im Ab-Hof-Verkauf oder über Großküchen.

In der Wissenschaft ist allerdings umstritten, ob man überhaupt von einem generellen Übergang von einem produktivistischen Agrarregime zu einem post-produktivistischen Agrarregime sprechen kann. Viele Indikatoren des post-produktivistischen Agrarregime treffen nicht unbedingt auf die gesamteuropäische Situation zu, und manche europäische Agrarregionen sind nach wie vor eher produktivistisch ausgerichet.

Vor diesem Hintergrund wird darauf hingewiesen, dass eine "Territorialisierung" von Agrarregimen in Europa stattfindet. Zum einen findet dies Ausdruck in einem "post-produktivistischen Territorium", das sich vor allem in Höhenlagen oder in Gebieten mit extensiver Landwirtschaft befindet, und das durch hohe Nachhaltigkeit, geringe Anbauintensität und Bestückung, schwache Integrierung in den globalkapitalistischen Markt und horizontal integrierte Agrargemeinden charakterisiert ist. Zum anderen zeichnet sich dies durch ein "produktivistisches Territorium" aus, das sich vor allem in Tieflagen mit guten Böden befindet (z.B. Holland, Pariser Becken, East Anglia in Großbritannien, die deutsche Bördenzone, Teile des Schweizer Mittellandes, Emilia Romagna in Italien usw.), und das durch geringe Nachhaltigkeit, hohe Anbauintensität, starke Verflechtung mit dem globalkapitalistischen Markt und vertikal (des)integrierte Agrargemeinden gekennzeichnet ist.

Im europäischen Rahmen haben post-produktivistische Denk- und Handlungsweisen oft keine radikalen Veränderungen herbeigeführt, sondern eher schrittweise und graduelle Modifikationen produktivistischer Ideologien verursacht, und dies auch nur in manchen europäischen Agrarregionen.

Eine post-produktivistisch-orientierte Region kann sich durchaus neben einer produktivistisch-orientierten Region befinden oder selbst innerhalb einer Region können sowohl produktivistische als auch post-produktivistische Tendenzen aufgefunden werden.

Zumindest einige post-produktivistische Elemente haben seit Mitte der 1980er Jahre Einzug in die offizielle europäische Landnutzungspolitik und -praxis gehalten. Dieser Vorgang erhielt Auftrieb durch verschiedene Krisen, die die Agrarwirtschaft in Europa seit dieser Zeit erlebt hat, etwa die landwirtschaftliche Überproduktion, die Spannungen zwischen der bisherigen Praxis der EU-Agrarförderung und der Liberalisierung des Welthandels sowie die durch Tierseuchen und vielfältige Umweltprobleme ausgelöste Legitimationskrise der Landwirtschaft.

Im Jahr 2011 hatte der Ständige Ausschuss für Agrarforschung der Europäischen Union (SCAR) hat den Zukunftsbericht Sustainable food consumption and production in a resource-constrained world vorgelegt, nach dem es gelte Abschied zu nehmen von dem noch immer dominanten Paradigma des „Produktivismus" und es so schnell wie möglich durch ein Paradigma der „Suffizienz" (des Ausreichenden) zu ersetzen. Die Welternährung werde von einem komplexen Gemisch an „Knappheiten" bedroht, von denen viele einzelne das Potential zur Katastrophe hätten. Schlimmer noch sei die Tatsache, dass die Wissenschaft über das Zusammenwirken und die Rückkoppelungseffekte, mögliche „kritische Wendepunkte" und nichtlineare Systemzusammenbrüche praktisch keine verlässlichen Aussagen treffen könne

Multifunktionalismus

Ein dem Post-Produktivismus eng verwandter, teils synonymer Begriff ist der Multifunktionalismus, dessen Paradigma die Erbringung öffentlicher Güter durch die Landwirtschaft unterstreicht und das Ziel, über den Agrarsektor positive Umwelteffekte zu erzielen (z. B. Sicherung der Artenvielfalt, Offenhaltung der Kulturlandschaft) sowie den ländlichen Raum insgesamt nachhaltig zu entwickeln.

Der Begriff des multifunktionalen Agrarregimes wird auch verwendet, um die Phase zu beschreiben, die theoretisch, zeitlich und geographisch auf die post-produktivistsche Übergangsphase folgt. Multifunktionalität gilt als umfassender, und guter Begriff für rezente Veränderungen in der europäischen Landwirtschaft. Tatsächlich ist ein wichtiger Bestandteil des Konzepts der Multifunktionalität, dass verschiedene Funktionen der Landwirtschaft und Agrarlandschaft - die das gesamte produktivistische/post-produktivistische Spektrum umfassen - gleichzeitig anzutreffen sind.

