Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Sonnenblume

Landwirtschaftliche Nutzpflanze zur Ölgewinnung (Ölfrüchte). Sonnenblumenschrot wird auch als Viehfutter verwendet. Die Anbaufläche betrug 2020 in Deutschland 28.000 ha (entspricht ca. 0,2 % der Ackerfläche).

Herkunft

Die wilde Sonnenblume war ursprünglich von Nord- bis Mittelamerika verbreitet. Archäologische Ergebnisse zeigen, dass die Sonnenblume etwa 2500 v. Chr. in der Region des Mississippi und auch in Mexiko-Stadt angebaut wurde. Die fettreichen Samen dienten der Ernährung. Samen der Sonnenblume wurden 1552 von spanischen Seefahrern aus Amerika nach Europa gebracht, wo sie zunächst als Zierpflanze angebaut wurde. Im 17. Jahrhundert verwendete man die Kerne in Backwaren. Erst seit dem 19. Jahrhundert wird sie auch als Ölfrucht genutzt.

Merkmale

Die Sonnenblume ist eine Pflanzenart aus der Gattung der Sonnenblumen (Helianthus) in der Familie der Korbblütler (Asteraceae).

Die Größe dieser einjährigen, krautigen Pflanze variiert sehr stark, sie erreicht bis zu 5 m Höhe. Sie bildet keine Knollen. Der Stängel ist rau behaart. Der mächtige Blütenstand besitzt 1.000–2.000 Einzelblüten. Die nickenden Blütenkörbe weisen einen Durchmesser von 10 bis 40 Zentimetern auf. Sie setzen sich aus Zungen- und Röhrenblüten zusammen. Die intensiv gelben Zungenblüten am Rande sind steril, während die inneren blassgelben Röhrenblüten die Samen liefern. Sonnenblumen sind überwiegend Fremdbefruchter, Insektenflug ist daher wichtig. Interessant ist, dass sich die Blütenknospen und Blätter der Sonnenblume dem Tageslauf der Sonne anpassen, sie drehen sich der Sonne entgegen (Heliotropismus). So nimmt die Sonnenblume mehr Sonnenlicht auf und steigert ihre Photosyntheseleistung um 10 %. Der Samen der Sonnenblume ist eine Achäne, eine besondere Form der Nuss. Die Farbe der Sonnenblume kann stark variieren. Bei landwirtschaftlich genutzten Sonnenblumen liegt der Ölgehalt der Frucht zwischen 48 und 52 %, der Gehalt an Rohprotein bei 19 %.

Die Sonnenblumen lassen sich in vier Typen unterteilen:
Der Öltyp weist besonders viele Röhrchenblüten auf. Die Sonnenblumenkerne besitzen einen sehr geringen Schalenanteil. Für einen Liter Öl werden die Kerne von rund 60 Sonnenblumen benötigt.
Der Futtertyp bildet besonders viel Blattsubstanz aus und findet Verwendung als Futterpflanze sowie zur Gründüngung.
Der Ziertyp wächst in Gärten und besitzt oft mehrere Blüten pro Pflanze.
Der Speisetyp zeichnet sich durch große und locker sitzende Kerne aus.

Zu erwähnen sind auch neue transgene Sorten, die gegen einige Krankheiten immun sind.

Anbau

Voraussetzung zum erfolgreichen Anbau zu Nutzzwecken ist ein tiefgründiger, humus- und nährstoffreicher Boden (insbesondere Kalium und Bor, Stickstoffdüngung ca. 100 kg N/ha) mit ausreichender Wasserversorgung (Wasserbedarf 400 bis 500 ml) und einer Wärmesumme während der Vegetationszeit der Sonnenblume von April bis September von mindestens 14 °C (bezogen auf eine Bezugstemperatur von 6 °C, wenigstens jedoch 5 °C). Die Aussaat erfolgt bei 7 bis 8 °C Bodentemperatur Anfang April mit einem Reihenabstand von 75 cm und einem Abstand in der Reihe von 45 cm.

Allerdings reagieren die Pflanzen von Beginn der Knospenbildung bis zum Abschluss der Blüte sehr empfindlich auf Wassermangel. Fehlt in dieser Phase Wasser, ist mit deutlichen Ertragsrückgängen zu rechnen.

