Lexikon des Agrarraums

Kurt G. Baldenhofer

Zuckerrohrplantage in Australien

Torf

Eine unter Luftabschluss gebildete Humusform aus überwiegend pflanzlichen Substanzen, in der nur eine geringe Tieraktivität auftritt. Torf ist faserig bis bröckelig, enthält noch freie Cellulose und im frischen Zustand 75 - 90 % Wasser.

Nach DIN 11540 versteht man unter Torf ein „Moorsubstrat mit mehr als 30 % organischer Substanz in der Trockenmasse, das aus abgestorbenen Pflanzenteilen durch Vertorfung entstanden ist“. Torf stellt die erste Stufe der Inkohlung dar, bei der infolge von Wasserüberschuss und Sauerstoffmangel Pflanzenreste nicht vollständig zersetzt werden, sondern durch parallel ablaufende Vorgänge der Mineralisierung und Humifizierung vertorfen. Torf entsteht insbesondere in Mooren im Verlaufe mehrerer Jahrtausende (Faustregel: 1 m Schichtdicke in 1.000 Jahren). Alle in Deutschland erhaltenen Moore wurden nacheiszeitlich, mit Beginn vor etwa 12.000 Jahren, gebildet.

Torfarten

Nach der Entstehung und den daraus resultierenden Eigenschaften unterscheidet man zwischen Niedermoortorf und Hochmoortorf sowie Übergangsmoortorf, der zwischen den beiden Haupttypen steht.

Das Alter des Torfs und damit der Zersetzungsgrad der organischen Substanz nimmt in Hochmooren von oben nach unten zu, daher liegt eine Schicht aus hellem, schwach zersetztem Weißtorf über einer Schicht aus dunklerem, stärker zersetztem Schwarztorf. Bedeutung für Kultursubstarte hat wegen seiner vorteilhaften und homogenen Eigenschaften fast nur Hochmoortorf.

Entsprechend dem Grad der Verdichtung ergibt sich ein unterschiedlicher Heizwert. Die Variation reicht vom Weißtorf über den Brauntorf bis zum Schwarztorf. Der helle Weißtorf lässt die Struktur der Pflanzen noch deutlich erkennen, bei weiterer Zersetzung entsteht ein homogener, wenigstens bei Betrachtung mit bloßem Auge strukturloser Körper, Brauntorf oder Bunttorf genannt. Die älteste Torfschicht ist der Schwarztorf. Die unteren Schichten eines Torflagers sind dabei (weil älter, größerem Druck ausgesetzt und während der Entstehung auch durchlüftet) in der Zersetzung weiter fortgeschritten als die oberen.

Weitere je nach dem Grad der Zersetzung verwendete Begriffe sind: Rasen-, Faser- und Pechtorf. Rasentorf ist die jüngste Bildung und besteht aus wenig veränderten, noch gut erkennbaren Pflanzenresten. Er ist gelbbraun und locker. Fasertorf besteht aus brauner, bereits strukturlos gewordener Masse und ist mit Fasern schwer zersetzbaren Pflanzenmaterials durchzogen. Pechtorf ist dunkler und kompakter als Fasertorf. Er ist der älteste, schwerste Torf und zeigt kaum noch erkennbare Pflanzenreste.

Weißtorf wird als Düngetorf zur Auflockerung von Blumenerde verwendet. Die Bezeichnung ist irreführend, da der Gehalt an düngenden Mineralien keine hinreichend breite Zusammensetzung zur ausgewogenen Anreicherung von Mangelböden bietet. Die ökonomische Bedeutung ist zugunsten der ökologischen Neubewertung nasser Moorflächen erheblich verändert.

Herkunft des im deutschen Handel erhältlichen Torfs

Deutscher Torf stammt überwiegend aus Niedersachsen und wird auf zuvor landwirtschaftlich genutzten Flächen gewonnen, deren Entwässerung bereits vor Jahrzehnten durchgeführt wurde. Damals war es das Ziel, die als Ödland eingestuften Moorflächen zu kultivieren, um sie land- und forstwirtschaftlich zu nutzen und das Auskommen der ansässigen Bevölkerung zu sichern. Von den einst großen Hochmoorflächen sind nur noch weniger als zehn Prozent in naturnahem Zustand erhalten. Sie gelten heute als wertvolle Feuchtflächen mit einer hochspezialisierten Tier- und Pflanzengesellschaft und werden als besonders erhaltens- und schützenswert angesehen. Auf diesen Flächen sind seit vielen Jahren keine Eingriffe mehr erlaubt.

Seit den 1990er Jahren werden große Mengen an jungem, wenig zersetztem Hochmoortorf aus den baltischen Staaten, insbesondere aus Lettland, importiert. Weitere Herkunftsländer, aus denen Torf in deutlich geringeren Mengen als aus dem Baltikum importiert wird, sind Irland, Finnland und Russland, gefolgt von Polen, Schweden und Weißrussland.

Obwohl in Deutschland seit Beginn der 1980er Jahre kein Abbau von Torf in naturbelassenen Mooren mehr stattfindet und der überwiegende Teil der trockengelegten Flächen landwirtschaftlich genutzt wird, ist durch das gestiegene Bewusstsein über die Folgen des Klimawandels und durch neue Erkenntnisse über die Wichtigkeit von Mooren als Kohlendioxidspeicher die Verwendung von Torf in Kultursubstraten verstärkt in die Kritik geraten.

Verwendung

Torf wurde und wird im Land- und Gartenbau verwendet, ferner zu Heizzwecken (als Torfbriketts) und durch Verschwelung als Gas, Teer und Koks. Diese Nutzungen (durch Stechen und maschinelles Gewinnen) haben zu einem starken Abbau und Rückgang der Torflagen und zu einer Zerstörung der Moorbiotope geführt.

(s. a. Rindensubstrate, Torf-Kultur-Substrate)

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