Der Begriff einer multifunktionalen Landwirtschaft ist allerdings nicht neu, er wird seit den 1980er Jahren von zahlreichen Wissenschaftlern sowie von der EU-Kommission als einer der Schlüsselbegriffe im Zusammenhang mit einer nachhaltigen europäischen Landwirtschaft benützt. Allerdings ist der Begriff neu im Zusammenhang theoretischer Fragestellungen bezüglich post-produktivistischer Denk- und Handlungsweisen.

Während das post-produktivistische Agrarregime von einer missverständlichen zielgerichteten Veränderung ausgeht (d. h. von einem Übergang von einem Agrarregime zu einem anderen), in der alle Akteure (theoretisch) zum Ziel haben, post-produktivistische Denk- und Handlungsweisen anzunehmen, erlaubt der Begriff der multifunktionalen Landwirtschaft ein multidimensionales Zusammenspiel produktivistischer und post-produktivistischer Agrarregime. Der Begriff eines multifunktionalen Agrarregimes umfasst daher besser die Diversität, Nicht-Linearität und räumliche Heterogenität, die zur Zeit in der europäischen Landwirtschaft beobachtet werden können.

(s. a. Multifunktionalität der Landwirtschaft, nachhaltige Landwirtschaft)

Produktivität

Eine Maßgröße für die Ergiebigkeit der in der Produktion eingesetzten Produktionsfaktoren. Sie wird ausgedrückt im Verhältnis zwischen Produktionsertrag (Output) und einem Produktionsfaktor (Input). (Intensität)

Produktivität

Man unterscheidet folgende Produktivitäten:

Die deutsche Landwirtschaft hat es in den letzten Jahren geschafft, ihre Produktivität deutlich zu steigern; allein von 1991 bis 2011 stieg die Arbeitsproduktivität um 123 %. Vor 100 Jahren galt Deutschland noch als Agrarstaat. In der Landwirtschaft arbeiteten rund 38 Prozent aller Erwerbstätigen und erwirtschafteten so einen Anteil von knapp 30 Prozent an der gesamten Bruttowertschöpfung des Staates. Ein Landwirt erzeugte um 1900 mit seiner Arbeit aber nur Nahrungsmittel für etwa vier Menschen.

1950 konnte ein Bauer bereits zehn und nur weitere zehn Jahre später bereits 17 Menschen mit seiner Arbeit "satt machen". In den darauffolgenden Jahren nahm die Produktivität in der Landwirtschaft immer weiter zu. 1980 konnte ein Landwirt bereits so viele Nahrungsmittel produzieren, dass er 47 Personen ernähren konnte. Bis zum Jahr 2000 stieg diese Zahl auf 127. 2018 konnte ein Landwirt rein rechnerisch sogar 140 Personen ernähren.

Die enorme Leistungssteigerung wurde vor allem durch verbesserte Produktionsmethoden wie leistungsstärkere Landmaschinen, effektive Pflanzenschutzmittel und neue Getreidesorten möglich. So wurden innerhalb der vergangenen 100 Jahre Zugtiere durch motorisierte Maschinen ersetzt, Fütterungsprozesse konnten automatisiert und präzisiert werden. Seit einigen Jahren bestimmt darüber hinaus immer mehr die moderne EDV den Technikeinsatz in der Landwirtschaft.

Produktivitäten dürfen nicht mit Kennziffern der Rentabilität (z.B. Ertrag/Aufwand, Leistung/Kosten) verwechselt werden, die die monetäre Effizienz des Faktoreinsatzes, d.h. die Wirtschaftlichkeit charakterisieren sollen.

Protektionismus

Maßnahmenkomplex, mit dem ein Staat inländische Produzenten vor der ausländischen Konkurrenz schützt oder sie begünstigt. Protektionistische Instrumente sind Zölle und mengenmäßige Einfuhrbeschränkungen, außerdem Vorschriften, die ausländische Wettbewerber diskriminieren und behindern oder die Subventionierung der eigenen Produzenten. Mit der Einführung des Gemeinsamen Marktes geht unter Drittländern die Befürchtung einher, daß die Europäische Union als "Festung Europa" den Freihandel zugunsten der eigenen Produzenten beschränken wird. Häufiger Gegenstand des Protektionismusvorwurfs ist die Gemeinsame Agrarpolitik.

