Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Pestizide

Aus dem englischen Sprachgebrauch übernommene Bezeichnung für industriell gefertigte, nicht in der Natur vorkommende organische Verbindungen, die gegen schädliche oder unerwünschte Mikroorganismen, Pflanzen, Pflanzenteile oder Tiere angewendet werden und die das Keimen bzw. Wachstum von Pflanzen oder Pflanzenteilen regeln oder Pflanzen pflegen (ausgenommen Düngemittel). Damit umfasst der Begriff alle Pflanzenschutz- und Schädlingsbekämpfungsmittel sowie Wachstumsregler, einschließlich der Zusatzstoffe.

Vereinzelt wurde der Begriff auf Stoffe übertragen, die von Pflanzen erzeugt werden (z. B. Solanin als Fraßschutz).

Der Begriff „Pestizide“ wird häufig als Synonym für Pflanzenschutzmittel verwendet. Der Oberbegriff Pestizide umfasst jedoch auch Produkte wie Biozide, die nicht zur direkten Anwendung an Pflanzen, sondern zur Bekämpfung von Schädlingen und Krankheitsüberträgern wie Insekten, Ratten und Mäusen bestimmt sind. Die EU-Richtlinie 2009/128/EG enthält eine Begriffsbestimmung für „Pestizid“, nach der sowohl Pflanzenschutzmittel im Sinne der Verordnung (EG) Nr. 1107/2009 als auch Biozid-Produkte im Sinne der Richtlinie 98/8/EG über das Inverkehrbringen von Biozid-Produkten darunter fallen.

12 kurze Lektionen über Pestizide in der Landwirtschaft
12 kurze Lektionen über Pestizide in der Landwirtschaft

Quelle: Heinrich-Böll-Stiftung 2022

Wenn in der öffentlichen Diskussion von „Pestizid-Rückständen“ die Rede ist, liegt der Schwerpunkt meist auf der Belastung von Lebensmitteln mit Pflanzenschutzmittel-Rückständen.

In den Gesetzestexten der deutschsprachigen Staaten und den deutschen Fassungen der einschlägigen EU-Bestimmungen wird der Begriff „Pestizid“ nur selten verwendet. Die Genehmigung von Wirkstoffen und deren Höchstmengen bei den Zulassungen von Pflanzenschutzmitteln und Bioziden sind in separaten Vorschriften geregelt. Ein bestimmter Wirkstoff kann sowohl in verschiedenen Pflanzenschutzmitteln als auch Bioziden vorhanden sein. Durch unterschiedliche Ausbringungsmethoden und auch Aufwandmengen kann sich die Wirkung auf die Umwelt oder eine mögliche Gefährdung des Menschen unterscheiden.

Pestizid-Gruppen nach ihrer spezifischen Wirkung
auf bestimmte Zielorganismen
Bezeichnung Zielorganismen
Akarizide Milben
Algizide Algen
Aphizide Blattläuse
Arborizide Gehölze
Avizide Vögel
Bakterizide pflanzenparasitäre Bakterien
Beizmittel Krankheitserreger auf Saatgut
Entlaubungsmittel evident
Fungizide pflanzenparasitäre Pilze
Graminizide Gräser
Herbizide allg. unerwünschte Pflanzen
Insektizide Insekten
Molluskizide Schnecken
Nematizide Nematoden (Fadenwürmer)
Rodentizide Nagetiere
Virizide pflanzenparasitäre Viren

Zur Beurteilung des Pestizid-Einsatzes:

Inlandsabsatz von Pflanzenschutzmitteln (Zubereitungen) 2015
Inlandsabsatz von Pflanzenschutzmitteln (Zubereitungen) 2015

Quelle: BVL

In Deutschland befasst sich das BfR mit der gesundheitlichen Risikobewertung von Pflanzenschutzmitteln und Biozid-Produkten, die nach der Strukturanpassung unter dem Oberbegriff Pestizide zusammengefasst werden, entsprechend den Vorgaben der Richtlinie (EG) Nr. 2009/128/EG über einen Aktionsrahmen der Gemeinschaft für die nachhaltige Verwendung von Pestiziden.

(s. a. Pflanzenschutz, Pflanzenschutzmittel, Umweltwirkungen)

Weitere Informationen:

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