Wichtig sind zudem trockene Bedingungen während der Ausreife, die in der Regel im September erfolgt. Stärkere Niederschläge in dieser Phase begünstigen Infektionen durch Pilze oder Bakterien und können zum unerwünschten Abknicken von Körben und Stängeln führen.

Bei einer Saatdichte von 6 bis 7 Pflanzen/Quadratmeter wachsen pro Hektar 60.000 bis 70.000 Sonnenblumen. Der Erntezeitpunkt ist meist Anfang September erreicht. Die Ernte erfolgt mit auf die speziellen Anforderungen des Sonnenblumendrusches umgerüsteten Mähdreschern.

Sonnenblumen sind gut geeignet zur Auflockerung der Fruchtfolge und verfügen über einen hohen Vorfruchtwert, der etwa dem von Hackfrüchten entspricht.

Nutzung

Ab dem 17. Jahrhundert verwendete man die Kerne für Backwaren oder geröstet als Ersatz für Kaffee und Trinkschokolade. In Russland und auf dem Balkan werden geröstete Sonnenblumenkerne als sogenannte „Semetschki“ gegessen. Ein ähnliches Produkt, die „pipas de girasol“, ist in Spanien sehr beliebt und in der Türkei ist das Produkt unter dem Namen „Çekirdek“ bekannt. Die gerösteten Sonnenblumenkerne sind abgepackt in Tüten zu kaufen und werden unterwegs zerbissen und gegessen, die Schalen werden ausgespuckt.

Sonnenblumenkerne werden auch zur Keimung verwendet und entfalten dabei umso mehr ihre Inhaltsstoffe. Daneben spielt die Verwendung als Vogelfutter eine große Rolle. Hauptanbauländer waren 2017 die Ukraine, Russland und Argentinien.

Vielfach werden Sonnenblumenkerne in gerösteter, geschälter Form in Back- und Süßwaren verarbeitet und sind Bestandteil vieler Müslimischungen.

Die wichtigste Verwendungsform der Sonnenblumenkerne liegt in der Herstellung von Sonnenblumenöl. Sonnenblumenöl eignet sich hervorragend für Salate und findet ausgiebige Verwendung beim Backen, Kochen und Dünsten. Aufgrund des hohen Anteils an essenzieller Linolsäure ist das Öl für die menschliche Ernährung sehr wertvoll.

Sonnenblumenschrot das bei der Ölgewinnung in Ölmühlen anfällt wird  als Viehfutter verwendet.

Für technische Zwecke ist hingegen ein hoher Ölsäuregehalt wichtig. So genannte Hoch-Ölsäure-Sonnenblumen enthalten 80-90 % Ölsäure, während die übrigen Sorten nur 25 % aufweisen. Technische Ölsäure ist in der chemischen Industrie ein wichtiges Ausgangsprodukt für zahlreiche Erzeugnisse.

Wirtschaftliche Bedeutung

Weltweit wurden 2018 Sonnenblumen auf 26,7 Mio. ha angebaut. Die Sonnenblume ist damit die Ölpflanze, die weltweit die drittgrößte Anbaufläche einnimmt, nach Sojabohnen (124,9 Mio. ha) und Raps (37,6 Mio. ha) und vor Ölpalmen und Olivenbäumen. In Deutschland betrug die Anbaufläche 28.100 ha im Jahr 2020. Gleichwohl bleibt die Sonnenblume damit eine Seltenheit unter den Kulturpflanzen und ist ähnlich häufig vertreten wie Süßlupine (21.900 ha Anbaufläche) oder Sojabohne (32.900 ha).

Laut der FAO wurden im Jahr 2018 weltweit 51.954.779 Tonnen Sonnenblumenkerne geerntet. Die zehn größten Produzenten brachten 84,7 % der Welternte ein.

Die weltgrößten Produzenten waren 2018 die Ukraine (14.165.170 t), Russland (12.755.725 t), Argentinien (3.537.545 t), Deutschlna lag auf Position 37 mit 31.000 t.

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