(s. a. GATT, WTO)

Pseudogetreide

Pseudogetreide (auch: Pseudocerealien) sind Körnerfrüchte von Pflanzenarten, die nicht zur Familie der Süßgräser (Poaceae = alle echten Getreidearten) gehören, aber ähnlich wie Getreide verwendet werden. Die Samen sind meist reich an Stärke, Eiweiß, Mineralstoffen und Fett. Sie besitzen zwar keine Eigenbackfähigkeit, wie beispielsweise Weizen oder Roggen, werden aber ansonsten ähnlich wie Getreide verwendet.

Pseudogetreide sind in Mitteleuropa auf ertragsstarken Standorten gegenüber den hier üblicherweise angebauten Kulturpflanzen nicht konkurrenzfähig. Sie verfügen über ein niedriges Ertragsniveau und aufgrund großer Ertragsschwankungen über geringe Ertragssicherheit. Darüber hinaus sind einige wärmeliebend (Quinoa, Amaranth); für den Anbau in Deutschland sind bisher keine angepassten Sorten vorhanden (Stand 2012). Alle Pseudocerealien sind glutenfrei und daher als Diätspeisen bei Zöliakie geeignet. Buchweizen, Amaranth und Quinoa lassen sich auch zu Malz verarbeiten.

Die wichtigsten Pseudogetreidearten sind (nach der weltweiten Erntemenge):

Weitere Informationen:

Pseudogley

Der Pseudogley gehört zusammen mit dem Stagnogley zur Klasse der Stauwasserböden (bzw. Stagnosole). Im Gegensatz zu dem vom Grundwasser beeinflussten Gley handelt es sich beim Pseudogley um einen durch Staunässe (S) geprägten Boden mit einem jahreszeitlich bedingten Wechsel von Vernässung und Austrocknung. Typische Pseudogleye weisen unter dem Ah- einen gebleichten durchlässigen Sw-Horizont auf, auf den ein dichter Sd-Horizont folgt.

Eigenschaften

Im Pseudogley kann Niederschlagswasser wegen eines verdichteten Untergrundes (Sd-Horizont, d von dicht) nicht oder nur unvollständig versickern. So staut sich im darüber befindlichen Wasser leitenden Bodenbereich, dem Sw-Horizont (w von Wasser leitend) das Niederschlagswasser.

Das Stauwasser führt im Oberboden zur Reduktion und Bleichung. Während der trockenen Jahreszeit verschwindet die Staunässe und die gelösten Fe- und Mn-Verbindungen fallen als Flecken oder Konkretionen aus. Entlang von Trockenrissen kann Luft tief in den Unterboden vordringen. Die so möglichen Oxidationen führen zu streifenförmigen Bleichungen, die insgesamt ein geflecktes, marmoriertes Profil ergeben.

Pseudogleye bilden sich über verschiedenste Ausgangsgesteine aus anderen Bodentypen, besonders häufig aus Parabraunerden, die durch fortgesetzte Toneinwaschung im Unterboden zur Staunässe übergehen.

Eine Besonderheit des Alpenraums und anderer Hochgebirge sind Alpine Weidepseudogleye und Alpine Pseudogleye. Durch die Trittbelastung im Bereich von Viehgangeln (Viehtreppen) wird der Boden bei feuchter Witterung durch das Weidevieh zerknetet, also völlig homogenisiert, gewissermaßen in einen strukturlosen Brei verwandelt, sodass die Trittspur als Wasserstauer fungiert. Daher kommt es zu einer Nassbleichung im Oberboden (Reduzierung und Lösung der Eisenoxide des Bodens) mit Rostbelägen in Luft führenden Wurmgängen und Wurzelkanälen.

Pseudogley in Schwabach

Pseudogley in Schwabach (By)

Der Pseudogley in Schwabach hat sich aus 230 Mio. Jahre alten Flussablagerungen durch Verwitterung gebildet. Bei starken Regenfällen transportierten die Flüsse damals riesige Mengen Sand; in ruhigeren Zeiten sanken auch die feinsten Schwebstoffe als Ton oder Schlick zu Boden. So entstand im Laufe der Zeit eine Wechselfolge von Sand und wasserundurchlässigen Tonlagen. Für die Bodenbildung ist das Material – Sand, Lehm, Ton – wichtig. Das Alter des Materials spielt keine Rolle.

Pseudogleye sind oft wie eine Torte geschichtet. Dabei sind einzelne Schichten so dicht, dass das Regenwasser nicht durchdringt und sich darüber staut. Die Pflanzenwurzeln stehen dann im Nass. Umgekehrt können die Schichten bei Trockenheit das Wasser nicht lange speichern, der Boden bekommt schnell Risse, die Wurzeln fallen trocken. Dieser extreme Feuchtewechsel führt zur Umverteilung von Eisen und Mangan und ist für viele Pflanzen sehr ungünstig. Es entsteht eine typische Marmorierung.

Quelle: LfU Bayern

Verbreitung

Pseudogleye sind weit (häufig aber kleinflächig) verbreitete Böden humider Klimate und treten sowohl in den kalt- und gemäßigt-humiden Klimagebieten als auch in den wechselfeuchten Tropen und Subtropen auf.

In Deutschland findet man sie einmal in Löss- und Geschiebemergellandschaften mit Jahresniederschlägen über 700 mm, wobei sie bevorzugt die ebenen Lagen einnehmen, neben Parabraunerden an Hängen und Gleyen in Senken. In trockeneren Gebieten haben sie sich nur auf bzw. über älteren pleistozänen, stärker verlehmten und verdichteten Sedimenten entwickelt, außerdem auf Ton. In den Mittelgebirgen nehmen sie nur die tieferen Lagen ein und werden in höheren, feuchteren Positionen durch Stagnogleye vertreten.

Stauwasserboden (Pseudogley) - Vorkommen in Deutschland

Stauwasserboden (Pseudogley) - Vorkommen in Deutschland

Nach der deutschen Bodenklassifikation bezeichnet man die meisten Stauwasserböden als Pseudogleye, solche mit lang anhaltender Vernässung auch als Stagnogleye. Etwa 10 Prozent der Böden in Deutschland - das entspricht etwa der Fläche der Niederlande - sind Stauwasserböden. 

Stauwasserböden sind einzigartige Naturkörper und oft Standorte von Waldgesellschaften, die Wechselfeuchte bevorzugen, z.B. der Stieleichen-Hainbuchenwald.

Quelle: © BGR Hannover

Nutzung

Grünlandwirtschaft ist weit verbreitet, auch sind Pseudogleye gute Waldstandorte. Allerdings wurzeln z. B. Fichten bei länger andauernder Staunässe im Unterboden recht flach. Bei Sturm bietet der aufgeweichte Boden schlechten Halt. Daher sind diese Standorte zumeist stärker durch Windwurf gefährdet.

Ackernutzung ist wegen anhaltender Frühjahrsvernässung, die O2-Mangel hervorruft und frühe Bearbeitung nicht zulässt, oft erschwert.

Durch Meliorationsmaßnahmen (Drainage, Kalkung und Humuszufuhr) lässt sich die Qualität dieser Böden deutlich verbessern. Allerdings schafft Röhren- oder Grabendränung wegen starker Bindung des Wassers im Boden oft keine Abhilfe und ist im Grunde auch nicht erwünscht, weil das abgeführte Wasser in sommerlichen Trockenperioden fehlt. Empfehlenswerter ist eine Tiefenbearbeitung (Lockern oder Pflügen), weil hierbei luftführende Grobporen nicht auf Kosten des Wassers geschaffen werden. Schwierigkeiten bereitet hier allerdings das Bewahren der lockeren Lagerung, die oft durch Sackung innerhalb weniger Jahre wieder verloren geht. Die Melioration sollte daher durch den Anbau von Tiefwurzlern und bei sauren, nährstoffarmen Pseudogleyen durch Tiefenkalkung ergänzt werden, um eine erneute Verdichtung zu mindern.

Weitere Informationen:

Pufferung

Fähigkeit des Bodens, Stoffe zu binden und wieder abzugeben. Säuren und Basen werden ausgeglichen (neutralisiert) und führen nicht zu schnellen Änderungen des pH-Wertes.

Pufferzone

Fläche, die Areale mit besonderer Schutzwürdigkeit bzw. Schutzbedürftigkeit vor einer Gefährdung durch umgebende Nutzungen und den davon ausgehenden Belastungen schützen soll. Pufferzonen unterliegen meist bestimmten Nutzungsbeschränkungen.